Das heitere Lexikon der Österreicher. Georg Markus
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Название: Das heitere Lexikon der Österreicher

Автор: Georg Markus

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9783902998521

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СКАЧАТЬ Staats- und Völkerrechtler

      * 28. 9. 1854 Mistelbach/Niederösterreich † 30. 3. 1919 Wien. Wurde nach dem in Wien absolvierten Jusstudium und einer akademischen Karriere Universitätsprofessor in Basel, Graz und in Wien. Später auch Rektor der Universität Wien und Mitgestalter der neuen österreichischen Verfassung und des modernen Rechtsstaates. 1919 Mitglied des deutsch-österreichischen Verfassungsgerichtshofs.

      Professor Edmund Bernatzik, einer der bedeutendsten Rechtsgelehrten im alten Österreich, war ein bei den Studenten der Universität Wien gefürchteter Prüfer. Als einmal ein Kandidat aus höchstem Adel zum Rigorosum antrat, erkannte Bernatzik schnell, dass dieser die Karriere eher auf Beziehungen als auf profundes Wissen aufzubauen gedachte. Quälend schleppten sich Lehrer und Student von einer Frage zur anderen. Endlich platzte Bernatzik der Kragen und er sagte: »Herr Kandidat, dass Sie einmal Minister werden, kann ich nicht verhindern – aber ich kann’s verzögern.«

      Er stand auf, nahm seinen Hut und ging. Der fürstliche Kandidat war durchgefallen.

      THOMAS BERNHARD

       Schriftsteller

      * 9. 2. 1931 Kloster Heeerlen/Niederlande † 12. 2. 1989 Gmunden. Eine schwere Lungenkrankheit in der Kindheit prägte das Leben des Dichters. Werke u. a. »Der Theatermacher«, »Heldenplatz«, »Holzfällen«. Viele seiner Stücke wurden in der Ära Peymann am Burgtheater aufgeführt. Lebte in Ohlsdorf/Oberösterreich und in Wien. Ließ Aufführungen seiner Werke in Österreich testamentarisch verbieten.

      Sein Heldenplatz erregte die Gemüter, zumal Thomas Bernhard noch vor der Uraufführung des Stücks am Burgtheater erklärte, in Wien gebe es »mehr Nazis als Achtunddreißig und in Österreich sechseinhalb Millionen Debile und Tobsüchtige«. Während Bruno Kreisky nach einem der Hassausbrüche des seit seiner Kindheit lungenkranken Dichters beschwichtigte »Na, wenn’s ihm gesundheitlich nützt!«, schlug Thomas-Bernhard-Kritiker Werner Schneyder eine etwas konkretere Therapiemöglichkeit vor: »Ich habe nicht gesagt, man sollte Thomas Bernhard die öffentlichen Subventionen entziehen. Ich habe lediglich gemeint, man sollte ihm so viele Subventionen geben, dass er aufhört zu schreiben.«

      THEODOR BILLROTH

       Arzt

      * 26. 4. 1829 Insel Rügen † 6. 2. 1894 Abbazia. Gilt als der bedeutendste Chirurg der Wiener Medizinischen Schule. Medizinstudium und Arztpraxis in Berlin, ab 1867 Universitätsprofessor für Chirurgie in Wien. Pionier der Operationstechniken u. a. am Kehlkopf und im Magen. Förderte den Bau des Wiener Rudolfinerhauses. Anerkannter Musiker, Freund von Johannes Brahms.

      Ein Patient des Chirurgen Theodor Billroth litt unter einer einzigen Krankheit: Er war Hypochonder. Wegen jeder Kleinigkeit ließ er den Arzt kommen, auf alle medizinischen Zeitschriften war er abonniert, und mit seiner populärmedizinischen Bibliothek hätte er eine ganze Buchhandlung füllen können.

      Wieder einmal wegen nichts und wieder nichts zu ihm gerufen, fand Billroth den Patienten Puls und Herz fühlend, die Zunge im Spiegel betrachtend und aufgeregt in seinen Schmökern blätternd und nachlesend. »Geben Sie Acht, mein Lieber«, warnte Billroth, »Sie werden noch an einem Druckfehler sterben!«

      SIR RUDOLF BING

       Operndirektor

      * 9. 1. 1902 Wien † 2. 9. 1997 New York. Der Sohn eines österreichischen Stahlmagnaten startete seine Karriere als Opernmanager in den 20er Jahren. 1935 bis 1949 wirkte er an der Glyndebourne Opera in Sussex, 1947 war er Mitbegründer des Musikfestivals in Edinburgh. 1950 bis 1972 Direktor der Metropolitan Opera in New York. 1971 wurde er von Queen Elizabeth II in den Adelsstand erhoben.

      Als in New York eine Grippewelle herrschte, von der auch zahlreiche Sänger der »Met« betroffen waren, ließ Direktor Bing hinter der Bühne die folgende Verhaltensmaßregel anbringen: »Die Mitglieder des Ensembles werden ersucht, das Küssen auf das unbedingt notwendige Mindestmaß zu reduzieren.«

      KARL BLASEL

       Volksschauspieler

      * 16. 10. 1831 Wien † 16. 6. 1922 ebd. Wurde nach seiner Ausbildung als Sängerknabe an der Hofoper als Held und Liebhaber in die Provinz engagiert. Feierte seine größten Erfolge am Theater an der Wien und im Carltheater als Komiker in der Lokalposse und in der Operette. Er war auch Direktor des Theaters in der Josefstadt, des Kolosseum, des Carl- und des Wiedner Theaters.

      Als Blasel an die neunzig war, ließ sein Gedächtnis schon etwas nach, weshalb er sich während einer Vorstellung entschloss, statt des Couplettextes eine ganze Strophe lang »Tralala« zu singen.

      Regisseur, Inspizient und mehrere Schauspieler standen entsetzt in den Kulissen, um den von der Bühne abgehenden Publikumsliebling zu trösten. Doch der sagte, als er die bestürzten Gesichter der Kollegen sah, nur stolz: »Das nenn ich geistesgegenwärtig. Stellt’s euch vor, mir wär das Tralala net eing’fallen!«

      HEDWIG BLEIBTREU

       Schauspielerin

      * 23. 12. 1868 Linz † 24. 1. 1958 Wien. Wurde als Tochter eines Schauspielerehepaares nach mehreren Provinzengagements im Alter von 25 Jahren an das Hofburgtheater in Wien geholt. Debütierte hier als Klärchen in »Egmont«. Künstlerischer Durchbruch als Johanna von Orléans, später Mütter- und Greisinnenrollen. Verheiratet mit dem Burgtheaterdirektor Max Paulsen.

      Otto Tressler und Hedwig Bleibtreu spielten in Arthur Millers Hexenjagd ein sehr betagtes Ehepaar. Beide bemühten sich, auf Stöcke gestützt, möglichst alt und gebrechlich zu wirken. Bis sie der Regisseur Josef Gielen während einer Probe unterbrach und zu ihnen sagte: »Was spielen Sie denn auf alt? Das ist völlig überflüssig. Sie sind es ja wirklich!«

      Die Bleibtreu gehörte dem Ensemble des Burgtheaters 65 Jahre lang an. Als man sie aus Anlass der Wiedereröffnung des Burgtheaters nach dem Krieg interviewte, erzählte sie aus ihrem Bühnenleben: »Meine erste Rolle war die Maria Stuart, und in der war ich gar nicht gut. Dann habe ich die Medea gespielt, da war ich auch schlecht. Meine dritte Rolle war die Iphigenie, und da war ich überhaupt miserabel.«

      »Ja, wie sind Sie denn dann die berühmte Bleibtreu geworden?«, fragte der Reporter.

      »Mein Gott«, sagte die große Schauspielerin, »die Leute gewöhnen sich halt an einen.«

      OSCAR BLUMENTHAL

       Schriftsteller

      * 13. 3. 1852 Berlin † 24. 4. 1917 ebd. Als junger Theaterkritiker wegen seiner Schärfe auch »der blutige Oscar« genannt, gab er 1887 den Journalismus auf und gründete in Berlin das Lessing-Theater, das er bis 1897 leitete. Nach einem Urlaub im Salzkammergut schrieb er 1896 mit Gustav Kadelburg das romantische Lustspiel »Im Weißen Rössl«, das später von Ralph Benatzky vertont wurde.

      Ein mittelmäßig begabter Schauspieler hatte die Aufgabe, auf der Bühne einen Koffer zu packen. Oscar Blumenthal beobachtete die Szene während einer Probe und kommentierte sie mit den Worten: »So СКАЧАТЬ