Drachenzähmen leicht gemacht (3). Strenggeheimes Drachenflüstern. Cressida Cowell
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СКАЧАТЬ um ihn herum schienen die geisterhaften Nebelschwaden die Gestalt von Haiwurmfinnen anzunehmen …

      »Nur mal interessehalber«, fragte Fischbein beiläufig, »wie greift eigentlich so ein Haiwurm an?«

      »Na ja«, antwortete Hicks und fiel wieder ein paar Grad vom Kurs ab, in der Hoffnung, endlich wieder in die sichere Bucht zu gelangen, »eigentlich sollte dich ein Haiwurm nur angreifen, wenn du verwundet bist. Sie können dein Blut riechen, selbst wenn du selbst nicht im Wasser bist, und das treibt sie schier zum Wahnsinn. Und weil sie Beine und einen Fischschwanz haben, können sie tatsächlich AN BORD KLETTERN und dich holen, genau wie wir Seeräuber. Daher haben sie auch ihren Spitznamen ›Seeräuberdrachen‹. Sie können es zwar mindestens zehn Minuten an der Luft aushalten, aber gewöhnlich zerren sie dich ins Wasser zurück und töten dich dort.«

      »Oh, wie feinfühlig von ihnen«, sagte Fischbein und untersuchte wie verrückt seinen Körper, um zu schauen, ob er irgendwelche Kratzer hatte. »Zählen eitrige Pickel auch oder muss man eine blutige Wunde vorweisen?«

      »Bin nicht sicher«, gab Hicks zurück. »Hab noch nie einen Haiwurm persönlich kennengelernt.«

      »Es wird immer besser«, erklärte Fischbein. »In Zeiten wie diesen bin ich so froh, als Wikinger und nicht als Römer geboren zu sein.« (Die Römer waren die Todfeinde der Wikinger – ein ungeheuer herrischer Haufen, der sich unbedingt die ganze Welt unterwerfen wollte und es auch fast schaffte.) »Denk doch nur, wie LANGWEILIG es wäre, wenn wir Römer wären. Immerzu muss man lauwarme Bäder nehmen und in der Toga herumlungern, wenn man doch hier draußen die frische gesunde Luft genießen und die scharfzahnigen blutrünstigen Fleischfresser tätscheln kann …«

      »Pst«, zischte Hicks und änderte den Kurs zum neunten Mal, »vielleicht hören wir jetzt bald etwas.«

      Aber wieder herrschte nur Stille. Ein Wasserspritzer kam über die Bordwand und traf Hicks’ Knöchel. Er fühlte sich deutlich warm an.

      »Bi-bi-bin hu-hu-hungrig!«, kam eine tiefe, schwache Stimme aus Hicks’ Brust heraus. Beide Jungen zuckten erschrocken zusammen.

      In Hicks’ Hemdkragen tauchte die Nase von Ohnezahn auf, Hicks’ kleinem, unfolgsamem Drachen, gefolgt vom Rest seines Körpers. Er kletterte schläfrig über Hicks’ Nacken hinauf und nahm auf dem Helm seinen gewohnten Platz ein. Dort schüttelte er die Flügel aus, suchte kurz und nachlässig nach Drachenflöhen und gab ein riesiges Gähnen von sich, wobei er eine leuchtend rosarote, gespaltene Zunge und absolut zahnlose Kiefer zeigte, von denen er seinen Namen hatte.

      Ohnezahn war zwar nur ein Felddrache, die am meisten verbreitete aller Drachenarten, aber trotzdem war er ein sehr hübsches Tier. Seine Haut war ein tiefes Smaragdgrün, das auf dem Bauch in schillernde Perlmuttfarben überging wie die Schuppen einer Makrele, und darauf prangten hellbraune Sommersprossen. Riesige, unschuldig dreinblickende grasgrüne Augen leuchteten unter absurd langen Augenwimpern hervor.

      Aber die äußere Erscheinung kann natürlich trügen, denn Drachen gehören zu den selbstsüchtigsten Wesen auf dem ganzen Planeten und Ohnezahn war gewissermaßen ein Killerhai im Babyrobbenfell.

      »Du könntest uns eigentlich mal helfen, Ohnezahn«, sagte Hicks. »Es ist wichtig. Wir machen uns Sorgen, dass wir vielleicht versehentlich in den Sommerstrom geraten sind, und wir würden es nicht so gut finden, wenn wir einem Haiwurm begegneten, verstehst du?« Hicks lachte nervös. »Und du könntest vielleicht ein bisschen herumflattern und nach Booten Ausschau halten, damit wir den richtigen Kurs wiederfinden.«

      »Frag doch Ho-Ho-Horrorkuh. Ohnezahn hu-huhungrig«, sagte Ohnezahn mürrisch. Er war wirklich in sehr miserabler Laune aufgewacht.

      Hicks rollte die Augen zum Himmel und versuchte ganz geduldig zu erklären, dass Horrorkuh fest schlafe und es keine Möglichkeit gebe, sie aufzuwecken.

      Horrorkuh war Fischbeins Drache – eigentlich ein recht nettes Biest, aber leider schlief sie meistens. Im Moment lag sie voll ausgestreckt unter einer der Ruderbänke. Fischbein hatte ihr einen Mantel unter den Kopf geschoben, damit sie nicht im Leckwasser ersoff.

      »O-O-Ohnezahn macht ga-ga-gar nichts.« Ohnezahn war jetzt in das Große Schmollen gefallen. »K-k-kein Fressen, k-k-keine Arbeit. Ohnezahn. Hicks ist ein Quä-Quä-Quälgeist. Mach di-di-dies. Mach da-da-das. Ohnezahn ist ein D-D-Drache, kein Sklave. Schuften, schuften, schu-schu-schuften, das ist alles, was du von O-O-Ohnezahn willst!«

      »Ohnezahn, du hast seit dem Frühstück geschlafen!«, protestierte Hicks. »Und das ist das Unfairste, was ich jemals gehört hab! Ich muss dich ständig vom Schwanz bis zur Schnauze bedienen, das weißt du genau! Ich füttere dich ständig. Erzähle dir Witze. Trage dich überallhin …«

      »Ohnezahn ha-ha-hat schwache Flügel«, erklärte Ohnezahn pathetisch.

      »Letzte Nacht hast du mich vier Mal aufgeweckt!«

      »Ohnezahn hatte schlimmen A-A-Albtraum!« Ohnezahn riss seine großen grünen Augen noch weiter auf. »Großer fetter Mensch mit riesigen Zähnen hat armen, armen Ohnezahn durch das ganze Be-Be-Bett gejagt, wollte Ohnezahn fa-fa-fangen, weil er so selten ist …«

      »Du wolltest Austern!«, heulte Hicks. »Austern, morgens um drei!«

      »Austern gu-gu-gut gegen Albtraum!«, protestierte Ohnezahn. Doch Hicks’ Geduld war zu Ende.

      »Du wolltest nicht still sein! Du hast dich auf den Bettpfosten an Vaters Bett gesetzt und hast mir gedroht, dass du ihm direkt in die Ohren kreischst, wenn du keine Austern bekommst! Ich musste aufstehen, mich anziehen und welche von der Austernbank im Raufboldhafen holen, und als ich zurückkam, wolltest du sie nicht mal fressen, weil sie die falsche Farbe hatten oder irgend so was!«

      »Da waren so schwa-schwa-schwarze Dinger drauf!«, jammerte Ohnezahn. »Ohnezahn hasst schwarze Dinger, die sind zum K-Kotzen …«

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      »Oh, verdammt, sei nicht so ein Riesenbaby, Ohnezahn!«, fauchte ihn Hicks an. »Das waren nur Seetangsamen und du hast die Austern trotzdem nicht gefressen, obwohl ich alle Samen weggeputzt hatte!«

      »Ich bedaure, euch unterbrechen zu müssen«, warf Fischbein nervös dazwischen, »aber ich bin ziemlich sicher, dass ich dort drüben die Finne von einem Haiwurm gesehen habe …«

      Aber Ohnezahn und Hicks waren so wütend aufeinander, dass sie nicht zuhörten. Sie standen sich Nase an Schnauze und Auge in Auge gegenüber. Ohnezahn hatte sich fast zur doppelten Größe aufgeplustert und seine Haut hatte eine hässliche senfgelbrote Farbe angenommen. Hicks hatte glatt vergessen, dass man einem Drachen nicht lange in das Auge blicken durfte: Sein Blick wirkt hypnotisch und tatsächlich wurde Hicks auch schon schwindlig. Aber er war so wütend, dass es ihm egal war.

      Dieser Drache war dieses Mal ZU WEIT gegangen. Hicks HATTE ENDGÜLTIG GENUG.

      Dieses Mal würde er nicht nachgeben.

      »Alles mache ich für dich!«, tobte Hicks los. »Und wenn ich dich dann einmal auch nur um den kleinsten Gefallen bitte, etwa in der Drachentrainingsstunde ein paar lächerliche Makrelen zu fangen oder nach Haiwürmern Ausschau zu halten, damit wir nicht alle aus dem Boot gezerrt und zerfleischt werden, was machst du? Du trittst in Streik. Aber dieses Mal bist du eindeutig zu weit gegangen. Ich hab genug! Ich gebe nicht mehr nach. Du kannst meinetwegen streiken, bis du blau wirst, und es ist mir total egal.«

      »Okay«, СКАЧАТЬ