Wo aber der Wein fehlt, stirbt der Reiz des Lebens. Группа авторов
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СКАЧАТЬ der östlichen Anlage von Brauneberg, aus Erden und aus Piesport-Müstert vor, wobei letztere vielleicht schon um 200 n. Chr. entstanden ist und mehr als fünf Erweiterungen erfahren hat. Gerade dieses Beispiel lässt erkennen, dass ältere Spuren nur dann nachgewiesen werden konnten, wenn das Kelterhaus stärker gestört und bei Untersuchungen auf die Erhaltung der archäologischen Reste für eine Rekonstruktion keine Rücksicht zu nehmen war. Dies könnte insbesondere die Ergebnisse zur großen Piesporter Anlage beeinträchtigen, unter der sich durchaus noch ein älterer Vorgängerbau verbergen kann. Andererseits könnten sich auch viele ältere Holzkeltern oder Sack- bzw. Spindel- und Torsionspressen einer archäologischen Entdeckung entziehen, sodass wir heute nur die jüngeren, in Stein ausgebauten Kelteranlagen erfassen.

      Trotz dieser Vorbehalte scheint der Weinbau im Moseltal erst nach der Mitte des 3. Jhs. n. Chr. eine erste Blüte erreicht zu haben, worauf neben ikonographischen und literarischen neuerdings auch epigraphische Zeugnisse schließen lassen. Zudem wurde der Moselwein erstmals in dieser Zeit in größeren Mengen exportiert, wie Untersuchungen zu Augst, einer römischen Stadt in der Nordschweiz, ergaben, wo der Import römischer Weinamphoren aus Südgallien und Italien vor 280 n. Chr. vollkommen abbrach und der Wein stattdessen vermutlich in Fässern von der Mosel über den Rhein nach Augst gelangte (Martin-Kilcher, 1994). Spätestens um die Mitte des 5. Jhs. n. Chr. waren die Kelterhäuser mit ihren Einrichtungen größtenteils zerstört. Allerdings lassen vereinzelte Funde in Piesport, Brauneberg, Rachtig und Erden eine weitere Nutzung von Teilen der Ruinen vermuten, wobei an einfachere, archäologisch nicht fassbare Holzkeltern oder Torsionspressen zu denken ist. Spätestens im hohen Mittelalter wurde mit Erden der letzte dieser Plätze aufgegeben, obwohl die Mauerreste teilweise, wie in Piesport, Lieser und wohl auch in Brauneberg, noch bis ins 19. Jh. sichtbar waren und erst danach von Rebflächen überdeckt wurden.

      Zusammenfassung

      Nach den archäologischen Befunden erlebte der Weinbau im Moseltal und in der Pfalz erst während des 4. Jhs. n. Chr. seine erste Blüte. Inwieweit sich dabei die Maßnahmen Kaiser Probus’. (276 – 282 n. Chr.) auswirkten, wird man erst nach Untersuchung weiterer Kelteranlagen abschließend beurteilen können. Sicherlich wurde der Weinbau durch ein Edikt Kaiser Domitians (81 – 96 n. Chr.) an der Mosel und am Rhein keineswegs ausgerottet oder in seiner Entwicklung nennenswert behindert, wie die vorliegenden Steindenkmäler erkennen lassen. Dennoch sollte man viele der mit Weinbau in Verbindung gebrachten Denkmäler differenzierter betrachten. Eindeutig sind solche Darstellungen wie die eines traubenlesenden Winzers von der Luxemburger Mosel. Darstellungen einzelner Reben und Weinblätter oder traubenlesender Putti, nackte, geflügelte Knabengestalten, gehörten dagegen häufig zum Repertoire einer Steinmetzwerkstatt und bilden oft nichts anderes als gefällige Dekorationen. Ebenso zeigen die bekannten Neumagener Denkmäler primär den Weintransport oder -handel und bieten damit keinen direkten Anhaltspunkt für heimischen Weinbau. Unbestritten ist auch die in Trier seit der Mitte des 3. Jhs. n. Chr. hergestellte »Weinkeramik« mit unterschiedlichen Trinksprüchen (Abb. 9).

      Abb. 9: Ab der Mitte des 3. Jhs. n. Chr. wurden in Trier unterschiedliche mit Trinksprüchen versehene Gefäße, sog. Spruchbecher, hergestellt, die auf den Weingenuss Bezug nehmen und in den Rhein- und Donauprovinzen weite Verbreitung fanden.

      Im 2. und 3. Jh. n. Chr. führte der Weinbau im Vergleich zur Spätantike sicher ein sehr viel bescheideneres Dasein. Darauf deutet wohl auch das erste schriftliche Zeugnis des Weinbaus an der Mosel, eine im Jahre 291 n. Chr. in Trier auf Kaiser Maximian gehaltene prunkvolle Lobrede Panegyricus: Ubi silvae fuere, iam seges est, metendo et vindemiando defecimus (»Wo einst Wälder waren, steht schon die Saat, Ernten und Weinlesen können wir nicht mehr bewältigen«). Bei allen propagandistischen Tendenzen, die solchen Lobreden zu Eigen sind, sollte jene für das Trierer Land so bedeutsame Aussage zum Zeitpunkt des Vortrages sicherlich schon auf einen wahren Kern zurückgegriffen haben.

      Im frühen 5. Jh. n. Chr. scheinen die Rebflächen wohl infolge der sich damals häufenden Germaneneinfälle reduziert worden zu sein, was gerade die Grabungen in Erden zu erkennen gaben, wo die Pressvorrichtungen verkleinert wurden. Trotzdem wird der Weinbau im Moseltal keineswegs zum Erliegen gekommen sein. Sicherlich zeichnet Venantius Fortunatus als einer der letzten römischen Dichter der Spätantike und späterer Bischof von Poitiers gegen Ende des 6. Jhs. ein realistisches Bild, wenn er zwischen Trier und Kobern Hügel mit grünendem Weinlaub oder zahlreiche durch Marken begrenzte Weinberge beschrieb: Qua vineta iugo calvo sub monte comantur (»Wo Weinberge belaubt aufstreben zu kahlen Berghöhen«); damit dürfte der Calmont bei Bremm, Europas steilster Weinberg, gemeint sein. Auch in der Umgebung von Andernach sah er dichte Reihen von Weinstöcken. Zwar sind merowinger- oder karolingerzeitliche Funde, die für das Moseltal Weinbau belegen könnten, noch dürftig, doch wird diese Lücke überzeugend durch erste urkundliche Quellen überbrückt.

      Literatur

      K.-J. Gilles, Bacchus und Sucellus – 2.000 Jahre Weinkultur an Mosel und Rhein, Briedel 1999.

      K.-J. Gilles, Drei neue Weinkeltern von der Mittelmosel, in: Archäologie in Rheinland-Pfalz 2005, S. 84–88.

      J. P. Hegner, Die Klassifikation der Moselweine in alter und neuer Zeit, in: Trierische Chronik I, 1905, S. 83ff.

      M. König, Spätrömische Kelteranlagen an Mosel und Rhein - Ein Beitrag zur Wein- und Landwirtschaftsgeschichte, s. dieser Band, S. 68–79.

      S. Martin-Kilcher, Die römischen Amphoren aus Augst und Kaiseraugst, in: Forschungen in Augst 7/​2, 1994, S. 473–474.

      L. Schwinden, Praepositus vinorum – ein kaiserlicher Weinverwalter im spätrömischen Trier, in: Funde und Ausgrabungen im Bezirk Trier 28, 1996 (= Kurtrierisches Jahrbuch 36), S. 49–60.

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