Scherbentanz. Paul Fenzl
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Название: Scherbentanz

Автор: Paul Fenzl

Издательство: Автор

Жанр: Триллеры

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isbn: 9783954521104

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СКАЧАТЬ nahm ihm niemand übel. Alle wussten, wie sehr der Köstlbacher verschnörkelte Namensgebungen hasste.

      »Fällt genau genommen nicht in Ihren Zuständigkeitsbereich, Kollege Köstlbacher!«, meldete sich der Polizeichef Anhuber zu Wort. »Frau Kochs Anwesenheit dort war privater Natur, auch wenn sie ihr dienstlicher Eifer übermannte!«

      »Mag schon sein. Aber ich habe gute Gründe anzunehmen, dass ein Zusammenhang zwischen dem Brandanschlag bei den Söll-Moden und der Ermordung der Vietnamesin Tran Thi Linh besteht«, entgegnete der Köstlbacher etwas ruppig.

      Nicht genug, dass den Stefan Anhuber alle mit ›Sie‹ anreden mussten, obwohl er aus ihren eigenen Reihen zum Polizeichef befördert worden war und zuvor mit fast allen per ›du‹ gewesen ist. Der Polizeipsychologe, der Dr. Hartmut Schenker, der hat’s auf den Punkt gebracht, als er meinte, ›…wenn er’s für sein Ego braucht …‹. Aber dass der Anhuber jetzt bei jeder Gelegenheit den Chef heraushängen ließ, das machte echt böses Blut. Jeder hier riss sich seinen Arsch auf und machte Überstunden, ohne zu murren, war 24 Stunden rund um die Uhr Polizeibeamter. Und wie nannte der Anhuber das jetzt bei der Koch? ›… wenn Sie ihr dienstlicher Eifer übermannte …‹ War es in Regensburg denn nicht möglich, wenigstens einmal einen Polizeichef zu bekommen, mit dem man halbwegs auskommen konnte, der seinen Kollegen den Rücken deckte und selber ohne Tadel war? Fast ohne Tadel würde auch schon reichen!

      »Wieder mal Ihr Bauchgefühl, Kollege Köstlbacher?«, fragte der Anhuber und deutete dabei anzüglich auf den Köstlbacher seinen stolzen Körperumfang.

      Wenn du jetzt denkst, dass der Köstlbacher explodiert ist und dem Anhuber gewaltig seine Meinung gegeigt hat, dann irrst du dich. Dem Köstlbacher konnte der Anhuber nur noch leidtun. Und dementsprechend unbeeindruckt fiel auch seine Antwort aus: »Am Beginn einer Ermittlung stehen selten mehr als Vermutungen. Sie zu verioder zu falsifizieren ist unser Job.«

      »Und von welchen ›Vermutungen‹ sprechen Sie im konkreten Fall?«, fragte der Anhuber.

      Nicht dass er den Schwanz einzog, aber dass sich der Köstlbacher von ihm heute nicht auf die Palme bringen ließ, das war unschwer zu bemerken. Dabei hätte er ihn liebend gern provoziert. Mehr sogar. Er hätte ihn nur zu gerne zu einer beleidigenden Bemerkung gereizt. Irgendwas, womit man den Köstlbacher wegen Missachtung eines Vorgesetzten dran bringen könnte. Der Anhuber mochte den Köstlbacher nicht. Seit dieser Kriminaler von Straubing nach Regensburg gekommen ist, avancierte der mehr und mehr zum Local Hero, zum Regensburger Superstar. Ihn hatte man auf der Reservebank schmoren lassen. Nicht was seine Stellung betraf. Im Gegenteil! Er hatte es jetzt sogar zum Polizeichef geschafft. Aber was ist so ein Posten schon wert, wenn einem ständig das Wasser von einem lausigen Hauptkommissar der Mordkommission abgegraben wird?

      Ich muss sagen, nervlich musst du da schon ein unerschütterliches Kostüm haben, wenn du unter so einem Chef, der ständig sein Gift verspritzt, arbeiten sollst. Der Köstlbacher ließ sich äußerlich nichts anmerken. Aber gewurmt hat es ihn schon. So wie viele andere auch. Am wenigsten beeindruckte das Chefgehabe den Liebknecht. Der dachte sich nur einen harten Spruch und ließ den Anhuber auflaufen. Stress mit dem Polizeichef, das war das Letzte, was er sich aufhalsen wollte. Dem Liebknecht reichte schon der Stress, dem ihm die Frauenwelt immer wieder machte, wenn du verstehst, was ich meine.

      »Tatsache ist, dass Tran Thi Linh für Frau Söll gearbeitet hat. Tatsache ist auch, dass wir bezüglich eines Täters noch völlig im Dunklen tappen. Und in einem ungeklärten Mordfall, Kollege Polizeichef, ist es üblich, vor allem über ein Motiv nach dem Mörder zu suchen. Motive finden sich im allgemeinen in der Familie, im Freundesund Bekanntenkreis und – damit zu den Söll-Moden – am Arbeitsplatz«, antwortete der Köstlbacher. »Oder sind Sie da anderer Ansicht?«

      »Keineswegs! Aber Sie sprachen von Vermutungen!«, sagte der Anhuber. Das ›Kollege Polizeichef‹ überhörte er geflissentlich.

      »Der mehr oder minder fingierte Brandanschlag«, begann der Köstl­bacher und versuchte, seine Worte mit Bedacht zu wählen.

      »Fingiert?«, unterbrach ihn der Anhuber da schon wieder.

      »Ich glaube nicht an einen echten Brandanschlag! Zumindest nicht an einen, der Erfolg haben sollte. So wie die vom Feuerteufel, der Autos ausbrennen ließ. Wir hatten diese Art Anschlag vor zwei Jahren schon einmal. Damals in Burgweinting! Und da lief er aus dem Ruder, sorgte für einen größeren Sachschaden«, fuhr der Köstlbacher fort.

      »Ich erinnere mich gut! Der Laden gehörte einem Vietnamesen!«, ergänzte der Baldauf. »Kann durchaus sein, dass die Sippschaft aus Burgweinting mit der in Regensburg in Verbindung steht. Vielleicht sogar in familiärer. Und ich kann den Edmund gut verstehen, wenn aus seiner Sicht da Querverbindungen zum Brandanschlag bei den Söll-Moden anklingen.«

      »Wir, der Baldauf und ich, wir haben der Familie der Tran Thi Linh die Todesnachricht überbracht«, mischte sich Baldaufs Kollege Dirmeier ein. Ich schlage vor, die ganze Großfamilie genauer unter die Lupe zu nehmen. Die Mutter machte übrigens einen sehr gefassten Eindruck. Eine Idee zu gefasst, wie mir schien. Der Vater war nicht zu Hause. Auch nicht ihr Mann.«

      »Dafür mindestens fünf andere Erwachsene und einige Kinder!«, fügte der Baldauf hinzu.«

      Der Köstlbacher nickte und machte sich eine Notiz. Genaue Anweisungen, wer was als Nächstes erledigen soll, würde er im Anschluss an das Briefing geben.

      Der Anhuber sah einen Moment so aus, als ob er erneut zu einer Bemerkung ansetzen wollte, blieb aber dann doch passiv im Hintergrund. Wenn du mich fragst, dann hatte der sich auch zu wenig vorinformiert, um konstruktiv mitreden zu können. Und dass seine dummen Sprüche nicht besonders ankamen, das war ihm anscheinend doch nicht entgangen.

      »Was ist mit der Mordwaffe? Dass es eine Makarow war, wissen wir. Ob eine PB wird sich noch rausstellen. Wenn sie der Mörder nicht entsorgt hat, müsste er sie noch haben?«, fragte der Liebknecht.

      »Die Makarow war eine verbreitete Pistole in der NVA. Wisst ihr eigentlich, dass 60.000 Vietnamesen in der damaligen DDR lebten?«, fragte der Köstlbacher, ohne zunächst auf den Liebknecht einzugehen.

      »Was wollen Sie damit sagen?«, fragte der Polizeichef ehrlich erstaunt, wie gut der Köstlbacher informiert war, auch wenn ihm seine Schlussfolgerung nicht ganz klar schien.

      »Zunächst nichts Konkretes! Aber nach meinen Recherchen haben nach der Wende nicht nur ehemalige Ostdeutsche und Russen NVA-Waffen verscherbelt. Die Vietnamesen sollen da kräftig mitgemischt haben!«, antwortete der Köstlbacher.

      »Wenn da was dran ist, wird Ihnen den Fall das LKA bald abnehmen«, meinte der Anhuber.

      »Nicht solange er auf Regensburg beschränkt bleibt. Und da spricht momentan nichts dagegen!«, wehrte der Köstlbacher, nun doch etwas aus dem Konzept gebracht, ab. Wenn das mit dem Kompetenzgerangel nun wieder losginge, dann würde er ausrasten! Jetzt nur ja keinen Fehler machen!

      Als hätte das mit dem Fehler der Anhuber in Köstlbachers Gedanken gelesen, sagte er: »Wir können uns die Presse nicht länger vom Leib halten. Frau Söll ist eine stadtbekannte Persönlichkeit. Wenn es tatsächlich einen Zusammenhang zwischen dem Brandanschlag bei ihr und dem Mord an der Vietnamesin gibt, werden uns die Journalisten wie Aasgeier belagern.«

      »Was schlagen Sie vor?«, fragte der Köstlbacher ganz förmlich, weil er eigene Entscheidungen bezüglich Pressemeldungen hasste. Im Normalfall war dafür die Dr. Sieber zuständig. Aber da die nicht anwesend war, sollte der Anhuber sagen, was Sache ist.

      Aber der, du wirst es dir schon gedacht haben, zog sich raffiniert СКАЧАТЬ