Der Ruhrbaron aus Oberhausen Paul Reusch. Peter Langer
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Название: Der Ruhrbaron aus Oberhausen Paul Reusch

Автор: Peter Langer

Издательство: Автор

Жанр: Историческая литература

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isbn: 9783874683913

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       Literatur

       Abkürzungen

       Register

       Zum Autor

       Vorwort

      Zwei Bücher gaben den Anstoß, eine biographische Studie über den Oberhausener Großindustriellen Paul Reusch zu schreiben.

      Anfang der neunziger Jahre des vorigen Jahrhunderts stellte Hans Mommsen in der Stadtbibliothek von Oberhausen sein Buch über die Weimarer Republik vor: „Die verspielte Freiheit“. Nachdrücklich verwies er bei dieser Vortragsveranstaltung auf die fatale Rolle der Schwerindustrie und namentlich auf die persönliche Verantwortung von Paul Reusch für die Zerstörung der ersten deutschen Demokratie. Mommsens harsches Urteil war für einen Teil des Oberhausener Publikums nicht ganz leicht zu verdauen, umrankt doch den früheren Vorstandsvorsitzenden der GHH bis heute der Mythos des autoritären, aber gerechten Konzernlenkers, der den braunen Machthabern ab 1933 unbeugsam die Stirn bot.

      Etwa zur gleichen Zeit stieß ich auf das Buch von Henry A. Turner über die Rolle der deutschen Großunternehmer beim Aufstieg Hitlers. Turner widerlegte die allzu vereinfachende Sicht, wonach „die Industrie“ Hitler für ihre Zwecke engagierte, finanzierte und lenkte.

      Zwingende Schlussfolgerung dieser beiden Bücher war, dass auch bei den lokalhistorischen Forschungen die Frage nach der Rolle des Generaldirektors der GHH zu stellen ist.

      Nachdem ich einen ersten Aufsatz über „Paul Reusch und die Machtergreifung“ im Haus der Geschichte des Ruhrgebiets in Bochum hatte vorstellen können, ermutigte mich Klaus Tenfelde, an diesem Thema weiter „dran zu bleiben“. Nach drei Aufsätzen kam von ihm die Aufforderung: „Machen Sie doch ein Buch über Paul Reusch!“ Seine Kritik und seine inhaltlichen Anregungen haben mir geholfen, mehr als ein Jahrzehnt, trotz vieler Unterbrechungen, durchzuhalten. Klaus Tenfelde ist im vergangenen Jahr ganz plötzlich gestorben. Es ist unendlich traurig, dass ich ihm das Buch nicht mehr persönlich präsentieren kann.

      Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der genannten Archive haben mir bei den Recherchen immer mit klugen Hinweisen und viel Geduld geholfen. Besonders hervorzuheben ist das Rheinisch-Westfälische Wirtschaftsarchiv zu Köln, wo sich die Bestände des früheren GHH-Archivs jetzt befinden. Dass die Bestände seit einigen Jahren online erschlossen sind, erleichtert die Arbeit des Historikers sehr. Seit Mitte der neunziger Jahre fuhr ich unzählige Male nach Köln und traf immer auf freundliche und kompetente Helfer, die mir bei der Durchforstung der Aktenberge mit Rat und Tat zur Seite standen. An erster Stelle möchte ich die Unterstützung durch Herrn Dr. Weise hervorheben. Besonders möchte ich aber auch Herrn Greitens danken, der sich auch inhaltlich für die Dokumente interessierte, die er für mich bereit hielt, und mir manchen nützlichen Hinweis gab.

      Besonders danken möchte ich aber meiner Frau, die Teile des Manuskripts gelesen und mir dadurch vor allem geholfen hat, in einer verständlichen Sprache zu schreiben. Sie musste es ertragen, dass ich in den vergangenen Jahren große Teile unserer – eigentlich gemeinsamen – Freizeit in Archiven oder vor dem Computer verbrachte.

Im Juni 2012 Peter Langer

       Einleitung

      Karl Jaspers schreibt in seinem Geleitwort zu Hannah Arendts Buch über die „Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft“: „Für die Verfasserin gilt nicht der alte Satz: So musste es kommen. Die Konstruktionen der Sinnzusammenhänge, die zu Kausalitäten in der Geschichte werden oder werden können, sind nicht als schlechthin zwingend gemeint. Denn erkannt, sind sie revidierbar. Es liegt am Menschen und nicht an einem dunklen Verhängnis, was aus ihm wird.“1 Es gilt also der Frage nachzugehen, wer die großen Katastrophen in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts verursacht hat, wer die Täter und ihre Helfer waren und wer versucht hat, die Verbrechen zu verhindern. Vor diesem Hintergrund wird gefragt, was „an Paul Reusch lag“.

      Paul Reusch war kein Politiker. Aber was immer er in den 33 Jahren als Vorstandsvorsitzender der GHH-Konzerns tat oder sagte, war eminent politisch.2 Vor allem in den Jahren der Weimarer Republik, aber keineswegs nur da, übte er politische Macht aus und ist deshalb in die Verantwortung zu nehmen für die politischen Katastrophen in den drei Jahrzehnten seines Wirkens von 1909 bis 1942. Denn Verantwortung ist das Korrelat der Macht (Hans Jonas) – je mehr Macht, desto mehr Verantwortung.

      Wenn diese biographische Studie das besondere Augenmerk auf das politische Handeln legt, so darf der Begriff „politisch“ nicht zu eng gefasst werden. Das politische Handeln eines einflussreichen Großunternehmers umfasst mehr als die direkte Lobby-Tätigkeit bei Regierungsangehörigen und Parlamentariern, wenngleich diese Art der Einflussnahme immer mit im Zentrum des Interesses steht. Das Engagement in der Verbandspolitik geht über gezieltes Lobbying weit hinaus. Die Beeinflussung der öffentlichen Meinung, z. B. durch den Kauf von Zeitungsverlagen, gehört in diesen Zusammenhang. Aber auch vermeintlich unpolitische, „rein geschäftliche“, ausschließlich an den engeren Firmeninteressen orientierte Aktivitäten können immense politische Auswirkungen haben. Dies gilt vor allem für die betriebliche Sozialpolitik, für das Verhältnis zu Betriebsräten und Gewerkschaften, aber auch für die Expansion zum Großkonzern. Wenn „Expansion“ das zentrale Element und Kennzeichen des Imperialismus ist und wenn der Imperialismus eine der Wurzeln des Nationalsozialismus ist (Hannah Arendt), dann kann die vertikale Expansion eines schwerindustriellen Konzerns nicht „unpolitisch“ sein. Die Unternehmensgeschichte kann daher nicht ausgeblendet werden. Dennoch ist hier eine Grenzziehung unvermeidlich: Eine biographische Studie über einen Unternehmer kann die Unternehmensgeschichte nicht ersetzen.

      Die Frage nach der Verantwortung des mächtigen Großunternehmers Paul Reusch wird also in erster Linie an der politischen Dimension seines Handels festgemacht. Gliederungsprinzip ist natürlich die Chronologie, lässt sich doch seine sehr lange Zeit als Vorstandsvorsitzender von 1909 bis 1942 in klar voneinander zu trennende Zeitabschnitte einteilen: Es geht um die Rolle von Reusch in der „fatalen imperialistischen Hochrüstungsepoche“ (Klaus Tenfelde) vor dem Ersten Weltkrieg, dann im Verlauf dieser „Urkatastrophe“ des 20. Jahrhunderts 1914 bis 1918, danach während der ersten deutschen Demokratie bis 1933 und schließlich in der Barbarei des Dritten Reiches.

      Die Rolle der führenden Politiker der drei Jahrzehnte von 1909 bis in den Zweiten Weltkrieg hinein ist bis in alle Details von Historikern ausgeleuchtet worden. Dies gilt nicht in gleichem Maße für die Großunternehmer, mit denen Paul Reusch ständig zu tun hatte – als Konkurrenten, als Verbündete, zum Teil als Gleichgesinnte, zum Teil aber auch als politische Gegner. Dass das Drama dieser Jahre in eine unvorstellbare Katastrophe mündete, „lag auch an ihnen“ – um die Formulierung von Karl Jaspers erneut aufzugreifen.

      Das Drama von Reuschs drei Jahrzehnten als Vorstandsvorsitzender der GHH – fast deckungsgleich mit der Periode, die heute bisweilen als zweiter Dreißigjähriger Krieg bezeichnet wird – hat seinen Niederschlag im Archiv der Gutehoffnungshütte gefunden. Große Teile dieses Buches beruhen auf den Dokumenten dieses Archivs. Wenn ich den Leser sozusagen mitnehme nach Köln ins Rheinisch-Westfälische СКАЧАТЬ