Название: Die Botschaft der Bhagavadgita
Автор: Sri Aurobindo
Издательство: Автор
Жанр: Эзотерика
isbn: 9783963870385
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3.2
Du verwirrst mir offenkundig meine Intelligenz mit einer zweideutigen Rede. Nenne mir nun eindeutig das Eine, durch das ich meiner Seele Heil erlangen kann.
3.3
Der Erhabene sprach: Auf zweifachem Weg erstrebt in dieser Welt die Seele die Verwirklichung des Selbstes (wodurch sie in den Zustand Brahmans eingeht), wie Ich dir schon früher gesagt habe, O Sündenloser: Auf dem Weg der Sankhyas durch den Yoga des Wissens und auf dem Weg der Yogins durch den Yoga der Werke.
Es ist das Ziel der ersten sechs Kapitel der Gita, in dem weiten Rahmen vedantischer Wahrheit die beiden Methoden in einer Synthese zu vereinen, die man gewöhnlich als verschieden, ja als gegensätzlich beurteilt: die der Sankhyas und die der Yogins. (81)
Welches auch immer die genauen Unterschiede ihrer metaphysischen Gedanken sein mögen, der praktische Unterschied zwischen dem Sankhya und dem Yoga, wie er durch die Gita entwickelt wird, ist derselbe wie der jetzt zwischen dem vedantischen Yoga des Wissens und dem Yoga der Werke bestehende, und die praktischen Ergebnisse des Unterschieds sind auch dieselben. Das Sankhya ging, gleich dem vedantischen Yoga des Wissens, von Buddhi, der unterscheidenden Intelligenz, aus. Durch reflektives Denken, vicāra, gelangte es zur rechten Unterscheidung, viveka, der wahren Natur der Seele und wie ihr durch Bindung und Identifikation die Werke der Prakriti auferlegt werden. Genauso kommt die vedantische Methode durch dieselben Mittel zur richtigen Unterscheidung der wahren Natur des Selbstes und wie ihm die kosmischen Erscheinungen durch die mentale Illusion auferlegt werden, die zur egoistischen Identifizierung und zur Bindung führt. In der vedantischen Methode hört Maya für die Seele dadurch auf, dass diese in ihren wahren, ewigen Zustand als das eine Selbst, Brahman, zurückkehrt, so dass die kosmische Aktion verschwindet. In der Sankhya-Methode fällt das Wirken der guṇas durch die Rückkehr der Seele in ihren wahren ewigen Status als der inaktive Purusha in Ruhe, und die kosmische Handlung hört auf. Das Brahman der Mayavadins ist schweigsam, unwandelbar und untätig. So ist auch der Purusha des Sankhya. Darum ist für beide die asketische Absage an Leben und Wirken ein notwendiges Mittel zur Befreiung. Aber für den Yoga der Gita wie für den vedantischen Yoga des Wirkens ist das Handeln nicht nur eine Vorbereitung, sondern selbst Mittel zur Befreiung. Die Berechtigung gerade dieser Anschauung sucht die Gita mit unerschöpflicher Kraft und Nachdrücklichkeit deutlich zu machen. Leider konnte sie sich in Indien nicht gegen die ungeheure Woge des Buddhismus1 behaupten. Sie ging nachher in der Intensität des asketischen Illusionismus und der Glut weltverachtender Heiliger und Gottergebener verloren. Erst jetzt übt sie allmählich wieder ihren wirklichen, heilsamen Einfluss auf das indische Bewusstsein aus. Entsagung ist unentbehrlich. Aber die wahre Entsagung ist die innere Zurückweisung von Begehren und Egoismus. Ohne sie ist das äußere physische Aufgeben des Handelns etwas Unwirkliches und Wirkungsloses. Mit dieser inneren Entsagung hört es sogar auf, notwendig zu sein, wenn es auch nicht verboten ist. Wissen ist etwas Wesentliches. Es gibt keine größere Kraft für die Befreiung. Aber Handlungen mit Wissen sind ebenfalls notwendig. Denn durch die Vereinigung von Wissen und Wirken wohnt die Seele völlig im Zustand Brahmans, nicht nur in Ruhe und untätiger Stille, sondern gerade inmitten von Spannung und Gewaltsamkeit der Aktion. Die innige Hingabe ist über alles wichtig. Aber das Wirken aus inniger Hingabe ist auch wichtig. Durch die Einung von Wissen, inniger Hingabe und Wirken wird die Seele in den höchsten Zustand des Ishwara emporgehoben, um dort im Purushottama daheim zu sein, der zugleich Herr der ewigen spirituellen Stille und der ewigen kosmischen Aktivität ist. Das ist die Synthese der Gita. (85-86)
3.4
Nicht durch die Unterlassung der Werke erfreut sich der Mensch des Freiseins vom Wirken; und durch den reinen Verzicht (auf das Wirken) gelangt er nicht zu seiner Vollkommenheit (siddhi, das höchste Ziel seiner Selbstdisziplin durch Yoga).
Naiṣkarmya, ein ruhiges Entleertsein vom Wirken, ist zweifellos das, was die Seele, Purusha, erlangen muss. Denn es ist Prakriti, die das Wirken vollzieht. Die Seele muss sich darüber erheben, dass sie in die Aktivitäten des Seienden verwickelt ist. Sie muss in freier ruhig-heiterer Ausgeglichenheit über den Maßnahmen der Prakriti wachen, jedoch von ihnen nicht beeinträchtigt werden. Das, und nicht das Aufhören des Wirkens von Prakriti, ist in Wahrheit mit dem naiṣkarmya der Seele gemeint...
Wenn das Wirken von Prakriti fortdauert, wie kann dann die Seele sich dagegen schützen, in es verwickelt zu werden? Wie kann ich kämpfen, ohne dass ich in meiner Seele denke oder fühle, dass ich, das Individuum, jetzt kämpfe? Wie kann ich dabei nicht den Sieg begehren, nicht in meinem Inneren von der Niederlage berührt werden? Dies ist die Lehre der Sankhyas, dass die Intelligenz des Menschen, der sich ganz den Aktivitäten der Natur hingibt, verstrickt wird in Egoismus, Unwissenheit und Begehren. So wird er zum Handeln hingerissen. Wenn sich, im Gegensatz dazu, die Intelligenz zurückzieht, muss das Handeln aufhören zugleich mit dem Aufhören des Begehrens und der Unwissenheit. Darum ist es notwendiger Teil, unvermeidlicher Umstand und unentbehrliches letztes Mittel, wenn wir uns zur Befreiung hinbewegen, dass wir Leben und Wirken ganz aufgeben. Diesen Einwand der geläufigen Logik – Arjuna spricht ihn nicht aus, aber er hat ihn im Sinn, wie der Gang seiner folgenden Äußerungen zeigt –, hat der Lehrer sofort vorausgesetzt. Nein, sagt er, eine solche Entsagung, weit davon entfernt, unentbehrlich zu sein, ist nicht einmal möglich. (106-07)
3.5
Denn niemand ist auch nur für einen Augenblick in Untätigkeit. Jeder wird unwiderstehlich durch die aus Prakriti herrührenden Qualitäten zum Handeln gezwungen.
Eine bemerkenswerte Besonderheit der Gita ist die eindrucksvolle Schau des gewaltigen kosmischen Wirkens und der ewigen Aktivität und Macht der kosmischen Energie. СКАЧАТЬ