Stillen mit (herz-)krankem Kind. Julia Berg
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Название: Stillen mit (herz-)krankem Kind

Автор: Julia Berg

Издательство: Bookwire

Жанр: Сделай Сам

Серия: Erste Hilfen

isbn: 9783863215637

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      Dieses Buch möchte euch werdenden und gewordenen Eltern mit Informationen zum Stillen von der Geburt des Kindes bis zum Abstillen versorgen. Aber es ersetzt nicht die Begleitung und Unterstützung durch eine erfahrene Hebamme oder Stillberaterin, vor allem wenn dies euer erstes Kind ist. Haltet ihr schon einige Monate vor dem geplanten Entbindungstermin nach einer Hebamme Ausschau, ist das optimal. So könnt ihr euch eine Betreuung für die Zeit nach der Geburt sichern und die Hebamme noch in der Schwangerschaft kennenlernen. Bei diesem Treffen kann die Hebamme euch unter anderem verschiedene Stillpositionen zeigen. Auch wenn dies nicht euer erstes Kind ist und du in der Vergangenheit größere Schwierigkeiten beim Stillen hattest, kann ein Beratungsgespräch in der Schwangerschaft helfen; ebenso, wenn du zum ersten Mal schwanger bist und Zweifel an deiner Stillfähigkeit hast. Plant ihr die Geburt in einer Kinderklinik, die weit von eurem Wohnort entfernt liegt, ist es sinnvoll, auch Kontakt zu einer Hebamme vor Ort aufzunehmen – denn es kann gut sein, dass ihr die ersten Wochen nach der Geburt mit dem Baby dort verbringen werdet. Diese Hebamme kann dich nach der Geburt in einem sogenannten Elternhaus der Klinik oder auf Station besuchen und euch gerade in den ersten Tagen und Wochen nach der Geburt mit Rat und Tat zur Seite stehen – auch über Stillthemen hinaus. Hebammen arbeiten ganzheitlich und kümmern sich um das körperliche und seelische Wohlbefinden der Mutter.

      Wie wichtig die Ernährung mit Muttermilch vor allem für kranke Neugeborene und Säuglinge ist, ist in der Regel bei Ärztinnen und Pflegepersonal bekannt. Aber oft es fehlt am Wissen über das Stillen und richtige Anlegen des Neugeborenen. Dies ist auch nicht verwunderlich, gehört Stillberatung ja nicht zu den Kernkompetenzen einer Kinderkrankenschwester oder eines Pflegers. Dieses Pflegepersonal leistet eine anspruchsvolle Arbeit – gerade auf den Intensivstationen – und ist zudem oft belastet durch ein hohes Arbeitsaufkommen bei gleichzeitigem Personalmangel. Da erscheint es manchen vielleicht einfacher, wenn eine Mutter Milch abpumpt und diese mit der Flasche füttert, anstatt sie am Bett des Kindes beim Stillen zu unterstützen. Auch lässt sich dann besser dokumentieren, wie viel das Kind getrunken hat.

      Manche Stationen verfügen über eine eigene Stillberaterin. Die Regel ist dies leider nicht. Deshalb ist es so wichtig, eine Hebamme gerade für die erste Zeit mit dem Neugeborenen zu haben, sowohl für die Zeit des stationären Aufenthalts in der Kinderklinik als auch für die erste Zeit nach der Klinikentlassung zu Hause.

      In Deutschland übernimmt die gesetzliche Krankenversicherung die Kosten für tägliche (Haus-)Besuche oder telefonische Beratungen durch eine Hebamme in den ersten zehn Tagen nach der Geburt und weitere 16 Besuche im Zeitraum bis acht Wochen nach der Geburt. Darüber hinaus werden weitere acht Hausbesuche oder Beratungen bei Stillschwierigkeiten oder Ernährungsproblemen des Säuglings übernommen, bei nichtgestillten Kindern bis zu einem Alter von neun Monaten und bei gestillten Kindern bis zum Ende der Stillzeit – egal wie lange die Mutter stillt. Hat die Mutter darüber hinaus noch Betreuungsbedarf (zum Beispiel, wenn ihr Kind erst mehrere Wochen oder sogar Monate nach der Geburt mit den Eltern nach Hause entlassen wird), kann eine Kinderärztin ein Rezept für weitere Besuche ausstellen. Bist du privat krankenversichert, informierst du dich am besten schon während der Schwangerschaft darüber, welche Leistungen von deiner Kasse übernommen werden.

      Leider besteht in Deutschland aktuell (Stand Frühjahr 2021) ein Mangel an Hebammen. Für viele junge Frauen (und Männer) scheint der Hebammenberuf nicht mehr so attraktiv wie noch vor einigen Jahren, gleichzeitig sind die Geburtenraten in den letzten Jahren gestiegen. Deshalb haben immer mehr junge Eltern Schwierigkeiten, eine Hebamme für die Betreuung zu finden. Falls es euch genauso geht, rate ich euch, Kontakt zu einer Stillberaterin aufzunehmen und/oder euch einer Stillgruppe anzuschließen. Vielleicht findet ihr eine Hebamme, die zwar keine freien Kapazitäten für Hausbesuche mehr hat, euch aber für telefonische Beratungen zur Verfügung steht. In Kapitel 8 findet ihr hilfreiche Adressen.

      Wegen der besseren Lesbarkeit habe ich mich entschieden, bei der Nennung von Berufsgruppen jeweils nur eine Bezeichnung zu nehmen. Das ist überwiegend die weibliche. Gemeint sind jeweils alle Geschlechter, wenn ich von „dem Partner“ spreche, meine ich die Partnerin ebenso, denn „Familie“ ist neben Vater-Mutter-Kind auch eine Regenbogen- oder Patchworkfamilie und alles, was sich selbst als solche bezeichnet.

      Am Ende des Buches findet ihr ein Register mit einer Übersicht der erwähnten (Fach-)Begriffe. Dies soll euch erleichtern, direkt nachzuschlagen, falls ihr Informationen zu einem bestimmten Thema sucht.

       1. Allgemeine Informationen

       1.1 Warum Muttermilch so wichtig ist – gerade für kranke Säuglinge

       1.1.1 Muttermilch: Ein Wunder der Natur …

      Weshalb die Empfehlung der WHO so lautet, ist schnell erklärt: Muttermilch ist das natürliche, artgerechte und gesunde Nahrungsmittel für Neugeborene und Säuglinge. Sie enthält neben Wasser über 100 verschiedene andere Stoffe, genau genommen sogar über 1000, wenn man bedenkt, dass in Muttermilch allein mehr als 200 verschiedene Arten Mehrfachzucker und über 700 verschiedene Arten Bakterien zu finden sind. Künstliche Säuglingsnahrung (Formula) hingegen enthält neben Wasser nur etwa 50 verschiedene Inhaltsstoffe. Eine schöne Übersicht über die Inhaltsstoffe von Muttermilch im Vergleich zu Formula findet ihr unter www.hebammenverband.deHebammenforumMaterialien zum Herunterladen„Was ist eigentlich in Muttermilch und in Formula?“

      Muttermilch ist in ihrer Zusammensetzung variabel und immer genau auf die Bedürfnisse des wachsenden Kindes abgestimmt. Die Milch für ein Neugeborenes unterscheidet sich in ihrer Zusammensetzung von der für einen älteren Säugling. Jede Mutter bildet die für ihr eigenes Baby passende Milch. Neben einem für den kindlichen Stoffwechsel optimalen Nährstoffangebot enthält Muttermilch eine Vielzahl lebender Zellen (rund 4000 allein in einem Tropfen!), unter anderem Stammzellen mit ähnlichen Eigenschaften wie embryonale Stammzellen sowie spezifische, immunologisch wirksame Substanzen und Mikroorganismen, darunter eine Vielzahl von Bakterien wie Milchsäure- und Bifidobakterien, Staphylokokken, Streptokokken und Pseudomonas. Etliche von denen tragen zur Entwicklung eines kompetenten, kindlichen Immunsystems bei.

      Wissenschaftler, die sich mit der Zusammensetzung der Muttermilch beschäftigen, finden immer neue Bestandteile – die meisten haben mehrere Funktionen für den kindlichen Organismus, kooperieren miteinander und ergänzen einander in ihren Wirkmechanismen. Für seine Entwicklung braucht das kindliche Immunsystem mindestens zwei Jahre. Muttermilch enthält viele Stoffe, die das Kind während dieser Zeit vor schweren Infektionen schützen und gleichzeitig helfen, sein Immunsystem aufzubauen. Bereits während der Schwangerschaft wird das Kind passiv immunisiert, und zwar durch den Transfer von Immunglobulin-G-Zellen (IgG) aus dem mütterlichen Blut ins kindliche über die Plazenta. Nach der Geburt übernimmt die Brust diese Aufgabe zum Teil.

      Kolostrum, die Muttermilch der ersten Stunden und Tage, hat beispielsweise großen Einfluss auf die Besiedelung des kindlichen Magen-Darm-Traktes mit gesunden Mikroorganismen. Dadurch haben es krankmachende Erreger schwer, sich im Darm zu vermehren. Zudem legen sich bestimmte Stoffe in der Muttermilch wie ein Schutzfilm auf die noch unreife und durchlässige Darmschleimhaut des Neugeborenen. So verhindern sie, dass potenziell schädliche Zellen eindringen. Studien zeigen: Je länger die Mutter ausschließlich stillt, desto umfassender ist СКАЧАТЬ