Schlacht um Sina. Matthias Falke
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Название: Schlacht um Sina

Автор: Matthias Falke

Издательство: Автор

Жанр: Научная фантастика

Серия:

isbn: 9783957770295

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СКАЧАТЬ sonnte sich in seiner Eloquenz. Ich sah, dass Jennifer innerlich kochte. Dicht neben ihr stehend, fasste ich ihre Hand und presste sie nachdrücklich.

      »Da bin ich aber gespannt«, sagte ich. »Im übrigen wissen wir die Anstrengungen, die hier unternommen worden sind, durchaus zu würdigen. Allein diese Festung, die Sie hier ins Werk gesetzt haben.«

      Ich ließ die Blicke anerkennend über die vierstellige Skala des generatorgetriebenen Fahrstuhls wandern. Kauffmann grinste geschmeichelt. Jennifer verdrehte die Augen.

      »Sehr schön«, sagte der Sekretär, als setze er seine Unterschrift unter ein staatstragendes und belangloses Dokument. »Dann sind wir uns ja einig. – Gestatten Sie, dass ich vorangehe.«

      Der Grund des Schachtes war erreicht. Obwohl das künstliche Kraftfeld die Beschleunigungs- und Verzögerungskräfte weitgehend eliminierte, konnte es einem in den Magen gehen. Aber was war das schon verglichen mit den Fliehkräften, die auftraten, wenn Jennifer die ENTHYMESIS bei vollen Schub aus ihrem Hangar im Großen Drohnendeck der MARQUIS DE LAPLACE jagte?! Während Kauffmann in den Vorraum hinaustrat, riss Jennifer mich am Arm zu sich.

      »Noch ein solcher Satz«, zischte sie, »und ich werde mich übergeben.«

      Ich schloss die Hand um ihren Oberarm und führte sie wie eine Gefangene einen halben Schritt vor mir. »Reiß dich zusammen!«

      Wir waren in einem Stollen, der direkt aus dem massiven Felsen gebrochen war. Wie in einem Bergwerk war der nackte Stein noch an den meisten Stellen zu erkennen, dunkler, von schwarzen Gängen geäderter Basalt. Nur hier und da hatte man die Wölbung mit Bauquarz und Spritzbeton ausgekleidet und verstärkt. Offene Flammer erhellten den Stollen, der an einen alten Steinkohleflöz erinnerte. Auf dem Boden standen Pfützen aus Kondenswasser, das überall rieselte und tropfte. Kauffmann ging voran. In seinem teuren Anzug, mit seinem sanften Gang, den manikürten Fingern und der weichen Aussprache hätte er schwerlich irgendwo so fehl am Platze sein können wie hier. Was wollte er uns vorführen? Eine Mine? Dieses Gestein war vulkanisch, da würde man kaum Erz schürfen.

      Wir folgten ihm um einige Biegungen. Ab und zu öffnete sich der Gang zu engen Kreuzungen, an denen andere Stollen abzweigten. Niemand sprach ein Wort. Wir mussten die Köpfe einziehen, da manchmal rohe Felsquader aus der niedrigen Decke vorsprangen, und hintereinandergehen, da der Stollen sehr schmal war. Ein Moment der Bedrückung war nicht zu leugnen. Kilometerdicke Gesteinsdecken lasteten auf uns. Und wenn uns der freie Fall und vervielfachte Erdbeschleunigung nichts ausgemacht hatten, so machte uns dieses Eingeschlossensein in engen unterirdischen Räumen zu schaffen.

      Endlich weitete sich der Stollen. Er führte auf eine Art Galerie, die auf der einen Seite vom nackten, grobbehauenen Fels, auf der anderen von einem hüfthohen Geländer begrenzt wurde. Es schien sich um einen Umgang zu handeln, der sich nach rechts und links hinter Stahlträgern und Felsvorsprüngen verlor. Da er mehr als zehn Meter tief war, konnten wir nicht über das Geländer hinwegsehen. Sekretär Kauffmann blieb stehen und wandte sich mit theatralischer Gebärde zu uns um. Dann gingen wir gemeinsam die letzten Schritte nach vorne.

      Jennifer schüttelte meine Hand ab und pfiff leise durch die Zähne. »Gar nicht schlecht«, sagte sie. Sie hatte das Geländer mit beiden Fäusten umklammert und lehnte sich darüber hinaus, als stehe sie an der Reling eines großen Schiffes, hebe die Füße vom Boden und wiege sich über der Weite des abendlichen Ozeans. Ich trat neben sie, legte eine Hand auf ihre Schulter, die andere auf das Geländer und sah in die Tiefe. Der Anblick war nicht von schlechten Eltern. Ich musste mein Bild, das ich mir in den letzten Tagen von der Notstandsregierung gemacht hatte, revidieren.

      Wir befanden uns auf einem Balkon, der etliche Meter über dem Boden einer riesigen Halle an deren kuppelförmiger Seitenwand umlief. Die Halle war fünfzig Meter tief und unabsehbar breit, da sie sich nach beiden Seiten in der düsteren Beleuchtung verlor. Direkt unter uns standen Jäger, schwere Abfangjäger und Jagdbomber. Sie waren gegeneinander versetzt, sodass die Schnauze des einen zwischen die Heckflossen der beiden anderen zielte. Die Deltaflügel waren eingeklappt, Cockpits und Geschütze durch Überwürfe aus zähem Elastil geschützt, die offenen Bombenschächte glänzten leer. Hier und da waren Rampen an die Geschosse herangefahren. Dort fanden tagsüber Wartungsarbeiten oder Messungen statt. Aber gegenwärtig war die Halle menschenleer. Vermutlich hatte Kauffmann bewusst die abendliche Stunde abgewartet, um uns herzuführen.

      Wir gingen langsam an dem Geländer entlang und musterten schweigend das Geschwader, das dort in Stille und Verborgenheit auf seinen Einsatz wartete. Auf Jennifers Gesicht malte sich ein erregter Schimmer. Mit einem raschen Seitenblick holte sie sich meine Redeerlaubnis ein. Indem ich den Finger an das Augenlid legte, bedeutete ich ihr, sich unserer Abmachung zu entsinnen und keine verfänglichen Fragen zu stellen.

      »Wie sind sie bewaffnet?«, erkundigte sie sich arglos.

      Kauffmann lächelte eingebildet, wie alle Politiker, die stolz auf das sind, was sie weder hergestellt, noch bezahlt, sondern lediglich in Auftrag gegeben haben. »Es sind unterschiedliche Modelle«, sagte er. »Schwere strategische Langstreckenbomber, taktische Kampfbomber, schnelle Jäger, Aufklärer. Die Aufzählung der technischen Daten würde sie nur langweilen.«

      Jennifer versicherte ihn, dass das keineswegs der Fall wäre. Kauffmann sah sich in die Enge gedrängt. Die Floskel war nur eine diplomatische Umschreibung dafür, dass die Einzelheiten ihm nicht präsent waren. Jennifer dagegen glühte vor Begeisterung. Am liebsten wäre sie in die erste beste Maschine gestiegen und hätte eine Runde gedreht.

      »Lassen Sie’s gut sein«, sagte sie nonchalant. »Ich seh’s schon selber.«

      Wir gingen weiter in Tribünenhöhe über der Flotte dahin, während sie halblaut aufzählte, was sie von hier oben erkennen konnte. »Zwillingsgeschütze auf Röntgenlaserbasis als Bordkanonen. Thermische Granaten. Antimaterietorpedos. KI-gestützte Lenkwaffen. Wie ist die Leistung der Generatoren?«

      Kauffmann lief rot an. Eine solche Examinierung war er nicht gewohnt. »Ich glaube Mach 1000«, sagte er und gönnte sich die Jovialität eines unsicheren Lachens. »Kann das sein?«

      »Als Gefechtsgeschwindigkeit«, nickte Jennifer. »Aber ich hoffe doch, sie sind warptauglich?!«

      Kauffmann machte eine ausweichende Geste. Jennifer sah es ein. Trotzdem setzte sie den Katechismus fort, das ganze machte ihr einfach zu viel Spaß. »Wie viele?«

      Der Sekretär schöpfte Luft. »Achthundert Maschinen in dieser Halle«, sagte er. »Weltweit etwas über zweitausend. Auf den Marsbasen und in den Asteroiden betreiben wir ebenfalls Werften. Dort bauen wir einige Großraumtransporter und Schlachtschiffe.«

      Jennifer hatte sich vom Geländer gelöst. Sie ging auf der breiten Empore im Kreis, das Kinn in die Faust gestützt, während sie Überschlagsrechnungen vor sich hinmurmelte. Kauffmann musterte sie ängstlich, als erwarte er, eine persönliche Zensur für seine Leistung ausgestellt zu bekommen.

      Ich zog seine Aufmerksamkeit auf mich und bemühte mich um einen offiziellen Tonfall. Dabei kam ich mir vor wie ein Staatsmann auf Truppenbesuch, der für das Protokoll ein druckfertiges Statement abgeben soll. »Es beruhigt uns sehr, das zu sehen«, stellte ich fest. »Verstehen Sie uns nicht falsch. Eine sinesische Invasion steht zwar nach unseren Informationen nicht unmittelbar ...«

      Jennifer schob mich aus dem Weg, als sie wieder zum Geländer nach vorne ging und sinnend in die Tiefe sah. »Für den Anfang nicht schlecht«, sagte sie. »Aber gegen einen sinesischen Verband, der auf einem Ikosaeder stationiert ist, haben sie keine Chance.«

      Ich versuchte ihr verzweifelt Zeichen zu machen, die Klappe СКАЧАТЬ