Die Wiege des Windes. Ulrich Hefner
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die Wiege des Windes - Ulrich Hefner страница 17

Название: Die Wiege des Windes

Автор: Ulrich Hefner

Издательство: Автор

Жанр: Триллеры

Серия:

isbn: 9783839264225

isbn:

СКАЧАТЬ Holzbank vor der Scheune. Er kramte seinen Tabak aus der Tasche. Gelassen drehte er sich eine Zigarette. »Hören Sie«, sagte Töngen und fuhr mit der Zunge über den Klebestreifen des Zigarettenpapiers. »Ich habe Bewährung, das ist richtig. Ich habe nichts mehr mit diesen Dingen zu tun. Ich rauche ab und zu ein bisschen Shit, das ist alles. Also spielen wir mit offenen Karten, ich habe nämlich keine Lust mehr auf Ärger.«

      Kirner setzte sich neben ihn auf die Bank. »Ich bin vom Landeskriminalamt. Ich ermittle in einem Mordversuch und ich glaube, dass Rike in die Sache verwickelt ist, ohne dass sie etwas dafür kann. Es ist besser, wenn ich mit ihr spreche. Das fällt nicht mehr unter ›grober Unfug‹, so was gibt zehn Jahre und mehr.«

      »Ein Bulle, der helfen will«, antwortete Töngen sarkastisch.

      Kirner entschloss sich, ihm die ganze Geschichte zu erzählen.

      »Vor drei Tagen wurde auf den stellvertretenden Bezirksdirektor Esser ein Briefbombenanschlag verübt. Das Kuvert war beschädigt, deshalb konnte der Anschlag vereitelt werden. Unsere Spurensicherung hat Fingerabdrücke entdeckt. Sie gehören Friederike van Deeren. Außerdem hatte sie ein paar Wochen zuvor ein Dossier an Esser geschickt und die gleiche Art Kuvert verwendet. Würden Sie ihr so was zutrauen?«

      Töngen schaute Kirner entgeistert an. »Das ist absoluter Blödsinn. Rike lehnt jede Form von Gewalt ab.«

      »So, tut sie das? Vor knapp einem Jahr hat sie einem Kollegen von mir das Nasenbein gebrochen.«

      Töngen lächelte. »Sie weiß sich zu wehren und der Bulle hat sie angegrabscht.«

      »Und was ist mit dem Brandanschlag auf das Baggerschiff?«

      »Sie liebt diese Küste und würde alles dafür tun. Aber Rike würde niemals Menschenleben aufs Spiel setzen.«

      »Und Larsen?«

      Töngen zog an seiner Zigarette und blies den blauen Rauch in die Luft. »Larsen und Rike waren zusammen«, murmelte er und schnippte die Zigarettenkippe ins Gras. »Aber sie hatten Zoff. Vor Wochen schon. Seitdem habe ich weder von ihm noch von Rike was gehört.«

      »Wann haben Sie Rike das letzte Mal gesehen?«

      Töngen überlegte. »Das ist mindestens zwei Monate her. Ich hörte nur, sie wäre in irgend so einem Greenpeace-Camp.«

      »Von wem haben Sie das gehört?«

      Töngen schien um die Antwort verlegen.

      »Von Larsen?«, nahm ihm Kirner die Last von der Seele.

      Töngen nickte. »Das war vor einem Monat. Er kam mitten in der Nacht zu mir. Er sagte etwas von einem Schiff, dem er draußen begegnet ist.« Töngen wies mit dem Kopf in Richtung Meer. »Er sagte, dass die da draußen was suchen.«

      Kirner runzelte die Stirn. »Ein Schiff? Was suchen die denn?«

      Töngen druckste unschlüssig herum. »Na ja, er sagte mir nur, dass er an einer großen Sache dran ist.« Er gab sich einen Ruck. »Ich glaube, es ging um Gift.«

      »Giftmüll?«

      Töngen schüttelte den Kopf. »Shit, Koks, Drugs, Pills oder ›H‹. Rauschgift. Wäre möglich.«

      »Wollte Larsen in das Geschäft einsteigen?«, fragte Kirner. Der Fall schien eine andere Wendung zu nehmen als erwartet.

      »Larsen ist ein Smoker«, erwiderte Töngen, der sich nicht wohl in seiner Haut fühlte. »Er raucht ab und zu eine, so wie ich. Aber er ist kein Dealer. Überhaupt nicht der Typ dafür.«

      »Dann schon eher eine Briefbombe, was?«

      Töngen erhob sich. »Ich weiß nichts von Larsen. Wir haben früher mal zusammen für eine bessere Umwelt gekämpft und sind für unsere Überzeugungen eingetreten, auch wenn es aussichtslos schien. Mehr nicht. Ich habe ihn seit einem Monat nicht gesehen. Schäfer ist ein Full-Time-Job. Ich bin raus aus der Szene und ich vermisse niemanden. Und jetzt muss ich wieder an die Arbeit.« Töngen nahm seinen Hammer und ging wieder hinüber zu dem Pfahl, der noch immer weit aus dem Boden ragte.

      »Eine letzte Sache noch.« Kirner legte eine Visitenkarte auf die Bank. »Wenn Larsen oder Friederike van Deeren auftauchen, dann rufen Sie mich an.«

      »Ich habe kein Telefon«, erwiderte Töngen.

      »Dann sagen Sie ihnen, dass sie sich bei mir melden sollen, bevor alles nur noch schlimmer wird. Ein Mordanschlag ist eine böse Sache.«

      Kirner wusste, dass Töngen die beiden informieren würde, aber auf einen Anruf von Larsen würde er wohl umsonst warten. Für ihn war die Sache klar: Larsen steckte hinter dem Briefbombenattentat. Trotzdem musste er die Fahndung nach Friederike van Deeren aufrechterhalten, und die Untersuchungshaft würde ihr wohl auch nicht erspart bleiben.

      Auf die Sache mit dem Schiff, von der Töngen geredet hatte, konnte Kirner sich keinen Reim machen. Den Gedanken, den Schäfer überwachen zu lassen, verwarf er. Er glaubte dem Mann. Vielleicht, aber auch nur, weil es in dieser Jahreshälfte nicht ganz so einfach war, hinaus auf die Inseln zu kommen.

      Er hielt inne und schaute sich um. Der Hafen war in Sicht und das Wasser glitzerte im Sonnenlicht. Eine Frage hatte sich aus seinen Überlegungen ergeben, die ihn nicht mehr losließ. Er schaute auf die Uhr, es war fast eins. Sollte er noch einmal umdrehen und zurück zu Töngen gehen?

      Ein schrilles Pfeifen riss ihn aus seinen Gedanken. Eine rot lackierte Lok mit drei kleinen Waggons fuhr in Richtung Dorf an ihm vorbei. Er wunderte sich darüber, doch dann erblickte er im Hafen die kleine Fähre, die abgelegt hatte und sich langsam in Richtung des Hafentors schob.

      Damit war seine Frage schon beantwortet.

      *

      Rike hatte Cordes Wagen auf dem großen Parkplatz vor dem Bahnhof abgestellt und in dem Glasgebäude gewartet, bis ein Bediensteter der Fährgesellschaft erschien. Von ihm erfuhr sie, dass die Versorgungsfähre für Langeoog um die Mittagszeit auslaufen würde. Sie setzte sich auf eine Bank und freute sich über die Sonne, deren Strahlen durch das Glas verstärkt ihren Rücken wärmten. Nach einer Weile war ein verliebtes Pärchen in winterfester Kleidung und mit Rucksack erschienen. Kurz darauf betraten eine Frau und vier Jugendliche das Gebäude. Es gab auch im Winter Passagiere, die eine Überfahrt auf eine der Inseln buchten. Urlauber, Familienangehörige oder auch nur Besucher der Insulaner. Als es schließlich Mittag wurde, hatten sich drei weitere Fahrgäste eingefunden, ein alter Mann und zwei Frauen. Eine davon trug Nonnentracht.

      Rike genoss den Tag. Der blaue, wolkenlose Himmel erhellte ihre Stimmung. Trotzdem blickte sie sich ab und zu um und suchte mit wachem Blick den Parkplatz ab. Der dunkle BMW ging ihr nicht mehr aus dem Kopf.

      Schließlich ertönte eine grelle Glocke und eine Frauenstimme forderte die Passagiere für Langeoog auf, die Fähre über den Landungssteg 2 aufzusuchen. Rike reihte sich in die Personengruppe ein. Noch einmal schaute sie sich suchend um. Plötzlich lief ihr ein kalter Schauer über den Rücken. Auf der Fähre stand ein Mann an der Reling, ein muskelbepackter Kerl mit Brille. Es war der Mann aus dem BMW, der mitten in der Nacht an ihrer Tür gewesen war. Rike überlegte fieberhaft, was sie tun konnte. Die Menschen gingen an ihr vorbei und strebten auf den gläsernen Steg zu. Sollte sie umkehren?

      Wenn der Kerl schon an Bord war, wusste er auch, welche Insel sie ansteuerte. Die Fähren СКАЧАТЬ