Giftiges Blut. Uwe Trostmann
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Название: Giftiges Blut

Автор: Uwe Trostmann

Издательство: Readbox publishing GmbH

Жанр: Триллеры

Серия:

isbn: 9783347173897

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СКАЧАТЬ ein Opfer der Rache. Ihr Tod wird heute gerächt.“

      Sie reichte den Kelch herum, jeder trank einen Schluck, sie tanzte jetzt neben Diane Glenn, reichte ihr den Kelch noch einmal und noch einmal. Diane drehte sich weiter, ihr Ausdruck war glücklich, ihr Geist schon weit weg, ihr Körper wirbelte wie rasend. Als Margareth merkte, dass Diane sich nicht mehr lange auf den Füßen halten konnte, führte sie sie ein wenig weg vom Platz, neben einen Busch, hielt sie nicht, als sie fiel, und bewegte sich selber im Takt der Trommeln zurück zu den anderen. Verzückte Gesichter, lachende sich Drehende, die sich jetzt mehr und mehr um den Hals fielen; nun legten sie sich auf den Boden oder setzten sich mit geschlossenen Augen, waren weit weg in ihren Gedanken, das Gift entfaltete seine Wirkung, den Rausch. Die züngelnden Flammen und der volle Mond taten ein Übriges. Diane Glenn war nicht mehr bei ihnen.

      Die ersten Gäste der Hexennacht waren eingeschlafen, andere wiegten sich noch in Trance, die Flammen waren zur Glut geworden, als sich die ersten Wolken vor den Mond schoben. Margareth, den vollen Überblick behaltend, sah das Wetter kommen und packte im Schein des restlichen Feuers ihre Sachen, die Trommler taten dasselbe. Es begann zu regnen. Sie weckte die Schlafenden und der ganze Tross folgte ihr in ihr Haus nach Port Isaac. Auf dem Boden, andere auf einer Couch, schliefen sie ihren Rausch aus.

      „Guten Morgen zusammen, oder sollte ich besser sagen Guten Tag?“ Constable Settler hatte an der Tür geklingelt.

      Margareth hatte den Constable vom Fenster aus gesehen und war ihm schon entgegengegangen.

      „Was kann ich für Sie tun? Falls wir heute Nacht etwas liegen gelassen haben, so räumen wir das noch heute weg.“

      „Sie haben eine Person da oben liegen gelassen. Eine tote. Laut Papieren in ihrer Tasche heißt sie Diane Glenn. War die bei Ihrer Party gestern Nacht dabei?“

      „Ja“, kam es zögerlich aus Margareths Mund. „Sie sagen tot? Das ist ja entsetzlich! Wie ist sie denn gestorben?“

      „Das wissen wir noch nicht. Haben Sie nicht gemerkt, dass sie nicht dabei war, als sie zurückliefen?“

      „Es gehen immer wieder Gäste weg, ohne sich zu verabschieden.“

      „Sie kommen bitte alle auf die Wache mit.“

      „Sind wir verhaftet?“

      Constable Settler ging auf diese Frage nicht ein. Draußen wartete ein Polizei-Transporter, der die ganze Gesellschaft auf die Wache brachte.

      Margareth Dunn wurde ein halbes Jahr später wegen unerlaubten Drogenbesitzes zu einem Jahr Haft auf Bewährung verurteilt. Außerdem wurde ihr verboten, ähnliche „Hexenfeste“ noch einmal durchzuführen. Sämtliche Beteiligten hatten ausgesagt, dass sie das Getränk mit dem Bilsenkraut freiwillig zu sich genommen hatten. Niemand hatte sie dazu gezwungen. Der Richter ging davon aus, dass Diane Glenn selber die tödliche Dosis eingenommen hatte.

      Die Saat geht auf

      Es war eine lange Reise gewesen. Erst mit dem Bus nach Plymouth und dann mit dem Zug nach Birmingham. Gerald Dunn fühlte sich krank und wusste nicht, wie lange er noch leben würde. Alt war er mit seinen 56 Jahren noch nicht, doch die Arbeit auf dem Kutter hatte ihre Spuren hinterlassen. Mit seinen tiefen Falten im Gesicht, seinem leicht gebeugten Rücken und seinem langsamen Gang mache er den Eindruck eines 66-Jährigen.

      „Irgendwann müssen wir die Familienehre rächen. So wie früher auch“, hatte seine Cousine Margareth ihm vor Jahren erklärt. „Wenn du dich zu schwach dazu fühlst, wird es vielleicht Winston später machen.“

      „Aber der ist doch erst zwei Jahre alt“, hatte Gerald Dunn entgegnet.

      „Ich habe noch genug Zeit, ihn darauf vorzubereiten.“

      „Nein. Ich will das tun! Es ist an der Zeit, dass es endlich getan wird.“ Gerald Dunn teilte Margareths Meinung.

      Vom Bahnhof in Birmingham hatte er den Bus nach Oldbury genommen, von dort aus lief er bis zu dem kleinen Reihenhaus von Claire Glenn und klingelte. Einmal, zweimal.

      „Sie hat doch geschrieben, dass sie um diese Zeit zu Hause ist“, murmelte er vor sich hin.

      Endlich ein Geräusch. Sie kam die Treppe hinunter und öffnete. Die junge Frau mit den großen braunen Augen und dem halblangen blonden Haar lächelte ihm entgegen:

      „Sie sind Gerald Dunn? Kommen Sie herein.“

      Sie hatten Briefe ausgetauscht und Claire freute sich darauf, etwas über ihre Vorfahren zu erfahren.

      „Haben Sie die Briefe noch?“, wollte Gerald wissen.

      „Na klar. Ich habe sie alle hier auf dem Wohnzimmertisch gestapelt.“

      Mit einem Blick vergewisserte sich Gerald Dunn, dass alle vier Briefe auf dem Tisch lagen.

      Claire hatte gerade die Tür geschlossen und wollte sich umdrehen, als Gerald Dunn ihr ein Tuch mit Chloroform auf das Gesicht drückte. Sie wurde sofort ohnmächtig. Er schleppte die junge Frau in den Keller. Von einer früheren Beobachtung wusste er, dass der Keller keine Fenster hatte. Und so manches mehr hatte er über Claire Glenn herausgefunden, was ihm jetzt nützlich war. Er holte Fesseln und einen Knebel aus der Aktentasche und das kleine Gefäß mit der öligen Substanz.

      Claire wachte auf. Gerald Dunn hatte sie auf einen alten Stuhl gesetzt und festgebunden. Sie wusste erst einmal nicht, was geschehen war, erkannte dann aber ihre Situation und bekam Panik. Angst war in ihren Augen zu erkennen.

      „Du darfst nicht schwach werden, wenn sie dich anschaut“, hatte Margareth immer wieder bekräftigt. „Schaue ihr nicht in die Augen, wenn du es nicht aushältst.“

      „Ich werde Ihnen jetzt eine Geschichte erzählen“, begann Gerald Dunn.

      Claire versuchte, sich zu befreien. Sie zerrte an den Fesseln an Händen und Füßen. Sie wollte schreien. Der Knebel in ihrem Mund ließ keinen Laut hinaus.

      „Im Jahre 1457 weigerte sich Aleen Glean, Gilmore Donn zu heiraten, so wie es die Familien beschlossen hatten. Aleen lief erst weg und wurde dann ermordet, vergiftet. Die Leute sagten, dass es der Bruder von Gilmore war. Die Gleans schworen Rache und begannen über Generationen alle jungen Mädchen aus der Familie Donn zu vergiften. Viele wurden umgebracht. Kennen Sie diese Geschichte?“

      Claire schüttelte den Kopf. Sie konnte schlecht atmen mit dem Knebel im Mund.

      „Ich nehme jetzt den Knebel weg. Hier in Ihrem Keller können Sie schreien, so viel Sie wollen. Es hört Sie niemand. Und um diese Zeit sind die Nachbarn alle bei der Arbeit.“

      „Was wollen Sie von mir! Ich habe Ihnen doch nichts getan!“

      „Doch. Sie und Ihre Vorfahren: Sie haben unsere Familie auslöschen wollen.“

      „Das ist doch nicht wahr! Ich kenne diese Geschichte gar nicht. Und wenn das wahr ist, so ist das doch schon lange her. Was wollen Sie mit mir machen?“, fragte Claire ängstlich. Die Tränen liefen ihr über das Gesicht.

      „Sie sind Teil meiner Rache.“

      „Sie wollen mich umbringen?“

      „Das werden Sie selber tun.“

      Claire СКАЧАТЬ