Heiße Keramik. Regina Mars
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Название: Heiße Keramik

Автор: Regina Mars

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783969699294

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СКАЧАТЬ Kühl und bitter rann das Pils seine Kehle hinunter. Er hätte seinen Namen genannt, aber ...

      Deine Mutter hat gerade ihre Kandidatur bekannt gegeben, hörte er seinen Vater sagen. Das ist eine sensible Phase. Mach uns jetzt keine Schande, verstanden? Die Presse lauert nur auf einen Skandal.

      Einen Skandal wie den hier. Unsicher betrachtete Robin seine beiden Liebhaber. Hier oben konnte man sie nicht sehen, oder? Nein, es war viel zu hoch ...

      Er hörte ein Sirren.

      »Was ist das?« Er sprang auf. Bier schwappte auf seine Zehen.

      »Mwas?« Der Bärtige regte sich.

      »Bleib liegen.« Sein Freund lächelte ihm zu. »Keine Panik, Robin. Unser bekloppter Nachbar lässt gern seine Drohne steigen. Ich glaube, der will uns zuschauen.«

      Der Bärtige lachte. »Die Sau.«

      Das beruhigte Robin kein bisschen. Es durfte keine Beweise geben! Warum hatte er sich nicht zurückgehalten? Warum hatte er nicht einfach höflich Nein gesagt, als die beiden ihn angesprochen hatten?

      Weil du ein sexsüchtiger Trottel bist, dachte er.

      Das ist eine sensible Phase.

      Dann sah er sie. Das Ding schwirrte vor ihnen in der Luft, ein rotes Licht blinkte und ihr schwarzes Auge fixierte ihn. Ein Kameraobjektiv. Gerichtet auf ihn und die beiden nackten Männer, mit denen er offensichtlich gerade gevögelt hatte.

      »Hau ab!«, rief er und schleuderte die Bierflasche. Volltreffer. Die Drohne trudelte, Tropfen versprühend, und sackte ab. Und verschwand. Das Sirren verstummte.

      »Sag mal, spinnst du?« Die Augen des Rothaarigen schimmerten in der Finsternis. »Was, wenn da unten Leute waren? Du kannst doch nicht mit Glasflaschen um dich werfen.«

      »Es ist wichtig, dass ich nicht gesehen werde«, sagte Robin und schaute sich nach seinen Klamotten um. Er musste weg von hier, schnell.

      »Oh ne, der dumme Nachbar wird uns zu Tode nerven, wegen dem Ding.« Der Bärtige richtete sich ächzend auf. »Warum hast du das gemacht? Weil er uns gefilmt hat? Du bist doch nicht schüchtern, so, wie du gerade ...«

      »Ich darf nicht gesehen werden«, wiederholte Robin und stieg in seine Hose. »Sorry. Wenn die Drohne wirklich eurem Nachbarn gehört hat, zahle ich sie.«

      »Wem soll die denn sonst gehören?«

      Die Antwort kam eine Minute später. Eine E-Mail auf Robins Handy, mit mehreren Fotos im Anhang. Das letzte zeigte ihn mit panisch verzerrter Miene, wie er die Bierflasche schleuderte. Direkt auf die Kamera zu.

      Sie forderten eine fünfstellige Summe.

      Robin fühlte sich, als würde er in ein Eismeer sinken. Nichts war mehr übrig von dem Hochgefühl, das er eben noch verspürt hatte. Wie betäubt hob er das Handy und rief seinen Vater an. Jedes Tuten riss an seinem Herzen.

      Du Versager, dachte er. Schon wieder.

      Klack. Sein Vater nahm ab und Robin verkrampfte.

      »Hallo«, sagte er. »Vater. Es tut mir leid.«

      2. Blonder Trottel

      *** Fast drei Monate später ***

      Der blonde Trottel stand plötzlich in Gordans Werkstatt und schaute, als würde er sich in einer exklusiven Galerie umsehen.

      Hochnäsiger kleiner Scheißer, dachte Gordan, bevor der Snob auch nur ein Wort gesagt hatte. Und als er sprach, bestätigte er Gordans Meinung von ihm nur.

      »Ich bin hier, um Ihnen ein Angebot zu machen.« Gestochen scharfe Aussprache, unterlegt mit der Arroganz, die alles an dem Mann überzog wie Gestank.

      »Kein Interesse«, sagte Gordan und knallte einen Tonklumpen auf die Werkbank. Mit einem satten »Platsch« verformte er sich und spritzte einen winzigen Fleck auf die Krawatte des Eindringlings. Der zuckte nicht. Immerhin.

      In der schäbigen Keramikwerkstatt war er ein Fremdkörper, genau wie in der schäbigen Kleinstadt, in der sich die Werkstatt befand. Glänzend wie ein polierter Edelstein auf brüchigem Kopfsteinpflaster. Die Bügelfalten seines Anzugs waren scharf wie Rasierklingen, die Haut sonnengebräunt und das Gesicht glatt, perfekt und langweilig. Gordan schätzte ihn auf Anfang zwanzig.

      Der Duft teuren Parfüms waberte durch die erdig-staubige Luft. Kein Geräusch war zu hören, während sie sich musterten wie zwei Hirsche vorm Revierkampf. Und es war Gordans Revier. Gordans vollgestelltes Revier, an dessen Wänden sich die Tonschalen und -tassen in Holzregalen stapelten und in dem sich die Sommersonne so staute, dass er selbst im Unterhemd schwitzte wie ein Schwein. Der arrogante Jüngling schwitzte auch, wie Gordan zufrieden feststellte. Ein schimmernder Film lag auf der glattpolierten Haut.

      »Kein Interesse?«, wiederholte der Goldjunge, als Gordan keine Anstalten machte, das Schweigen zu brechen. Er nickte bedächtig.

      »Überhaupt keins. Scher dich raus, Kleiner.« Gordan wäre netter gewesen, wenn … wenn nicht seit Monaten alles schieflaufen würde. Seit Jahren. Wenn er nicht heute Morgen einen Brief an der Werkstatttür gefunden hätte, in dem sein Vermieter fragte, wann genau er die Miete zahlen wollte. Wenn er gewusst hätte, wie lange er noch Strom hatte, um den Brennofen anzutreiben. Wenn er nicht diese nagende Panik im Bauch gespürt hätte, wie eine Ratte in einem zu engen Käfig, die kurz davor ist, sich selbst zu verzehren. Wenn er nicht mit Anfang vierzig, absolut nichts erreicht hätte.

      »Kleiner? Ich bin größer als Sie«, sagte der Goldjunge und bewies, dass er doch ein bockiger Junge war, trotz des Markenanzugs und der breiten Schultern. »Und Sie sollten sich mein Angebot anhören.«

      »Nein.« Gordans verdammte Neugier hob nun doch den Kopf. »Mit wem rede ich überhaupt?«

      »Robin von Romberg-Krieger.« Weiße Zähne blitzten. »Sie haben mit meinem Bruder gesprochen. Letzte Woche.«

      Als könnte Gordan sich daran nicht erinnern. »Der war ein Schleimbeutel.«

      Dunkles Lachen erfüllte die Werkstatt. Ein seltener Laut, seit Tilmann ausgezogen war. Ließ den Goldjungen menschlicher wirken.

      »Roman war nicht sehr glücklich über Ihr Gespräch.« Er steckte die Hände in die Hosentaschen und wippte vor und zurück. Seine Armbanduhr glitzerte. »Und nun, da ich Sie kennengelernt habe, kann ich mir vorstellen, warum.«

      »Du hast mich noch nicht kennengelernt. Und das willst du auch nicht.« Gordan griff in den Tonklumpen. Kühle, sämige Masse drang zwischen seinen breiten Fingern hervor. Was wollte er nochmal damit? Ach ja: Henkel für die Spitzmaus-Tassen formen. Dreizehn Stück würde er auf den Markt mitnehmen, genug, um die Miete für den Juni zu zahlen. Leider war schon August. »Hau ab, Goldjunge.«

      »Ich bin auch kein Junge.« Fehlte nur noch, dass der Kleine die Unterlippe vorschob. »Und mein Angebot ist gut, glauben Sie mir.«

      »Sicher. Raus hier.«

      »Ich verschwinde, wenn ich gesprochen habe.«

      Gordan СКАЧАТЬ