Guy de Maupassant – Gesammelte Werke. Guy de Maupassant
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Название: Guy de Maupassant – Gesammelte Werke

Автор: Guy de Maupassant

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier

isbn: 9783962817695

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СКАЧАТЬ Sie hat viel­leicht noch an­de­re Lieb­ha­ber. Aber was geht das mich an? Sie ist jung, frisch und hübsch, mehr ver­lan­ge ich nicht von ihr. Sie scheint mich zu lie­ben und kos­tet im Gan­zen nicht viel. Ich ver­ste­he es wirk­lich nicht.«

      Mein Bru­der kam bald zu­rück. Auf der Po­li­zei hat­te man ihm über ih­ren Gat­ten die bes­ten Aus­künf­te ge­ge­ben. »Be­am­ter im Mi­nis­te­ri­um des In­nern, kor­rekt, wohl ack­re­di­tiert, wohl­ge­sinnt, hat aber eine Frau, die weit über ihre be­schei­de­nen Ver­hält­nis­se zu le­ben scheint.« Das war al­les.

      Hier­auf war mein Bru­der in ihre Woh­nung ge­gan­gen, und da er hör­te, dass sie aus wäre, hat­te er sich an den Por­tier ge­wandt und die­sen durch Gold zum Re­den ge­bracht. »Frau D… eine sehr bra­ve Frau und Herr D… ein sehr bra­ver Mann, nicht stolz, nicht reich, aber frei­ge­big.«

      Um doch et­was zu sa­gen, frag­te mein Bru­der:

      – Wie alt ist ihr Klei­ner jetzt?

      – Aber sie hat ja gar kei­ne Kin­der, Herr.

      – Wie? Sie hat doch den klei­nen Léon?

      – Nein, mein Herr, Sie täu­schen sich.

      – Aber der, den sie auf ih­rer ita­lie­ni­schen Rei­se be­kam, es ist jetzt zwei Jah­re her.

      – Sie ist nie in Ita­li­en ge­we­sen, mein Herr. Seit fünf Jah­ren, wo sie hier wohnt, hat sie das Haus nicht ver­las­sen.

      Mein Bru­der war be­trof­fen, frag­te von Neu­em und son­dier­te so tief wie mög­lich. Aber es blieb da­bei: Kein Kind, kei­ne Rei­se.

      Ich war höchst er­staunt, ohne doch den Sinn die­ser Ko­mö­die recht zu ver­ste­hen.

      – Ich will Klar­heit in der Sa­che ha­ben, sag­te ich, und dies so­gleich. Ich wer­de sie bit­ten, mor­gen hier­her zu kom­men und du wirst sie an mei­ner Statt emp­fan­gen. Wenn sie mich an­ge­führt hat, wirst du ihr die­se zehn­tau­send Franks über­ge­ben und ich will sie nicht mehr se­hen. Ich fan­ge wahr­haf­tig an, ein Haar dar­in zu fin­den.

      *

      Was glau­ben Sie wohl? Vor­her hat­te es mich ver­stimmt, dass ich von die­ser Frau ein Kind hat­te, und jetzt war ich är­ger­lich, be­schämt und ge­kränkt, dass ich keins hat­te. Ich war je­der Ver­pflich­tung und Sor­ge le­dig und doch wü­tend.

      Mein Bru­der emp­fing sie am nächs­ten Tage in mei­nem Ar­beits­zim­mer. Sie trat leb­haft ein, wie ge­wöhn­lich, lief ihm mit of­fe­nen Ar­men ent­ge­gen und stutz­te erst, als sie ihn er­kann­te.

      Er grüß­te und ent­schul­dig­te sich.

      – Ich bit­te um Ent­schul­di­gung, sag­te er, wenn ich Ih­nen an Stel­le mei­nes Bru­ders ent­ge­gen­tre­te. Aber er hat mich be­auf­tragt, Sie um eine Aus­kunft zu bit­ten, die er nicht ger­ne selbst er­hal­ten möch­te.

      Dann blick­te er ihr scharf ins Auge und sag­te plötz­lich:

      – Wir wis­sen, dass Sie kein Kind von ihm ha­ben.

      Sie war einen Au­gen­blick stut­zig, ge­wann aber so­gleich die Fas­sung wie­der, setz­te sich und blick­te die­sen Rich­ter lä­chelnd an.

      – Nein, ich habe kein Kind, ant­wor­te­te sie ein­fach.

      – Wir wis­sen auch, dass Sie nie in Ita­li­en ge­we­sen sind.

      Dies­mal be­gann sie laut auf­zu­la­chen.

      – Nein, ich bin nicht in Ita­li­en ge­we­sen.

      Mein Bru­der war be­trof­fen und sag­te:

      – Der Graf hat mich be­auf­tragt, Ih­nen die­ses Geld zu ge­ben und Ih­nen zu er­klä­ren, dass er sei­ne Be­zie­hun­gen zu Ih­nen ab­brä­che.

      Sie wur­de wie­der ernst, steck­te das Geld ru­hig in die Ta­sche und sag­te naiv:

      – Al­so… soll ich den Gra­fen nicht wie­der­se­hen?

      – Nein, mei­ne Dame.

      Sie schi­en das nicht zu er­war­ten und setz­te ru­hi­gen Tons hin­zu:

      – Scha­de. Ich lieb­te ihn sehr.

      Als mein Bru­der sah, dass sie so ent­schlos­sen war, frag­te er sie, gleich­falls lä­chelnd: »Sa­gen Sie mir bit­te nur, warum Sie die­se lan­ge und kom­pli­zier­te Ge­schich­te von der Rei­se und dem Kin­de er­fun­den ha­ben?«

      Sie blick­te mei­nen Bru­der ganz er­staunt an, als ob er et­was sehr Dum­mes ge­fragt hat­te, und ant­wor­te­te:

      – Das ist doch aber arg! Glau­ben Sie denn, eine arme klei­ne Bür­gers­frau wie ich, an der gar­nichts dran ist, hät­te einen Mann wie den Gra­fen von L…, einen Mi­nis­ter, einen Grands­eigneur, einen rei­chen und ver­füh­re­ri­schen Gent­le­man, drei Jah­re lang fest­hal­ten kön­nen, wenn ich nicht et­was hat­te, wo­mit ich ihn hielt? Nun, es ist jetzt zu Ende; scha­de drum! Aber es konn­te ja nicht ewig so blei­ben. Drei Jah­re lang ist mir’s we­nigs­tens ge­lun­gen. Bit­te sa­gen Sie dem Gra­fen vie­le Grü­ße von mir.

      Sie stand auf.

      – Aber… das Kind, fing mein Bru­der wie­der an. Sie hat­ten doch ein Kind, das Sie ihm zei­gen woll­ten.

      – Ge­wiss, es ist das Kind mei­ner Schwes­ter. Sie hat es mir ge­lie­hen. Wahr­schein­lich stammt der Brief von ihr.

      – Schön, aber alle die­se Brie­fe aus Ita­li­en?

      Sie setz­te sich wie­der und schüt­tel­te sich vor La­chen.

      – Oh, die­se Brie­fe! sag­te sie. Ein gan­zes Ge­dicht. Der Graf war nicht um­sonst Mi­nis­ter des Aus­wär­ti­gen.

      – Aber… wie denn…

      – Das ist mein Ge­heim­nis. Ich will nie­mand blos­stel­len.

      Sie grüß­te mit leicht spöt­ti­schem Lä­cheln und ging ohne jede Ge­müts­be­we­gung, wie eine Schau­spie­le­rin, de­ren Rol­le zu Ende ist. –

      »Und die Moral«, setz­te Graf L… hin­zu: »Traue kei­ner die­sen lock­ren Vö­geln!«

      *

      – Grä­fin Sa­mo­ris.

      – Die Dame da un­ten in Schwarz?

      – Sie selbst. Sie trau­ert um ihre Toch­ter, die sie ge­tö­tet hat.

      – Nicht doch! Was er­zäh­len Sie mir da!

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