Название: Reisebilder. Erster Teil
Автор: Heinrich Heine
Издательство: Bookwire
Жанр: Книги о Путешествиях
isbn: 9788726539356
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Süsser Mond, mit deinen Strahlen
scheuchest du das nächtge Grauen;
es zerrinnen meine Qualen,
und die Augen übertauen.
87. Der Tod, das ist die kühle Nacht,
das Leben ist der schwüle Tag.
Es dunkelt schon, mich schläfert,
der Tag hat mich müd gemacht.
Über mein Bett erhebt sich ein Baum,
drin singt die junge Nachtigall;
sie singt von lauter Liebe,
ich hör es sogar im Traum.
88 „Sag, wo ist dein schönes Liebchen,
das du einst so schön besungen,
als die zaubermächtgen Flammen
wunderbar dein Herz durchdrungen?“
Jene Flammen sind erloschen,
und mein Herz ist kalt und trübe,
und dies Büchlein ist die Urne
mit der Asche meiner Liebe.
Erste Abteilung
Huldigung
Ihr Lieder! Ihr meine guten Lieder!
Auf! auf! und wappnet Euch!
Lasst die Trompeten klingen,
und hebt mir auf den Schild
dies junge Mädchen,
das jetzt mein ganzes Herz
beherrschen soll, als Königin.
Heil dir! du junge Königin!
Von der Sonne droben
reiss ich das strahlend rote Gold,
und webe draus ein Diadem
für dein geweihtes Haupt.
Von der flatternd blauseidnen Himmelsdecke,
worin die Nachtdiamanten blitzen,
schneid ich ein kostbar Stück,
und häng es dir, als Krönungsmantel,
um deine königliche Schulter.
Ich gebe dir einen Hofstaat
von steifgeputzten Sonetten,
stolzen Terzinen und höflichen Stanzen;
als Läufer diene dir mein Witz,
als Hofnarr meine Phantasie,
als Herold, die lachende Träne im Wappen,
diene dir mein Humor.
Aber ich selber, Königin,
ich kniee vor dir nieder,
und huldgend, auf rotem Sammetkissen,
überreiche ich dir
das bisschen Verstand,
das mir aus Mitleid noch gelassen hat
deine Vorgängerin im Reich.
Abenddämmerung
Am blassen Meeresstrande
sass ich gedankenbekümmert und einsam.
Die Sonne neigte sich tiefer, und warf
glührote Streifen auf das Wasser,
und die weissen, weiten Wellen,
von der Flut gedrängt,
schäumten und rauschten näher und näher –
ein seltsam Geräusch, ein Flüstern und Pfeifen,
ein Lachen und Murmeln, Seufzen und Sausen;
dazwischen ein wiegenliedheimliches Singen –
mir war, als hört ich verschollne Sagen,
uralte, liebliche Märchen,
die ich einst, als Knabe,
von Nachbarskindern vernahm,
wenn wir am Sommerabend,
auf den Treppensteinen der Haustür,
zum stillen Erzählen niederkauerten,
mit kleinen, horchenden Herzen
und neugierklugen Augen; –
während die grossen Mädchen,
neben duftenden Blumentöpfen,
gegenüber am Fenster sassen,
Rosengesichter,
lächelnd und mondbeglänzt.
Sonnenuntergang
Die glühend rote Sonne steigt
hinab ins weit aufschauernde,
silbergraue Weltmeer;
Luftgebilde, rosig angehaucht,
wallen ihr nach; und gegenüber,
aus herbstlich dämmernden Wolkenschleiern,
ein traurig todblasses Antlitz,
bricht hervor der Mond,
und hinter ihm, Lichtfünkchen,
nebelweit, schimmern die Sterne.
Einst am Himmel, glänzten,
ehlich vereint,
Luna, die Göttin, und Sol, der Gott,
und es wimmelten um sie her die Sterne,
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