Der Sohn des Apothekers. Ulrich Hefner
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Der Sohn des Apothekers - Ulrich Hefner страница 5

Название: Der Sohn des Apothekers

Автор: Ulrich Hefner

Издательство: Автор

Жанр: Триллеры

Серия:

isbn: 9783839265260

isbn:

СКАЧАТЬ frühen Morgen von Neustadt. Ihr Etappenziel war Nienburg, doch dort kamen sie nie an. Ihre Fahrräder wurden einen Tag später nahe der kleinen Gemeinde Tennweide bei Mardorf in einem Wald gefunden. Die Kripo der Inspektion Garbsen hat damals eine Soko gebildet. Sie hatten einen jungen geistig Behinderten in Verdacht, der sich nach Zeugenangaben am mutmaßlichen Tattag in den Wäldern bei Mardorf herumgetrieben hatte. Bei einer Hausdurchsuchung fanden sie in seinem Zimmer die Halskette eines der Mädchen und nahmen ihn fest. Doch eine Woche später mussten sie ihn wieder auf freien Fuß setzen. Der Rucksack eines Mädchens war knapp vierzig Kilometer entfernt an der A7 in Höhe des Walsroder Dreiecks in Fahrtrichtung Norden aufgefunden worden. Es gab ein DNA-Muster an dem Gepäckstück, das vermutlich vom Täter stammt, doch bislang waren alle Abgleiche mit den DNA-Dateien ergebnislos. Der Täter ist weder vor noch nach der Tat in Erscheinung getreten. Kurzum, die Soko wurde im Sommer 2000 aufgelöst und der Fall zu den Akten gelegt. Erst vor zwei Monaten fand eine erneute Überprüfung durch unsere Abteilung statt, aber es gab keine neuen Ansatzpunkte, wir haben die Revision erfolglos beendet. Turnusgemäß überprüfen wir Altfälle alle sechs Monate.«

      »Und warum kommt dieser jetzt wieder auf den Tisch?«

      »Weil eins der Mädchen offenbar wieder aufgetaucht ist«, erläuterte Engel. »Die damals achtzehnjährige Tanja Sommerlath.«

      Trevisan runzelte die Stirn. »Aufgetaucht? Was heißt das?«

      »Vor knapp zwei Wochen wurde eine junge abgemagerte und verwahrloste Frau auf der B 200 in der Nähe von Flensburg von Verkehrsteilnehmern schwer verletzt aufgefunden. Den ersten Ermittlungen nach wurde sie wohl aus einem sehr schnell fahrenden Wagen geworfen. Es war reines Glück, dass sie überlebte. Da niemand die Frau kannte und auch in den Vermisstendateien keine ähnliche Person gespeichert ist, veranlassten die Kollegen aus Flensburg eine DNA-Analyse. Vorgestern kam das Ergebnis. Das genetische Muster stimmt mit unserer vermissten Tanja Sommerlath überein. Wir müssen davon ausgehen, dass die jungen Frauen vom Steinhuder Meer damals nicht getötet, sondern entführt wurden. Und wir müssen davon ausgehen, dass das zweite Mädchen, Melanie Reubold ist ihr Name, möglicherweise noch lebt.«

      Trevisan kratzte sich am Kinn. »Ich verstehe, aber warum fragen wir diese Tanja nicht einfach?«

      Engel fuhr sich mit der Zunge über die Unterlippe. »Das ist nicht so einfach, sie liegt im Koma.«

      »Gibt es sonst noch irgendwelche Erkenntnisse über die junge Frau?«

      Der Kriminaloberrat nahm gezielt einen Aktenordner aus dem Wäschekorb und schlug ihn auf. »Offenbar ist das Mädchen schwer drogenabhängig, das geht aus dem medizinischen Gutachten hervor. Weiterhin wurden ältere Verletzungen im Genitalbereich diagnostiziert. Sie scheint vergewaltigt worden zu sein.«

      Trevisan fuhr sich über das Kinn. »Haben die Kollegen aus Flensburg eine Spur oder zumindest einen Ansatzpunkt?«

      »Es konnten Fasern an der Kleidung des Opfers festgestellt werden, die derzeit analysiert werden. Man erhofft sich davon Rückschlüsse auf das Fahrzeug, in dem das Mädchen saß, bevor es auf die Straße gestoßen wurde. Außerdem mutmaßen die zuständigen Kollegen, dass das Mädchen sich im benachbarten Dänemark aufgehalten hat. Es gibt da eine dänische Rockergruppe in Padborg, die sich Black Lions nennt. Padborg ist nicht weit von der Grenze entfernt. Die Gruppe wurde vor ein paar Tagen ausgehoben, weil sie in Drogenhandel und Prostitution verstrickt ist. Sie hielten zwei Frauen aus Litauen gefangen, die sie zur Prostitution zwangen. Möglicherweise gibt es einen Zusammenhang. Aber das ist nur eine vage Spur.«

      »Gut, im Grunde genommen stehen wir also am Anfang. Ich denke, ich werde mich erst einmal mit den Akten befassen.«

      Der Kriminaloberrat druckste ein wenig herum. »Wissen Sie, normalerweise koordinieren wir Vermisstenfahndungen und unterstützen die Kollegen vor Ort bei ihrer Arbeit«, holte er aus. »Aber diesmal müssen wir unsere Arbeitsweise ein klein wenig ändern. Deswegen bin ich froh, dass Sie uns unterstützen, denn Sie sind ein Mann der Praxis und können unserer Abteilung mit neuen Impulsen helfen. Wir werden diesmal die Ermittlungen leiten.«

      »Sie meinen, wir führen die Ermittlungen, wenn ich Sie richtig verstehe.«

      Engel zog die Stirn kraus. »Auf uns lastet ein immenser Druck«, sagte er zögerlich. »Nicht nur die Presse sitzt uns im Nacken, auch die Mutter der noch immer verschwundenen Melanie Reubold hat sich an uns gewandt. Wir brauchen dringend Ergebnisse, und die polizeiliche Praxis, das gebe ich offen zu, ist nicht gerade unsere Paradedisziplin. Wir sind in erster Linie Service- und Koordinierungsstelle. Der Direktor erwartet, dass wir uns mit dem Fall intensiv auseinandersetzen. Er hat uns freie Hand gegeben. Ich könnte noch weitere Männer …«

      Trevisan hob beschwichtigend die Hände. »Ich denke, ich lese mich erst einmal in die Akten ein.«

      »Gut. Sobald Sie wissen, welchen Kräfteansatz wir benötigen, melden Sie sich bei mir«, entgegnete der Kriminaloberrat. »Trevisan, ich verlasse mich in dieser Sache voll auf Ihre Fachkenntnisse. Sie leiten diese Untersuchung und wenn Sie etwas brauchen, dann sagen Sie einfach Bescheid.«

      *

      Als Justin Belfort nach einer unruhigen Nacht und einem kargen Frühstück den Klosterkrug verließ, schien dieser Ort noch immer vom Leben ausgegrenzt zu sein. Auf dem weitläufigen Kirchplatz war trotz des blauen und strahlenden Himmels keine Menschenseele unterwegs. Noch nicht einmal die nahe Hauptstraße war befahren, und dabei war es die kürzeste Verbindung zwischen Neustadt und Mardorf.

      Die Aufnahmen, die er gestern am Bannsee gemacht hatte, waren bereits an die Redaktion übermittelt. Aus den Polizeiakten wusste er, wo genau damals die Fahrräder der beiden Mädchen aufgefunden worden waren. Gute Kontakte zur Justiz und zur Polizei waren oftmals unbezahlbar. Ein Landwirt, der zu Waldarbeiten den engen Feldweg vom See in Richtung des Campingplatzes gefahren war, hatte die Räder entdeckt. Justin hatte sich die Adresse des Mannes notiert. Mit ihm wollte er heute als Erstes sprechen. Sein Gehöft lag am Ende des Wiesenweges, bevor aus dem schmalen, doch zumindest asphaltierten Weg eine mit Splitt aufgeschüttete Holperpiste wurde. Tjaden hieß der Mann und telefonisch hatte er sich mehrfach verleugnen lassen. Doch das war Justin Belfort gewohnt. Er wusste, wenn er etwas erreichen wollte, dann blieb ihm nicht viel anderes übrig, als bei den Leuten aufzutauchen und nicht mehr zu weichen, ehe er alles erfahren hatte, was er wissen musste.

      Er holte seinen Schlüssel aus der Hosentasche, doch noch bevor er seinen Wagen aufgeschlossen hatte, heulte der Motor eines anderen Autos auf. Ein Streifenwagen bremste unmittelbar neben ihm. Ein uniformierter Beamter, Mitte fünfzig vielleicht und mit graumelierten Haaren, stieg aus. Der Polizist war alleine unterwegs.

      »Guten Morgen, der Herr«, grüßte der Beamte. »Ich dürfte wohl einmal Ihre Papiere sehen.«

      »Habe ich etwas angestellt?«, fragte Justin Belfort.

      »Das weiß ich erst, wenn ich weiß, wer Sie sind.«

      Justin Belfort holte seine Geldbörse aus der Hosentasche und entnahm seinen Personalausweis.

      Der Beamte überflog den Ausweis und wies auf den Wagen. »Das ist Ihr Fahrzeug?«

      Justin Belfort nickte.

      »Dann haben Sie bestimmt auch einen Fahrzeugschein.«

      »Sicher.« Justin öffnete die Wagentür und zog das Dokument hinter der Sonnenblende hervor.

      Der Polizist musterte es und trat vor den Wagen, um das Kennzeichen im Schein mit dem des Fahrzeuges zu vergleichen.

      »Hier steht Direkt СКАЧАТЬ