Was als Spiel begann - Ein Norwegen-Krimi. Unni Lindell
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Название: Was als Spiel begann - Ein Norwegen-Krimi

Автор: Unni Lindell

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788726344134

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СКАЧАТЬ Eine Neonröhre gab sich alle Mühe, um das Licht zum Stillhalten zu bewegen.

      Im Besprechungsraum versuchten die Ermittler, sich aufzuwärmen, indem sie heißen Kaffee tranken und die Heizkörper voll aufdrehten. Auf einem Fernsehschirm, der unter der Decke hing, wurden immer wieder dieselben Bilder der Flutkatastrophe gezeigt.

      Bis auf weiteres gingen sie davon aus, dass es sich bei der Ermordeten um Siv Ellen Blad handelte. Sie hatten mehrere Versuche unternommen, ihren Exmann Axel Blad ausfindig zu machen.

      »Abgesehen von dem Mord in Vinderen war es eine ruhige Nacht«, sagte Roger Høibakk. Er zog seinen Kamm aus der hinteren Hosentasche und fuhr sich damit durch die Haare. »Ein paar Meldungen von häuslicher Gewalt, zwei Vergewaltigungen und ein paar Schlägereien. Aber keine Frau von etwa vierzig wurde als vermisst gemeldet.«

      Randi Johansen gähnte laut. Es ärgerte sie deutlich, an einem Samstagmorgen so früh auf den Beinen sein zu müssen. Die Kombination von kleinem Kind und Arbeit als Ermittlerin war nicht immer leicht zu bewältigen.

      Erst um 10:25 Uhr wurde gemeldet, dass ein Mädchen von sechzehn Jahren das Haus im Haakon-den-godes-vei betreten habe. Der vor dem Haus postierte Polizist informierte Cato Isaksen telefonisch darüber, dass Maiken Blad bei einer Freundin übernachtet hatte und dass ihr Telefon die ganze Zeit ausgeschaltet gewesen war. Als sie erfuhr, warum die Polizei vor dem Haus wartete, wurde sie hysterisch. Ihre Mutter hatte am Vorabend mit ihrem Orchester in der Oper gespielt. Sie hatte nach der Vorstellung sofort nach Hause kommen wollen, sagte ihre Tochter, wie sie das immer machte.

      »Na gut«, sagte Cato Isaksen und beendete das Gespräch. Er nickte Randi Johansen zu. »Du musst mit mir zur Tochter fahren«, sagte er und rieb sich das Kinn. Randi füllte einen Pappbecher mit Kaffee und nahm ihn mit zum Auto.

      Sie sprachen nicht miteinander. Cato Isaksen konzentrierte sich auf einen vagen Schmerz im Zwerchfell. Vielleicht war er ja nur hungrig. Die weiße Sonne beleuchtete die Straßen und zeigte, dass eine dünne Staubschicht das Armaturenbrett überzog.

      »Das mit Preben ist so unwirklich«, sagte Randi Johansen plötzlich, als sie die Majorstukreuzung überquerten. »Irgendwie ärgere ich mich über ihn, wenn du verstehst.« Sie trank einen Schluck Kaffee aus ihrem Pappbecher. »Das war so typisch für ihn, nach Thailand zu fahren. Warum konnte er nicht zu Hause bleiben?«

      »Ich kann jetzt einfach nicht über Preben sprechen«, sagte Cato Isaksen müde und umfasste das Lenkrad fester.

      »Dieser Gedanke lässt mir aber keine Ruhe«, beharrte Randi Johansen. »Du weißt doch, Preben war Preben.«

      Die Begegnungen mit den Angehörigen waren meistens eine arge Belastung. Oft lud Cato Isaksen sich ihren Schmerz und ihre Angst auf und trug sie noch viele Tage mit sich umher. Ab und zu ertappte er sich dabei, dass er sich freute, dass nicht er oder jemand aus seiner Familie mit diesen Entsetzlichkeiten zu tun hatten. Aber obwohl er Training darin besaß, seine Gefühle auszusperren, war es anstrengend. Es konnte lange dauern, bis sie einen Fall geklärt hatten. Und je länger diese Zeit währte, um so ungeduldiger und angespannter wurde er.

      Er hielt vor einer Frau, die bei Rot die Straße überquerte. Zugleich lief eine SMS bei ihm ein.

       Kann nicht auf Georg aufpassen. Hab um 12 Dienst. Bente.

      Er gab eine Antwort ein, während er sich auf die Straße konzentrierte. Er schrieb, er könne sich einfach nicht freimachen, sie hätten Alarmbereitschaft und sie müsse jemanden finden, der sich um Georg kümmern könnte. Gard oder Vetle müssten einspringen. Gleich darauf kam eine Antwort. Cato Isaksen schaltete sein Telefon aus.

      Am Straßenrand vor dem weißen Lattenzaun hatte der Frost das wilde Gras gelb gefärbt. Die Ermittler fuhren zwischen den Torpfosten durch und hielten vor der offenen Doppelgarage, in der ein dunkelblauer Golf stand.

      Das weiße Einfamilienhaus mit den schwarzen glasierten Dachziegeln stammte aus den 20er Jahren und hatte Säulen neben dem Eingang. Die Fenster waren hoch, mit kleinen Sprossen, und der Garten, der ungefähr 150 Hektar maß, war mit Bäumen und Sträuchern in verschiedene Plateaus unterteilt. Der Rasen war graugrün und stellenweise von einer dünnen Eisschicht bedeckt. Auf den Blumenbeeten vor der Wand lag das Eis wie eine dünne Decke zwischen den beschnittenen Rosensträuchern. Einige verfaulte bräunliche Pflaumen bildeten einen Kreis um einen blattlosen Baum.

      Die Tür wurde von einem Polizisten geöffnet, noch ehe Cato Isaksen mit der Fernbedienung das Auto abgeschlossen hatte. Hinter dem Polizisten stand ein junges Mädchen. Sowie er Maiken Blad gesehen hatte, wusste er, dass es ihre Mutter war, die erstochen auf dem gefrorenen Boden bei den U-Bahn-Gleisen gefunden worden war. Das junge Mädchen hatte den gleichen etwas kräftigen Körperbau und die gleichen hellblonden Haare. Ihr Gesicht war vom Weinen gefleckt. Ihre schwarze Wimperntusche war in Streifen über ihre Wangen verschmiert.

      Randi Johansen und Cato Isaksen gingen in die große Diele. Eine offene Tür führte in eine helle Küche. Cato Isaksen registrierte den gediegenen Glastisch und den großen Leuchter unter der Decke. Am Rand der hohen Fenster waren dünne weiße Gardinen arrangiert wie Brautschleier.

      »Mama legt ihre Bratsche immer hier ab«, sagte Maiken Blad. In der einen Hand hielt sie einen Klumpen aus Küchenpapier.

      Randi Johansen musterte sie mitfühlend. »Wollen wir uns ins Wohnzimmer setzen?«, fragte sie und legte dem Teenager die Hand auf den Arm.

      Cato Isaksen führte ein kurzes und leises Gespräch mit den Kollegen, die zur Wache zurückfahren sollten, dann folgte er Maiken Blad und Randi in das geräumige Wohnzimmer, in dem zwei dreisitzige rote Sofas vor dem größten Fenster ein Quadrat bildeten. Neben dem prachtvollen Kamin stand eine alte Kredenz. Ihm fiel auf, dass einige halbverbrannte Holzscheite ein Kreuz bildeten. Auf dem Boden lagen große Perserteppiche. Auf dem Esstisch standen einige Gläser und benutzte Kaffeetassen. Ein Stapel Zeitungen und Zeitschriften füllte einen Sessel, an den Wänden hingen Gemälde. Keine alten mit Goldrahmen, sondern große Leinwandstücke, modern und mit gelben und rötlichen Motiven.

      Maiken Blad saß auf der Kante des einen Sofas, die Gäste setzten sich nebeneinander auf das andere.

      Das Ticken einer alten Standuhr verkündete unbarmherzig, dass die Zeit trotz allem doch nicht stehengeblieben war.

      »Ich habe versucht, meinen Vater anzurufen«, schluchzte Maiken Blad. »Aber der antwortet nicht. Er hat sein Handy nicht eingeschaltet. Mama kommt immer nach Hause. Ich habe bei einer Freundin übernachtet, aber Mama hatte zu Hause sein wollen. Sie hatte gestern einen Auftritt, aber danach hatte sie nichts mehr vor. Ihr Telefon ist ausgeschaltet, und das tut sie sonst nur, wenn sie spielt.« Ihr Weinen verstummte mit einem schrillen kleinen Ton.

      Cato Isaksen musterte sie.

      »Mama kann nicht tot sein. Tote sind doch immer alt. Was ist mit ihren Kleidern? Und sie wollte mir heute Abend bei den Englischaufgaben helfen.«

      »Wir müssen mit deinem Vater sprechen«, sagte Randi Johansen.

      »Mein Vater wohnt nicht mehr hier, er ist im September ausgezogen.« Maiken Blad wischte sich eine schwarze Träne von der einen Wange.

      Cato Isaksen fiel auf, dass schon alle Weihnachtsdekoration aus diesem Haus entfernt worden war. Auf einem kleinen Tisch stand ein gerahmtes Foto. Der Rahmen wies kleine Facetten auf. In jede Ecke war eine weiße Muschel geklebt. Cato Isaksen erkannte Maiken zwischen der Frau, die er nachts tot gesehen hatte, und einem hochgewachsenen grauhaarigen Mann. »Ist das deine Mutter?«, fragte er. Maiken Blad streckte die Hand СКАЧАТЬ