Charles Manson - Meine letzten Worte. Michal Welles
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Название: Charles Manson - Meine letzten Worte

Автор: Michal Welles

Издательство: Bookwire

Жанр: Документальная литература

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isbn: 9783854453512

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СКАЧАТЬ unterstützenswert. Hier räumt Manson seinen Part als Triebfeder des Ganzen also unumwunden ein. Seine Gefühlskälte macht ihn so stumpf gegen sich selbst, dass er sein Geständnis gar nicht bemerkt.

      Und damit komme ich zum Ende. Manson ist der mit Abstand gruseligste Clown, aber auch der traurigste und irrste Straftäter, von dem ich je gelesen habe. Das liegt nicht nur an seinen eigenen Schilderungen, in denen das Wüten und der Wahnsinn seiner Denkgebäude gar nicht richtig zum Vorschein kommen. Viel eindrücklicher bricht das Höllische aus den ebenfalls hier abgedruckten Erinnerungen seines Zellengang-Genossen hervor, die mir wahrscheinlich Alpträume en gros bescheren. Denn wie Manson seine Zelle Woche für Woche in eine dunkle Höhle voller Krempel und Kram verwandelt, wie er sich für seine Haustier-Spinne in den Karzer hineintobt, um dort dann tagelang an der Tür stehen zu bleiben, wie er aus Urin und Getränkepulver Farben mischt, um Skorpione aus alten Unterhosenbändern zu basteln – dagegen ist der Kellergang, in dem Hannibal Lector mit seinen verrückten Mitgefangenen lebt, ein wohltemperiertes Frühstück mit englischer Orangenschalenmarmelade, Drei-Minuten-Ei und frisch aufgebackenem Croissant. Lassen Sie sich überraschen.

      Aber jetzt halte ich besser die Schnauze – ich höre mich ja schon an wie ein verdammter Gesellschaftskundelehrer.

      Mark Benecke, im März 2011

      Mark Benecke arbeitet weltweit als Kriminalbiologe. Zu seinen Klienten zählen neben der Polizei auch Serienmörder, Anwälte und Eltern von Opfern. Im Januar 2011 erschien im Verlag Bastei Lübbe sein Buch „Mordmethoden: Neue spektakuläre Kriminalfälle – erzählt vom bekanntesten Kriminalbiologen der Welt“.

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      Ende Juli und Anfang August 1969 ereigneten sich in Los Angeles acht der blutigsten Morde, die je in den USA verübt wurden.

      Am 31. Juli 1969 wurde die Kriminalpolizei in die Old Topanga Road 946 gerufen. Dort fand sie einen Toten, der mehrere Stichverletzungen aufwies; die Tat war offenbar schon einige Tage her. In unmittelbarer Nähe der Leiche hatte jemand mit dem Blut des Opfers „political piggy“ („politisches Schweinchen“) an die Wand des Schlafzimmers geschrieben. Zudem war die Wand überall mit blutigen Spuren besudelt, die wie Handabdrücke aussahen. Bei dem Opfer handelte es sich um den 32-jährigen Gary Hinman, einen Soziologiestudenten, der sich nebenbei mit Musikunterricht etwas Geld verdiente. Wie später bekannt wurde, besserte er sein Einkommen zusätzlich auf, indem er Meskalin herstellte und verkaufte.

      Am Samstag, den 9. August, nahm die Polizei einen weiteren Tatort in Augenschein, und hier bot sich den Beamten ein so grauenhafter Anblick, dass ihnen beinahe übel wurde; es kostete sie größte Überwindung, sich in dem Haus am Cielo Drive genauer umzusehen. Fünf junge Leute waren wie in einem Mordrausch mit zahllosen Messerstichen getötet worden. Es handelte sich um die bekannte Schauspielerin Sharon Tate Polanski sowie ihre Freunde Abigail Folger, Voytek Frykowski, Jay Sebring und Steven Parent. Wie im Hinman-Fall fanden sich auch hier überall blutige Parolen an den Wänden. An der Tür des Hauses prangte das Wort „PIG“ („SCHWEIN“); wie sich später herausstellte, war es mit dem Blut von Sharon Tate geschrieben worden. In den ersten Presseberichten über das entsetzliche Massaker beschrieben einige Journalisten die Taten als „Ritualmorde“, andere folgerten, es habe zuvor eine wilde Sexparty gegeben, und viele kamen zu dem Schluss, dass es sich nur um einen Racheakt nach einem verpatzten Drogendeal handeln könnte. Dabei tappte die Polizei hinsichtlich eines möglichen Motivs für die Morde noch völlig im Dunkeln und suchte immer noch nach Hinweisen.

      Knapp 24 Stunden, nachdem die Polizei in den Cielo Drive gerufen worden war, gab es am Sonntag, den 10. August, einen ähnlich grausigen Leichenfund im Stadtteil Los Feliz. Im Waverly Drive 3301 war der Hausbesitzer, der 44-jährige Leno LaBianca, mit 26 Stichen getötet worden, die teilweise von einer Fleischgabel stammten. Auf seine 38-jährige Ehefrau Rosemary hatte man 41 Mal eingestochen. Wie schon bei den zwei anderen Fällen waren mit dem Blut der Opfer Botschaften an die Wände geschmiert worden: „DEATH TO PIGS“ („TOD DEN SCHWEINEN“) und „RISE“ („ERHEBT EUCH“) stand an einer Wand, die Kühlschranktür zierte das falsch geschriebene „HEALTER SKELTER“. Vincent Bugliosi, der leitende Bezirksstaatsanwalt, kam zu dem Schluss, dass der Schlüssel zum Motiv der Morde in diesen Worten zu suchen war. Doch zunächst, da noch keine Lösung der Fälle in Sicht war, versetzten die so genannten „Tate-LaBianca-Morde“ das ganze Land in Trauer und Entsetzen.

      Zwar war kurz nach dem ersten Mord an Gary Hinman ein möglicher Täter festgenommen worden, Robert Beausoleil, aber man brachte ihn nicht mit der gesamten Mordserie in Verbindung. Eine Spur fand sich erst Monate später, als eine zweite Verdächtige im Hinman-Fall verhaftet wurde: Susan Denise Atkins packte willig aus. Sie erzählte alles, was geschehen war, und nannte alle Beteiligten. Immer wieder kam sie dabei auf Charles Manson zurück, den sie als einen mächtigen Guru darstellte, der seine Anhänger dazu aufgefordert hatte, für ihn zu töten. Und sie beschrieb auch die Morde an sich, die sie zusammen mit anderen Manson-Anhängern begangen hatte, um seine Anerkennung zu gewinnen. Anfang Dezember 1969 gab die Polizei schließlich bei einer Pressekonferenz bekannt, der Tate-LaBianca-Fall sei gelöst.

      Manson wurde angeklagt, seine Anhänger durch Gehirnwäsche zu den Morden angestiftet zu haben. Staatsanwalt Bugliosi erklärte, Manson habe die Absicht gehegt, einen Aufstand der Schwarzen gegen die Weißen auszulösen, den so genannten „Helter Skelter“; der Begriff war vom Titel eines Beatles-Songs abgeleitet worden. Bugliosi zufolge hatte Manson seinen Leuten befohlen, die schrecklichen Morde zu begehen und falsche Fährten zu legen, damit die Polizei Afroamerikaner für die Täter hielt; diese Ungerechtigkeit, so hoffte Manson, würde den von ihm vorhergesagten Aufstand auslösen. Außerdem konnte man auf diese Weise gleichzeitig das Family-Mitglied Bobby Beausoleil entlasten, da die Morde weitergingen, während er wegen des Hinman-Mords in Untersuchungshaft saß.

      Der Prozess gegen die Manson Family zog sich über anderthalb Jahre hin. Charles Manson, Susan Atkins, Tex Watson, Leslie Van Houten und Patricia Krenwinkel wurden schließlich für schuldig befunden und zum Tode verurteilt. Während der Ermittlungen kam ein weiterer Mord ans Licht, den die Family-Mitglieder Bruce Davis und Steve Grogan an dem Rancharbeiter Shorty Shea begangen hatten, und auch sie wurden zum Tode verurteilt. Bobby Beausoleil erhielt das Todesurteil für den Mord an Gary Hinman. 1974 schaffte der US-Bundesstaat Kalifornien jedoch die Todesstrafe ab, und die Urteile wurden daraufhin in lebenslängliche Freiheitsstrafen umgewandelt, bei denen eine vorzeitige Entlassung wegen guter Führung ausgeschlossen war. Während der ersten acht Jahre konnten die Verurteilten keine Gnadengesuche einreichen. Bis zum heutigen Tag wurde allen Mitgliedern der Manson Family mit Ausnahme von Steve Grogan die Begnadigung verweigert.

      Tatsächlich war Charles Manson einmal wegen guter Führung vorzeitig aus der Haft entlassen worden, als er 1967 wegen kleinerer Delikte im Gefängnis Terminal Island einsaß. Damals hatte er sogar darum gebeten, weiter hinter Gittern bleiben zu dürfen. Während seiner Haftstrafe hatte er sich im Gefängnis seinen Platz erkämpft, und er schrieb dort und machte Musik. Unfreiwillig wieder auf freiem Fuß fuhr er per Anhalter bis nach Berkeley, wo sich ihm nach Jahren der Haft eine völlig neue Welt offenbarte. Die Hippies hatten Kalifornien erobert.

      Überall in der Stadt traf er auf junge Leute, die lieben und geliebt werden wollten, und die nach einer persönlichen Identität und dem Sinn des Lebens suchten. Viele hatten sich von ihrem Zuhause und dem Wertesystem ihrer Eltern abgewandt und waren nun bestrebt, etwas Eigenes aufzubauen. Der wohnungslose Manson geriet als Gitarrist, Sänger und Songwriter mitten in diese Szene hinein. Er spielte an Straßenecken, in kleinen Gassen und manchmal auch in Wohnungen oder Häusern, und konnte dabei viele Kontakte knüpfen. Zum ersten Mal in seinem Leben wurde er nicht als Ausgestoßener betrachtet. Im Gegenteil, seine Lebensgeschichte mit ihren Brüchen, den Erfahrungen auf der Straße und im Knast verliehen ihm die Aura des Besonderen. Lynette Fromme und Mary Brunner, die er als Straßenmusiker kennen lernte, wurden seine СКАЧАТЬ