Название: Die Tesla-Methode
Автор: Michael Valentin
Издательство: Bookwire
Жанр: Изобразительное искусство, фотография
isbn: 9783864707155
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Dieses Buch vertritt die Auffassung, dass die vierte industrielle Revolution fraglos bereits in vollem Gang ist und nur eines der neuen Systeme alle Voraussetzungen erfüllt, um davon uneingeschränkt zu profitieren. Dieses System, das die Umstellung der Industrie vom dritten Industriezeitalter auf einen digital-industriellen Hybridsektor vorantreiben wird, ist dem Gehirn von Elon Musk entsprungen, dem ebenso charismatischen wie umstrittenen Chef von Tesla, San Franciscos berühmtem (und weithin gehyptem) Kultunternehmen. Tesla trägt das Erbgut in sich, das diese neue Welt hervorbringen kann. Das Unternehmen wurde in eine digitale Wiege und Kultur hineingeboren und durch und durch von der kapitalistischen Struktur geprägt, die für Technologie-Start-ups unabdingbar ist. Bei der Marktkapitalisierung kann Tesla bereits mit Ford, Renault und GM mithalten und entwickelt sich stetig zum führenden Hersteller in der symbolträchtigen Automobilbranche – und das in einem Land, in dem diese Branche seit Anfang des 20. Jahrhunderts schon nichts wirklich Neues mehr gesehen hat. Dass das mit dem vierten Industriezeitalter assoziierte Modell von einem neuen Akteur stammen konnte, der in der digitalen Kultur und in der Industriekultur gleichermaßen zu Hause ist, ist allerdings keine Überraschung.
Über diese Beobachtung auf Makroebene hinaus liefert das vorliegende Buch eine detailgenaue Darstellung des Teslismus-Modells – hier interpretiert als Nachfolger des Toyotismus. Ziel ist dabei, zu beleuchten, wie es auf die Herausforderungen des vierten Industriezeitalters reagiert. Sieben Grundprinzipien lassen sich daraufhin abklopfen.
Kein System ist vollkommen – nicht einmal das von Elon Musk entwickelte, das Kritikern diverse Ansatzpunkte bietet. Ganz zu schweigen davon, dass es reduktionistisch wäre, den Teslismus auf Tesla zu beschränken. Das hat sogar Musk selbst über die Rolle gesagt, die sein Unternehmen in der Gesellschaft spielt: dass nämlich Tesla, auch wenn es an und für sich unbedeutend ist, genügend Einfluss ausübt, um die übrigen Autobauer in aller Welt dazu zu animieren, massiv in Elektrofahrzeuge zu investieren (Fabernovel, 2018).
Daher ist es nicht etwa Zweck dieses Buches, für die Marke als solche zu werben. Vielmehr soll es den Leser dazu bringen, aus der Distanz über die mit dem Tesla-Modell assoziierten Grundsätze nachzudenken. Immerhin könnten diese für die Organisationen der Zukunft Orientierungshilfe bieten, indem sie sie für künftige Entwicklungen fit machen. Diese Überlegung liegt der Entscheidung zugrunde, jeden der in diesem Buch erörterten Grundsätze mit Kommentaren aus anderen führenden Industrieunternehmen zu untermauern – allerdings nicht ohne weitere Aspekte anzuführen, über die sich jeder Leser seine eigenen Gedanken machen kann, wenn er das Tesla-Modell an seinen jeweiligen Kontext anpasst.
KAPITEL
1
DAS DRITTE INDUSTRIELLE ZEITALTER IST VORÜBER: SO WEIT, SO GUT
ZUSAMMENFASSUNG
Jede industrielle Revolution zeichnete sich bisher durch eine exponentielle Beschleunigung des technischen Fortschritts aus. Wie schon die Legende von König Balhait veranschaulicht, übersteigt exponentieller Fortschritt den menschlichen Verstand. Das erklärt, warum die aktuellen Veränderungen so beunruhigend wirken können.
Die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg war durch eine Globalisierungsphase geprägt, die sich durch die globale Streuung der Lieferketten, die Auslagerung der Produktion ins Ausland und einen Glauben an möglichst große Konzerne auszeichnete – und das alles in einem Kontext, der sich durch die Liberalisierung der Finanzmärkte definierte.
Gegen Ende des dritten Industriezeitalters entwickelte sich der Toyotismus – eine Reaktion auf die veränderten Bedürfnisse von Verbrauchern, Aktionären und Beschäftigten. Inzwischen stößt dieses Modell an seine Grenzen. Neue Imperative wie Anpassungsfähigkeit, Reaktionsfähigkeit, Individualisierung und sinnvolle Arbeit sind entstanden, getragen vom Aufkommen digitaler Technologien, die in der Lage sind, Geschäftsmodelle, die Wettbewerbslandschaft, Verbrauchergewohnheiten und die Erwartungen der Beschäftigten grundlegend zu verändern. Die Welt der physischen Objekte muss sich auf ein Universum voller Informationen und Datenströme einstellen.
Noch vor nicht allzu langer Zeit war „glückliche Globalisierung“ ein Schlagwort in den Unternehmen. Die Transportmöglichkeiten und -volumina explodierten und es entstanden globalisierte Lieferketten und Produktionsanlagen (bedingt durch territoriale Arbitrage, die ihrerseits durch die Arbeitskosten diktiert wurde). Folglich hatten die Unternehmen in einem von der Liberalisierung des Handels und der Finanzmärkte geprägten Kontext Anreize, zu expandieren, um Skalenvorteile zu erzielen. Der Toyotismus, der später auch als Lean Manufacturing oder schlanke Produktion bezeichnet werden sollte, schien als Organisationsmodell besonders gut in diese Ära zu passen, da er Qualitätssteigerungen, kürzere Produktionszeiten und geringere Lagerbestände ermöglichte, was Unternehmen beim Betriebskapital Erleichterungen verschaffte. Doch von vielen unbemerkt wirkte das digitale Zeitalter bereits destabilisierend auf dieses Modell. Die Betriebsweise etablierter Industrieunternehmen wurde durch eine Fülle von Faktoren infrage gestellt, darunter die wachsende Nachfrage nach Unmittelbarkeit, Transparenz und Sinn, die exponentielle Beschleunigung der technischen Entwicklung (die bewährte Kompetenzplattformen auf den Kopf stellte) und der Auftritt neuer Konkurrenten aus dem digitalen Universum.
Innovation und industrielle Revolution: Die unvermeidliche Beschleunigung
Der Homo erectus erschien erstmals vor einer Million Jahren auf der Bildfläche. Damals richtete sich der Mensch auf und lernte, seine Arme immer geschickter zu benutzen und sich von anderen Tieren zu unterscheiden. 900.000 Jahre später trat der Homo sapiens auf und begann erstmals, Werkstoffe umzuformen, was in der ersten Verwendung von Werkzeugen gipfelte. Wieder 90.000 Jahre später begann die Menschheit, Vieh zu züchten und Ackerbau zu betreiben. Noch 9.000 Jahre später war es die Druckerpresse, die die Kommunikation zwischen den Menschen für immer veränderte (und sogar Brücken zwischen Generationen schlug). Weitere 700 Jahre später erfand James Watt die Dampfmaschine im Zuge einer Entwicklung, die bald als erste industrielle Revolution bezeichnet werden sollte, aber im Grunde den Anfang eines gewissen beschleunigten Fortschritts darstellte, den die Menschen tatsächlich wahrnehmen konnten.
Im Anschluss häuften sich große Durchbrüche in der Wissenschaft so dermaßen, dass nachfolgende Generationen eine Welt erlebten, die sich durch laufende Neuerungen infolge technischer Fortschritte auszeichnete und bewirkte, dass jede neue Generation ganz anders lebte als die ihrer Eltern (oder auch die ihrer Kinder oder Enkel). Der Begriff „Disruption“ bietet sich an, um die folgenden drei maßgeblichen Zeitalter zu beschreiben, die alle durch eine bestimmte Entwicklung charakterisiert wurden. Diese ging über einfache technische Veränderungen hinaus und brachte ganz neue Arbeitsmethoden und eine systematische Reaktion auf bestimmte, in der Gesellschaft entstehende, neue wirtschaftliche und soziale Bedürfnisse hervor. Bei der ersten industriellen Revolution vollzog sich diese Entwicklung im späten 18. Jahrhundert. Damals ging es vor allem darum, die Nachfrage nach Infrastruktur zu befriedigen, also Gebäude zu errichten und den Personen- und Güterverkehr auszubauen. Die Dampfmaschine sollte eine Mechanisierung von Aufgaben ermöglichen, die wiederum zu neuen Arbeitsmethoden führte. Menschen lernten, mit Maschinen zu arbeiten – mit allen sozialen Konsequenzen, die das mit sich brachte.
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