Irgendwas, irgendwie, irgendwo. Teodoras Cetrauskas
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Название: Irgendwas, irgendwie, irgendwo

Автор: Teodoras Cetrauskas

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Literatur aus Litauen

isbn: 9783898968393

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СКАЧАТЬ mich persönlich betrifft, so ist vom Sport einzig ein Drei-Kilometer-Crosslauf geblieben, dazu zwanzig Minuten tägliche Schufterei am »Torsotiger«. Die ganze übrige Zeit verbringe ich am Schreibtisch, selbst die Samstage und Sonntage. Aber ich beschwere mich nicht, habe es selbst so gewollt. Man muss sich ausprobieren, wenn man schon vom Homo sovieticus zum Homo sapiens befördert wurde. So verlege ich das eine oder andere Büchlein bei ATHENA, ganz ohne Aufsehen und in kleinen Auflagen, um meine Freunde Günter Grass, Otfried Preussler und Edgar Hilsenrath nicht in Unruhe zu versetzen.

      Irgendwas, irgendwie, irgendwo

       Es gibt Wörter, die haben mehrere oder selbst ein Dutzend Bedeutungen. Und dennoch finden sich in unserer Sprache keine anderen Wortchampions, die praktisch eine unbegrenzte Zahl von Bedeutungen in sich aufnehmen und in jeden beliebigen Kontext passen wie die obengenannten.

      I

      Die Sonne ging früher auf an diesem Morgen und schien irgendwie anders. So auch der Wind: Suuuuuuubt, dann nichts, Suuuuuuuuubt, dann wieder Stille. Irgendwas erinnerte da an den Wellengang des Meeres. Die Bäume, von dieser seltsamen Sonne angestrahlt, sahen ebenfalls unalltäglich aus, nicht grün, eher goldfarben. Selbst die Sperlinge vergaßen ihre Herkunft und zirpten nicht, sondern trällerten nie Gehörtes – tschir viliiiiiii tschir viiiiiiiiii und so weiter. Die Katzen hingegen wirkten eher apathisch. Eine sibirische ließ sich sogar von einem Köter hinterm Ohr kraulen.

      »Nein, nein und nochmals nein«, dachte Andrius, »an solch einem Tag, an dem die Sonne früher aufgeht und irgendwie anders scheint, der Wind so ungewöhnlich bläst, die Spatzen nie Gehörtes trällern, Hunde und Katze den Ausnahmezustand proben – da kann man irgendwie nicht mehr leben wie früher. Man darf es nicht! Man muss irgendwo hingehen und irgendwas tun.«

      II

      Das Buch eines bisher unbekannten Autors nimmt man stets irgendwie ergriffen zur Hand. Was wird es enthalten? Findet sich darin irgendwas, das zu sagen erlaubt, hier sei ein Schritt nach vorn getan worden? Oder ist man resigniert, weil man nichts findet, das irgendwie geistig bereichert, und man ärgerlich abwinkt: Ach, wieder so ein Unsinn. Die Unruhe verstärkt sich, nachdem man die erste Erzählung der Sammlung gelesen hat. In »Die Schönheit« etwa schildert der Autor irgendwie völlig neu die innere Welt eines sechzehn- bis achtzehnjährigen Mädchens. Die Heldin ist irgendwie naiv und beängstigend erwachsen zugleich. Der Held der Erzählung »Der Wüstling« wiederum, er ist irgendwo um die Fünfzig, erweist sich als ein Mensch, der zu spät begriffen hat, dass er ein Mann ist. Seine Gestalt steht irgendwie im Gegensatz zur »Schönheit«, ist gleichsam deren Antipode. Man könnte noch mehr Erzählungen dieses Bandes anführen, die irgendwie den Themenkreis unserer Literatur erweitern und ergänzen. Davon gibt es in der Sammlung nicht wenige. Aber es finden sich auch solche, die irgendwas Bekanntes, ja Abgedroschenes wiederholen. So ist die Hauptfigur der Erzählung »Ein unglücklicher Mensch« seit Jahren vergeblich hinter einem Regal her. Als ob der seine Bücher nicht irgendwo anders hinpacken könnte. Solche gleichsam »dingbesessenen« und daher nicht vollwertigen Mitglieder unserer Gesellschaft finden wir noch häufiger bei diesem Autor. Das ist kein Vorwurf, nur ein freundschaftlicher Hinweis, dass seine Dichtung noch nicht jene Grenze überschritten hat, wo man keine Fehler mehr macht. Abschließend wünsche ich ihm weitere schöpferische Erfolge, und sicher spreche ich im Namen der Mehrheit seiner Leser, wenn ich betone, dass diese Art Literatur gewissermaßen erwartet und irgendwie für Wert befunden wird.

      III

      Genossen, wir sind heute zusammengekommen, um die Ergebnisse des vergangenen Jahres auszuwerten und zugleich einiges in Bezug auf die fernere Tätigkeit unserer Einrichtung zu beschließen. Fassen wir die Resultate des vergangenen Jahres zusammen, dann muss gesagt werden, dass es Abteilungen gibt, die irgendwie effektiver arbeiten als andere, eine bessere Einstellung erkennen lassen, die Wichtigkeit ihrer Tätigkeit besser begreifen. Das führte zu gewissen Resultaten, diese Abteilungen sind irgendwie führend, überholen andere. Wir schätzen diese Mitarbeiter und bemühen uns, sie nach Kräften zu fördern. Sie alle werden, wie der Wandzeitung zu entnehmen ist, eingestuft, ihnen ist irgendeine Prämie sicher. Aber es gibt natürlich auch Abteilungen und Mitarbeiter, die nicht so effektiv arbeiten, nicht die erforderliche Einstellung besitzen, weniger die Wichtigkeit ihrer Tätigkeit begreifen. Das spiegelt sich in den Arbeitsresultaten wider. Diese Abteilungen sind also zurückgeblieben und nicht führend. Meiner Meinung nach muss alles dafür getan werden, dass jene zurückgebliebenen Abteilungen die vorangehenden irgendwie aufzuholen versuchen. Aber auch die Letztgenannten sollten nicht bei dem Erreichten stehen bleiben, nicht nachlassen. Dann wird in unserer Einrichtung eine Bewegung einsetzen, die uns irgendwie vorwärts bringt.

      Ich beende hiermit meine Ausführungen. Wenn jemand etwas dazu zu sagen hat, möge er sich an den Versammlungsleiter wenden. Aber ich bitte darum, konkret und sachlich zu sprechen, damit sich ein irgendwie greifbarer Nutzen ergibt. Und nicht nur um des Redens willen geredet wird, was, wie ihr selbst versteht, pure Zeitverschwendung wäre.

      Wie man aus fremden Sprachen übersetzt

      (Einige praktische Ratschläge)

      Übersetzt man aus fremden Sprachen, empfiehlt es sich, stets das Original zur Hand zu haben. Denn hat man das nicht, können sich bestimmte Abweichungen ergeben. Besonders nicht ganz richtige Übertragungen von gewissen Daten, Ortsangaben oder Personennamen. Die übersetzte Literatur wird davon natürlich weder besser noch schlechter, sind doch diese Dinge eher Hintergrund, Zugabe, Verzierung. Dennoch kann es deswegen große Unannehmlichkeiten geben. Gewiss findet sich so ein aufgeblasener Federfuchser und pedantischer Flohknacker, der schickt dann an die passende Stelle ein Briefchen, voll von galligen, von böser Ironie getränkten Bemerkungen. Es war mir neu, lesen wir da, dass der Name Fizgerald in die litauische Sprache als »Toni« transliteriert wird (obwohl »Toni« gewiss schöner klingt, sicher wäre auch der Autor selbst damit einverstanden). Oder: Der Übersetzer verlegt die Handlung aus irgendeinem Grund nach Europa, ins Erzgebirge, obwohl Fizgerald, dem Übersetzer zufolge »Toni« eigentlich »in the Rockies« jagt, also in den Rocky Mountains (als wäre nicht die Jagd selbst das Wichtigste, und deren meisterhaft übertragene Anspannung). Und schließlich: Wozu Daten des Autors, wenn sich der Übersetzer einen Teufel darum schert?

      So ein Brief also wird das sein, obwohl Sie alles getan haben, was ein Buch zu einem Buch macht. Einen Esel wird der sie nennen, obwohl klar ist, wer der wirkliche Esel ist. Deshalb ist es eine der Bedingungen des Übersetzens, das Original in Griffweite liegen zu haben und hin und wieder einen Blick hineinzuwerfen.[1]

      Eine gesonderte Betrachtung erfordern die sogenannten Klassiker. Das ist die Literatur, welche in diverse Lehrprogramme Eingang findet. Klassiker zu übersetzen ist deshalb so kompliziert, weil es nicht wenige gibt, die selbige im Original gelesen haben. Und schon meldet sich irgendein Gelehrter, einer von denen, die nichts mit ihrer Zeit anzufangen wissen, der wird dann auch Ihre Übersetzung in die Hand nehmen, und jeder hat dann seine Meinung. Ich hätte das so gemacht, hört man, ich habe mir das anders vorgestellt, man müsse dem Autor Ehre erweisen (mein Gott, als ob der Autor sein Onkel oder Cousin wäre). Alle diese Sachen nerven, halten sie auf, Sie gehen ihrer Inspiration verlustig und erleben ein Fiasko.

      Ähnliches muss in Hinsicht auf die Übersetzung moderner Autoren gesagt werden. Denn das ist die Domäne sogenannter Snobs, und die sind noch schlimmer als die zuvor erwähnten Gelehrten. Diese Leute wissen wirklich nicht, was Erbarmen heißt. Sie können ihre vergötzten Meisterwerke in ihrer Muttersprache die ganze Tonleiter hoch- und wieder heruntersingen, sie in aller Großartigkeit neu erstehen lassen, dennoch wird das nichts weiter sein als eine »kraftlose Bemühung«, ein »blasses Abbild des Mondes im Wasser«, »ziemlicher Pfusch« usw.

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