Gesammelte Werke. Ricarda Huch
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Название: Gesammelte Werke

Автор: Ricarda Huch

Издательство: Bookwire

Жанр: Философия

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isbn: 4064066388829

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СКАЧАТЬ dem Erzbischof von Köln beigelegt war, und die Anerkennung seines Sohnes Heinrich durch den Papst ihm die Gewähr bot, daß die Regierung des Reiches während seiner Abwesenheit in starken Händen ruhte; dann unternahm er den Kreuzzug mit seiner ganzen Energie, Umsicht und Besonnenheit. Mit Ungarn wurden Verabredungen über die Durchreise, die Ernährung, die Lieferung und Preise von Lebensmitteln getroffen, auch nach Griechenland wurden vorbereitende Boten geschickt. Die Versorgung suchte er auch durch die Bestimmung sicherzustellen, daß, abgesehen von Handwerkern und Knechten, den Zug nur mitmachen sollte, wer Geld zum Ankauf von Lebensmitteln für zwei Jahre mitnehmen könne. Für die Ordnung im Heer wurde durch strenge Vorschriften Sorge getragen. Auch daran dachte der Kaiser, durch besondere Maßnahmen die Juden zu schützen, die gewöhnlich das Opfer der Kreuzzugsbegeisterung wurden.

      Die Fürstenversammlung zu Mainz im März 1188, auf der der Kreuzzug endgültig beschlossen wurde, stand nach dem Willen des Kaisers unter dem Vorsitz des Erlösers und wurde der Reichstag Jesu Christi genannt; ein Thronsessel war für den unsichtbaren Herren des Reiches, das sich so förmlich als Gottesreich darstellte, aufgerichtet. Der fast siebzigjährige Kaiser hatte das Bewußtsein, mit der Erfüllung der höchsten kaiserlichen Aufgabe sein Leben zu krönen. Soviel an ihm war, tat er, damit die Heerfahrt würdig und erfolgreich verlaufe. Die namentlich in Griechenland durch das Übelwollen von Regierung und Bevölkerung ihm bereiteten Schwierigkeiten überwand er durch kluge Selbstbeherrschung. Die Mühsal der Reise über rauhe Gebirge bei fortwährenden Angriffen der Türken bestand seine Willenskraft und sein gesunder Körper; als er beim Baden im Flusse Saleph ertrank, war es, wie wenn ein höherer Wille ihn auf dem Gipfel seines Daseins entrückte, bevor unvermeidliche Enttäuschungen und Verwicklungen ihn träfen. So wie es kam, nachdem auch des Kaisers Sohn, Herzog Friedrich von Schwaben, vor Akkon gestorben war, fiel ein tragischer Glanz auf ihn, der das Bild des alten Helden rühmlich vollendete. Allerdings nicht nur Friedrichs persönliche Existenz, auch der Fortgang der ersten großen Unternehmung der Deutschen im Orient, die sich so aussichtsreich angelassen hatte, war abgeschnitten. Ein folgenreiches Ereignis jedoch knüpfte sich an den Kreuzzug, das war die Gründung des Deutschen Ordens unter den Mauern von Akkon, zu der sich deutsche Ritter mit Kaufleuten aus Lübeck und Bremen vereinigten. Auch in der Ordensgründung sind die Franzosen den Deutschen vorangegangen. Die spätere Verlegung des Deutschen Ordens nach Deutschland und seine Tätigkeit im Osten stimmt in das Schicksal und die Neigung der Deutschen ein, sich Kolonien an den Grenzen der Heimat zu schaffen. Die orientalischen Kolonien: Jerusalem, Odessa, Antiochia, Tripolis sind von Westfranken und Normannen gegründet, die Deutschen hatten keinen Teil daran. Die Wirkung, die die Bekanntschaft mit den Sarazenen und die wirtschaftlichen Beziehungen zur Levante auf den Westen ausübte, betraf denn auch hauptsächlich Frankreich und Italien. Mittelbar indessen machte sich der wirtschaftliche Aufschwung der italienischen Handelsstädte, namentlich durch Venedig und Genua, auch für die Süddeutschen geltend, und die Erweiterung des Gesichtskreises, die Schärfung des Urteils und die Selbsterkenntnis, die jede Bekanntschaft mit fremden Ländern und Völkern zur Folge hat, erstreckte sich belebend, lösend und lockernd auch auf Deutschland.

       Inhaltsverzeichnis

      Einzelne, die der Glaubenseifer in die slawischen Länder trieb, wurden meist erschlagen und ihr Märtyrertum blieb wirkungslos, nur mit militärischer Unterstützung ließ sich etwas ausrichten. Drei Nationen waren es, die durch Eroberung der slawischen Küstenländer die Ostsee erreichen, womöglich beherrschen wollten: außer den Dänen und den Deutschen die Polen. Durch ihre Anregung wurde einer der edelsten Kirchenmänner seiner Zeit, Bischof Otto von Bamberg, zum Apostel der Slawen. Er war von Adel, aber arm, von seinen Eltern für den geistlichen Stand bestimmt; um seinem Bruder nicht zur Last zu fallen, ging er nach Polen, wo er wegen Mangels an Gelehrten bald eine Stellung als Lehrer fand und sehr geschätzt wurde. Doch war er, wenn er auch gern die Werke der antiken Dichter und Philosophen las, nicht eigentlich ein Mann der Wissenschaft, aber gewandt in der Rede und ein guter Prediger, der die seltene Kunst verstand, dem einfachen Volke die Heilswahrheiten zu vermitteln. Das Anziehende, Vornehme und Würdige seiner Erscheinung wirkte mit dazu, daß er Gesandtschaften beigeordnet und dadurch mit dem König von Polen, Wladislaw Hermann, bekannt wurde. Sein Anteil am Zustandekommen der Heirat desselben mit Heinrichs IV. Schwester Judith, der Witwe des Königs von Ungarn, machte seine Beziehungen zur königlichen Familie zu freundschaftlichen, und sie dauerten fort, nachdem er auf den Wunsch Heinrichs IV. nach Deutschland zurückgekehrt war. Heinrich machte ihn erst zu seinem Kanzler, dann zum Bischof von Bamberg. Gemäß seiner Gabe, viel zu verstehen und jedem gerecht werden zu können, hielt er es in dem großen Kampfe zwischen Papst und Kaiser mit beiden, und wenn er dadurch auch zuweilen bei beiden Anstoß erregte, begriffen sie doch, daß es nicht aus feiger Berechnung geschah, und hielten ihn trotzdem wert. Er wirkte mit beim Wormser Konkordat, das die Rechte von Papst und Kaiser in bezug auf die Bischofswahlen regelte. Ein Jahr nach dem Tode Heinrichs V., 1124, richtete der König von Polen, Boleslaw III., der seinem inzwischen verstorbenen Vater gefolgt war, die Frage an ihn, ob er geneigt sei, die Bekehrung der heidnischen Pommern zu übernehmen.

      Die Sachsen waren durch ihre Kämpfe gegen Heinrich IV. und Heinrich V. von den Bemühungen, die Ostseeküste zu erobern, abgelenkt; um so eher war es Boleslaw gelungen, die Pommern zu unterwerfen. Pommern, das sich zu beiden Seiten der Oder erstreckte, galt als ein wegen seiner Naturprodukte begehrenswertes Land; es war reich an Milch, Butter und Honig, Gemüse und Getreide, Wild und Fischen, und von dem Getränk, das man dort aus Honig bereitete, wurde gerühmt, es sei besser als Falerner Wein. Diese Schätze reizten jedoch den König nicht so wie das Meer; schon sein Vater hatte eingesehen, daß es eine Lebensfrage für sein Reich sei, das Meer zu erreichen, daß nur dadurch Polen in Wettbewerb mit den anderen Völkern treten könne. Es galt nun, nachdem das Land gewaltsam der polnischen Oberhoheit unterworfen war, die Bevölkerung zu christianisieren und dadurch ein wirksameres Band zu knüpfen als es das eiserne der Waffen war. Otto sagte ja zu der Aufforderung des Königs, wenn es ihm auch schwer wurde, das schöne Land, das ihm Heimat geworden war, zu verlassen; ein rüstiger Mensch weicht dem Wink des Schicksals nicht aus, am wenigsten einer Aufgabe, bei der er seine Kräfte wie nie zuvor entfalten kann. Bemerkenswert klug und vorsichtig wie ein erfahrener Mann von Welt ging er bei den Vorbereitungen der Reise zu Werke. Es war ihm bekannt, daß die Pommern halbverhungerte Asketen, die in ihr Land kamen, verachteten und voraussetzten, sie hätten es weniger auf ihr Seelenheil als auf den Überfluß ihres Landes abgesehen; um das zu vermeiden, sorgte er für ein ansehnliches Auftreten seiner Expedition und versah sich mit Stoffen und anderen Gegenständen, die er als Geschenke austeilen konnte. So erschien er in jeder Hinsicht als der Gebende, Beglückende. Die Reise ging durch den Böhmerwald nach Prag, von da über Breslau nach Gnesen, wo ihn Boleslaw empfing. Der König gab ihm einige seiner Großen als Begleiter mit, damit die Slawen gewarnt würden, sich nicht an dem unter polnischem Schutz stehenden Missionar zu vergreifen.

      Der slawische Herzog von Pommern war dem Christentum geneigt und wurde durch Otto noch mehr dafür gewonnen. Offenen Widerstand fand er in Wollin, da, wo die Trümmer der Jomsburg standen, die der Sitz dänisch-wendischer Seeräuber gewesen war; aber auch die von Wollin erklärten sich nachträglich bereit, das Christentum anzunehmen, wenn die Hauptstadt, Stettin, es täte. Wohl trugen die Drohungen und Versprechungen des polnischen Königs zum Erfolge bei, mehr aber tat die Persönlichkeit und das Wort des gütigen Bischofs. Es wird berichtet, wie er zwei vornehme Knaben, deren Lieblichkeit sich in sein Herz stahl, an sich zu ziehen wußte, wie er ihnen von der Unsterblichkeit der Seele und vom Ewigen Leben sprach und sie für das Christentum gewann, wie die Mutter, die heimlich schon Christin war, von Glück überströmt, die Getauften in ihre Arme schloß, wie der Vater, zu Tode betrübt, aus Liebe zu den Söhnen, doch auch das Christentum annahm. So mochten einzelne eine innere Wandlung erfahren, sei es, daß der fremde Bischof ihnen ein höheres Menschentum darstellte, sei es, daß sein Wort ihren Horizont aufriß und einen Ausblick in tiefere Himmel öffnete; die Mehrzahl jedoch merkte sich die Tatsache, daß der Christengott mächtiger war und besser schützte als ihre Götter, ohne den entthronten nachzutrauern oder dem neuen sich zu ergeben. Otto verfuhr immer schonend. Von СКАЧАТЬ