Rebekkas Tagebuch. Eckart zur Nieden
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Название: Rebekkas Tagebuch

Автор: Eckart zur Nieden

Издательство: Автор

Жанр: Историческая литература

Серия:

isbn: 9783865067050

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СКАЧАТЬ erwerben oder Ihre Werkstatt vergrößern, bleibt Ihnen überlassen. Falls das Ihr Gewissen beruhigt: Für mich ist diese Summe kein großes Opfer. Ein Freund.

      „Ich werd verrückt!“, stammelte Paul.

      Stefanie murmelte: „Aber vorher zähle es noch!“

      Das tat er. Es dauerte eine ganze Weile, denn er wollte es trotz der zitternden Finger gründlich tun.

      „250. Also 25.000 D-Mark.“

      „Wahnsinn!“, meinte Stefanie, als wäre die Bemerkung ihres Mannes, dass er verrückt werde, schon Tatsache. „Wer schenkt uns 25.000 D-Mark?“

      „Einfach so!“

      „Vielleicht ... nicht einfach so.“ Sie sah ihn nachdenklich an. „Denkst du das Gleiche wie ich?“

      Paul nickte. „Wahrscheinlich.“ Er blätterte überlegend durch das Bündel mit den Geldscheinen.

      Leoni sagte: „Das ist viel Geld, stimmtś? Können wir damit ein Pony kaufen?“

      „Nein“, antwortete ihre Mutter. „Du hast es doch gehört – das ist für Papas Arbeit bestimmt. Übrigens – hat die Katze schon ihre Milch? Schau doch mal nach! Und wenn du zurückkommst, können wir frühstücken.“

      Als Leonie das Zimmer verlassen hatte, murmelte Paul: „Mein unbekannter Vater! Es kann gar nicht anders sein!“

      „Den deine Mutter uns nicht verraten will. Angeblich soll er ja gar nicht mehr leben. Aber offenbar lebt er doch und ist nun an sein Liebesabenteuer von vor sechsundzwanzig Jahren erinnert worden. Und das schlechte Gewissen, weil er damals deine Mutter verlassen hat, plagt ihn jetzt. Und weil er genug Geld hat ... “

      „Anscheinend wohnt er nicht weit entfernt. Es war ja keine überregionale Zeitung, in der der Artikel über mich stand. Vielleicht hat er auch unsere Familiengeschichte verfolgt.“

      Stefanie nickte.

      „Ein merkwürdiger Gedanke!“, murmelte Paul.

      „Aber nicht unangenehm! Grüble nicht weiter, freu dich und kauf dir den Unimog. Damit du nicht immer ein Fahrzeug leihen musst, um deine Steine zu holen und deine Kunstwerke auszuliefern.“

      „Ich kann mich noch nicht einmal bedanken.“

      „Warum auch? Nimm es einfach als Erbe, das dir zusteht!“

      „Falls dieser Wohltäter mein Vater ist. Denn das steht ja nicht fest.“

      Stefanie beobachtete, dass ihr Mann nach diesem Satz den Atem anhielt und starr durch sie hindurchzublicken schien.

      „Was ist?“

      „Mir fällt da etwas ein. Ich habe heute Morgen auf dem alten Heuboden über der Werkstatt ein Tagebuch gefunden. Alt. In deutscher Schrift. Ich konnte es nicht lesen. Vielleicht besteht da ein Zusammenhang.“

      Leoni kam herein. „Muschi hatte schon ihre Milch.“

      „Dann frühstücken wir jetzt!“, beschloss Stefanie. „Nach dem Tagebuch sehen wir später. Ich muss nämlich um halb neun an meiner Arbeit sein. Wenn es Sütterlin ist, kann ich es wahrscheinlich lesen. Meine Oma hat noch so geschrieben. Kommt an den Tisch!“

      Paul Born und seine Frau saßen am Tisch im Wohnzimmer. Stefanie hatte das Tagebuch vor sich liegen und schaute es zunächst schweigend an. Sie musste sich erst an das Schriftbild gewöhnen. Dann fing sie an, langsam und stockend vorzulesen.

       3. Juni 1941

       Viele Mädchen schreiben ja mit Begeisterung Tagebücher. Ich konnte mich in meiner Jugend nie damit anfreunden. Aber nun bin ich erwachsen, und wenn ich jetzt doch damit anfange, so hat das einen anderen Grund.

       Die Ereignisse überstürzen sich. Es gibt vieles, was festgehalten werden muss. Vielleicht werde ich später einmal, wenn die Krise durchgestanden ist, mir anhand dieser Notizen wieder alles in Erinnerung rufen. Ich werde dann desto dankbarer sein, je mehr Gefahren und Notlagen hier stehen, die überstanden sind.

       Vielleicht wird ein anderer dies alles lesen, wenn ich nicht mehr lebe. Es ist ein tröstlicher Gedanke für mich, dass mit meinem Leben nicht auch meine Geschichte vergangen sein wird.

       Vielleicht wird aber auch niemand dieses Tagebuch lesen. Dann hat es wenigstens den Sinn gehabt, dass ich mir beim Schreiben Gedanken mache und nicht nur in unserem Versteck vor mich hin brüte.

       Bevor ich die frischen Erlebnisse aufschreibe, will ich die Vorgeschichte notieren. Ohne diese sich über Jahre hinziehenden Schwierigkeiten wären wir, mein Mann Aaron und ich, ja nie in dieses Versteck auf Borns Heuboden gekommen.

       Nach der Aktion der Nazis „Kauft nicht bei den Juden“ im April 1933 ging es mit unserem Textilgeschäft in Wuppertal immer schlechter. Es hielten sich zwar durchaus nicht alle Kunden an diese gehässige Parole, und es gab sogar einige wenige, die aus leisem Protest extra in unseren Laden kamen. Aber das waren Ausnahmen. Der Umsatz ging immer mehr zurück. Schließlich war das Geschäft nicht mehr zu halten.

       Die Verunglimpfungen wurden auch immer dreister. Man munkelte, dass Juden verschleppt würden. Wohin und zu welchem Zweck – das wusste keiner.

       Mein Schwager und meine Schwägerin waren oft bei uns. Sie wollten ins Ausland fliehen und drängten uns mitzukommen. Ich wäre vielleicht schweren Herzens mitgeflohen, aber Aaron war dagegen.

       Als dann in der Nacht vom neunten auf den zehnten November 1938 die Barmer Synagoge in der Scheurenstraße ausbrannte und die Zeitungen von ähnlichen Tragödien in anderen Städten berichteten, nahm natürlich auch unsere Angst zu. Auch die Atmosphäre uns gegenüber wurde immer feindlicher, was die Angst noch verstärkte.

       In einem erneuten Gespräch mit Schwager und Schwägerin beschlossen wir – nach endlosen Beratungen bis zwei Uhr in der Nacht –, dass die beiden fliehen sollten. Sie waren kinderlos und würden unseren Sohn Jakob mitnehmen. Aaron und ich wollten aber noch bleiben, um zu versuchen, unseren Besitz – den Laden, die Textilien und unser Mobiliar – zu Geld zu machen, damit nicht alles verloren ginge. Ohne unseren Sohn würde es für uns später leichter sein, nachzukommen. Und sollte es bei uns misslingen, was wir aber nicht ernsthaft annahmen, so wäre wenigstens er in Sicherheit.

      Aber wir konnten fast nichts verkaufen. Die Dinge spitzten sich immer mehr zu, und die Gefahr für uns wurde zunehmend größer, besonders als 1939 der Krieg begann. Warum wir nicht konsequenter reagiert haben, weiß ich nicht. War es, weil wir die Gefahr nicht realistisch einschätzten? Weil wir sie nicht erkennen wollten? Weil wir zu sehr am materiellen Besitz hingen? Weil wir uns einredeten, dass wir zwar Juden waren, aber am jüdischen Leben fast gar nicht teilgenommen hatten und damit eigentlich wie andere Deutsche waren?

       Irgendwann war es für eine Flucht zu spät. Freunde erzählten uns davon, dass manche es vergeblich versucht hatten und verhaftet worden seien.

       An dieser Stelle will ich noch erklären, wie СКАЧАТЬ