Die verlorene Vergangenheit. Stefan Bouxsein
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die verlorene Vergangenheit - Stefan Bouxsein страница 21

Название: Die verlorene Vergangenheit

Автор: Stefan Bouxsein

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Mordkommission Frankfurt

isbn: 9783939362074

isbn:

СКАЧАТЬ saß auf dem Beifahrersitz, er hatte den Karton auf dem Schoß und schmökerte in den Briefen. Der Inhalt der Briefe erinnerte ihn an den letzten großen Fall im vergangenen Sommer. Ein Tagebuch hatte Siebels und ihn damals auf die Spur eines zweifachen Frauenmörders geführt. Die auf rotem Briefpapier geschriebenen Briefe erinnerten ihn an dieses Tagebuch. Während der Briefeschreiber aber die absolute männliche Dominanz verherrlichte, war der Tagebuchschreiber der absoluten Dominanz von Frauen verfallen. Dabei fiel ihm auch sein Streit mit Johanna wieder ein. Johanna spielte damals eine wichtige Rolle und wäre fast das dritte Opfer geworden. Wenn sich der Täter nicht vorher in sie verliebt hätte. Jetzt fühlte sie sich schuldig und besuchte diesen Kerl ständig im Gefängnis. Till hatte keine Ahnung, wie er die Beziehung mit Johanna noch retten konnte. Er wusste nur, dass ihm das alles gewaltig gegen den Strich ging. Siebels riss ihn aus seinen Gedanken.

      »Gefallen dir die Briefe vom Grafen?«

      »Die sind echt spannend. Erinnern mich an die Tagebuchaufzeichnungen vom Robert Kiesbach. Nur mit vertauschten Rollen, der hier will nicht gezüchtigt werden, der will selber züchtigen. Das Leben wäre doch viel einfacher, wenn es nicht so viele Verrückte gäbe.«

      »Würdest du lieber Wohnungseinbrüche aufklären? Oder den Fall mit dem Obdachlosen, der im Park erschlagen wurde?«

      »Nee, dann lieber die Sexbesessenen. Die sind spannender.«

      »Na also. Ich schmeiße dich am Präsidium raus, du kannst dich den ganzen restlichen Tag mit diesen Briefen beschäftigen. Am besten machst du Kopien. Aber lass bloß nix auf dem Schreibtisch rumliegen. Der Tetzloff flippt aus, wenn da was durchsickert. Versuche herauszufinden, ob Simone Tetzloff sich mit dem Kerl getroffen hat. Oder ob es im Gespräch war. Und wenn du jeden Brief hundertmal liest, irgendeinen Anhaltspunkt über diesen Grafen müssen wir finden.«

      »Ich werde mir Mühe geben, den Grafen zu überführen. Was machst du in der Zwischenzeit?«

      »Diese Nadja Asmussen in der Agentur besuchen. Vielleicht hat Simone Tetzloff ja tatsächlich von diesem Grafen geschwärmt und es ihrer besten Freundin anvertraut. Laut Tetzloff wurde ja alle Fanpost von der Agentur vorab geprüft. Und die Grafenpost hat es immer bis zur Tetzloff geschafft.«

      Die beiden grinsten sich vielsagend an. Am Präsidium stieg Till aus, spätestens um 18:00 Uhr wollte Siebels wieder im Büro sein, Till sollte so lange auf ihn warten.

      Die Agentur für Mode und Models hatte ihren Sitz in der Nähe vom Henninger Turm. Nadja Asmussen war die Inhaberin. Das Ambiente erinnerte Siebels an ein Reisebüro, anstatt der Prospekte und Kataloge von den Stränden dieser Welt hingen allerdings die Gesichter von Frauen an den Wänden, mit denen es die Natur gut gemeint hatte. Nadja Asmussen saß hinter einem Schreibtisch und telefonierte. Sie hatte lange schwarze Haare, Siebels schätzte sie auf Anfang bis Mitte vierzig. Er setzte sich auf den Stuhl vor ihrem Schreibtisch und wartete, bis sie ihr Telefonat beendet hatte. Die Gesichtszüge der Frau ließen erahnen, dass auch sie in früheren Jahren eine Schönheit gewesen sein musste. Aber die Jahre hatten ihre Spuren hinterlassen. In ihrem Gesicht konnte er nicht nur die Spuren der Zeit, sondern auch die Spuren von viel Arbeit, Stress und wenig Schlaf erkennen. Hätte die Frau im Supermarkt an der Kasse oder im Präsidium als Kommissarin gearbeitet, wäre ihm das gar nicht aufgefallen. Aber hier, wo sie von den Gesichtern zahlreicher junger Frauen umgeben war, war der Kontrast deutlich zu spüren. Anscheinend verhandelte sie gerade über die Gage eines ihrer Models. Ihr Tonfall klang bestimmend und resolut. Sie war zweifelsohne eine Geschäftsfrau, die sich durchgesetzt hatte und ihren Kampf im Geschäft des Glanz und Glamour täglich aufs Neue kämpfte. Endlich legte sie den Hörer auf und widmete sich ihrem Besucher.

      »Sie sind bestimmt der Herr Siebels von der Polizei«, sagte sie ihm auf die Nasenspitze zu und zündete sich eine Zigarette an.

      »Herr Tetzloff hat Sie bereits informiert?«

      »Ja, vor zehn Minuten hat er bei mir angerufen. Das ist ja eine schreckliche Geschichte. Die arme Simone.«

      »Was genau hat Herr Tetzloff Ihnen erzählt?«

      »Nicht viel. Vor allen Dingen hat er mir mehr oder weniger gedroht. Außer mit Ihnen dürfte ich mit niemandem über die Sache reden. Nicht ein Sterbenswörtchen. Ansonsten würde ich das Leben von Simone auf das Spiel setzen und das würde er mir niemals verzeihen. Darüber hinaus sagte er nur, dass sie entführt wurde und dass Sie mit mir über Simone reden wollen. Wie kann ich Ihnen helfen?«

      »Herr Tetzloff sagte, Sie wären die beste Freundin seiner Frau. Stimmt das?«

      »Ich denke schon, ja. Wir kennen uns seit über zehn Jahren. Ich habe Simone damals entdeckt. Und über das Geschäftliche hinaus haben wir uns auch privat sehr gut verstanden und im Laufe der Zeit sind wir richtige Freundinnen geworden.«

      »Ihre Freundin war eines der höchst bezahlten Models der Welt. Ich vermute, Sie haben viel Geld mit ihr verdient. Waren da die geschäftlichen Interessen einer Freundschaft nicht hinderlich?«

      »Rein theoretisch gesehen würde ich Ihnen da recht geben. Das ist ein hartes Geschäft und für Freundschaften bleibt nicht viel Raum. Aber Simone und ich schwammen einfach auf der gleichen Wellenlänge. Und dem Erfolg hat unsere Freundschaft nicht im Weg gestanden, eher im Gegenteil. Ich konnte mich hundertprozentig auf Simone verlassen und sie sich auf mich. Vielleicht war unsere Freundschaft sogar der Grund für ihren Erfolg. Am Anfang ihrer Karriere hätte ich im Traum nicht daran gedacht, dass sie es einmal so weit bringen würde.«

      »Soviel ich weiß, ist die Post von Frau Tetzloff über ihren Tisch gelaufen.«

      »Das stimmt nicht ganz. Als sie ganz oben auf der Karriereleiter angekommen war, mussten wir sie vor Journalisten und Verehrern schützen. Sie bekam eine geheime Telefonnummer und eine neue Wohnung, in der sie unter einem anderen Namen wohnte, wenn sie in der Stadt war. Die meiste Zeit war sie ja unterwegs und wohnte in Hotels. Wenn Journalisten einen Termin für ein Interview haben wollten, mussten sie ihre Anfragen über die Agentur laufen lassen. Und die vielen Verehrer, die sie auf der ganzen Welt hatte, konnten auch nur über die Agentur mit ihr in Kontakt treten. Aber es blieb ihr natürlich freigestellt, ihren Freunden und Bekannten ihre Adresse und den dazugehörigen Namen zu verraten. Private Post konnte sie also durchaus ohne die Agentur empfangen, wenn sie es wollte.«

      »Mich interessiert in erster Linie die Post, die sie von hartnäckigen Verehrern bekommen hat. Solche, die ihr regelmäßig über einen langen Zeitraum geschrieben haben. Fällt Ihnen dazu etwas ein?«

      Nadja Asmussen inhalierte den Rauch der Zigarette tief in ihre Lunge ein und pustete ihn dann geräuschvoll aus. So, als wollte sie damit zum Ausdruck bringen, dass sie etwas zu sagen hätte, was nicht einfach auszudrücken war. »Es gab vielleicht drei oder vier Männer, die ihr recht häufig geschrieben haben. Die Briefe und Päckchen sind natürlich über meinen Tisch gelaufen.«

      »Rote Briefe, geschrieben mit schwarzer Tinte, unterzeichnet von einem Graf F. Kennen Sie diese Briefe?«

      »Ja, ich habe sie natürlich nicht gelesen. Aber Simone hat mir davon erzählt. Die Briefe vom Grafen musste ich ihr immer persönlich aushändigen. Die anderen habe ich meistens gesammelt und in einem großen Umschlag an ihre Adresse geschickt.«

      »Was wissen Sie über diesen Grafen?«

      »Verdächtigen Sie ihn, Simone entführt zu haben?«

      »Es ist eine Spur, die wir verfolgen müssen. Frau Tetzloff hat seine Briefe gesammelt und es waren die einzigen Briefe, die sie nach der Hochzeit nicht vernichtet hat. Der Graf scheint es ihr angetan zu haben.«

      »Ja, СКАЧАТЬ