Das Logbuch der Silberkugel. Hanns Kneifel
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Das Logbuch der Silberkugel - Hanns Kneifel страница 2

Название: Das Logbuch der Silberkugel

Автор: Hanns Kneifel

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: HOPF Autorenkollektion

isbn: 9783863053734

isbn:

СКАЧАТЬ sind. Diese haben wir nun für die AUTORENKOLLEKTION ausgesucht, so für diesen Band ›Attentat im Hyperraum‹, erschienen 1964 als TERRA 333, und ›Das Logbuch der Silberkugel‹, erschienen 1962 als TERRA 234.

      Es sind Geschichten in ihrer ursprünglichen, klassischen Fassung, die nur minimal hinsichtlich Rechtschreibung und Form bearbeitet werden – und damit wie geschaffen sind für diese Taschenbuch-Edition.

      Ich denke, Hanns Kneifel hätte sich sehr darüber gefreut, seine Romane noch einmal in so einer hochwertigen und liebevoll gestalteten Aufmachung zu sehen.

      Sei es, dass sie Fans erreichen, die ihn von früher noch kennen – oder auch eine ganz neue Generation von Leser*innen, die die bunten und wild fabulierten Geschichten, in denen er voller Verve ganze Welten mit Leben erfüllte, nun zum ersten Mal für sich entdecken!

       Thomas Knip / Thomas Newton,

       im Juli 2020

HANNS KNEIFEL

      Dieser Roman wurde nach einer Idee von Günter M. Schelwokat geschrieben.

      1.

       Tiefer Purpur einer verlöschenden Sonne tauchte die Landschaft in merkwürdiges Licht. Die fernen Brücken und Bauten Sarkais schienen unwirklich, wie in einem Traum. Das Grün der Rasenflächen, der Büsche und der vielen Bäume war verwischt und gebrochen. Der große Wasserfall jenseits der Schlucht leuchtete intensiv. Es begann die Zeit, in der die dreißigstündige Nacht über Sarkai lag und alles Leben sich zurückzog.

       Eine Kette großer Wasservögel flog über das Flachdach meines Hauses, und eine Minute später hörte ich das Wasser des kleinen Baches aufspritzen. Irgendwo schrie ein Tier voll Furcht. In der Stadt wurden die ersten Lichter angezündet. Sie rissen aus den rötlichgrauen Häuserblöcken kleine Vierecke und zeigten die breiten Straßen. Einige Lastfahrzeuge surrten über die Plattformen und verschwanden in der Weite der Landschaft rings um die Stadt. Sie fuhren Material und Maschinen in die öden Steppen, die sich jenseits des Äquatorgürtels zum Nordpol erstreckten und in denen der Sturm herrschte, der mit Milliarden winziger Sandkörner bisher jede Erforschung unmöglich gemacht hatte. »Und wir wissen noch so wenig!«, murmelte ich.

       Sie fuhren und schwammen bis zu den Inseln in den flachen Meeren, auf denen noch die Urformen der Fauna und Flora herrschten, und die Männer in den Glaskabinen bauten dort Forschungsstationen.

       Carnok ‒ dieser große, reiche Planet mit der kleinen Bevölkerung ist ungeheuer reich. Er ist reicher als die anderen, die von den irdischen Händlern besucht wurden. Er dreht sich als vierter um die große Sonne, und seine Lufthülle färbt die Strahlen der Sonne rot. Wir kennen dieses Licht nie anders als mit diesem seltsamen optischen Effekt.

       Ich stand auf der weiten Terrasse meines Hauses und sah auf die Landschaft. Jeden Abend packt mich die unheimliche Stimmung des Sonnenuntergangs aufs Neue. Jetzt, da sich meine Gedanken stärker denn je mit der bevorstehenden Prüfung beschäftigen, bin ich für solche Eindrücke besonders empfänglich. Ich weiß nicht, woher unsere Rasse kommt. Unsere Vorgeschichte ist ein Nebel aus Halbwahrheiten und Sagen. Ich möchte auf alle meine Fragen Antwort bekommen, aber keiner meiner Lehrer kann sie mir geben. Wir haben zu viel vergessen in diesen langen Jahren der Entwicklung, die noch längst nicht abgeschlossen ist. Diese Jahre werden uns lange verfolgen, denn in uns sind noch alle ungeordneten Merkmale einer suchenden jungen Rasse, die viel kennt, aber immer noch nicht genügend, um klar zu sehen.

       Wir suchen immer noch.

       Unsere Kultur ist mühsam aus den kleinen Neuanfängen herausgearbeitet worden. Aber wenn wir erst Männer von irdischen Universitäten haben, dann können wir beruhigt sein. Die Erde ist unser großes Vorbild. Sie wird uns helfen, wo sie kann.

       Mein Haus ist klein und besteht aus einem einzigen Raum. Es liegt größtenteils unter der Erde, und nur die Terrasse und die Treppe, die zum Bach hinunterführt, zeigen, dass hier jemand wohnt. Diese Abgeschlossenheit ist eines unserer typischen Merkmale, aber mir verhalf sie zu einem ruhigen und konzentrierten Studium.

       Die Innenausstattung ist einfach, aber zweckmäßig und entbehrt nicht einer gewissen Gemütlichkeit. Ein kleines Heizgerät für die kalte Jahreszeit, eine Liege, auf der etwaige Besucher Platz finden und auf der ich schlafe, ein Nachrichtengerät und ein offener Herd. Auf dem Boden liegen aneinandergenäht die Felle meiner Jagdtiere, die ich in den letzten Jahren geschossen habe, und einige eingebaute Schränke nehmen die Vorräte auf. Der Schreibtisch ist eine große Platte auf Holzfüßen, und in einem Regal liegen die unzähligen Rollen meiner Aufzeichnungen und stehen einige Bücher, die ich auf einem terranischen Handelsschiff eingetauscht habe und die mir ermöglichten, Sprache und Schrift der Erde zu lernen und viele der dort herrschenden Lebensgewohnheiten kennenzulernen. »Es wird Zeit, wieder mit der Arbeit anzufangen!«, sagte ich laut.

       Die Nacht kam, und sie fiel mit dem lautlosen und blitzschnellen Übergang, der in der Tropenzone charakteristisch ist. In Sarkai flammten die Lichter auf. Eine Viertelmillion Carnoks lebten verstreut in diesem Tal. Nur wenn die große Sirene heulte, dann versammelten sie sich auf dem großen Platz vor dem Tempel. Der Wasserfall wurde von einer Reihe Scheinwerfer angestrahlt, und die ewige Wolke aus Wasserdampf leuchtete in kristallischem Weiß. Irgendwo raste ein schwerer Erztransporter über die Leitschienen der Hochstraße. Seine Lichter wurden von der Nacht verschluckt.

       Ich trat ins Haus zurück und schloss die runde Tür zwischen der nächtlichen Kühle und mir. Das Nachrichtengerät wurde eingeschaltet, und das Gesicht der Sprecherin verdichtete sich auf dem Schirm. Auch das Fernsehen hatten wir von der Erde eingehandelt.

       Ich betrachtete das Gesicht des Mädchens. Als Antlitz eines Menschen wäre es ungeheuer missgestaltet gewesen, denn es hatte ein spitzes Kinn und einen winzigen Mund. Die weit auseinanderstehenden Augen mit den waagerechten Schlitzpupillen und die kleine Nase waren nicht menschlich, ebenso die Kappe langen Haares, das die Löcher der Gehöröffnungen verdeckte und am Hals in ein seidenweiches Fell überging, das den gesamten Körper bedeckte. Die Arme verfügten über drei Gelenke und sieben Finger auf einer Hand, die mit langen, scharfen Krallen aus stahlhartem Horn versehen waren.

       Das Mädchen trug die leichte Lederkleidung, die hier überall anzutreffen ist. Es war so angenehm anzusehen, wie nur eine Angehörige unserer Rasse. Der aufrechte Gang, der Besitz eines ähnlichen Hirns und der Stoffwechsel sind die einzigen Ähnlichkeiten, die uns mit Terra und ihren Kolonialplaneten verbinden.

       Ich schaltete den Sender aus und nahm eine der vielen Rollen aus einem Fach. Ich wiederholte zum hundertsten Male ein besonders schwieriges Stück der terranischen Grammatik. Langsam rutschte das Pergament unter der Lupe vorwärts. Draußen bewegte der Wind die Blätter der Kugelbäume und ließ Schleier von wogendem Gras entstehen. Er kräuselte die Oberfläche des Sees, der sich unterhalb meiner Terrasse im Bach aufgestaut hatte. Ich lernte lange, und als ich müde zu werden begann, nahm ich mein Essen ein.

       Es bestand aus dem letzten Stück des kalten Bratens und Brot. Der Braten war das Ergebnis meiner Jagd vor einer Woche. Wir mussten unser Essen teilweise selbst herstellen oder erjagen, denn noch hatten wir keine entsprechende maschinelle Möglichkeit, die dazu gereicht hätte, die Viertelmillion zu versorgen. Alles war noch locker und unzusammenhängend ‒ wir waren jung.

       Was sind zwei Jahrtausende?

       СКАЧАТЬ