The Family (Deutsche Edition). Ed Sanders
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Название: The Family (Deutsche Edition)

Автор: Ed Sanders

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9783862871469

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СКАЧАТЬ Gate Park für die Blumenkinder spielten, schlich Manson in Haight-Ashbury herum. Überall in Amerika gingen wir zu Love-ins und Friedensdemonstrationen und waren damit beschäftigt, eine ganze Generation aufzurütteln. Wir wollten dauerhafte Veränderungen. In diesen Jahren fuhr ich in einer Reihe psychedelischer Busse durch die Gegend und hatte Freunde, die in Kommunen lebten. Niemand hatte je Charles Manson erwähnt.

      Bevor sie wegen Mordes angeklagt wurde, hatte ich von Mansons Gruppe nur ein einziges Mal etwas gehört. Ein Freund gab ein Ökologie-Informationsblatt mit dem Titel Earth Read-Out heraus. Ende Oktober 1969 druckte er eine Geschichte aus dem San Francisco Chronicle vom 15. Oktober 1969:

      »Die letzten Überlebenden einer Bande nackter; langhaariger Diebe, die in gestohlenen Strandbuggies das Death Valley durchstreiften, sind, wie das Büro des Sheriffs gestern bekanntgab, ausgehoben worden. Ein Sheriff-Aufgebot, das von einem Aufklärungsflugzeug aus gelenkt wurde, verhaftete bei zwei Wüstenrazzien 27 männliche und weibliche Mitglieder der Nomadengruppe. Die Beamten erklärten, auch acht Kinder, darunter zwei unterernährte Säuglinge, seien aufgegriffen worden. Einige der Frauen waren vollständig nackt und andere trugen Bikinihöschen, wie die Beamten berichteten. Die Erwachsenen wurde alle ins Bezirksgefängnis Inyo eingeliefert, wo sie zu den gegen sie erhobenen Beschuldigungen, darunter Autodiebstahl, Hehlerei und illegaler Waffenbesitz, vernommen werden sollten. Laut Aussage der Beamten wurden sechs gestohlene Strandbuggies sichergestellt.

      Hilfssheriff Jerry Hildreth erklärte, die Bande habe von Diebstählen in der Umgebung gelebt. Er berichtete, die Mitglieder der Gruppe seien in den gestohlenen Strandbuggies mit Vierradantrieb herumgefahren und hätten in einer Reihe verlassener Bergwerkshütten campiert. Bisher hätten sie sich dadurch der Verhaftung entzogen, dass sie nur nachts unterwegs gewesen seien und mit Funkgeräten ausgerüstete Wachtposten auf den Bergen aufgestellt hätten. ›Es war erstaunlich, wie sie ihre Spuren verwischten und Scheinlager errichteten, um uns abzuschütteln‹, sagte Hildreth. ›Sie haben uns ganz schön in Trab gehalten ... Es dürfte eines der unzugänglichsten Gebiete von ganz Kalifornien sein.‹«

      Sechs Wochen nachdem ich diese beiden Absätze im Earth Read-Out gelesen hatte, waren die Titelseiten der Zeitungen voll mit Bildern von Manson, dem angeklagten Mörder mit dem glasigen Blick. Er wurde in einem Zuge als Hippie, Satansverehrer, Autodieb, Sektenführer, Sexbesessener und Meuchelmörder beschrieben. Seine Anhänger – einige junge Männer und an die zwanzig Mädchen – bezeichnete man als »Satanssklaven«, die bereit gewesen seien, alles für ihn zu tun, wo und wann auch immer. Hinter all den Schlagzeilen und Geschichten schien kein verlässliches Gerüst zusammenhängender Fakten erkennbar, das einigermaßen verständlich gemacht hätte, wie aus einer Gruppe junger amerikanischer Bürger eine Kommune von Schlächtern hatte werden können.

      Die Medien drehten durch. Kameras waren pausenlos im Einsatz und weltweit konnte man auf den Titelseiten Artikel lesen, die mit einer Mischung aus Faszination und Ekel berichteten. Es schien, als ob Mansons Family alle guten Eigenschaften einer Generation zugleich zerstörte – ihre Anteilnahme und ihr Selbstvertrauen, ihre Musik und ihre wilden Farben, ihre Liebe zur freien Natur und zu den landschaftlichen Schönheiten Amerikas, waches Gespür für die Notwendigkeit, die Umwelt zu schützen. War es möglich, dass diese eine Gruppe einen grotesken und abscheulichen Schlussstrich unter eine Dekade setzte, die so machtvoll und vielversprechend begonnen hatte?

      Persönliche Neugierde trieb mich also dazu, seit 1969 Material über die Family zu sammeln. Zuerst dachte ich, man hätte ihnen die ganze Geschichte einfach angehängt. Dann beschloss ich, ein Buch über den Fall zu schreiben, und glaubte, etwa sechs Monate dafür zu brauchen. Ich hoffte, dass danach wieder die ruhigen Tage des Friedens und der Poesie einziehen würden. Aber schon mit meinem ersten Flug nach Los Angeles wurde ich in einen Strudel von hektischen, die Tage und Nächte erfüllenden Aktivitäten gerissen, deren Ergebnis dieses Buch ist.

      Anderthalb Jahre schrieb ich buchstäblich alles nieder, was ich über die Manson Family hörte oder sah. Ich hatte ständig einen Kassettenrecorder bei mir und habe mindestens hundert Stunden Tonbandmaterial aufgenommen: Interviews, Gegenüberstellungen und Kommentare. Nichts war zu trivial, mein Notizstift hielt alles fest. Oft stellte sich eine winzige, scheinbar nichtssagende Information ein Jahr später als höchst bedeutungsvoll heraus. Innerhalb eines Jahres schrieb ich für die Los Angeles Free Press ungefähr fünfundzwanzig Artikel über den Manson-Prozess und das Weiterbestehen der Family seiner Anhänger. Ohne die freundschaftliche Hilfe der Redakteure der Free Press hätte dieses Buch nicht entstehen können. Die Redaktion war für mich eine Oase, eine Insel normaler Menschen, zu denen ich mich am Ende eines Tages flüchten konnte, erschöpft von der Jagd nach lauter wahnsinnigen Details über Leichen, Rituale und andere schauerliche Dinge.

      Ein Teil dieses Buches wurde in der Hall of Justice in Los Angeles geschrieben, wo ich ungefähr vier Monate lang dem Prozess gegen Susan Atkins, Patricia Krenwinkel, Leslie Van Houten und Charles Manson beiwohnte. Auch den zweiten Prozess – das Verfahren gegen Robert Beausoleil wegen der Ermordung Gary Hinmans – besuchte ich regelmäßig. Außerdem war ich bei zahlreichen Gerichtsverhandlungen zugegen, in denen es um andere Morde ging, die der Family vorgeworfen wurden.

      Es ist nicht leicht, die Angst und den blutgetönten Irrsinn wiederzugeben, die den Tate-LaBianca-Prozess umgaben, die Atmosphäre von surrealem Grauen und heruntergekommener Schäbigkeit. Die Morddrohungen von Mitgliedern der Family waren so zahlreich, dass ihnen schließlich niemand mehr besondere Beachtung schenkte.

      Es gab aber auch heiklere Probleme, die meine Nachforschungen behinderten, insbesondere das Problem jener Leiche im Kofferraum. Mehrere Geschäftsfreunde von Jay Sebring wurden während des Prozesses ermordet. Ich versuchte gerade, einen von ihnen aufzuspüren, einen Mann namens Joel Rostau, von dem ich mir einige Informationen erhoffte, als im Herbst 1970 bekannt wurde, dass man seine Leiche in New York im Kofferraum eines Autos gefunden hatte. Ein anderer Bekannter wurde um Weihnachten in Florida ermordet aufgefunden. Diese Vorfälle veranlassten mich, meine Nachforschungen auf weniger gefährliche Gebiete zu verlegen. Kein Buch ist es wert, permanent so nah am Abgrund zu balancieren.

      Auch nach all den Jahrzehnten hat der Fall also immer noch seine losen Fäden, große und kleine. Fest steht, dass diese Geschichte ein großes amerikanisches Drama ist, dessen Widerhall bis in die Gegenwart reicht.

       I. DIE FAMILY

       Von den Anfängen bis Mitte 1969

       1. Freiheit auf Bewährung

      Um den 22. Juli 1955 fuhr Charles Manson zusammen mit seiner siebzehnjährigen schwangeren Frau Rosalie in einem gestohlenen Mercury 1951 von Bridgeport, Ohio nach Los Angeles. Das war alles.

      Im September wurde er verhaftet, und am 17. Oktober 1955 bekannte er sich schuldig. In dem nach seiner Verhaftung angefertigten psychiatrischen Gutachten wurde festgestellt, es sei »ein ziemliches Risiko, ihn auf Bewährung freizulassen«, doch meinte man andererseits, das, was allenthalben jugendliche Straffällige zur Ruhe brachte, nämlich das Eheleben und dazu die bevorstehende Vaterschaft, würde ihn vielleicht auf den geraden Pfad des American Way of Life bringen. So wurde Manson am 7. November 1955 zu fünf Jahren mit Bewährung verurteilt. Manson stand bereits seit dem 18. Mai 1954 unter Bewährungsaufsicht. Er war 21 Jahre alt. Seit er sechzehn war, hatte er im Gefängnis gesessen, und schon seit seinem dreizehnten Lebensjahr war er in verschiedenen Besserungsanstalten gewesen.

      Nach seiner Verhaftung machte Manson den Fehler, bei einem Verhör durch Bundesbeamte zuzugeben, dass er 1954, also ein Jahr zuvor, mit einem geknackten Auto aus dem Bergbaugebiet in West Virginia nach Florida hinuntergefahren war. Folge dieser »Selbstverpfeifung« war, dass Manson am 11. Januar 1956 auf Grund einer in Miami erhobenen Anklage in Los Angeles СКАЧАТЬ