Was uns geblieben ist. Georg Markus
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Название: Was uns geblieben ist

Автор: Georg Markus

Издательство: Bookwire

Жанр: Афоризмы и цитаты

Серия:

isbn: 9783902998606

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СКАЧАТЬ Nachfahren hatten Interessantes, Dramatisches und Amüsantes aus den familiären Überlieferungen ihrer berühmten Ahnen zu erzählen.

      In die eine Familie wird man hineingeboren, die andere gründet man. Liebe, Streit, Hass, Intrigen, Heiteres und Tragisches, manchmal sogar Mord und Totschlag – all das gab es innerhalb der hier beschriebenen Familien. Genügend Themen jedenfalls für ein Buch. Ich wünsche spannende Unterhaltung.

      GEORG MARKUS

      Wien, im August 2010

       Danksagung

      In vielen Fällen hatte ich Gelegenheit, die jeweiligen Familiengeschichten aus erster Hand zu erfahren, so durch Lisa Lanett und Tony Bohler; Roman Kokoschka und Peter Foges; Elisabeth und Niki Lauda; Alma Zsolnay; Rosa Albach-Retty; Ernest Freud; Manfred Mautner Markhof sen. und jun., Julius Meinl IV.; Paula Wessely, Attila und Paul Hörbiger, Christiane und Maresa Hörbiger, Monica Tramitz; Othmar Nestroy; Lilly und Michael Schnitzler; Eduard Strauss; Desirée Treichl-Stürgkh, Ladislaja Seyfferitz; Hermann und Hans Thimig, Vilma Degischer sowie Michael Heltau.

      Darüber hinaus gilt mein Dank folgenden Personen: Verena Fischer, Kathy Alberts/Museum The Kennedys, Berlin; Gabriele Fischer/Medizinische Universität Wien; Roland Adunka/Auer von Welsbach Museum Treibach-Althofen; Iris Fink/Österreichisches Kabarettarchiv; Gabriele Hassler (Alma Zsolnay); Michael Hubenstorf/Institut der Geschichte der Medizin (Ernst Lauda); Marina Watteck (Familien Kokoschka und Foges); Gottfried Riedl (Familie Nestroy); Judith Pór-Kalbeck (Familie Jolesch); Jens Torner, Dieter Landenberger, Yvonne Knotek (Familie Porsche); Christine Karner, Susanne Schoberberger und Stefan Raynova-Lintl/Kurier; weiters Dietmar Schmitz sowie Carina Kerschbaumsteiner und Victoria Bauernberger vom Amalthea Verlag.

      Aus diesen Familienarchiven wurden mir freundlicherweise wichtige Dokumente und Materialien zur Verfügung gestellt: Auer Welsbach, Bösendorfer, Freud, Hörbiger, Kokoschka, Lauda, Mautner Markhof, Nestroy, Porsche, Schnitzler, Strauss, Stürgkh, Thimig-Reinhardt.

      KENNEDY & KAISERHAUS

       Eine ungewöhnliche Familiengeschichte

      Eines Tages läutet mein Telefon. Die Anruferin teilt mir mit, dass in den nächsten Tagen eine alte Dame nach Wien käme, die ich unbedingt treffen müsse, weil sie eine hochinteressante Familiengeschichte zu erzählen hätte.

      Nun treffe ich immer wieder alte Damen, die mir hochinteressante Familiengeschichten erzählen, wobei sie einmal mehr und einmal weniger hochinteressant sind. Diese Familiengeschichte sollte sich allerdings in der Tat als außergewöhnlich erweisen. Bringt sie doch eine Verbindung zwischen den Häusern Habsburg und Kennedy zustande. Aber davon hatte ich vorerst noch keine Ahnung.

      Die Anruferin erklärte, dass die Freundin mit der hochinteressanten Familiengeschichte Lisa Lanett heiße und als gebürtige Österreicherin seit vielen Jahren in den USA lebe. Ich gab mich zurückhaltend, auch als die Dame am Telefon sagte, dass Lisas Großvater ein echter Erzherzog gewesen sei – schließlich gibt es immer wieder solche Fälle, weil eine nicht unerhebliche Anzahl von Angehörigen des ehemaligen Kaiserhauses illegitime Kinder in die Welt gesetzt hat, deren Enkel und Urenkel nach und nach ihre Geschichten erzählen wollen.

      Ich kann beim besten Willen nicht alle Leute treffen, die über hochinteressante Familiengeschichten verfügen, ich schaff es einfach nicht. Vielleicht war’s Zufall, vielleicht Intuition – Glück war’s auf jeden Fall. Denn ich sagte zu und traf die Anruferin ein paar Tage später in Begleitung ihrer mittlerweile in Wien eingetroffenen Freundin Lisa Lanett im Café Diglas auf der Wollzeile.

      Mrs. Lanett war damals 87 Jahre alt, in sehr guter Verfassung und immer noch berufstätig. Sie lebt in San Antonio im US-Bundesstaat Texas, wo sie trotz ihres hohen Alters ein kleines Immobilienbüro betreibt. Sie hat ein aufregendes Leben hinter sich, war Fotomodell, Tänzerin, Schauspielerin, eine wunderschöne Frau – und sechs Mal verheiratet. Aber das große Geheimnis ihres Lebens hatte sie bisher für sich behalten. Es betrifft ihren Sohn Tony, heute 65 Jahre alt.

      »Also, Mrs. Lanett«, sagte ich, nicht ahnend, was da auf mich zukommen würde, »erzählen Sie mir Ihre Geschichte.«

      Und sie erzählte: Dass sie am 7. August 1921 als Elisabeth Hortenau in der Hinterbrühl bei Wien zur Welt gekommen, dass ihr Vater Alfred von Hortenau ein unehelicher Sohn der Hofoperntänzerin Marie Schleinzer und des berühmt-berüchtigten Lebemannes Erzherzog Otto gewesen sei.

      Nun ist in der Geschichtsschreibung der Familie Habsburg hinlänglich bekannt, dass »der schöne Otto«, wie man ihn in der Monarchie nannte, als Schürzenjäger verschrien war. Man weiß auch von seiner Liaison mit der Tänzerin Marie Schleinzer, der zwei Kinder entsprangen. Lisa Lanetts Herkunft als Enkelin der Marie Schleinzer ist nachweisbar, die Beziehung des Erzherzogs mit der Solotänzerin vielfach dokumentiert und unbestritten. Das also war die Geschichte, die Lisa Lanett mir erzählen wollte. Der Name John F. Kennedy war bis dahin nicht gefallen.

      Ob sie selbst auch Kinder hätte, fragte ich Frau Lanett.

      »Ja, einen Sohn«, antwortete sie.

      »Und welcher Ihrer sechs Männer ist der Vater?«, wollte ich noch – eher aus Höflichkeit denn aus ehrlicher Neugierde – wissen.

      »Keiner von ihnen.«

      »Wer sonst?«, staunte ich.

      Frau Lanett wandte sich nun ihrer Freundin Verena Fischer zu, der seinerzeitigen Anruferin, und fragte sie: »Soll ich’s ihm sagen?«

      »Ja«, nickte Frau Fischer, »sag’s ihm.«

      »Der Vater meines Sohnes ist John F. Kennedy.«

      In diesem Moment drohte ich an einem Stück Kuchen zu ersticken, den ich an dem kleinen Kaffeehaustisch zu mir nahm. »Wie bitte? Wer ist der Vater Ihres Sohnes?«

      »Präsident Kennedy.«

      Ich sah sie ungläubig an und ließ Lisa Lanett weiterreden. Sie ist in Wien, Abbazia, Mailand, Paris, London und Salzburg aufgewachsen. Als Hitler 1938 in Österreich einmarschierte, war sie siebzehn und besuchte gerade eine Schauspielschule in Rom. Gemeinsam mit ihrer Mutter beschloss sie, nicht nach Wien zurückzukehren, sondern in die USA zu reisen. Nach ihrer ersten kurzen Ehe ging Lisa mit ihrer Mutter nach Phoenix, der Hauptstadt von Arizona, wo sie mit dem bisschen Geld, das sie aus Europa mitnehmen konnten, ein kleines Motel, das Monterey Lodge, eröffneten.

      Dort wurden während des Krieges amerikanische Offiziere und Soldaten einquartiert. »Einer von ihnen hieß John F. Kennedy«, erzählte Lisa. »Er war auf dem Weg nach Florida und blieb für ein paar Tage bei uns im Monterey Lodge

      Wir schreiben das Jahr 1942. Der gutaussehende Millionärssohn ist 25 Jahre alt, die bildschöne Lisa vier Jahre jünger. »Wir verliebten uns, und ehe er weiterzog, lud er mich ein, ihn in Miami zu besuchen. Danach verbrachten wir ein Wochenende in Kuba und waren dann einige Zeit in New York. Das ging drei Jahre so, bis ich im Frühjahr 1945 feststellte, dass ich schwanger war. Ich fuhr zu ›Jack‹ und teilte es ihm mit. Er bot mir daraufhin an, mich zu heiraten.«

      »Jack«, wie Kennedy von Freunden gerufen wurde, gehörte einer damals schon sehr prominenten Familie an, war aber natürlich noch lange nicht der Kennedy. »Ich hatte bis dahin ein wunderbares, freies Leben geführt«, fuhr Lisa Lanett an jenem Nachmittag im Café Diglas fort, СКАЧАТЬ