Schwert und Schild - Sir Morgan, der Löwenritter Band 8: Gottes Fluch über Cornwall. Tomos Forrest
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Читать онлайн книгу Schwert und Schild - Sir Morgan, der Löwenritter Band 8: Gottes Fluch über Cornwall - Tomos Forrest страница 4

СКАЧАТЬ etwas habe ich noch nie gesehen, Vater Alun!“, sagte er schließlich mit vor Ehrfurcht gedämpfter Stimme.

      „Das glaube ich wohl, Sir!“, antwortete der Mönch und drehte sich halb zu der fast lebensgroßen Christusfigur herum. „Das Kreuz ist schon sehr, sehr alt und stammt aus einer alten Meisterschule. Ich habe es als junger Mann in Italien entdeckt und alles dafür getan, es nach England zu bringen.“

      Bei diesen Worten war Morgan einen Schritt näher herangetreten, um die Figur genauer anzusehen.

      „Es wirkt, als würde der Heiland dort leibhaftig sein, und nicht, wie aus dem Holz gehauen. Aber was mich am meisten verwundert, Vater, ist die Tatsache, dass er bekleidet ist und nicht nur ein Lendentuch trägt, sondern eine richtige Tunica manicata.“

      „Es ist eine besondere Schule, wie ich schon sagte, Sir. Wir nennen sie die Volto-Santo-Schule, die direkt auf das Heilige Kreuz zurückgeht. Christus ist hier auf besondere Weise dargestellt, wie Ihr das sofort und ganz richtig verstanden habt. Und ich darf wohl anmerken, dass unser Herr hier nicht mehr leidend ist, sondern der Triumphator, der uns mit offenen Augen ansieht.“

      „Jetzt verstehe ich, warum du mit mir hierher geritten bist, Baldwin. Das Kreuz ist unglaublich schön!“

      Morgan kniete davor, sah dem Gekreuzigten direkt ins Gesicht und betete rasch insgeheim seinen innigsten Wunsch.

      Die beiden anderen schwiegen in diesem Augenblick, und erst, als sich Morgan mit strahlendem Gesicht zu ihnen herumdrehte, antwortete der Rote:

      „Du irrst, Morgan. Das Kreuz ist nicht der wahre Grund. Es gehört dazu, aber hier gibt es viel mehr zu bereden. Vater Alun?“

      „In hoc signo vinces – in diesem Zeichen werdet Ihr siegen!“, antwortete er. Dann erhob sich der alte Mönch etwas schwerfällig, ging zur schlichten Kirchentür und schob einen kräftigen Riegel davor. Gleich darauf eilte er zurück zum Altar, trat hinter das Holzkreuz, und Morgan vernahm das Geräusch, das beim Öffnen einer Holztür mit rostigen Scharnieren entsteht.

      Neugierig trat er neben den Mönch und schaute verwundert in den eben freigelegten Gang unter einer Holztür, die Vater Alun noch offen hielt. Kühle Luft schlug ihm aus diesem tiefen Keller entgegen, der offenbar vor langer Zeit hier in den festen, teilweise lehmigen Boden geschlagen wurde. Der Mönch hatte eine Öllampe entzündet und ging den beiden Männern voraus. Unterwegs drehte er sich noch einmal um und erkundigte sich:

      „Ihr habt von den zahlreichen Erkrankungen gehört? Noch nie haben wir so viele Lepra-Kranke gehabt wie in den letzten Wochen. Die Gesunden fürchten sich vor jedem, der auch nur den Anschein einer Krankheit erweckt. Man sagt, dass diese Krankheit durch Prinz John über das Land gekommen ist. Wir werden mit dem Kreuz unseres Herrn ein Zeichen setzen. Alle sollen sich unter dem Kreuz versammeln, und zu diesem Zweck werden wir auch alle Leprakranken aufnehmen.“

      „Aber – Vater Alun!“, rief Morgan erschrocken aus. „Denkt an die Gefahr der Ansteckung!“

      Der alte Mönch drehte sich zu ihm um und nickte nur mit ernster Miene.

      „Genau daran denke ich. Wenn wir gegen John ohne Land marschieren, werden die Leprakranken vorausgehen. Sie werden gewappnet sein und die erste Begegnung mit dem Feind anführen.“

      „Aber, Vater Alun, das ist vollkommen unmöglich! Ein Leprakranker soll auf dem Schlachtfeld für uns kämpfen? Er verliert möglicherweise noch vor dem ersten Schwertstreich seine Finger! Es ist gar nicht denkbar ...“

      Eine Handbewegung stoppte Morgans Rede.

      „Ihr wisst es also nicht, das verstehe ich natürlich. Also, Sir Morgan, so vernehmt nun, warum ich daran denke, diese Kranken auf das Schlachtfeld unter dem Zeichen des Kreuzes zu versammeln. Wer an dieser Krankheit leidet, ist schmerzunempfindlich. Wisst Ihr, was das bedeutet? Könnt Ihr Euch das Entsetzen ausmalen, wenn die Kranken Schwerthiebe erleiden müssen, und trotzdem weiterkämpfen, als wäre nichts geschehen? Könnt Ihr Euch vorstellen, dass ein Soldat da auf dem Schlachtfeld lange ausharren wird, wenn er solche Gegner vor sich sieht?“

      Morgan schwieg von Grauen erfüllt, als er sich dieses Bild ausmalte. Dann öffnete der Mönch eine weitere Tür im unterirdischen Gang und zeigte ihnen den dahinter befindlichen Raum. Auf der einen Seite lagen zahlreiche Waffen, auf der anderen standen Truhen voller Geschmeide, Silber und Gold.

      2.

      „Baldwin, ich werde zuversichtlicher mit jedem Tag, den ich an deiner Seite reite!“, rief Morgan übermütig aus, als die beiden Ritter über die Landstraße galoppierten. „Du hast es verstanden, ein gutes Netz zu knüpfen. Aber die Idee mit dem Grossi ist einfach unübertroffen. Wie bist du nur auf die Idee gekommen, eine venezianische Münze als Erkennungszeichen zu nehmen?“

      „Das erzähle ich dir später einmal, Morgan. Jetzt wird es Zeit – Moment, schau mal nach dort drüben. Wenn mich nicht alles täuscht, wird diese Staubwolke nicht durch ein Ochsengespann verursacht!“

      Der Rote deutete in östliche Richtung, und Morgan folgte sofort seinem ausgestreckten Arm. Die Landstraße wand sich in der Ferne um einige Erhebungen und lief dann inmitten sehr grüner Hügel bis auf einen Wald zu. Und aus dieser Richtung näherte sich rasch die Staubwolke.

      „Soldaten!“, sagte Morgan ruhig und zog das Schwert aus der Scheide.

      „Keine voreilige Tat!“, antwortete aber Baldwin sofort und deutete nach Westen. „Dort drüben ist ein kleines Waldstück, wo wir uns von der Straße unsichtbar verbergen können. Ich habe nichts gegen einen guten Kampf, aber dieser wäre unsinnig und zudem gefährlich. Da kommen gut und gern zwanzig Reiter, und wir haben keinen Bogen dabei.“

      „Ich fürchte mich vor keinem Soldaten des Sheriffs!“, erwiderte Morgan mit grimmigem Blick zur bald erkennbaren Reitergruppe.

      „Denkst du, ich habe Angst vor den Burschen? Doch auch ein dummer Soldat kann mal einen Hieb landen, zumal, wenn es sich um eine solche starke Gruppe handelt. Ich denke, es ist klüger, wenn wir uns zurückziehen und die Soldaten vorbeireiten lassen.“

      Mit diesen Worten trieb er sein Pferd schon von der Landstraße herunter und hielt auf das kleine Wäldchen zu. Nur widerwillig folgte ihm Morgan, noch immer das Schwert in der Faust. Im Schatten der Bäume gab es ausreichend Unterholz, und die beiden stiegen ab und banden die Pferde nur leicht mit einem Strick an einen Baumstamm, sodass er sich sofort lösen ließ, sollte es darauf ankommen.

      Ein Blick zurück zeigte die im Galopp heranpreschenden Soldaten. Die Gruppe kam dadurch schnell näher und war schon einzeln zu unterscheiden. Alle trugen ihr Schwert in der Hand, jedoch keine Lanzen, und dieser Anblick zeigte den beiden Freunden, dass man sie wohl auch wahrgenommen hatte.

      Es dauerte СКАЧАТЬ