WattenAngst. Andreas Schmidt
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Название: WattenAngst

Автор: Andreas Schmidt

Издательство: Автор

Жанр: Триллеры

Серия:

isbn: 9783827184030

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СКАЧАТЬ ihn mit wenigen Sätzen über das Geschehene auf Stand. Hauke Jensen hörte aufmerksam zu und unterbrach Wiebke kein einziges Mal. Erst als sie ihre Ausführungen beendet hatte, räusperte er sich.

      „Kollegen“, sagte er gedehnt, „es sieht aus, als hätten wir es mit einem sehr komplexen Fall zu tun – der Bekanntheitsgrad des Opfers spricht für sich. Wir werden die nächsten Tage wohl bei euch in Husum verbringen.“ Jetzt rang er sich ein schmallippiges Lächeln ab. „Ich nehme an, unsere Büros sind geheizt?“

      „Nicht nur das“, grinste Petersen. Wiebke stellte erleichtert fest, dass sich sein Argwohn gegen die Kollegen aus Flensburg in Luft aufgelöst hatte. „Wir haben sogar eine neue Kaffeemaschine – falls es mal länger dauert.“

      Hauke Jensen wollte eben etwas erwidern, als sich das Geräusch von Rotorblättern aus der Luft näherte. Sie legten die Köpfe in den Nacken und sahen den Helikopter, der mit eingeschalteten Suchscheinwerfern über dem Anwesen der Bergers kreiste.

      „Wer hat den denn gerufen?“, wunderte sich Jensen.

      „Ich war das“, sagte Wiebke. Ihre Befürchtung, dass sie dem Leiter der Kripo weitere unbequeme Fragen beantworten musste, zerschlug sich, als ihr Handy klingelte. Der Pilot des Helikopters wartete auf Anweisungen.

      FÜNF

      Wenningstedt, in der Vergangenheit

      „Ich will ein Kind von dir.“ Sie lächelte ihn verliebt an und ließ ihre Fingerkuppen sanft über seine Brust kreisen.

      Er erschauderte, dann schlug er die Augen auf. „Was?“

      „Ich will ein Kind von dir“, wiederholte sie sanft.

      Hastig richtete er sich im Bett auf. „Wie stellst du dir das vor?“

      Jetzt musste sie lachen. „Du weißt ganz genau, wie das geht.“

      „Das meine ich nicht.“ Er teilte ihren Humor nicht. „Was soll das heißen, du willst ein Kind von mir?“

      „Was genau verstehst du nicht daran?“

      Sekundenlang herrschte Stille im halbdunklen Schlafzimmer, nur der Sturm brauste noch immer ums Haus. Die nahe See zeigte sich heute von ihrer unwirtlichen Seite. Er wandte den Kopf ab und schaute zum Fenster. Die dunkelblauen Vorhänge standen offen. Der Wind trieb schwere Wolkenberge über den Nachthimmel über Sylt. Doch er hatte keine Augen für die wilden Schönheiten der Natur. Gedanken schossen ungeordnet durch seinen Kopf. Wie gern hätte er ihr diesen Wunsch erfüllt … Sie war seine Traumfrau, die Person, an deren Seite er alt werden wollte. Solange sie an seiner Seite war, würde er ihr jeden Wunsch von den Lippen ablesen. Nur diesen einen Wunsch, der offenbar schon seit Tagen ihr Denken beherrschte … wie sollte er ihn umsetzen?

      „Ich denke, wir wären gute Eltern“, flüsterte sie und lehnte sich an seine Schulter. Wie gern hätte er jetzt den Arm um sie gelegt, ihre Nähe gespürt, um sich ihr zu erklären. Doch er wagte es nicht, sie zu berühren, nicht jetzt. Keinen einzigen Ton brachte er über die Lippen. Er riss sich vom Blick aus dem Fenster los und stierte sekundenlang ins Leere.

      „Warum sagst du nichts?“, riss ihn ihre sanfte Stimme aus den Überlegungen.

      „Ich … ich weiß nicht“, antwortete er tonlos.

      „Aber wir wollen doch heiraten, irgendwann“, sagte sie, und es klang fast verzweifelt, als sie fortfuhr: „Dazu gehört doch auch ein Kind. Ein Baby würde unser Glück vollkommen machen.“ Sie löste sich von ihm und schaute ihm tief in die Augen.

      „Ja“, antwortete er nur, und er schalt sich einen Narren, sich nicht zu ihrem Wunsch zu äußern. Stattdessen schlug er die Bettdecke fort und erhob sich aus dem Bett. Gleich würde die Sonne aufgehen. Er musste aufs Festland, um dort einen wichtigen Termin wahrzunehmen. Vielleicht fand er auf der Autofahrt ein wenig Zeit, um sich Gedanken über ihren Wunsch zu machen. Als er in den flauschigen Morgenmantel schlüpfte, um sich in die Küche zu begeben, sah er, dass Tränen in ihren Augen standen.

      Schweigend verließ er das Schlafzimmer.

      SECHS

      Im Morgengrauen erreichte er Glücksburg. Hier, an der Ostseeküste, würde man nicht nach ihm suchen. In Ruhe konnte er den Tag hier beginnen, um die nächsten Schritte zu planen. Es fühlte sich gut an, endlich begonnen zu haben. Mit entspannten Gesichtszügen ließ er den Wagen durch die menschenleeren Straßen rollen. Ruhig lagen seine Hände auf dem Lenkrad, er hatte das Fenster einen Spalt breit geöffnet und genoss die frische Morgenluft, die in den Wagen wehte. Aus dem Autoradio erklang leise Musik. Sämtliche Radiosender, Radio RSH, der NDR und sogar Delta Radio hatten in den Nachrichten vom grausamen Mord an dem berühmten Unternehmer Hans Olaf Berger berichtet.

      Für ihn fühlte es sich seltsam an. Irgendwie war er nicht stolz auf das, was er getan hatte. Und trotzdem konnte er mit dem Ergebnis zufrieden sein. Er hatte ein Zeichen gesetzt, das in ganz Schleswig-Holstein Gesprächsthema war. Und er war sicher, dass sich die Polizei im ganzen Land mit dem kaltblütigen Mord an Berger beschäftigte. Auch das spielte ihm in die Karten, denn so konnte er mit seiner eigentlichen Mission beginnen. Die Polizisten hatten anderes zu tun, als sich weiter um ihn zu kümmern.

      Hinter Schleswig hatte er auf einem Parkplatz angehalten und die Nachrichten online gecheckt. Auch in den sozialen Netzwerken war der Tod von Hans Olaf Berger die Meldung, die alle bewegte. In der Facebook-Gruppe „Nordfriesland on Facebook“ war ein wahrer Shitstorm über den fragwürdigen Millionär losgebrochen. Alle Menschen, die irgendwann einmal mit Berger zu tun gehabt hatten, posteten mehr oder weniger sinnfreie Kommentare. Selten wurde ein gutes Haar an dem Mordopfer gelassen.

      Jetzt war es höchste Zeit, die Knarre verschwinden zu lassen. Sie hatte ausgedient. Als linkerhand das Glücksburger Wasserschloss lag, atmete er auf. Stimmungsvoll war das strahlend weiße Gemäuer angeleuchtet. Die markante Fassade des geschichtsträchtigen Gebäudes spiegelte sich auf der Wasseroberfläche des Schlossteichs. Für ihn war es ein Etappenziel, nicht mehr und nicht weniger. Sein Weg führte ihn weiter in nordöstliche Richtung.

      Die Straßen wurden schmaler und kurvenreicher, immer wieder musste er die Geschwindigkeit drosseln. In gemächlichem Tempo rollte er durch eine verwunschene Landschaft. Nebelschwaden waberten über die Felder und durch die Wälder. Umrisse von Scheunen und kleineren Häusern verwischten im grauen Dunst, der von der Ostsee ins Landesinnere kroch.

      Er steuerte den Wagen weiter auf die Halbinsel Holnis. Dies war ein guter Ort für sein Vorhaben. Um diese Zeit einsam und verlassen. Zeugen konnte er keine gebrauchen.

      Nachdem er den Wagen auf dem großen Parkplatz unweit des Fährhauses abgestellt hatte, stieg er aus. Die Luft hier oben roch salzig, und wenn er den Kopf lauschend schräglegte, glaubte er, das Rauschen der Ostseewellen zu hören.

      Er blieb neben dem Wagen stehen und ließ den Blick schweifen. Wie im Dornröschenschlaf lag das Fährhaus um diese Zeit da. Wenige Fahrzeuge parkten auf dem Platz, wahrscheinlich Übernachtungsgäste der historischen Hofanlage.

      Ohne Hast legte er den Fußweg zur Landzunge zurück und überlegte kurz, ob er die Pistole am Seemannsgrab oder an der Nordspitze entsorgen sollte. Schließlich entschied er sich für die zweite Lösung und schlug den Weg zu seiner Rechten ein. Wiesen und Hecken säumten seinen Weg. Nach gut sechshundert Metern hatte er die Küste erreicht. Ein eisiger Wind streifte sein Gesicht. Fluchend schlug er den Kragen seiner Jacke hoch und versenkte die Hände in den Taschen.

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