Liebeskunst. Ovid
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Название: Liebeskunst

Автор: Ovid

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Reclams Universal-Bibliothek

isbn: 9783159611259

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СКАЧАТЬ Versammlungsorte von Frauen aufzählen, die für deine Jagd geeignet sind? Die Zahl der Sandkörner wird geringer sein. [255] Was soll ich noch Baiae nennen, den Strand, der Baiae umsäumt, und das Wasser, das vom heißen Schwefel dampft? Einer, der von hier eine Wunde im Herzen nach Hause trug, hat gesagt: »Dieses Wasser war nicht so heilsam, wie man behauptet.« Siehe, da ist der Tempel der Diana im Walde vor der Stadt22 und die Königswürde, die mit frevlerischer Hand durch das Schwert23 erworben wurde! [261] Diese Diana, mag sie auch eine Jungfrau sein und Cupidos Geschosse verabscheuen, hat doch dem Volk viele Liebeswunden geschlagen und wird es weiterhin tun.

      Wie erobert man Mädchen?

      Bis hierher schreibt dir Thalia24, die auf ungleichen Rädern25 fährt, vor, wo du dir den Gegenstand deiner Liebe aussuchen und wo du die Netze spannen sollst. [265] Jetzt gehe ich daran zu sagen, mit welchen Kunstgriffen das Mädchen, das dir gefallen hat, gefangen werden muss, eine Aufgabe, die besondere Kunstfertigkeit verlangt. Wer ihr auch seid, ihr Männer allerorten, merkt auf mit gelehrigem Sinn und lauscht als andächtiges Volk meinen Verheißungen!

      Selbstvertrauen

      Zuerst durchdringe dich die Zuversicht, dass alle [270] erobert werden können. Du wirst sie fangen, spanne nur die Netze aus! Eher können im Frühjahr die Vögel schweigen, im Sommer die Zikaden, eher kann der arkadische Jagdhund vor dem Hasen fliehen als eine Frau einem jungen Manne widerstehen, wenn er sie schmeichelnd in Versuchung führt; auch eine, von der man glauben könnte, sie wolle nicht, wird wollen. [275] Und wie dem Mann die heimliche Venus willkommen ist, so ist sie es dem Mädchen; der Mann kann es nur schlecht verbergen, die Begierde der Frau ist besser versteckt. Gesetzt, wir Männer würden uns einig, bei keiner den ersten Schritt zu tun, so ist die Frau schon besiegt und wird die Rolle der Werbenden spielen. Auf den schwellenden Wiesen muht dem Stier sein Weibchen zu, [280] und den behuften Hengst wiehert immer die Stute an. Mäßiger ist in uns die Begierde und nicht so rasend; die Glut des Mannes hat ihre natürliche Grenze. Was soll ich Byblis erwähnen, die in verbotener Liebe zum Bruder entbrannt war und sich für ihren Frevel tapfer mit dem Strang bestrafte? [285] Myrrha liebte den Vater, aber nicht, wie eine Tochter es soll, und ist jetzt unter Rinde verborgen, die sie ringsum beengt. Mit den Tränen, die sie ihrem duftenden Baum entströmen lässt, salben wir uns, und der Tropfen trägt immer noch den Namen der Frau, die ihn geweint hat.

      Es war einmal in den schattigen Tälern am Fuße des waldigen Ida [290] ein schneeweißer Stier, der Stolz der Herde. Mitten zwischen den Hörnern war er mit einem feinen schwarzen Mal gezeichnet. Er hatte nur diesen einzigen Flecken, alles übrige war weiß wie Milch. Ihn wünschten die Kühe von Cnossus und von Cydonea auf ihrem Rücken zu tragen. [295] Pasiphaë freute sich, die ehebrecherische Geliebte eines Stiers zu werden; eifersüchtig hasste sie die schönen Rinder. Ich singe von bekannten Dingen; dies kann nicht einmal Kreta mit seinen hundert Städten leugnen, mag es auch noch so lügnerisch sein. Selbst soll sie dem Stier frisches Laub und besonders zartes Gras [300] mit ungeübter Hand geschnitten haben. Sie begleitet die Zugtiere auf die Weide, und die Rücksicht auf ihren Ehemann hält sie nicht vom Aufbruch zurück. So war Minos von einem Rind aus dem Felde geschlagen. Was nützt es dir, Pasiphaë, wertvolle Kleider anzulegen? Dein Ehebrecher hat keinen Sinn für Kostbarkeiten. [305] Was nützt dir der Spiegel, wenn du zum Vieh auf die Bergweide strebst? Wozu ordnest du (höchst überflüssig!) so oft dein Haar? Glaube doch deinem Spiegel, wenn er dir sagt, dass du keine Kuh bist! Ach, wie gerne wolltest du, dass an deiner Stirne Hörner gewachsen wären! Gefällt dir Minos, so suche keinen Ehebrecher; [310] willst du aber lieber deinen Mann betrügen, so betrüge ihn mit einem Mann! Die Königin verlässt ihr Ehegemach und stürzt in Wald und Berge wie eine Bacchantin, die vom aonischen Gott26 besessen ist. Ach, wie oft sah sie eine Kuh mit scheelem Blick an und sprach: »Warum gefällt diese Hergelaufene meinem Geliebten? [315] Sieh nur, wie sie vor ihm im zarten Grase herumhüpft! Ich zweifle nicht, die Törin meint, das stehe ihr gut.« Sprach’s und ließ sie stracks aus der riesigen Herde hinwegführen, unverdient unters krumme Joch zerren oder vor dem Altar bei einer eigens ausgedachten Opferhandlung niederstrecken [320] und hielt die Eingeweide ihrer Nebenbuhlerin in schadenfroher Hand. Wie oft versöhnte sie Gottheiten durch Schlachtung von Rivalinnen, packte die Eingeweide und sprach: »Jetzt geht und gefallt meinem Liebsten.« Und bald wünscht sie, Europa27 zu werden, bald Io28, denn die eine war eine Kuh, und die andre ritt auf einem Stier. [325] Schließlich schwängerte sie der Herr der Herde, getäuscht durch eine Kuh aus Ahornholz29. Und bald war durch die Geburt der Erzeuger offenbar geworden.

      Hätte die Kreterin30 sich der Liebe zu Thyestes enthalten (und was macht es schon aus, auf einen einzigen Mann zu verzichten!), so hätte Phoebus seinen Weg nicht in der Mitte unterbrochen, seinen Wagen nicht umkehren lassen und wäre nicht mit den Rossen zurück zur Morgenröte gefahren. [331] Dem Nisus stahl seine Tochter31 die purpurnen Haare, dafür umgeben ihren Unterleib rasende Hunde. Der Atride32, der zu Lande dem Mars und zu Wasser dem Neptun entrann, fiel – o Grauen! – seiner Gattin zum Opfer. [335] Wer hat nicht über die Verbrennung der ephyraeischen Crëusa33 geweint und über die Mutter, blutig vom Mord an den Söhnen? Amyntors Sohn Phoenix34 hat mit leeren Augenhöhlen geweint, den Hippolytus35 habt ihr, rasende Rosse, zerrissen. Was stichst du, Phineus36, deinen schuldlosen Söhnen die Augen aus? [340] Diese Strafe wird sich gegen dein eigenes Haupt kehren.

      All dies hat weibliche Leidenschaft bewirkt. Sie ist heftiger als die unsrige und steht dem Wahnsinn näher. Also wohlan, trage keine Bedenken, dir Hoffnung auf alle Frauen zu machen; von vielen wird kaum eine dir einen Korb geben. [345] Die sich verschenken und die sich verweigern, freuen sich immerhin, dass man um sie warb. Magst du auch enttäuscht werden, so ist eine Zurückweisung doch gefahrlos; aber warum solltest du enttäuscht werden, wo doch ein neues Vergnügen willkommen ist und Fremdes das Herz mehr einnimmt als Eigenes! Fruchtbarer ist die Saat stets auf fremden Äckern, [350] und des Nachbarn Vieh hat ein pralleres Euter.

      Vom Umgang mit der Dienerin

      Doch lass es dir vorher angelegen sein, die Dienerin des Mädchens, das du erobern willst, kennenzulernen. Sie wird dir den Zugang erleichtern. Sieh zu, dass sie die engste Beraterin deiner Dame und eine völlig zuverlässige Mitwisserin für verschwiegene Scherze sei. [355] Bestich diese durch Versprechungen und durch Bitten. Was du erstrebst, wirst du leicht bekommen, wenn sie es will. Sie wird den Zeitpunkt auswählen (auch Ärzte achten ja auf die rechte Zeit), da das Herz ihrer Gebieterin zugänglich und leicht zu erobern ist. [359] Ihr Herz wird dann leicht zu erobern sein, wenn es sich in freudiger Stimmung entfaltet wie die Saat auf fettem Boden. Während das Herz sich freut und kein Schmerz es bedrückt, ist es von selbst aufgeschlossen; dann schleicht sich Venus mit schmeichelnder Kunst heran. Damals, als es traurig war, wurde Troia mit Waffen verteidigt; als es fröhlich war, nahm es das Pferd auf, das Soldaten gebären sollte. [365] Dann auch muss man sie in Versuchung führen, wenn sie betrübt ist, weil eine Rivalin ihr Kummer bereitet. Dann wirst du ihr dazu verhelfen, sich zu rächen. Möge die Magd sie, wenn sie ihr früh am Morgen das Haar kämmt, aufhetzen, gleichsam dem Segel mit dem Ruder nachhelfen und still für sich seufzend murmeln: [370] »Aber ich glaube, du brächtest es ja wohl doch nicht fertig, ihm mit gleicher Münze heimzuzahlen.« Dann möge sie von dir erzählen, überzeugende Worte hinzufügen und schwören, du sterbest vor wahnsinniger Liebe. Aber beeile dich, damit nicht das Segel schlaff herabfällt und der günstige Wind sich legt. Wie das zerbrechliche Eis schmilzt auch der Zorn mit der Zeit.

      [375] Fragst du, ob es nützlich sei, auch die Dienerin selbst zu verführen? Erlaubst du dir dies, so gehst du ein großes Risiko ein. Die eine wird nach dem Liebesgenuss eifriger, die andere träger, die eine macht dich ihrer Herrin zum Geschenk, die andere will dich für sich. Der Ausgang ist ungewiss; mag auch der Zufall deinem Wagnis günstig sein, [380] so rate ich dir doch, Abstand zu halten. Ich will nicht über abschüssiges Gelände und spitze Berggipfel wandern, und kein junger Mann wird unter meiner Führung betrogen sein. Erregt sie aber, während sie Briefchen überbringt und in Empfang nimmt, durch ihre Gestalt und nicht nur durch ihre Beflissenheit dein Wohlgefallen, [385] so СКАЧАТЬ