Die Lehren der Zeugen Jehovas. Lothar Gassmann
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Название: Die Lehren der Zeugen Jehovas

Автор: Lothar Gassmann

Издательство: Автор

Жанр: Религия: прочее

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isbn: 9783958932753

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СКАЧАТЬ der Bußfertigen durch den Glauben auf Christum gelegt und tatsächlich auf das himmlische Heiligtum übertragen. Und wie die vorbildliche Reinigung des irdischen durch das Wegschaffen der Sünden, durch die es befleckt worden war, vollbracht wurde, so soll in der Tat die Reinigung des himmlischen durch das Wegschaffen oder Austilgen der daselbst aufgezeichneten Sünden bewerkstelligt werden … Auf diese Weise erkannten die, welche dem Licht des prophetischen Wortes folgten, dass Christus, anstatt am Ende der 2.300 Tage im Jahre 1844 auf die Erde zu kommen, damals in das Allerheiligste des himmlischen Heiligtums einging, um das Schlußwerk der Versöhnung, die Vorbereitung auf sein Kommen, zu vollziehen“ (White 1888, S. 395 f.).

      Barbour und Russell vertraten die Lehre von der unsichtbaren Wiederkunft Christi (öffentlich) erst nach 1874. Im Jahre 1877 erschien ihr gemeinsames Werk Three Worlds, and the Harvest of This World (anderer Titel: Three Worlds or Plan of Redemption), in dem sie ihre Ansicht niederlegten. Sie schrieben, dass die Ankunft Christi 1874 angefangen habe und nun die Erntezeit, die Sammlung der Heilsgemeinde, eingeleitet sei, die 1914 zu ihrem Ende gelange. Die Erntezeit betrage also 40 Jahre. 1914 werde das Weltende erreicht sein. Außerdem fanden sich in diesem frühen Werk bereits die Lehren vom „Ganztod“ des Menschen, von Jesus als dem „Erzengel Michael“ und vom „Loskaufopfer“. Die Realität der Hölle als „Strafort der Verdammten“ wurde geleugnet.

      Nach einiger Zeit kam es zu Streitigkeiten zwischen Russell und Barbour, und zwar vor allem in zwei Punkten. Zum ersten: Barbour erwartete, dass die lebenden Gläubigen oder Heiligen 1878 leiblich entrückt würden. Nachdem diese Erwartung nicht eingetroffen war und sich unter den Anhängern Russells Enttäuschung breitmachte, stellte dieser die Lehre auf, diejenigen, die nach 1878 noch lebten, würden in ihrer Todesstunde sofort verwandelt und müssten nicht bewusstlos im Grab liegen. Gegenüber späteren Lehren der Zeugen Jehovas finden sich in der Frühzeit Russells noch mancherlei Unterschiede, so auch in diesem Punkt.

      Der zweite Unterschied und Grund für die Trennung war die Lehre vom Loskaufopfer. Damit war der Kreuzestod Jesu Christi gemeint. Barbour achtete diesen sehr gering. Russell hingegen sah in ihm ein zentrales Ereignis, obwohl er die Lehre von der Dreieinigkeit (Trinität) Gottes ablehnte. In der „Herald“-Ausgabe vom August 1878 hatte Barbour geschrieben, dass „unseres Herrn Tod nicht mehr nützen könnte zur Bezahlung der Strafe für die Sünden der Menschen als das Durchstechen einer Fliege mit einer Nadel“. Dies war eine bibelkritisch geprägte „Linksabweichung“ von Russell, der dem Kreuzesopfer Jesu immerhin eine Wirkung zugestand, nämlich den Ausgleich der von Adams Versagen her ausgehenden Sünden. Wegen dieser Lehrdifferenzen kam es schließlich zur Trennung zwischen Barbour und Russell.

      Endzeit-Berechnungen

      Nun werfen wir einen Blick auf die Berechnung von Jahreszahlen hinsichtlich der Wiederkunft Jesu Christi. Bereits jüdische Rabbiner im ersten Jahrhundert nach Christus wandten – etwa unter Hinweis auf Zahlen im biblischen Buch Daniel – die Regel an: ein Tag für ein Jahr. Sie versuchten, dadurch das Kommen des Messias zu berechnen. Auch Joachim von Fiore hat im Mittelalter Berechnungen angestellt. So zählte er zum Beispiel die 1260 Tage in Offenbarung 11, 3 und 12, 6 zum Geburtsjahr Jesu Christi hinzu und gelangte dadurch zum Jahr 1260, in welchem das Zeitalter des Geistes beginnen sollte. Manches weitere Beispiel aus der (Kirchen-)Geschichte für Termin-Berechnungen könnte genannt werden (etwa der württembergische Prälat Johann Albrecht Bengel, der die Wiederkunft Christi auf das Jahr 1836 datierte).

      Von welchem Grunddatum gehen solche Berechnungen aus? Mindestens drei Möglichkeiten sollen Erwähnung finden. Das erste Ausgangsdatum ist die Erschaffung der Welt oder auch des ersten Menschenpaares. Die Datierung dieser Ereignisse ist natürlich sehr ungewiss. Ein zweites wesentliches Datum ist das Geburtsjahr Jesu Christi, das sich allerdings infolge der Veränderung des Kalenders und aus anderen Gründen auch nicht genau bestimmen lässt. Ein dritter häufig verwendeter Termin ist die Zerstörung Jerusalems durch den babylonischen Herrscher Nebukadnezar, welche nach Aussage der archäologischen und theologischen Forschung auf das Jahr 587 v. Chr. fällt. Neben diesen Datierungen finden sich zahlreiche weitere, die unterschiedliche Berechnungen bedingen. Im Kapitel über die „Letzten Dinge“ (Eschatologie) werde ich ausführlicher auf solche Fragen eingehen.

      Wie schon erwähnt, erregte im 19. Jahrhundert vor allem die Voraussage der Wiederkunft Jesu Christi für das Jahr 1844 durch William Miller großes Aufsehen. Vor Miller, der diese „Entdeckung“ lange Zeit für sich behielt und erst 1831 damit an die Öffentlichkeit ging, hatte allerdings der Engländer John Aquila Brown diese Jahreszahl öffentlich vertreten, und zwar in einer bereits 1823 publizierten Schrift (vgl. Franz 1991, S. 140 f.). Brown (und nicht Miller, auch nicht Russell) dürfte nach den Forschungen von Franz (ebd.) als der wahre Urheber der Deutung der sieben Zeiten in Daniel 4 auf 2520 Jahre gelten. Die 2300 Tage aus Daniel 12 sollten laut Brown 1844 enden, die 2520 Jahre oder sieben Zeiten aus Daniel 4 im Jahre 1917 (ausgehend von der fälschlich auf das Jahr 604 v. Chr. datierten Zerstörung Jerusalems). Barbour verschob diesen Termin (ebenso unzutreffend) auf 606 v. Chr. und gelangte dadurch auf (ungefähr) 1914. Diese Berechnung hat schließlich Russell übernommen. Heute geht die Wachtturm-Gesellschaft vom Jahr 607 v. Chr. aus, weil Russell fälschlich ein Jahr 0 gezählt hatte.

      Wegen des großen Einflusses von Barbour auf Russell sei nachfolgend die Version Russells von deren Begegnung wiedergegeben. Dabei liegt Russell viel daran, seine Eigenständigkeit zu betonen. Ich zitiere ausführlich aus dem „Wachtturm“ vom April 1907:

      „Im Januar 1876 wurde meine Aufmerksamkeit in besonderer Weise auf den Gegenstand der prophetischen Zeit gelenkt, und wie sehr sie mit diesen Lehren und Hoffnungen verknüpft ist. Es kam dies so: Ich erhielt ein Blatt genannt ´Der Herold des Morgens`, von seinem Verfasser, Mr. N. H. Barbour, zugesandt. Sofort beim Öffnen sah ich am Titelbilde, dass es von adventistischer Seite kam, und ich prüfte den Inhalt mit etwas Neugierde, um zu sehen, was nun die von ihnen für das Verbrennen der Welt bestimmte Zeit sein würde. Aber welch eine Überraschung und Befriedigung für mich, aus dem Inhalte zu sehen, dass des Verfassers Augen anfingen aufgetan zu werden hinsichtlich derselben Gegenstände, die unsre Herzen in Allegheny seit einigen Jahren so hoch erfreut hatten – dass der Zweck der Wiederkunft des Herrn nicht Zerstörung ist, sondern die Segnung aller Geschlechter auf Erden, und dass Sein Kommen gleich dem Diebe sein würde, nicht im Fleische, sondern als ein Geistwesen, den Menschen unsichtbar: und dass das Versammeltwerden Seiner Kirche und die Trennung des ´Weizens` von der ´Spreu` am Ende dieses Zeitalters stattfinden würde, ohne dass die Welt es gewahr werden würde. Ich war erfreut, zu sehen, dass andere gleich uns, Fortschritte gemacht hatten, staunte aber, die in sehr vorsichtiger Form gehaltene Behauptung zu finden, dass der Verfasser annahm, der Herr sei den Prophezeiungen nach schon in der Welt gegenwärtig (ungesehen und unsichtbar), und dass das Erntewerk des Einsammelns des Weizens schon an der Zeit sei, – und dass diese Ansicht durch die Zeit-Prophezeiungen bestätigt werde, die er erst vor wenigen Monaten als nicht zugetroffen angesehen hatte.

      Hier war ein neuer Gedanke: Konnte es sein, dass die Zeit-Prophezeiungen, die ich wegen ihres Missbrauchs durch die Adventisten so lange verachtet hatte, wirklich gegeben waren, um anzuzeigen, wann der Herr unsichtbar gegenwärtig sein würde um sein Reich aufzurichten…?“

      Und Russell fährt fort:

      „Ich erinnerte mich gewisser Beweisführungen, deren sich mein Freund Jonas Wendell und andere Adventisten bedient hatten, um darzutun, dass das Jahr 1873 der Zeitpunkt des Verbrennens der Welt usw. sein würde – indem die Chronologie der Welt zeigte, dass die sechstausend Jahre seit Adam mit Anfang des Jahres 1873 endeten – sowie anderer Beweisführungen, die der Schrift entnommen waren und das Gleiche bestätigen sollten. Konnte es sein, dass diese Beweisführungen in Bezug auf die Zeit, die ich als der Beachtung nicht wert übergangen hatte, wirklich eine wichtige Wahrheit enthielten, die sie falsch angewendet hatten?

      Begierig zu lernen, СКАЧАТЬ