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zu können, was gültig war. Nachdem Winfried dem Papst Gregor II. förmlich gehuldigt und von ihm einen Kodex des kanonischen Rechtes empfangen hatte, unterwarf sich der stolze Sachse dem Urteil des römischen Bischofs mit erstaunlicher Selbstüberwindung. In den meisten Fällen waren die Entscheidungen der Päpste so verständig, dass sie ohne weiteres einleuchteten; aber in dem kanonischen Gesetz zum Beispiel, wonach geistliche Verwandtschaft, nämlich die Patenschaft bei demselben Kinde, ein Ehehindernis bildet, konnte er, obwohl er sich Mühe gab, begreiflicherweise keinen Sinn finden. Wie sollte er denen, die unter dieser Bestimmung zu leiden hatten, den Grund ihres Leidens begreiflich machen? Da der Papst darauf bestand, schluckte er den Bissen ohne Sinn hinunter. Wenn es seinen Begriff von Religion anging, wenn er sah, wie in Rom heidnischer Aberglaube ungerügt sein Wesen trieb, konnte er aber auch die Unterwürfigkeit abwerfen und den Papst wegen seiner unzeitigen Duldsamkeit abkanzeln, wie wenn er der Herr wäre. Ausgestattet mit der Vollmacht des Papstes hat der Apostel in Thüringen und Hessen das heidnische Volk bekehrt, Klöster gegründet und mächtig die heiligen Eichen vor den entsetzten Augen ihrer Verehrer gefällt; aber die Organisation und die Belehrung der Gebildeten lagen ihm mehr. Für diese hatte seine Erscheinung etwas Blendendes, namentlich für die gebildete oder nach Bildung strebende Jugend. Als er auf seinen Reisen im Nonnenkloster Pfalzel bei Trier einkehrte, dessen Äbtissin eine Enkelin des Merowingerkönigs Dagobert II. war, bestand ihr fünfzehnjähriger Enkel Gregor darauf, dem Fremden zu folgen; ebenso schloss sich ihm der junge Bayer Sturm an. Die Jugend wusste sich nichts Schöneres, als diesem Manne, der unentwegt ein hohes Ziel verfolgte, der alles Niedrige verabscheute, und der durch Niedriges unberührbar zu sein schien, zu dienen. Am liebsten waren ihm als Mitarbeiter seine Landsleute, die auf seinen Wink begeistert aus den angelsächsischen Klöstern herbeiströmten. Unter ihnen war eine Verwandte, Lioba, deren Mutter, während sie schwanger war, geträumt hatte, sie trage eine Glocke unter dem Herzen, die zu läuten beginne. Da sie klug und begabt war, sich lieber mit Lesen, Schreiben und Dichten als mit Handarbeit beschäftigte, übergab man sie einem Kloster; Bonifatius machte sie zur Äbtissin des Klosters Tauberbischofsheim. Man liebte sie wegen ihrer zarten Lieblichkeit; doch ging sie festen Schrittes ihren einsamen Weg. Seinen Jüngern gegenüber war Winfried ein gütiger, wenn auch viel fordernder Herr, gegen die, welche sich ihm nicht unterwarfen oder die er als schädlich ansah, war er ein unnachgiebiger Verfolger. Er hasste die hohen Geistlichen, die, wie das bei den Franken nicht selten war, ein weltliches Leben führten, und diejenigen, die den römischen Kanon verwarfen oder irgendwie von ihm abwichen. Was für Kämpfe und Ränke stattfanden, ist uns nicht im einzelnen überliefert; aber gewiss ist, dass seine Bestrebungen auf mancherlei Widerstand stießen. Es war leichter, in den noch heidnischen Gegenden Klöster zu gründen, dort geeignete Vorsteher einzusetzen, Kirchen zu bauen, als da, wo sich schon eigenartiges Leben in Kirchen und Klöstern entfaltet hatte, dies in eine einheitliche Ordnung einzubinden. Gewald, Erzbischof von Mainz, hatte Karlmann, den Bruder Pipins, der mit diesem gemeinschaftlich regierte, in den Sachsenkrieg begleitet und war gefallen. Dessen Sohn Gewilieb, beim Tode des Vaters Laie, empfing rasch die Weihen, um sein Nachfolger werden zu können; sein Leben änderte er deswegen nicht. Der neu ausbrechende Krieg gab ihm Gelegenheit, seinen Vater zu rächen: er forderte den Sachsen, der Gewald getötet hatte, zu einer Unterredung auf, und als der Gerufene erschien, brachte er ihn um. Winfried fand, dass Krieg und Mord kein Geschäft für christliche Bischöfe sei; aber die fränkischen Bischöfe waren gewohnt, ihre Würde als ein königliches Amt zu betrachten, dessen kirchliche Seite nur die zufällig Frommen pflegten. Schließlich setzte Winfrieds Eifer durch, dass Gewilieb auf einer Synode abgesetzt wurde; bestraft wurde er nicht, sondern setzte sein weltlich prächtiges Leben auf seinen Gütern fort. Auch die Gegner der Lehre und der Organisation warf Bonifatius nach langen Kämpfen mit Härte nieder, nur mäßig unterstützt vom Papst und von den fränkischen Herrschern.
Karl Martells Großtat, die Zurückwerfung der Sarazenen nach Spanien, machte ihn zum Helden des germanisch-romanischen Abendlandes, die Kirche betrachtete ihn, der gewalttätig mit dem Kirchengut geschaltet hatte, um seine Gefolgsleute belohnen zu können, mit scheuer Abneigung. Winfried ließ sich einen Schutzbrief von ihm ausstellen, da er einsah, dass sich ein solcher in strahlenden Taten ausgeprägter Ruhm nicht übersehen ließ und dass es klüger sei, ihn zur Befestigung der eigenen Stellung zu benützen; aber die beiden Großen waren zu anders geartet und hatten zu verschiedene Wege vorgeschaut, als dass sie sich freundschaftlich hätten berühren können. Wenn Winfried den Hof mied, tat er es sicher nicht, um den Verführungen auszuweichen, die für ihn keine waren, sondern um als ein Herr nicht dem Herrscher begegnen zu müssen, der sich als den Höheren betrachtet hätte, und der sicher der Mächtigere war. Als lange nach Winfrieds Tode seine Freundin Lioba einer dringenden Einladung der Kaiserin Hildegard folgte, bat die Äbtissin ihre freundliche Gastgeberin, indem sie sie unter Tränen umarmte, sie sofort wieder zu entlassen; so sehr wirkte Winfrieds Verhältnis zu den fränkischen Herrschern im Herzen der ihm Ergebenen nach. Ausschalten ließ sich die Mitwirkung der Herrscher bei den kirchlichen Dingen nicht, sie beriefen die ersten großen Synoden, die auf Anregung des Bonifatius stattfanden. Als auf einer Synode des Jahres 747 die anwesenden Bischöfe und Geistlichen die Metropolitanverfassung annahmen, eine Urkunde über den orthodoxen Glauben ausstellten und sie dem Papst übersandten, konnte er sein Ziel als erreicht betrachten. Die Einheit der Kirche im Aufbau und im Glauben unter dem Papst war hergestellt.
Trotzdem war der stolze Mann nicht befriedigt. Tiefe Traurigkeit lastete oft auf ihm wie ein körperlicher Schatten. Er fühlte sich im Bezirk seiner Wirksamkeit in der Fremde, angefeindet, nicht richtig gewertet. Sein Wunsch, das Erzbistum Köln zu erlangen, wo er den Friesen nahe gewesen wäre, wurde ihm nicht erfüllt, weil die dortige hohe Geistlichkeit ihn ablehnte, anstatt dessen bekam er Mainz, das er nicht gewollt hatte. Mehr hing sein Herz an dem Kloster Fulda, das er selbst gegründet und dem Papst unmittelbar unterstellt hatte, womit jede Möglichkeit königlicher Eingriffe ausgeschaltet war. In dieser Anstalt sollte die strenge Regel des heiligen Benedikt herrschen, nach welcher das Kloster einen selbstständigen Wirtschaftsbezirk zu bilden hatte, wo alle erforderliche Arbeit von den Klosterbrüdern selbst, ohne Hilfe dienender Laien geleistet würde. Der Ort, wo später das Kloster
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