Schlacht um Sina. Matthias Falke
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Название: Schlacht um Sina

Автор: Matthias Falke

Издательство: Автор

Жанр: Научная фантастика

Серия:

isbn: 9783957770295

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СКАЧАТЬ schien mit dieser Kostümierung ausdrücken zu wollen, dass er der legitime Leiter beider Stäbe war, solange Norton verschollen und Rogers auf Eschata war. Wiszewsky runzelte die Stirn ob Frankels Aufzug, ließ die grobe geschmackliche und dienstliche Verfehlung aber auf sich beruhen.

      Andresen taxierte den Wissenschaftler mit der Menschenkenntnis, ohne den kein militärischer Führer bestehen kann. Auf einem Blick wusste er, dass er einen Mann vor sich hatte, der nicht einmal als Unteroffizier zu gebrauchen war und dem er niemals eine Abteilung anvertraut hätte. Seine Geringschätzung wäre beinahe in Mitleid umgeschlagen, aber eben nur beinahe.

      Frankel ignorierte Wiszewsky und die anderen Stabsmitglieder der MARQUIS DE LAPLACE und stürmte unmittelbar auf General Andresen los. Dieser wich einen halben Schritt zurück. Besann sich aber und zeigte sich entschlossen, dem Ansturm standzuhalten. Nur sein Gesicht sprach deutlich aus, wie sehr er diesen Mann schon nach dem ersten Augenschein verabscheute.

      »Haben Sie sie dabei?«, schrie Frankel. »Sie muss noch heute in die Wissenschaftliche Abteilung überstellt werden!«

      Andresen musterte ihn kalt und regungslos. Der Wissenschaftler überragte ihn um mehr als Haupteslänge. Die wehenden Schöße seines offenen Laborkittels unterstrichen die Unruhe seines Auftritts. Er glich einem großen Hühnervogel, der aufgeregt mit den Flügeln schlug und den ganzen Hof zusammenkrähte. Andresen dagegen fasste ihn von unten her scharf ins Auge. An ihm bewegte sich nicht eine Wimper.

      »Wovon reden Sie?«, fragte er nach geraumer Zeit.

      Frankel warf sich auf dem Absatz herum und rannte gestikulierend zwischen den beiden Gruppen hin und her, die sich immer mehr wie feindliche Lager gegenüberstanden. Wiszewsky hob zaghaft den Arm, um seinen obersten Wissenschaftler bei seinem kreischenden Rundflug einzufangen, bekam aber nur den flatternden Kittel zu fassen.

      »Beruhigen Sie sich«, mahnte er.

      Frankel gab nicht auf ihn acht. Nachdem er sich etwas Luft gemacht hatte, unternahm er einen neuen Anlauf. »Der Flugschreiber«, stieß er, mehr an die Allgemeinheit als an Andresen gewandt, hervor. »Ich muss ihn noch diese Nacht auswerten.«

      Andresen wusste inzwischen, dass sich etwas an Bord dieses Schiffes befand, das die Geister der Menschen verwirrte. Seit er die Schleusenkammer durchschritten hatte, war er keiner zurechnungsfähigen Person begegnet und hatte er keinen sinnvollen Satz gehört.

      »Sie können auch die KI-Einheit extrahieren und Sie mir mit einer Drohne rüberschicken«, sagte Frankel gerade. »Darauf käme es jetzt vor allem an!«

      Andresen gelangte zu der Überzeugung, dass dieser Mann komplett verrückt war. Es musste sich um eine Art Hofnarren handeln, den Wiszewsky sich hier zu seiner Erheiterung und zur Unterhaltung seines bizarren abgeschiedenen Hofstaates hielt. Allerdings fehlten ihm, Andresen, jeglicher Sinn und auch die Zeit für derlei Spielchen. Seine Stirn war eine dunkle bucklige Landschaft, über die die schweren Seen der Nordmeerdünung hinwegzogen. Seine wasserblauen Augen hatten sich wie unter einem Eisnebel getrübt. Die Lider schienen sich innerhalb weniger Minuten rot entzündet zu haben. An Bord seines eigenen Schiffes hätte er Frankel auf der Stelle degradieren lassen. Hier hielt er sich mit einem letzten Rest übermenschlicher Selbstbeherrschung noch im Zaum.

      »Ich habe keine Ahnung«, presste er zwischen den zusammengebissenen Zähnen hervor, »wovon Sie sprechen.«

      Auf der Brücke der MARQUIS DE LAPLACE machte sich Verwirrung breit. Die Adjutanten und Stabsoffiziere, die die beiden Kommandanten begleiteten, sahen einander betreten an, räusperten sich nervös und traten von einem Bein aufs andere. Einige Ordonnanzen, die im Durchgang zur Messen erschienen waren und sich bereithielten, auf ein Zeichen Wiszewskys Getränke und Erfrischungen zu reichen, zogen sich wieder in den Verbindungsgang zurück. Die Komarowa, die immer unruhiger an ihrem Barett gezupft hatte, berührte den Commodore jetzt am Arm und bedeutete ihm so, dass er sich wieder einzuschalten habe. Wiszewsky fasste seinerseits den wie vor den Kopf gestoßenen Frankel an der Schulter und zog ihn einige Schritte zurück.

      »Die Sonde«, sagte er zu Andresen.

      Er wählte einen so gelassenen und jovialen Tonfall, wie es ihm möglich war. Im Grunde, besagte sein Lächeln, kam es darauf nicht an; es konnte zumindest warten. Er nahm sich vor, seinem Chefwissenschaftler später einen Verweis zu erteilen. Natürlich teilte er seine Neugierde; aber sie so zur Schau zu stellen, war wirklich schlechter Stil. Auf dem diplomatischen Parkett war so etwas vollkommen ungehörig. Er blinzelte Andresen zu und gab ihm damit zu verstehen, dass er die Sache vorderhand auf sich beruhen lassen sollte.

      »Ich weiß von keiner Sonde«, knurrte der General, dessen Geduldsfaden jeden Augenblick mit einem ohrenbetäubenden Knall mitten durchreißen musste.

      Wiszewsky hatte sich mit aufgesetztem, von Sekunde zu Sekunde angestrengter werdendem Lächeln abwenden wollen. Jetzt fror er mitten in der Bewegung ein.

      »Die Warpraumsonde«, hakte er fragend nach. »Ein umgebautes Lambda-Fabrikat.«

      Andresen schüttelte den Kopf. Er ließ sich von seinem Chefadjutanten ein MasterBoard reichen, das er anschaltete, um endlich die anstehenden Entscheidungen diskutieren zu können.

      Wiszewsky war blass geworden. Er packte den General an beiden Schultern und nötigte ihn, ihn direkt anzusehen. Andresen kniff die blauen Augen zusammen und fixierte den Commodore wie einen Eisbären, der eben die Pranke hob, der aber nicht mehr dazu kommen würde, den Schlag auch auszuführen.

      »Die Sonde«, brüllte Wiszewsky urplötzlich los. »Die wir zur Erde geschickt haben, um Unterstützung anzufordern!«

      Sein Blick ging verzweifelt zur großen Panoramafront hinaus, wo die Expeditionsflotte in ihrem Parkraum rangierte. Torpedoschiffe, Tankschiffe, Transporter, Kampfbomber und Jäger, gruppiert um ein schweres Schlachtschiff, dessen Kommandant zwei Schritte vor ihm stand.

      »Ich sagte doch bereits«, zischte Andresen mit einer allerletzten Aufbietung von Willenskraft, »dass wir hier sind, weil General Norton nach seiner Rückkehr zur Erde den Oberbefehl erlangte. Er gab der Flotte die Positionsdaten, mittels deren wir Ihr Schiff fanden.«

      Wiszewsky war mittlerweile aschfahl. »Keine Sonde?«, winselte er.

      Er sah sich hilfesuchend nach Svetlana um. Sie beeilte sich, seine Hand zu ergreifen und ihn zu stützten. Gleichzeitig machte sie den Adjutanten ein Zeichen, einen GraviSessel herbeizubringen. Sie kamen gerade noch rechtzeitig, um den Commodore die Sitzgelegenheit unterzuschieben, als er nach hinten wegsackte. Svetlana kümmerte sich um ihn.

      General Andresen tippte auf seinem HoloBoard herum. Mehrere Minuten war er nicht gewillt, den Zusammenbruch des Commodore zur Kenntnis zu nehmen. Die Temperatur auf der Brücke war um einige Dutzend Kelvin gefallen. Die Stabsoffiziere der MARQUIS DE LAPLACE sahen betreten vor sich hin, während immer größerer Unwillen die Gesichter der Männer der EREBUS furchte. Hatten sie ihr Leben aufs Spiel gesetzt, um einer Horde von Halbverrückten zuhilfe zu kommen? Für einen Moment sah es so aus, als würden die beiden Lager aufeinander losgehen.

      Wiszewsky hatte die Hand über die Augen gelegt und wimmerte vor sich hin. »Das kann nicht sein«, stöhnte er immer wieder. »Irgendwo ist ein fataler Fehler.«

      Andresen atmete schwer durch. Schließlich ließ er das Board sinken. »Was hat es denn mit dieser Sonde auf sich?«, fragte er höflich. »Lassen Sie uns in Gottes Namen diese Frage klären, wenn sie für Sie von solcher Wichtigkeit ist.«

      Wiszewsky ächzte nur. »Von überragender Wichtigkeit«, war alles, was er hervorbrachte.

      Svetlana СКАЧАТЬ