Название: Kleine Geschichte Mittelfrankens
Автор: Franz Metzger
Издательство: Bookwire
Жанр: Документальная литература
Серия: Bayerische Geschichte
isbn: 9783791761800
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Glaubensboten aus fernem Land
Zur engeren Einbindung des mittelfränkischen Grenzlands sollte auch der christliche Glaube beitragen, der sich nur sehr oberflächlich im Umkreis der Führungsschicht ausgebreitet hatte. Die fränkischen Geistlichen waren häufig schlecht ausgebildet und mehr an einer formellen Erfüllung christlicher Handlungen als an einer echten Glaubensvertiefung interessiert. Die Landbevölkerung, ob Franken oder Slawen, lebte daher noch weitgehend in der spirituellen Welt ihrer Vorfahren. Eine systematische Missionierung war gefragt, und für diese Aufgabe konnten die Herrscher des Frankenreichs auf einen Stoßtrupp aus fernen Landen zurückgreifen, die ihrerseits erst vor kurzem christlich geworden waren: Die Missionierung Irlands war das Werk des hl. Patrick (ca. 385–460) und seiner Schüler gewesen. Patrick gründete zahlreiche Mönchs- und Nonnenklöster, Geburtsstätten einer reichen Kultur, von Kunst und Gelehrsamkeit.
Im von ihm begründeten Dom von Eichstätt fand der Missionar Willibald seine letzte Ruhestätte.
Der Elan ihres jungen Glaubens trieb die irischen Mönche aus der Geborgenheit ihrer Klöster hinaus. Als Missionare zogen sie durch das Frankenreich, wo sie auf Kollegen aus England trafen. 597 hatte Papst Gregor I. der Große 40 Benediktinermönche über den Kanal geschickt, dabei aber darauf gedrungen, dass die Verkündigung behutsam und in Anpassung an Landessitten erfolgen sollte. Gleichzeitig war darauf zu achten, engen Kontakt mit Rom zu wahren. Beides blieb prägender Faktor der angelsächsischen Mission im Frankenreich. In Mainfranken hatte die systematische Christianisierung schon im 7. Jh. begonnen; 741 wurde unter Federführung des hl. Bonifatius – der „Apostel der Deutschen“ stammte aus England und hieß ursprünglich Wynfrid – das Bistum Würzburg errichtet, dessen Sprengel bis an das Rednitztal und den Rangau reichte. Die Missionierung dieses Gebiets übertrug Bonifatius Angehörigen seiner eigenen Familie, den Geschwistern Willibald, Wunibald und Walburga. Sie errichteten zahlreiche Kirchen und Klöster, die zu Pflanzstätten der Glaubensverkündigung wurden, bzw. regten deren Gründung an. So stiftete ein Edelfreier namens Gumbert 748 an der Mündung des Onoldsbaches in die Rezat ein Benediktinerkloster, die Ursprungszelle Ansbachs.
Heidenheim – Keimzelle der Christianisierung
Das „Mutterkloster“ Mittelfrankens, Heidenheim, wurde 752 von Wunibald im Waldland des Hahnenkamms gegründet. Der Missionar verstarb dort 761 und wurde in der Klosterkirche beigesetzt. Die Leitung übernahm Wunibalds Schwester Walburga, welche die Gründung als Doppelkloster für Mönche und Nonnen bis zu ihrem Tod 779 weiterführte. Als Benediktinerkloster bestand es bis 1537, als es im Zuge der Reformation von Markgraf Georg säkularisiert wurde.
Das Vorbild Heidenheims regte fränkische Grundherren zu eigenen Gründungen an; so erfolgte z. B. die Errichtung des Benediktinerstifts Herrieden an der Altmühl 782 durch einen gewissen Cadolt. Zum angelsächsischen Glaubens-Stoßtrupp gehörte auch der Missionar Sola, auf den die Gründung des Klosters Solnhofen nach 797 zurückgeht.
Bonifatius trat für die Gründung eines eigenen Bistums in Eichstätt ein; um 742 wurde Willibald zu dessen erstem Bischof berufen. Es umfasste fränkische, alemannische und bayerische Gebiete und sorgte – neben der seelsorgerlichen Betreuung – dafür, dass das kirchliche wie alltägliche Leben in die fränkische Reichsorganisation integriert war.
Eingebunden in das Karolingerreich
Das spätere 8. Jh. sah nicht nur eine engere religiöse Einbindung in das Frankenreich: Karl der Große (reg. 768–814) versuchte auch, die Macht der Krone gegen den lokalen Adel stärker durchzusetzen. An den Straßen und Flüssen wurden im Abstand von Tagesreisen (25–30 km) befestigte Rast- und Vorratshäuser angelegt. Diese dienten dann auch den „Königsboten“ als Stützpunkte. Die missi Dominici waren Vertraute des Herrschers, die, stets zu zweit, die ihnen zugewiesenen Bezirke bereisten, um Botschaften des Kaisers zu überbringen, die Ausführungen der Gesetze zu kontrollieren und überhaupt den örtlichen Grafen und Grundherren auf die Finger zu sehen. Sollte der Kaiser, der sein Reich vom Sattel aus regierte, selbst vorbeikommen, dienten ihm größere, zu Pfalzen ausgebaute Königshöfe als Residenz auf Zeit. Die bedeutendste Pfalz der Karolinger- und Ottonenzeit im östlichen Franken war Forchheim, bis es im 11. Jh. von Nürnberg abgelöst wurde.
Unter dem Schutz des Großreichs entfaltete sich während des 9. Jhs. im fränkischen Raum eine weitere Phase der Landnahme und Ortsgründungen, die durch den Zusatz -dorf oder -hausen gekennzeichnet sind. Sachsen bei Ansbach und weitere Orte mit dem Zusatz -sachsen sind dagegen Gründungen, in denen aus ihrer Heimat deportierte Sachsen angesiedelt wurden. Dieser Stammesverband leistete dem fränkischen Machtanspruch 30 Jahre lang erbitterten Widerstand, den Kaiser Karl durch Umsiedelungen zu brechen hoffte.
Ein Wasserweg für das Karolingerreich: Darstellung des Baus des „Karlsgrabens“ in der mittelalterlichen Frieschronik.
Der Karlsgraben
Mit dem Römischen Reich war auch dessen hoch entwickeltes Straßensystem zusammengebrochen. Für schwerere Transporte wich man nach Möglichkeit auf Wasserwege aus. Mit flachen Booten versuchte man, schmale Flüsse wie Aisch, Altmühl, Wörnitz und die Rednitz mit ihren beiden Quellflüssen schiffbar zu machen. Die schwäbische Rezat nähert sich bei Dettenheim bis auf 3 km der Altmühl.
Um das mühselige Umladen auf Fuhrwerke für diesen kurzen Abschnitt zwischen Main und Donau zu vermeiden, ließ Karl der Große ab 783 „einen großen Graben zwischen Alcmona (Altmühl) und Radantia (Rezat)“ ausheben, wie die Reichsannalen festhalten. Nach einer Quelle des 9. Jhs. hatte er allerdings wenig Erfolg: „Wegen anhaltender Regenfälle und weil das sumpfige Erdreich von Natur aus viel Nässe enthielt, konnte das begonnene Werk nicht vollendet werden. So viel Erdreich die Arbeiter tagsüber ausgruben, so viel rutschte über Nacht wieder zurück.“ Archäologische Untersuchungen an erhalten geblieben Spuren der „Fossa Carolina“ lassen aber den Schluss zu, dass der „Karlsgraben“ doch fertiggestellt und wohl auch genutzt wurde.
Karls Traum von einem funktionierenden Wasserweg wurde erst 1846 vom Bayernkönig Ludwig I. umgesetzt.
Von Ostfranken zum Herzogtum Franken
Seit dem 8. Jh. findet sich in Quellen immer häufiger der Begriff Francia orientalis, Ostfranken. Mit der Aufteilung des Reichs Karls des Großen in zunächst drei, später zwei Herrschaften unter karolingischen Regenten wurde der Begriff dann auf den СКАЧАТЬ