Название: Wyatt Earp Paket 3 – Western
Автор: William Mark D.
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Wyatt Earp Paket
isbn: 9783740962425
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Warum saß er hier im Stuhl und lag nicht in seinem Bett? Hatte er auf jemanden gewartet?
Wyatt war immer noch von seinem Argwohn beherrscht. Da er aber hier, wo er jetzt stand, vom Hof her nicht gesehen werden konnte, weil er von der Portiere verdeckt wurde, machte es ihm im Augenblick nichts aus, daß der Alte die Lampe angezündet hatte.
»Und wo Phin ist, wissen Sie das vielleicht, Mr. McLowery?«
»Phin?« Der Alte schien nachzudenken. Plötzlich zog er seine fast haarlosen Brauen hoch in die Stirn und hatte Hunderte von Falten bis weit den Schädel hinauf. »Phin, ja, Phineas Clanton, meinen Sie sicher, ja, ja, der ist auch hier.«
»Auch?« Wyatt schob sich unwillkürlich näher an die Wand heran. »Wo ist er?«
»Na, wo er ist, jetzt, weiß ich nicht. Er ist oftmals hiergewesen. Ich habe ihn erst vor ein paar Jahren noch hier gesehen.«
Erst vor ein paar Jahren. Für diesen Mann schien die Zeit absolut keine Rolle zu spielen.
Wie alt mochte er sein? Aber es war für den Marshal jetzt nicht die Zeit, sich mit diesem Gedanken zu beschäftigen. Er befand sich auf der Ranch der McLowerys und wurde nach wie vor das Gefühl nicht los, daß er hier in die Höhle des Löwen geraten war. Warum lag dieser alte Mann nicht im Bett?
Warum saß er hier im Dunkeln und hatte sich nicht bemerkbar gemacht?
»Setzen Sie sich, Mister, wenn Sie ein Freund von Kirk und Phin sind. Freunde sind uns immer willkommen gewesen. Früher, als Joe, mein Sohn, noch lebte, hatten wir öfter mal Freunde hier. Manchmal kam sogar jedes Jahr einer von Tombstone herunter. Oder drüben von Bisbee herauf. Ja, das waren noch Zeiten. Aber seit die Jungens da sind, ist das alles ganz anders. Ganz, ganz anders, das kann ich Ihnen sagen. Hahahaha. Sie können mir noch eine Zigarre hierlassen. Die sind nicht schlecht. Früher hatte ich auch einmal Geld, mir solches Zeug zu kaufen. Dann hat Joe selbst hier Tabak angebaut. Aber er verstand nichts davon. Schmeckte wie Fußlappengemüse. Hehehehe.«
Wyatt hatte das Gefühl, daß der Alte mit seinen Worten und seinem Lachen irgend etwas übertönen wollte. Angestrengt lauschte er in das Haus hinein.
Vielleicht war sein Argwohn unbegründet. Aber er saß nun einmal in seiner Brust und ließ sich nicht verdrängen.
»Sie können sich ruhig etwas setzen. Wollen wir eine Runde pokern? Ich kann die Kartenblätter noch ganz gut erkennen. Ich höre nur nicht sehr gut. Wenn Sie einmal da hinüber gehen, drüben im Schrank muß irgendwo noch eine Flasche Whisky stehen. Ich kann leider nicht gehen.«
Also konnte er doch unmöglich hier allein leben!
Wyatt blickte zu dem Schrank hinüber. Wenn er der Aufforderung des Alten nachkam und wirklich den Whisky holen würde, mußte er quer durch das Zimmer gehen und konnte dann vom Lampenschein beschienen von draußen mühelos gesehen werden.
»Ich habe keine Zeit, Whisky zu trinken, Mr. McLowery. Ich muß mit Kirk und Phin sprechen.«
»Ja, ja, das sagten Sie schon.«
»Sie können die Lampe wieder löschen, Mr. McLowery.«
»Ach, lassen Sie sie nur an. Wir haben noch ein paar Fässer Petroleum.«
Wyatt beugte sich rasch vor und holte die Lampe zu sich herüber, um sie zu löschen.
»Was gibt es denn?« fragte der Alte.
Sollte er etwa gar nicht sehen können, hatte er die Lampe nur aus einer alten Gewohnheit heraus angezündet?
»Brauchen Sie das Licht noch, Mr. McLowery?«
»Nein, nein, ich brauche sie nicht. Sie können sie ausmachen.«
»Well, Mr. McLowery, dann will ich mich verabschieden.«
»Ja, ja, lassen Sie noch eine Zigarre hier?«
Wyatt zog noch eine Zigarre aus der Tasche und gab sie dem Alten in die Hand.
Dann duckte er sich wieder nieder und wollte hinaus in den Flur gehen. In diesem Augenblick hörte er draußen ein Rumpeln und Poltern.
Doc Holliday! War er aufgespürt worden?
Wyatt mußte hinaus.
Er benutzte den rückwärtigen Ausgang, lief am Haus entlang und als er die Ecke des Schmiedeschuppens erreichte, sprangen plötzlich mehrere Männer aus dem Dunkel auf ihn zu und rangen ihn nieder.
Es gelang ihm noch einmal, sich loszureißen, einen Mann zur Seite zu schleudern, den zweiten mit einem fürchterlichen Backhander zurückzuschleudern, den dritten, der ihn von vorn packen wollte, mit dem vorgestreckten Kopf zurückzuschieben. Dann aber sprangen ihn von hinten zwei Männer zugleich an. Ein dritter rammte ihn von der Seite. Der, den er zurückgeschleudert hatte, hechtete ihm von vorn entgegen und packte ihn an den Beinen.
Wie Zentnergewichte hingen die Männer an dem Missourier, und auch drüben unter dem Wagendach tobte der Kampf offensichtlich noch.
»Ich gebe auf«, sagte Wyatt.
Die Männer stellten ihre Schläge ein, hielten ihn aber vielarmig fest.
Drüben, unter dem Wagendach hervor, schleppten mehrere Männer den Spieler.
Die beiden Überwältigten wurden ins Wohnhaus gebracht. Einer der Männer riß ein Zündholz an und hielt es an eine Kerosinlampe, die Wyatt vorhin schon auf dem Tisch bemerkt hatte. Sie war groß und streute ein helles gelbliches Licht über den vorderen Teil des Raumes.
Die beiden sahen sich von einer Reihe abenteuerlich wirkender Gestalten umgeben.
Es waren sieben Männer.
Vier hatten den Marshal überfallen und drei andere hatten den Spieler am Tor gestellt.
Plötzlich war im Hintergrund des Raumes ein Geräusch zu hören.
Wyatt wandte den Kopf und sah zu seiner namenlosen Verwunderung den Methusalem drüben neben der Portiere stehen. Er hatte die Zigarre noch zwischen den Lippen und blickte aus tückischen, glanzlosen Augen zu ihm herüber:
»Da sind wir ja wieder, Junge. Schön, daß du kommst…« Und dann fuhr er in schärferem Ton fort: »Seht nach, ob er noch Zigarren hat. Nehmt ihnen die Waffen ab!« kommandierte der Alte.
Da hatte man sie ja höllisch auflaufen lassen. Der Argwohn des Missouriers war also nicht unbegründet gewesen.
»Schade, auf die Pforte sind sie nicht reingefallen«, krächzte der Alte jetzt, während er näher kam und vor ihnen stehenblieb. Wie gut er plötzlich noch gehen konnte.
»Ich bin siebenundneunzig Jahre alt«, meinte er mit wackelndem Schädel.
Und jetzt sah Wyatt, daß er entsetzlich nach außen schielte. Wenn er den Kopf etwas senkte, hatte die breite, unförmige Stirn absolut kein Verhältnis mehr zu dem übrigen zugespitzten Gesicht und wirkte wie ein abgehäuteter Bockschädel. Dieser Eindruck wurde noch verstärkt durch einen dünnen weißen Ziegenbart, der weit unter dem Kinn wuchs und den der Marshal vorhin gar nicht bemerkt СКАЧАТЬ