Katharina Schratt. Georg Markus
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Название: Katharina Schratt

Автор: Georg Markus

Издательство: Bookwire

Жанр: Документальная литература

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isbn: 9783902998477

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СКАЧАТЬ nicht unwesentliches Argument lieferte – wenn auch zweifellos ungewollt – Dr. Otto von Habsburg, das heutige Familienoberhaupt des ehemaligen Kaiserhauses. Während der Sohn des letzten österreichischen Kaisers zu einer eventuellen Ehe seines Urgroßonkels mit Katharina Schratt öffentlich keine Stellungnahme abgeben will, verfaßte er am 21. Januar 1980 ein Schreiben an Professor Norbert Leser, der ihn zu diesem Thema schriftlich befragt hatte, da ihn der Fall – von einem Zeugen unmittelbar informiert – interessierte. Otto von Habsburg an Leser: »Sehr verehrter Herr Universitätsprofessor! … Ob er nun mit Frau Schratt tatsächlich verheiratet war oder nicht, interessiert höchstens Abraham a Sancta Clara – aber nicht die moderne Geschichte! Mit Respekt und Hochachtung Ihr Dr. Otto von Habsburg.«

      Es spricht vieles dafür, daß auch Otto von Habsburg eine Verehelichung Franz Joseph-Schratt für wahrscheinlich hält. Denn es ist als sicher anzunehmen, daß er, wüßte er das Gegenteil, der Theorie auf das Schärfste widersprochen hätte. So verweist er nur auf den berühmten Sittenrichter des 17. Jahrhunderts und läßt damit alles offen.

      Schließlich sei zum Thema Hochzeit noch vermerkt, daß dieser Schritt in der damaligen Zeit sowohl kirchlich als auch von den staatlichen Instanzen her zu einer völlig korrekten Ehe führte: Während die Republik Österreich heute nur eine vor dem Standesamt geschlossene Ehe akzeptiert, war in der Zeit bis 1939 das kirchliche Sakrament ausreichend. Fand die Trauung also tatsächlich statt, war Katharina Schratt (beziehungsweise: Katharina von Habsburg-Lothringen) die rechtmäßige Frau des Kaisers von Österreich und Königs von Ungarn. Sie war jedoch keinesfalls »Kaiserin«, da es ja niemals eine Krönung gegeben hatte.

      Die Historiker werden noch lange über diese »Gewissensehe« rätseln und diskutieren. Fest steht, daß Katharina Schratt, als sie mitten im Zweiten Weltkrieg 87jährig verstarb, durch Begegnungen mit Angehörigen der Hocharistokratie, politischen Vertretern, Kaisern und Königen, durch das Zusammentreffen mit den bedeutendsten Künstlern zu den interessantesten Persönlichkeiten ihrer Zeit gehörte. Es ist das sicherlich faszinierende Leben einer Schauspielerin, die drei Jahrzehnte lang an der Seite des Kaisers von Österreich lebte.

      »SELBST DER SOUFFLEUR SCHAUT AUS

      WIE EIN GRAF«

       Erste Begegnungen mit Franz Joseph

      Daß es zu einem Verhältnis des Kaisers mit Katharina Schratt kommen konnte, erscheint fast wie ein Wunder. Wenn man weiß, wie peinlich genau bei Hofe zwischen Mitgliedern der Hocharistokratie und den Angehörigen des Bürgertums unterschieden wurde, und wie schwierig es gleichzeitig war, dem äußerst verschlossenen Menschen Franz Joseph überhaupt nahe zu kommen, wird man kaum begreifen, daß die »Gnädige Frau«, wie sie im ganzen Kaiserreich genannt wurde, seine wichtigste Weggefährtin werden und drei Jahrzehnte lang bleiben konnte.

      Verständlich wird diese ungewöhnliche Romanze erst, wenn man die Persönlichkeiten der Schauspielerin und des »Sie innigst liebenden Franz Joseph« (der Kaiser in unzähligen Briefen an die Schratt) zu durchleuchten versucht.

      Kennengelernt hat die Schratt den Kaiser auf völlig unromantische Weise: Wie Tausende andere Künstler, Kaufleute oder Beamte in der Monarchie war sie zu einer Audienz ins Schloß Schönbrunn, der Sommerresidenz des Herrschers, geladen worden. Der Monarch – bekanntlich ein extremer Frühaufsteher, und danach richteten sich auch die Termine für die Besucher – hatte an manchen Tagen weit mehr als hundert Personen aus den verschiedensten Schichten der Bevölkerung zu empfangen. Dementsprechend wenig Zeit war für eine solche Audienz vorgesehen.

      Eines Vormittags war Katharina Schratt, seit knapp vier Jahren verehelichte Frau Kiss de Ittebe, zum Kaiser befohlen. Die damals 30jährige hatte sich als Schauspielerin sowohl im benachbarten Ausland als auch als Ensemblemitglied des angesehenen Wiener Stadttheaters einen Namen gemacht und war soeben ans k. u. k. Hofburgtheater engagiert worden. Das war im Jahre 1883, und diesen Zeitpunkt könnte man als den Grundstein der Verbindung ansehen. Franz Joseph hatte Katharina Schratt bereits Jahre zuvor – im Dezember 1873 – auf der Bühne gesehen. Er war gemeinsam mit Kaiserin Elisabeth ins Stadttheater gekommen, wo man anläßlich seines 25jährigen Regierungsjubiläums eine Festvorstellung »Der Widerspenstigen Zähmung« von William Shakespeare gab. Katharina Schratt war in ihrer vielumjubelten Rolle als Käthchen aufgetreten, dürfte dem Monarchen aber weiter nicht aufgefallen sein.

      Zehn Jahre später stand sie also vor ihrem obersten Herrn, um sich – wie das bei neuen Mitgliedern des Burgtheaters so üblich war – bei ihm vorzustellen. Wie der Historiker Heinrich Benedikt beschreibt, soll sich diese erste persönliche Begegnung folgendermaßen abgespielt haben:

      Katharina Schratt kannte Hofrat Dr. Paul Schulz, den Präsidenten des Wiener Patentamtes, dessen Vater Burgtheaterarzt gewesen war. Von Paul Schulz ließ sie sich beraten, wie man sich während einer Audienz beim Kaiser zu benehmen habe. Der hohe Beamte, vom Kaiser besonders geschätzt und selbst schon des öfteren in Audienz empfangen, versuchte nun, der jungen Schauspielerin das strenge höfische Zeremoniell in allen Details zu erklären.

      Katharina Schratt kam also – als gewissenhafte Schauspielerin hatte sie sich bereits den Text zurechtgelegt – zu Schulz ins Patentamt, um sich letzte Instruktionen für den großen Tag zu holen. Sie spielte dem Freund die Szene vor, mit der sie sich beim Kaiser für die Aufnahme ans Hoftheater offiziell bedanken wollte.

      »Euer Majestät geruhten …« sagte sie zu Dr. Schulz, der während dieser Probe den Kaiser darstellte. Dann ließ sich die Schratt in einen Fauteuil fallen. »Ganz falsch« wurde sie von Schulz unterbrochen, »du darfst dich keinesfalls niedersetzen, sondern mußt stehen und nach dem Hofknicks dein Sprüchlein sagen.«

      Wenige Tage später war es soweit. Frau Schratt wurde in die Allerhöchsten Gemächer Seiner Majestät vorgelassen. Sie trug ein Taftkleid und ihr rotblondes Haar war durch einen schwarzen Schleier verdeckt.

      Brav begann sie ihren wohlpräparierten Text aufzusagen: »Euer Majestät geruhten …« Nun unterbrach sie der Kaiser: »Gnädige Frau, wollen Sie sich nicht setzen?«

      Frau Schratt: »Danke Majestät. Euer Majestät geruhten …« Der Kaiser: »Ja, warum wollen Sie sich nicht setzen?«

      Frau Schratt: »Der Schulz hat’s mir verboten!«

      Das eigentliche Gespräch zwischen dem Kaiser und der Schauspielerin ging dann folgendermaßen vor sich: »Es freut mich, Frau Schratt, Sie kennenzulernen. Hoffentlich werden Sie sich an meinem Theater wohlfühlen. Wie gefällt es Ihnen denn?« Katharina Schratt, die bereits einige Burg-Proben absolviert hatte, antwortete: »Majestät, es gefällt mir sehr. Nur ist alles so vornehm wie sonst in keinem Theater. Die Kollegen sind nobel, wie wir es beim Theater nicht gewohnt sind. Soviel Etikette. Jedem gebührt dies oder jenes. Selbst der Souffleur schaut aus wie ein Graf.«

      Der Kaiser soll – schon als sie sich nicht setzen wollte und auch dann während des kurzen Dialogs – immer wieder vor Vergnügen so laut aufgelacht haben, daß seine Adjutanten im Vorraum ihren Ohren nicht zu trauen glaubten, denn zu lachen hatte es sonst für Franz Joseph auch schon Anfang der Achtzigerjahre des vorigen Jahrhunderts sehr wenig gegeben.

      Ansonsten dürfte die Schratt während dieser ersten Begegnung mit dem Kaiser ziemlich schüchtern gewesen sein. Das geht jedenfalls aus einem Brief hervor, den Franz Joseph ihr etliche Jahre später, am 26. Juni 1896, als die beiden bereits eine innige Freundschaft verband, schrieb:

      »… unter den 128 Audienzen, die ich gestern hatte, war das Burgtheater stark vertreten, lauter Bedankende, Sonnenthal, Robert, Thimig, Frau Lewinsky und Frl. Kallina. Letztere war sehr liebenswürdig und gesprächig, gar nicht befangen, wie jemand Anderer bei ihrer ersten Audienz …«

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