Im grünen Tann. Arthur Achleitner
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Название: Im grünen Tann

Автор: Arthur Achleitner

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9783736428508

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      Des Streitpeterle hoffnungsvoller Sohn, 's Jaköble, hat zeitig früh aus den Federn gemußt, so früh, daß der Bursch im ersten Augenblick des Gewecktwerdens nicht wußte, ob es Mitternacht, Abend oder Morgen sei. Sein Zögern, die Langsamkeit, mit welcher er aus dem Bette kroch, hatte Ätti fuchtig gemacht, und Vaters Zornesrufe ließen Jobbeli flink in die Kleider fahren und fragen, wo es denn „füürig“ sei (wo es brenne)? Aber da kam der Bursch übel an, denn der Vater wetterte: „Dunderschiß, nu numme kein Wörtle mehr, steh uf und lueg, was i dir z'sage han: Du gohsch uf Herrischried und seist m Hottinger im Hus neben der Chilch: Ägid Basel! Er soll no hüt am Rhi uf'm Riedmatter warte, Botschaft abnehme und ruftrage bis Herrischried. Du wartsch dort und tragsch no in der Nacht Kundschaft her zu mir. Vostehsch, Jobbeli? Und steh' uf und laß di nit sehe, sei an nüt ze de Halunke! Uf jez un bhüdi!“ Damit drückte Peter dem Jobbeli etwas Geld in die Hand und schob den Burschen zur Thür hinaus in den bitterkalten, nebligen Wintermorgen. Der scharf um den Bühl wehende Wind trieb Jaköble zur Eile, auch schien ein Stehenbleiben nicht rätlich, weil Ätti unzweifelhaft in solchem Falle dem Bübli flinke Füße machen würde. Jedenfalls muß die Sache heillos pressant sein, sonst hätte Jobbeli nicht so früh aus den Federn gemußt. Freilich wenn der Hottinger vormittags noch nach Säckingen muß, heißt es sich sputen. Hernach aber hat Jobbeli heidenmäßig viel freie Zeit in Herrischried und kann hinterm warmen Ofen im „Roten Ochsen“ wartend liegen, bis der Hottinger vom Rhein wieder herauf zurückkommt. Also stapft Jaköble flink durch den harstigen Schnee nach Herrischried, wo die Essen rauchen zum Zeichen, daß die Morgensuppe gekocht wird. Das Haus neben der Kirche ist bald gefunden und der Hottinger erfragt, welcher alsbald forteilt, der Ordre gemäß, um den Salpetererführer in Säckingen zu erwischen. Jobbeli aber schlendert gemütlich zum „Roten Ochsen“, in dessen Gaststube eben der Ofen in Brand gesetzt wird. Der Bursch fragt nicht viel und kriecht auf die Bank hinterm Ofen um den Schlaf nachzuholen. Chüngi (Kunigunde) schaffet fleißig, die Stube in Stand zu setzen und kümmert sich nicht weiter um das Bühler Büebli.

      Gegen Mittag aber, als der Kuckuck in der Schwarzwälder Uhr unter Verbeugungen elfmal seinen Ruf in der behäbigen Stube erschallen läßt, kriecht Jobbeli hervor, reibt sich die Augen klar, streckt und dehnt die Glieder und bittet Chüngi, ihm ein Mittagsüppli zu geben, „ume Chrützer“ und aufgeschmälzte „Grundbire“ dazu und auch ein Schöppli Kaiserstühler. So setzt sich Jobbeli an den einen Tisch nahe dem Ofen und harret als einziger Gast in der braungeräucherten Stube seiner Atzung, welche die braunbezopfte Chüngi denn auch bald herbeiträgt und darauf das Kännlein badischen Weines. Still ist's in der Stube; nur Jobbelis Löffel klappert zuweilen und im dickbauchigen Ofen prasselt das Tannenholz, das frisch nachgefüllt worden. Draußen hat sich der Nebel gehoben und ist's lichter sonniger Tag geworden. Es flimmert und glitzert schier blendend; die Häuser tragen weiße Hauben und blitzende Streifen liegen auf den Fenstersimsen. Dicht beschneit sind die nahen Tannen, deren tiefes Grün neben dem überwältigenden Weiß kaum durchzudringen vermag. Ein Holzschlitten mit Blochen beladen, von Kühen gezogen, fährt vorüber mit pfeifendem Schleifen über den trockenen Schnee, geleitet von einem gegen die Kälte vorsorglich vermummten Knecht. Dann wird es wieder ruhig und still draußen. Drinnen tickt nur die Uhr in der Ecke über dem schwarzgeräucherten Kruzifix. Chüngi leistet nach dem Abtragen des leeren Geschirres dem Jobbeli Gesellschaft und fragt ihn nach dem Zweck seiner Anwesenheit in Herrischried. Und der Bursch, ein Schwerenöter, versichert gekommen zu sein, um in Chüngis schöne Rehaugen zu schauen, er hascht nach ihrem Händchen.

      Ungläubig wehrt das Maidli ab und schlägt Jobbeli auf die zudringlichen

       Pfoten: „O Jesis, was bisch du mer für e verlogenes Büebli!“

      Lachend beteuert Jobbeli seine Behauptung und sucht Chüngi an der Hüfte zu umfassen, doch schwapp sitzen ihm des Mädchens fünf Finger im Gesicht, und der Bursch reibt sich verdutzt die geschlagene Wange. Im selben Augenblick wird die Thür geöffnet und ein stattlicher Bursch tritt ein, die Scene mit Hallo begrüßend und zu Jaköble gewendet, fragend: „Isch was gange, Jobbeli?“

      Etwas zaghaft meint der Bühler: „'s isch nüt gange!“

      Der wehmütige Ton reizt nun auch Chüngi zum silberhellen Gelächter, indes sich Michel, des Martin Biber zu Herrischried Einziger, zu Jobbeli an den Tisch setzt, ein Schöppli Durbacher bestellt und dem Bühler auf die Achsel klopft: „Musch es annersch mache, Jobbeli, ze Herrischried im Wald balzet der Urhahn annersch, haha!“

      Das glaubt Jaköble gern nach den eben gemachten Erfahrungen, doch verspürt er wenig Lust, neue Balzversuche anzustellen.

      Der stämmige Martin verläßt auch das Thema gleich und fragt: „Jobbeli, hesch du Kuraschi, so müschet mer Charte und spiele mer'n Win aus!“

      „Isch recht!“ stimmt Jobbeli zu, und Chüngi bringt die abgegriffenen Karten. Bald ist das Spiel im Gange und hin und her wendet sich das Glück, bis Fortuna ihre Gunst ausschließlich dem Bühler Büebli schenkt, so daß Jobbeli zechfrei wird und Groschen um Groschen in Bargeld einstreicht.

      „Zum Teufel, i verlier' heut no mi Röckli!“ ruft ärgerlich Michel und wirft einen Sechsbätzner auf den weinbetropften Tisch. „Halt zu mer, Heckener, bisch mi letzter!“

      „Was isch Trumpf?“

      „Alleweil oebbis e Herz! Weisch Jobbeli, e Herz het e jeder!“

      „Gstoche sell Herz! Her ze mer, Heckener!“

      „Dunderschiß, hesch du e Glück!“

      „Wos mache mer jez? Hesch du no oebbis ze setze?“

      „I will doch probire, un 's Glück hassadire, weisch wos, Jobbeli? Jez spiele mer ume Ohrläppli vonemer!“

      „Topp, 's gilt! Was isch jez Trumpf?“

      „Chrütz!“

      „Gstoche! Hesch wieder verlore!“

      „Bisch du ne Glückskind!“ staunt Michel.

      Jobbeli aber streicht das gewonnene Geld insgesamt ein und zieht sein

       Messer.

      „Was wilsch bi Gott du miterm Messer, Jobbeli?“

      „'n Gwinnst will i einkassiere!“

      „Mitem Messer?“

      „Frili! Dein Ohrläppli werden mer gli habe!“

      „Tod und Teufel!“ prasselt Michel auf und fährt zurück; doch Jaköble faßt zu, es ist ihm Ernst, das im Spiel gewonnene Ohrläppchen abzuschneiden. Chüngi zetert und schreit aus Leibeskräften um Hilfe; die Burschen raufen, Michel sucht dem Gegner das Messer zu entwinden, und Jobbeli sticht wutentbrannt blindlings zu. Mit einem Weheruf sinkt Michel zu Boden, die Hand auf die Brust pressend, aus welcher warmes Blut quillt. Jobbeli flüchtet zur Thür hinaus, auf den Ochsenwirt prallend, der schleunigst dem Verwundeten zu Hilfe springt, so daß der Übelthäter ungehindert entfliehen kann. Zwei Knechte tragen den Schwerverletzten ins väterliche Haus.

      * * * * *

      Der gutmütige, schläfrige Sepli ist richtig gehorsam und ob der Eheabbruch-Drohung ganz verdattert den toten Bühl hinangestapft durch Nebel, Wind und Schnee und hat den Streitpeter aufgesucht im Wirtshaus „Zum dürren Ast“. Der Vertrauensmann ist gottlob zu Hause; das verkündete Thrinele gleich beim Eintritt in das windschiefe, verklebte Haus, und Sepli atmete auf, wie von banger Sorge befreit, nachdem er vor der Hausmauer den Schnee von den Füßen abgestoßen СКАЧАТЬ