Opak. Matthias Falke
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Название: Opak

Автор: Matthias Falke

Издательство: Автор

Жанр: Научная фантастика

Серия:

isbn: 9783957770486

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СКАЧАТЬ trudelt.« Carlssen hatte unwillkürlich den Arm um Theresa gelegt, die schmächtig neben ihm stand.

      »Es ist nicht materiell.« Der Chefprogrammierer schnäuzte sich umständlich die Nase. »Wenn es auch nur ein einziges Stickstoffatom enthalten würde, hätten wir es längst analysiert.«

      »Und wegen dieses Geblubbers kurven wir seit drei Monaten in der Finsternis herum!« Gus wischte eine Bewegung Groenewolds mit griesgrämigen Ellenbogen weg.

      »Können wir nicht irgendetwas auf der anderen Seite in Stellung bringen? Eine Plane oder verspiegelte Folie oder so was? Dann würde es sich deutlicher abheben.« Theresa sah aus, als wäre sie schon damals am liebsten gleich ausgestiegen und an dem Ding herumgeklettert.

      »Sein Wesen ist Undeutlichkeit und buchstäblich Un-Fassbarkeit.« Silesio war immer noch bewegt und steigerte sich in eine geradezu religiöse Ergriffenheit hinein. »Man kann es nicht auf Begriffe bringen.«

      »Aber wir sind hier, um es zu erforschen.« Es war das erste Mal, dass der Commander seinem Chefideologen so klirrend widersprach. Er ignorierte den achtungsvollen Seitenblick, den Gus ihm über Evchen hinweg zuwarf, und ordnete die anschließenden Maßnahmen an.

      In den folgenden Tagen wurden unzählige Prozeduren und Routinen vorgenommen. Das Opak wurde mit energiearmen Rubinlasern abgetastet und mit Funksignalen bestrichen. In pausenlosem Schichtbetrieb wurde das gesamte zur Verfügung stehende Repertoire der Dorset, immerhin einem speziell für derartige Erkundungen ausgerüsteten Explorer, zum Einsatz gebracht. Ein Schwarm kleiner Sonden wurde freigesetzt, die das Objekt umkreisten und mit hochsensiblen Instrumenten auf Schwerefelder oder Wechselwirkungen untersuchten. Drohnen brachten Spiegel auf der anderen Seite in Position, sodass die Batterie der Backbordscanner das Phänomen gegen einen fixen Hintergrund ins Kreuzfeuer nehmen konnte. Der mehrere hundert Meter lange Greifarm unseres Schiffes wurde mit dem feinsten Detektorenkopf versehen und ausgefahren. Zuerst schien es, als weiche das Opak zurück, was immerhin eine erkennbare Handlung oder Reaktion bedeutet hätte. Aber dann stellte sich heraus, dass es eine kontingente Fluktuation gewesen war, denn später dehnte es sich wieder aus und umschloss den Messgreifer, der fünfzig Meter tief in den Bereich des sacht pulsenden Objektes eingedrungen war, ohne Ergebnisse zu liefern, die sich auch nur um Nuancen von der Durchleuchtung des normalen interplanetarischen Vakuums unterschieden hätten.

      Eine ratlose Stumpfheit griff in der Crew um sich, die umso schlimmer war, als sich die ursprüngliche Skepsis gelegt zu haben schien und auch kurzfristig einem aufatmenden Aktionismus gewichen war, nachdem sie das rätselhafte Ding sogar mit eigenen Augen gesehen hatten. Als die unleugbaren Experimente nichts anderes herausbrachten, als dass da nichts, das nackte unerforschliche Nichts, neben uns herschwebte, fiel die Euphorie in Depression zusammen. Unnötig zu sagen, dass Gus für den sofortigen Abbruch der Expedition plädierte und dass auch Groenewold, zusätzlich frustriert, weil der Bordingenieur zu der Gewohnheit übergegangen war, sich in den dienstfreien Zeiten in seiner Kabine einzuschließen, nur noch widerwillig zu den Schichten erschien und sämtliche Manöver unter wortlosem Protest ausführte.

      Silesio füllte hunderte von Terabytes in seine privaten Dateien mit scholastischen Reflexionen über das Wesen des Un-Dings und die Phänomenologie des Nichtphänomens, zeigte für den wissenschaftlichen Fortgang der Mission aber immer weniger Interesse. Irgendwo in seinem weißhaarigen Hinterkopf schien er seinen Frieden mit dem unerklärlichen Objekt gemacht zu haben, und sei es auch nur dadurch, dass er ihm die Unerklärbarkeit als nicht weiter hinterfragbare Wesenheit definitorisch unterschob.

      Commander Carlssen verbiss sich in kommentarlose Pflichterfüllung, die den Gedanken an ein Scheitern der Exploration gar nicht erst aufkommen ließ und sich jegliche Spekulationen versagte, solange das Instrumentarium der Dorset noch nicht bis zum letzten Fernaufklärer ausgeschöpft war. Und selbst Theresa hatte ihre alerte Unbekümmertheit eingebüßt. Die zerstreute Beflissenheit, in der sie allen dienstlichen Anforderungen nachkam, ließ einen Untergrund von Haltlosigkeit und tief sitzender Irritation erkennen. Sie vermied alle privaten Kontakte und Gespräche und entzog sich selbst dem Commander, der seinerseits keine Sehnsucht nach ihrer Gegenwart bekundete; oft sah man sie allein, mit angezogenen Beinen auf einem der Schwenksessel der Messe hocken und über eng umschlungene Knie hinweg das ungreifbare Mysterium anbrüten, das jenseits der Panoramafenster unbeeindruckt seine Bahn entlangschwieg.

      Am vierten Tag nach dem Andocken, wie das Längsseitsgehen im Jargon der Crew genannt wurde, berief Commander Carlssen die Mannschaft zu einer Konferenz in die Messe. Der sofortige Heimflug, wie er von Groenewold und Gus ungefragt vorgeschlagen wurde, stand von vornherein nicht zur Diskussion, zumal die für Öffentlichkeitsarbeit zuständigen Stellen auf Luna III sich allmählich nicht mehr mit präzise formulierten Vagheiten und spektakulären Bildern von davonfauchenden Robotdrohnen abspeisen ließen, die inhaltlich genauso wenig besagten. Dennoch war das wissenschaftliche Repertoire des Explorers weitgehend ausgeschöpft, ohne dass auch nur ein einzelnes Byte verwendbarer Information hätte gewonnen werden können. Das Opak modifizierte zum Beispiel das sichtbare Licht der Hintergrundsterne, das hatten sie selbst mit bloßen Augen gesehen; aber es war bei aller Spitzfindigkeit der instrumentellen Anordnungen nicht herauszubekommen gewesen, wie oder wodurch die Lichtstrahlen beeinflusst wurden, geschweige denn wovon. Die einzige Halbherzigkeit, die der Commander seiner Crew vorschlagen konnte, war daher, abzuwarten und die laufenden Observationen über längere Zeiträume zu verfolgen, um vielleicht doch noch den Ansatz einer Antwort zu erhaschen. Gus verkündete, sich umgehend aufs Schlafdeck zu verfügen, wenn diese Drohung wahr gemacht werden sollte. Groenewold begann, schüchtern vor sich hin zu schniefen. Silesio erhob sich mit der Würde eines Nestors und erklärte weitschweifig, er könne noch Monate damit verbringen, einer philosophischen Theorie des Opak nachzusinnen, wie er überhaupt zu der Auffassung gelangt sei, eine meditativ-kontemplative Herangehensweise sei dem Phänomen angemessener als eine positivistische. Freilich gab er zu, dass er nur aus persönlicher Langmut heraus argumentieren könne, womit organisatorisch wenig anzufangen war. Schweigen kondensierte unter dem bläulichen Halogenlicht.

      »Ich gehe raus.« Theresa setzte ihr lapidarstes Gesicht auf und zog die Handschuhe an.

      »Ich würde es dir verbieten, wenn ich damit rechnen würde, dass irgendetwas passiert. Da ich davon ausgehe, dass überhaupt nichts geschieht, weise ich dich auf die völlige Sinnlosigkeit eines derartigen Unterfangens hin.« Commander Carlssen war nach der mehrstündigen Verhandlung mit den lunarischen Bürokraten zu erschöpft, um seinen Protest weiter auszuführen. »Mach wenigstens eine gute Figur, damit wir den Heinis auf Luna III ein paar schöne Bilder faxen können.«

      »Hab ich schon jemals keine gute Figur gemacht?« Die Erste Offizierin verstaute ihr Haar in einem flüchtigen Knoten und nahm den Helm aus der Halterung.

      »Wie willst du es machen?« Gus assistierte ihr, als sie das verspiegelte Visier verschraubte, und überprüfte die Selbsttests des Atemgerätes, das rasselnd zu arbeiten begann.

      »Ich nehme eine von den EVAs und gehe bis auf ein paar Meter ran.« Man hörte ihre Stimme jetzt über die Lautsprecher der Automatik. »Dann steig ich aus und lass mich vom kleinen Greifarm rübersetzen.«

      »Behalt auf alle Fälle die Nabelschnur an.« Der Bordingenieur zeigte ihr noch einmal den Stutzen an der Hüfte, wo sie sich in die externe Versorgung einklinken konnte.

      »Und dann?«

      »Dann werde ich Kontakt aufnehmen.«

      »Bestell auch schöne Grüße.« Carlssen verließ die Schleuse des Drohnendecks, um von der Brücke aus ihren Spaziergang zu überwachen.

      »Pass auf dich auf.« Gus half ihr beim Besteigen des kleinen Einmannshuttles und wartete, bis die Luke eingerastet war.

      »Solch zärtliche Anwandlungen aus deinem Munde?« СКАЧАТЬ