Название: Reise Know-How Reiseführer Marokko
Автор: Erika Därr
Издательство: Bookwire
Жанр: Книги о Путешествиях
Серия: Reiseführer
isbn: 9783831746576
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Musée de la Kasbah (Dar el Makhzen)
Die weißen, fensterlosen Außenmauern lassen die Pracht im Inneren des alten Sultanspalastes nicht erahnen. Doch ein Besuch des Museums im Dar el Makhzen („Haus des Herrschers“ bzw. „Haus der Regierung“) lohnt sich allein schon, um die aufwendige maurische Architektur zu bewundern: Bodenmosaike, Stuckverzierungen, Bogengänge, Zedernholzschnitzereien und Springbrunnen – die Sultane sparten an nichts.
An derselben Stelle stand bereits ein Gouverneurspalast, als die Portugiesen 1464–1661 und die Briten 1662–1684 in Tanger herrschten. Der bis heute erhaltene Palast wurde gemäß einer Inschrift in den Jahren 1737/38 von Pascha Ahmed Ben Ali Rifi erbaut. Die Sultane Moulay Slimane und Moulay Hassan ließen den Palast im 19. Jh. mehrmals umbauen. Zuletzt residierte hier Sultan Moulay Hafid im Jahr 1912.
Heute beherbergt der alte Palast das Musée de la Kasbah. Im Gegensatz zu vielen anderen Museen in Marokko ist das Kasbah-Museum recht modern aufgemacht: Tafeln in spanischer, französischer und arabischer Sprache erläutern die Exponate.
Im ersten Ausstellungsraum gleich rechts neben dem Eingang stehen schwere verschließbare Holztruhen, die einst als Tresore dienten. Hier sollte man unbedingt den Kopf in den Nacken legen und die kunstvoll bemalte und geschnitzte Kuppel aus Zedernholz bestaunen.
Als Nächstes betritt man den offenen Arkadenhof mit weißen Marmorsäulen, Springbrunnen und Flügeltüren aus Zedernholz, die in die umliegenden Salons führen. Die Ausstellungsräume in den Salons widmen sich der Geschichte der Region und handeln von der Steinzeit über die Römerzeit bis zur Islamisierung, von der portugiesischen Besatzung Tangers und der Befreiung durch die Alaouiten.
Im angrenzenden Hofhaus (Dar Chorfa) informieren große Schautafeln über die Handelsrouten und -güter der letzten Jahrhunderte. In der Mitte des Innenhofs liegt das beeindruckende Bodenmosaik „Navigation de Vénus“ („Seefahrt der Venus“) aus der Römerstadt Volubilis in der Nähe von Meknès. Das Obergeschoss widmet sich traditionellen Beerdigungsriten und -zeremonien.
Letzte Station der Besichtigung ist der herrliche, etwas verwilderte Sultansgarten (Riad) mit Mandarinen- und Feigenbäumen, Bougainvilleen, Palmen und Zypressen.
Die Neustadt (Ville Nouvelle, Boukhachkhach)
Die Neustadt mit ihren Boulevards, Cafés, Hotels und Shops wächst seit dem 19. Jh. rund um die Altstadt. In den Außenbezirken reichen die Wohn- und Gewerbegebiete immer weiter in die Peripherie. Die Hauptgeschäftsstraßen der Neustadt sind der Boulevard Pasteur und dessen Verlängerung, die Av. Mohamed V., sowie die Rue du Mexique, die parallel zur Rue de la Belgique in Richtung Place de France verläuft.
Rue de la Liberté und Place de France
Die Rue de la Liberté führt vom Place de France zum Grand Socco – sie ist also die Verbindung zwischen dem Zentrum der Neustadt und dem Eingang zur Medina. Besonders am Abend herrscht zwischen Grand Socco und Place de France Hochbetrieb, wenn die Stadtbewohner bummeln gehen oder sich einen Snack bei den vielen einfachen Restaurants holen.
An der Rue de la Liberté liegen bekannte Galerien wie das Centre Culturel Ibn Khaldoun und die Galerie Delacroix, in denen wechselnde Ausstellungen marokkanischer Künstler zu sehen sind. Nicht verpassen sollte man einen Blick in den Innenhof des Traditionshotels El Minzah (vgl. „Unterkunft“). Bei einem abendlichen Drink in der zum Hotel gehörenden Caid’s Piano Bar lässt sich etwas Nostalgie schnuppern.
Der Place de France geht auf die 1920er Jahre zurück und besteht heute aus einem kleinen Kreisverkehr mit Mini-Springbrunnen. Verantwortlich für den Namen ist das französische Konsulat, das auf der Westseite des Platzes in einer prächtigen Kolonialvilla von 1929 residiert.
Auf eine bewegte Geschichte kann das 1920 eröffnete Gran Café de Paris (vgl. „Essen und Trinken“) zurückblicken, das sich am Place de France befindet: Hier tranken schon Literaturgrößen wie Paul Bowles, William S. Burroughs, Truman Capote und Tennessee Williams ihren Tee.
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In der Neustadt von Tanger
Läuft man vom Place de France auf der Rue de Fès südwärts, so kreuzt man die Rue du Mexique, eine der wichtigsten Geschäftsstraßen der Neustadt. Abends lässt sich hier reges Treiben beobachten: Die Einheimischen gehen in den Bekleidungs- und Schuhläden shoppen und essen Schawarma oder Pizza an den unzähligen Fast-Food-Buden.
Boulevard Pasteur und Mur des Paresseux
Der Boulevard Pasteur ist eine der Hauptgeschäftstraßen der Neustadt. Hier reihen sich Läden für jeglichen Bedarf aneinander; hier befindet sich auch die Tourismusinformation (Délégation du Tourisme). Die Buchhandlung Librairie des Colonnes (vgl. „Einkaufen“) ist seit 1949 eine Institution in Marokko.
Die 1909 erbaute Mur des Paresseux („Faulenzermauer“) am Boulevard Pasteur gehört zu den Lieblingsorten der Bewohner von Tanger. An dieser Aussichtsterrasse trifft sich spätnachmittags und abends Alt und Jung, um den Ausblick auf die Bucht und über den Ozean bis nach Spanien zu genießen. Kinder posieren auf den vier aufs Meer gerichteten Bronzekanonen für ein Foto, die Mütter sitzen auf der Mauer und plaudern. Unmittelbar darunter liegt ein kleiner, gepfleger Park mit Bänken.
Der Boulevard Pasteur geht im Osten in die Av. Mohamed V. über, an der einige Banken, die Hauptpost und der Supermarkt Marjane (vgl. „Einkaufen“) angesiedelt sind.
Gran Teatro Cervantes
Die Jugendstilfassade des Gran Teatro Cervantes war einmal eines der bekanntesten Motive von Tanger. Das Opernhaus, ein Geschenk des reichen Spaniers Manuel Peña an seine Frau Esperanza Orellana, wurde 1913 eröffnet und bot Platz für 1400 Zuschauer. Zu seiner Blütezeit traten hier berühmte Opernstars, etwa der Italiener Enrico Caruso (1873–1921), und spanische Sänger wie Antonio Machín, Lola Flores und Imperio Argentia auf.
Leider führt das Theater seit den 1990er Jahren ein trauriges Schattendasein und verfällt immer mehr. 2019 sah es so aus, als würden sich die spanischen und marokkanischen Behörden einigen, das Theater endlich zu renovieren – wie die Kosten von 3–5 Millionen Euro aufgebracht werden sollen, ist jedoch weiter unklar.