Blutige Maiglöckchen zum Hochzeitstag. Manfred Eisner
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Название: Blutige Maiglöckchen zum Hochzeitstag

Автор: Manfred Eisner

Издательство: Автор

Жанр: Триллеры

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isbn: 9783961457076

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СКАЧАТЬ dieser Meuchelmörder gelang, sich während der sengenden Mittagshitze unbemerkt bis an den Kinderhort heranzurobben und durch ein offenes Fenster zwei Handgranaten auf die wehrlosen Kleinen zu werfen. Eine der Betreuerinnen schaffte es gerade noch, sich zu opfern, indem sie versuchte, mit ihrem Körper die Granatenexplosion vor den Kindern abzuschirmen. Die andere Granate explodierte jedoch ungehindert im Raum und verursachte ein Massaker: Sieben Kinder, darunter auch der gerade einjährige Hanan-Peres Masal, waren auf der Stelle tot, vierzehn andere teils schwer verwundet. Leider eine halbe Minute zu spät entdeckte man den Attentäter vom Wachturm aus und tötete ihn mit gezielten Schüssen.

      Der gewaltige Schock traf die Gemeinschaft zutiefst. Mit einem Schlag hatte der Mörder fast zwei Drittel der Kibutz-Nachkommenschaft vernichtet oder schwer verletzt. Untröstlich die Eltern der Getöteten, schwer traumatisiert jene der Verletzten. Verständliche Rachegefühle wurden geweckt, und während eines nächtlichen bewaffneten Überfalls auf ein unweit gelegenes syrisches Dorf auf dem Golan, in dem sich auch ein PLO-Stützpunkt versteckte, gelang es, fünf weitere dieser Terroristen unschädlich zu machen. Aber auch dies konnte das junge verblutete Leben nicht zurückbringen. Lilith musste drei Monate in einem Nervensanatorium verbringen, um über ihre schwere Depression hinwegzukommen. Als begleitende Therapie begann sie wieder die Flöte zu spielen, was ihr schon als Kind in Bolivien und danach während ihrer Hamburger Gymnasialzeit so viel Freude bereitet hatte. Das vom längst verstorbenen Familienfreund Onkel Suhl stammende Instrument hatte sie während ihrer Auswanderung nach Israel begleitet, ohne dass sie bisher hier dazu gekommen war, ihr vormals so geschätztes Hobby weiter zu betreiben.

      Mit der Zeit schwand allmählich der tiefe Elternschmerz über den grausamen Verlust und es stellte sich mit dem Lauf der Jahre wieder ein gewissermaßen normaler Alltag ein. Als dann 1972 Lilith schon fast achtunddreißig Jahre alt war, schenkte sie Rubén eine Tochter, die sie Nili nannten. Bald danach schlug abermals das grausame Schicksal zu: Israel war nach den vergangenen für sie erfolgreich beendeten Kriegen fatalerweise gegenüber den unterlegenen Feinden zu hochmütig geworden und wog sich in einer unheilvollen, falschen Sicherheit. Während des Jom-Kippur-Krieges im Herbst 1973, der den Staat für einen Moment an den Rand des Untergangs brachte, fiel Rubén bei einem schweren Artillerieangriff der Syrer, die danach trachteten, ihre im Sechstagekrieg von 1967 eingebüßten Golanhöhen zurückzuerobern. Der simultan ausgeführte ägyptischsyrische Überfall, der gerade am heiligsten jüdischen Feiertag begann, wurde nach tagelangen Kämpfen im Sinai und am Golan mit äußerst hohem und bitterem Blutzoll zurückgeschlagen und endete abermals mit der militärischen Niederlage der heimtückischen Angreifer. Der Kibutz Halonim wurde dabei schwer getroffen, Liliths langjähriges Aufbauwerk, ihre Hühnerstallungen im Lul, wurden Opfer der feindlichen Granateneinschläge. Oliver holte kurz danach seine abermals traumatisierte und nun verwitwete Schwester samt der gerade einjährigen Nili zu sich nach Oldenmoor, wo sie von da an verblieben.

      *

      Das Bremsen des Taxis unterbricht abrupt Waldis Gedankenfluss. Nachdem er bezahlt hat, steigen er und Nili aus und gehen ins Haus. Es ist eher selten, dass das Paar ein Wochenende hier verbringt, denn wann immer es ihnen möglich ist, genießen sie ihre Freizeit im Onkel Suhls Haus – Nilis Familiensitz – in der Elbmarschenkleinstadt Oldenmoor. Es ist nach jenem lieben Familienfreund benannt, der es ihren Großeltern zur Hochzeit vererbte und in dem nun Nilis Omi, Abuelita Clarissa, und ihre Mutter, Ima Lissy, wohnen.

      Das Marineviertel in Kiel-Ravensberg ist ein Wohngebiet, das in den Zwanziger- und Dreißigerjahren des vorigen Jahrhunderts vor allem für Angehörige der Reichsmarine und ihre Familien entstand. Es besteht aus einigen Reihen sehr ansehnlicher und mit schönen Ornamenten verzierter, offensichtlich immer noch mit Liebe erhaltener Häuser. Waldis Großvater, Leutnant zur See Rudolf Mohr, zog dort mit seiner frischgebackenen Ehefrau Waltraut kurz vor der NS-Machtergreifung ein. Er verstarb im Dezember 1939 auf dem Panzerkreuzer Graf Spee bei der Seeschlacht am Rio de la Plata vor der Küste Montevideos durch einen Kanonentreffer des britischen Gegners. In diesem Hause wurden Walters Vater sowie dessen beide Schwestern geboren, die nach ihrer Heirat wegzogen. Waldi, einziger Sohn des Ehepaars Reiner und Irmi Mohr, wuchs hier auf und besuchte sowohl die Grundschule als auch das Gymnasium bis zum Abitur. Nach dem Studium erwarb er seinen Doktortitel in Politikwissenschaften an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, bevor er beim Landeskriminalamt in den gehobenen Polizeidienst eintrat. Er verdiente sich die ersten Sporen bei der Drogenfahndung und avancierte zu deren Leiter.

      Der meist in einen edlen Anzug aus Harris-Tweed gekleidete, gut aussehende und gerade zweiundvierzig Jahre alt gewordene stattliche Herr mit seiner leicht grau melierten lockigen Haarmähne, der altmodisch wirkenden vernickelten Brille und seinem gepflegtes Kinnbärtchen, mutet wohl eher wie ein Gelehrter als wie ein gehobener Beamter des Landeskriminalamtes an. Wegen nachgewiesener guter Führungseigenschaften wurde Waldi Ende des vorigen Jahres zum Ersten Kriminalhauptkommissar befördert, amtiert zudem als stellvertretender Leiter und ist somit Nilis direkter Vorgesetzter im Dezernat SG212 – Organisierte und Rauschgiftkriminalität –, in dem sie ihr Team von drei Mitarbeitern für besondere Sonderermittlungen befehligt.

      Nachdem sein Vater und nur wenig später vor vier Jahren seine Mutter gestorben war, wurde das geräumige Elternhaus zweigeteilt. Für sich selbst beansprucht Waldi das Erdgeschoss, in dem es neben dem gemütlichen, noch aus Opas Zeiten eingerichteten Salon mit Kamin und dem Schlafzimmer nur noch einen weiteren Raum gibt, in dem er sein Arbeitszimmer eingerichtet hat. Die altehrwürdige Küche sowie das Badezimmer stammen räumlich noch aus der ursprünglichen Bauzeit und wurden anlässlich des stattgefundenen Umbaus zeitgemäß umgestaltet. Das neu entstandene Apartment im Obergeschoss ist – nach entsprechendem Um- und Einbau von Küche und Badezimmer – an den Kollegen Lutz Krause vermietet, seit Kurzem zum Ersten Kriminaltechniker im jüngst gegründeten Kriminaltechnischen Institut im LKA avanciert, der es mit seiner Frau Marion und den Teenagern Jan und Tim bewohnt.

      Nili, ehemalige Oberkommissarin von der Polizeidienststelle in Oldenmoor, und Waldi, der damalige Leiter der Drogenfahndung, lernten sich anlässlich eines brisanten Falles kennen, bei dem sie dank ihrer fließenden englischen, spanischen und Iwrith-Sprachkenntnisse von Oberstaatsanwalt und LKA um Unterstützung bei der Befragung der festgenommenen Täter gebeten worden war. An einigen weiteren Ermittlungsfällen arbeiteten die beiden gelegentlich sehr gut zusammen und kamen sich dabei allmählich nahe; vor einigen Monaten gingen sie eine innige und äußerst harmonische Beziehung ein. Von einem gemeinsamen Heim oder gar von Heirat war bis heute allerdings noch nicht die Rede, wohl weil sie neben der täglichen Zusammenarbeit stets ihre Freizeit gemeinsam gestalten, sobald sich hierfür eine Gelegenheit bietet.

      Nach einer eiligen Dusche vereinigt sich das Paar im zärtlichen Liebesspiel, das sie bald bis zur wonnigen Sinnesekstase bringt. Völlig ermattet sinkt Nili danach in die Arme des Geliebten und sie fallen in enger Umarmung bald danach in tiefen Schlaf.

      Tot aufgefunden

      »Weibliche Leiche, Körpergröße einhundertachtundsechzig Zentimeter, geschätztes lebendes Körpergewicht etwa achtundsechzig Kilo, vermutliches Alter zwischen dreißig und fünfunddreißig Jahre, dunkelblondes Haar, blaue Augen. Zahngebiss bis auf zwei fehlende Weisheitszähne vollständig; massive prämortale Hämatome im Gesicht sowie an Oberkörper und Extremitäten. Sie muss des Öfteren heftig geschlagen worden sein. Auch das Nasenbein scheint gebrochen. Außerdem zeigen die Hämatome an den Handgelenken, dass sie gefesselt gewesen sein muss. Daran ist sie aber nicht gestorben. Nach einem massiven Schädel-Hirn-Trauma, das entweder von einem stumpfen Gegenstand am Hinterkopf oder vielleicht von einem heftigen Sturz herrührt, verstarb sie an der anschließenden epiduralen Blutung – so bezeichnet man medizinisch eine innere Verblutung im Hirn – etwa ein bis zwei Stunden nachdem man ihr diese Verletzung zugefügt hat. Die Frau wurde schätzungsweise ungefähr sechs Stunden nach dem Todeseintritt an diesen Ort gebracht und unbekleidet in einer Mulde im Waldboden abgelegt, dann notdürftig mit etwas Erde, Laub und Reisig abgedeckt, sodass der Leichnam sehr rasch von den herumstöbernden Wildschweinen aufgespürt und vier СКАЧАТЬ