Dampfer ab Triest. Günter Neuwirth
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Читать онлайн книгу Dampfer ab Triest - Günter Neuwirth страница 14

Название: Dampfer ab Triest

Автор: Günter Neuwirth

Издательство: Автор

Жанр: Исторические детективы

Серия:

isbn: 9783839267042

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СКАЧАТЬ der fruchtbaren Erde. Die Gartenarbeit war erstens ihre Leidenschaft, zweitens füllte sie den Vorratskeller und drittens förderte sie ihre Gesundheit. Und noch war sie nicht zu alt für harte Arbeit. Nach einer Weile war das erste Beet umgegraben, also holte sie die Kisten mit den Setzlingen und pflanzte sie ein. Aus dem großen Fass unter der Regenrinne schöpfte sie Wasser mit der Gießkanne.

      »Guten Morgen.«

      Heidemarie drehte sich um und schaute zur Gartentür. »Guten Morgen, Signora Cherini.«

      »Darf ich eintreten?«

      »Natürlich. Kommen Sie nur.«

      Fedora öffnete die Gartentür und trat in den Garten. Sie blickte sich um. »Sie kommen gut voran.«

      »Man tut, was man kann. Haben Sie schon die Beete bestellt?«

      »Natürlich. Meine Söhne essen so viel, da muss ich rechtzeitig mit der Arbeit beginnen.«

      »Es freut mich, dass Sie die Gartenarbeit auch so lieben wie ich.«

      »Ich bin auf einem Bauernhof aufgewachsen, Signora Zabini. Ein Haus ohne Küchengarten kann ich mir gar nicht vorstellen.«

      »Kommen Sie, um wieder in meiner Bibliothek zu stöbern?«

      Fedora hob ihre Tasche. »Diesmal bringe ich ein Buch. Es enthält drei Stücke von Franz Grillparzer in einem Band. Ich habe es wirklich versucht zu lesen, aber so gut ist mein Deutsch nicht. Irgendjemand hat das Buch auf dem Schiff vergessen, da hat mein Mann es mir gebracht. In Ihrer Bibliothek ist es besser aufgehoben als bei mir. Und da ich auf dem Weg in die Città Vecchia bin, habe ich gedacht, ich komme bei Ihnen vorbei.«

      Heidemarie stellte die Gießkanne ab und wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Vielen Dank. Haben Sie heute schon Kaffee getrunken?«

      »Noch nicht. Die Buben haben herumgetrödelt, also musste ich ihnen Beine machen.«

      »Was halten Sie von einer Tasse?«

      »Sehr gerne.«

      Die beiden Frauen betraten das Haus. Heidemarie führte Fedora in die Stube und bat sie, Platz zu nehmen. Wenig später servierte sie eine Kanne Kaffee und setzte sich zu ihrem Gast.

      »Sind Sie alleine zu Hause?«

      »Ja. Bruno ist beim ersten Hahnenkrähen los.«

      »Wieder den Verbrechern auf der Spur?«

      »Ach, wie immer halt. Ich habe ihn nicht gesprochen, ich habe nur gesehen, dass er fortgegangen ist. Er schien in Eile zu sein.«

      »Ihr Sohn scheint immer in Eile zu sein.«

      Heidemarie lächelte Fedora an. »Zumindest tut er immer sehr beschäftigt. Das machen Beamte so, damit niemand bemerkt, dass sie den lieben langen Tag faulenzen.«

      Fedora lachte. »Diesen Verdacht hege ich auch. Die Gartenarbeit geht Ihnen leicht von der Hand. Ihre Beete sind prachtvoll.«

      »Gott sei es gedankt, die alten Knochen sind noch belastbar.«

      Für eine Weile saßen die beiden Frauen schweigend beisammen und nippten an ihren Kaffeetassen.

      »Wann kommt Ihr Mann zurück?«

      »Laut Plan wird die Bohemia am Samstag wieder anlegen.«

      Heidemarie schaute sinnierend zum Fenster. »Mein Salvatore, Gott hab ihn selig, fuhr nicht zur See. Ich kann mich noch gut erinnern, wie er aus dem Bureau nach Hause gekommen ist, sich an den Tisch gesetzt hat, ich ihm das Essen aufgetragen habe und er sich von den Kindern über ihren Tag Bericht hat geben lassen. Es war ein geregeltes Leben. Regeln geben den Menschen Sicherheit. Seit ich damals als blutjunges Mädchen mit meiner Herrin von Wien nach Triest gekommen bin, lebe ich hier, und ich habe keinen Tag bereut.«

      »Wie haben Sie Ihren Mann kennengelernt?«

      Heidemarie wiegte sinnierend den Kopf. »Obwohl es schon so lange her ist, kann ich mich noch an alle Einzelheiten erinnern. Als meine Herrin, die Gräfin Windischgrätz, den Sommer über in Triest verbrachte und ich bei ihr als Zimmermädchen im Dienst war, hat sie mich regelmäßig auf den Markt geschickt. Bald ist mir der gut aussehende Herr aufgefallen, der täglich um die Mittagsstunde den Markt besuchte. Es hat sich ergeben, dass ich ihm öfter über den Weg gelaufen bin. Irgendwann hat er mich angesprochen. Dann hat das eine das andere ergeben. Ich habe sehr schnell bemerkt, dass Salvatore sich Hals über Kopf in mich verliebt hat. Ich war ein süßes Wiener Mädel, blond, blauäugig, pausbäckig, und der Herrgott hat es gut mit mir gemeint, er hat mir auch ein bisschen Verstand mitgegeben. So bin ich nicht bloß eine sommerliche Liebelei des eleganten Herrn geworden, sondern seine Ehefrau. Es war so rührend, wie er bei der Gräfin Windischgrätz vorstellig geworden ist und wie er meinen Eltern ellenlange Briefe geschrieben hat. Salvatore ist noch im Herbst, knapp vor der Abreise der Gräfin, mit dem Zug nach Wien gefahren und hat bei meinen Eltern um meine Hand angehalten. Im Frühling sind dann meine Eltern aus Wien zur Hochzeit gekommen. Es war ein schönes Fest. So ist aus dem Zimmermädchen aus einfachen Verhältnissen die Ehefrau des bedeutenden Beamten Salvatore Zabini geworden, so kam ich von der Donau an die Adria.«

      Fedora lachte. »Irgendwie ganz ähnlich klingt meine Geschichte. Nur bin ich nicht aus Wien nach Triest gekommen, sondern aus einem kleinen Dorf im Karst. Auch ich habe einen Mann in bedeutender Stellung geheiratet.«

      »Welchen Rang hat er inne?«

      »Zweiter Offizier.«

      »Respekt.«

      »Seine Zeit auf der Bohemia ist bald zu Ende. Im Lloyd­arsenal stehen zwei Dampfer vor der Fertigstellung. Er ist als Erster Offizier für die Baron Beck vorgesehen. Im Spätsommer wird er mit dem neuen Dampfer die Jungfernfahrt unternehmen.«

      »Ein Seemann durch und durch.«

      »Das ist mein Carlo.«

      Heidemarie fasste Fedora ins Auge. »Signora Cherini, erlauben Sie ein persönliches Wort?«

      Fedora bemerkte den geänderten Tonfall, sie zog die Augenbrauen hoch. »Ja, natürlich.«

      »Sie gehen ein sehr hohes Risiko ein.«

      »Was meinen Sie?«

      »In den fast vier Jahrzehnten, die ich nun schon in Triest lebe, habe ich viele Frauen kennengelernt, deren Männer zur See gefahren sind. Ich habe manche gesehen, die mit der Zeit des Alleinseins gut zurechtgekommen sind, andere wieder weniger. Und ich habe auch gesehen, dass manche Frau von ihrem Mann verstoßen worden ist. Nicht wenige Ehen sind gescheitert. Der Mann versank in der Trunksucht, die Frau im Elend, die Kinder lebten auf der Straße, einige gerieten auf die schiefe Bahn. Das meine ich mit Risiko.«

      Fedora umklammerte mit beiden Händen die Tasse und schaute auf den Rest von Kaffee darin. »Hat Bruno geplaudert?«

      »Nein, nicht geplaudert, aber mein Sohn kann mir nichts verheimlichen. Ich sehe doch, wie das Leben seinen Lauf nimmt. Und als ich ihn direkt fragte, hat er mir eine klare Antwort gegeben. Er hat nicht gelogen.«

      »Werden Sie Gerüchte in den Umlauf bringen?«

      »Niemals! СКАЧАТЬ