Was uns geblieben ist. Georg Markus
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Название: Was uns geblieben ist

Автор: Georg Markus

Издательство: Bookwire

Жанр: Афоризмы и цитаты

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isbn: 9783902998606

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СКАЧАТЬ mit 5000 Gulden* abkaufen, doch Du ließest dies nicht zu, mit der Bemerkung, man kann daraus viel mehr bekommen, indem diese Skizzen auch eine Operette enthielten, welche das einzige Kapital repräsentierte, was Dein Bruder seiner Familie hinterlassen hat. Pepi ist nun 16 Jahre tot. Und ich habe von diesem Vermächtnis nichts bezogen.«

      Eduard Strauß erklärte, er würde es seinem Bruder Johann durchaus zutrauen, Kompositionen des nicht minder genialen Josef als seine eigenen auszugeben. Musikforscher schließen nicht aus, dass Johann für seine drei Jahre nach Josefs Tod entstandene Fledermaus bei diesem Melodien »entwendet« haben könnte. Der jüngste Bruder ließ auch sonst kein gutes Haar an Johann. Dieser, behauptete Eduard, hätte sich über ihn lustig gemacht, indem er sich etwa beim Einkauf in eleganten Stadtgeschäften mit den Worten vorstellte: »Johann Strauß, der Bruder vom Eduard.«

      Allerdings war Eduard auch kein ganz einfacher Patron. Er, der als einziger von den »Strauß-Buben« Söhne in die Welt setzte, gab diesen die Namen Johann und Josef, was darauf schließen lässt, dass er in jungen Jahren jedenfalls auch mit seinem Bruder Johann ein gutes Einvernehmen gehabt haben muss. Doch eben diese Söhne bereiteten Eduard später große Sorgen. In einem Brief an »Schanis« dritte Frau Adele beklagt sich Eduard Strauß 1889 über deren »Streiche«, die ihm und seiner Frau den Schlaf raubten und gesundheitliche Schäden zufügten. Im Besonderen lässt er sich über seinen Sohn Josef aus, der »sein tolles Leben mit Schauspielerinnen fortsetzt, und jetzt mit einer dem Kronprinzen nahe gestandenen Hetäre« verkehren würde. »Die scheußlichsten notorischen und stadtbekannten Lumpen sind in seiner Gesellschaft! Und fort und fort neue Schulden! Was nützt, liebe Adele, da bei einem Menschen Erziehung und Familie – wenn einer zu solcher Entartung geeignet ist. Bedaure mich und Marie.«

      Mit der »Hetäre« meint Eduard Strauß die langjährige Geliebte des Kronprinzen Rudolf, die Prostituierte Mizzy Caspar, mit der dieser – noch ehe er die Baronesse Mary Vetsera traf – die Nacht vor Mayerling verbrachte und die jetzt offensichtlich in einer Beziehung mit seinem Sohn Josef stand. Eduards Söhne hatten exorbitante Spielschulden, die sie durch Plünderung seines Bankkontos auszugleichen trachteten. An seinen älteren Sohn, der sich unter dem Namen »Johann Strauß III.« als wenig erfolgreicher Komponist und Dirigent versuchte, schreibt Eduard 1897: »Ich bin nicht mehr in der Lage, mit Dir verkehren zu können. Meide meine Wohnung. Dein Vater.«

      Eduards »Rache« ist schrecklich: Acht Jahre nach dem Tod des übermächtigen Bruders bringt er das Notenarchiv der gesamten Familie – bestehend aus mehreren Wagenladungen mit musikhistorisch unwiederbringlichen Originalhandschriften und noch ungedruckten, nie kopierten Werken – in zwei Ofenfabriken im sechsten und im neunten Wiener Gemeindebezirk, um das Material verbrennen zu lassen. Der Ofenfabrikant Karl R. erklärte später im Neuen Wiener Journal:

      Ich redete ihm zu, die Sache noch rückgängig zu machen, Strauß starrte eine Weile vor sich hin, dann rief er: ›Ich kann nicht!‹ … Eduard Strauß setzte sich in einen Fauteuil vor den Ofen, meine Arbeiter öffneten die Pakete und streuten die Notenblätter vor den Augen des Hofballmusikdirektors in die auflodernden Flammen des mannshohen Ofenraumes. Bei einzelnen Notenpaketen, die besondere Familienerinnerungen enthielten, war er sichtlich bewegt. Er stand auf, blickte weg und ging für kurze Zeit in das Bureau zurück. Er verließ aber die Fabrik erst, nachdem das letzte Notenblatt verbrannt war. Von dem Umfang des Archivs hat man vielleicht eine Vorstellung, wenn ich mitteile, dass das Verbrennen der Musikalien von zwei Uhr nachmittags bis sieben Uhr abends dauerte.

      Laut Eduards im Jahre 1906 veröffentlichten Memoiren hätte es einen Vertrag zwischen ihm und Johann gegeben, demzufolge der den anderen überlebende Bruder »alle Arrangements des Verstorbenen zu vernichten« habe. Mit dieser Aussage versuchte der jüngste Strauß-Bruder offensichtlich sein Vorgehen zu rechtfertigen – der Vertrag ist jedoch nie aufgetaucht.

      Die Nachkommen des 1916 verstorbenen Eduard sollten sich nach den familiären Turbulenzen doch noch »erholen«: Sein Enkel Eduard Strauss II. war ein weltweit anerkannter Dirigent, dessen Sohn Eduard Strauss ist Senatspräsident am Wiener Oberlandesgericht und Präsident des Wiener Instituts für Strauss-Forschung (und legt Wert darauf, dass der Name seiner Familie nicht »Strauß«, sondern »Strauss« geschrieben wird).

       Stammbaum der Familie Strauß (Auszug)

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      Um die Enteignung ihres Vermögens und persönlicher Gegenstände aus dem Nachlass von Johann Strauß zu »legalisieren«, startete das Kampfblatt Der Stürmer im Juni 1939 eine Hetzkampagne gegen die Stieftochter des Walzerkönigs: »Die Jüdin Meyszner ist in ihrem Äußeren, in ihrem Charakter und in ihrem Wesen geradezu der Typ der jüdischen Rasse. Sie ist von einer abstoßenden Hässlichkeit … Sie besitzt heute noch in ihrer Wohnung Gußhausstraße 12 eine Unmenge kostbarer Erinnerungswerte an die Künstlerfamilie Johann Strauß. Dem raschen Eingreifen der Behörden gelang es, diese großen Werte bei der Jüdin Meyszner zu beschlagnahmen. Es war auch höchste Zeit. Man war im Begriffe, diese Dinge in die Schweiz zu verschieben. Die Jüdin Meyszner aber hat damit bewiesen, dass diese Erinnerungsstücke für sie nicht etwa ›unantastbare Reliquien‹ sind, sondern lediglich eine Kapitalanlage, die man nach Bedarf veräußert. Sie hat damit auch jede Berechtigung über diesen erschwindelten Besitz verloren …«

      Die »Sammlung Strauß-Meyszner« wurde »sichergestellt« und als »Geschenk« in das Eigentum der Stadt Wien übertragen. In der Zweiten Republik vergingen fast sechzig Jahre, bis alle Gegenstände an die Erben von Alice Strauss restituiert waren. Im Jahre 2002 wurden sie von der Stadt Wien gekauft.

      ZWEI PORTIONEN TAFELSPITZ

       Die Stürgkhs und die Adlers

      Zwei österreichische Familien, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten.

      Die Stürgkhs wurden als kaisertreue Aristokraten 1638 in den Freiherren- und 1715 in den Grafenstand erhoben und trugen im 18. Jahrhundert dazu bei, die Thronansprüche des Hauses Habsburg zu sichern.

      Die СКАЧАТЬ