Название: Evolution Bundle
Автор: Thomas Thiemeyer
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Детские приключения
isbn: 9783401809298
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»Komm, lass gut sein«, meinte Lucie sanft. »Uns wird hier bestimmt nicht langweilig.«
Er sah sie an und verstummte. Vielleicht hatte sie recht. Vielleicht war es gar nicht so schlecht, wenn Bennett und Jaeger verschwanden. Dann konnten sie sich in Ruhe hier umsehen, ohne dass die beiden sich aufspielten.
Er entspannte sich wieder ein bisschen. »Na, dann viel Erfolg«, entgegnete er schnippisch und stand auf.
Arthur räusperte sich. »Wir haben hier etwas, das uns vielleicht nützlich sein könnte.« Er zog die beiden bunten Holotalkies aus seiner Umhängetasche. Bennett und Jaeger sahen ihn skeptisch an. »Wo habt ihr die denn her, aus dem nächsten Toys”R”Us?«
Doch als Arthur ihnen die Geräte erklärt hatte, machten sie einen zufriedenen Eindruck. »Nicht schlecht.« Bennett nickte anerkennend. »Dann sind wir ja gut ausgestattet, würde ich sagen.«
Ohne unsere Hilfe wärt ihr total aufgeschmissen, dachte Jem.
Nachdem Bennett und Jaeger aufgebrochen waren, hatte Connie vorgeschlagen, das Bahnhofsgebäude genauer unter die Lupe zu nehmen. Schließlich wusste niemand, wie lange sie hierbleiben würden, und in der Halle hatten sie mehr Platz als im Bus.
Lucie konnte es Jem nicht verübeln, dass er immer noch ziemlich geladen war. Bennett hatte ihn ganz schön blöd dastehen lassen.
»So ein arrogantes Arschloch«, hörte sie Jem fluchen. Sie sah, wie er eine leere Coladose wegkickte. »Wir sind doch keine fünf mehr! Glaub mir, Junge, diese Tour ist für euch zu gefährlich!«, äffte er Bennett nach. Er hatte sich richtig in Rage geredet. »Na ja, wir werden ja sehen, wie weit die beiden kommen. Und wir sollten uns von den Idioten nichts verbieten lassen, sondern uns selbst auf die Suche machen. Es kann doch nicht sein, dass es hier nirgendwo Menschen gibt!«
»Eins nach dem anderen«, sagte Connie. »Vielleicht finden wir ja hier im Bahnhof jemanden. Und wenn nicht, überlegen wir uns, wie wir am besten weitermachen.«
Der Bahnhof war in einem akzeptablen Zustand. Die ebenerdige Wartehalle war zwar ziemlich verdreckt und ebenfalls dicht mit Pflanzen überwuchert, dafür war der erste Stock einigermaßen sauber und bot sogar einige Ledersofas, die die Zeit überraschend gut überdauert hatten. Wenn man die ein bisschen zusammenschob, konnte man hier zur Not auch eine Nacht verbringen. Dass sie heute noch zurückfuhren, hielt Lucie für ziemlich unwahrscheinlich.
Sie blickte über die rundbogige Balustrade nach unten. Im Erdgeschoss sah sie M.A.R.S. in Begleitung seiner drei Betreuer durch die Halle watscheln. Er trug einen Stapel Feuerholz und schichtete es nebenan zu einem Haufen auf. Seine Schritte hallten von den Wänden wieder.
»Kaum vorstellbar, dass hier mal täglich Tausende von Menschen durchgekommen sind, oder?«, sagte sie zu Jem, der vor einem Schaukasten mit einem riesigen Stadtplan stand. »Dabei war das bestimmt mal einer der zentralsten Punkte der Stadt.«
»Hm«, machte er nur und hielt seinen Blick stur auf den Plan gerichtet. Sie musste jetzt vorsichtig sein, seine Aura war gerade hellgelb und brannte lichterloh. Langsam hatte sie das Gefühl, dass noch viel mehr dahintersteckte. Dass Bennetts Worte irgendetwas in ihm ausgelöst oder eine Erinnerung wachgerufen hatten.
»Bennett hat es wahrscheinlich gar nicht so blöd gemeint, wie es rübergekommen ist«, sagte sie vorsichtig. »Wahrscheinlich fühlt er sich irgendwie verantwortlich für uns.«
»Ist er aber nicht!« Jem drehte sich zu Lucie um und sah ihr in die Augen. »Wir sind alle in derselben beschissenen Lage, da ist niemand für irgendwen verantwortlich. Wir sollten zusammenhalten und gemeinsam versuchen, diesem Albtraum hier zu entkommen. Aber nein, der Kapitän, der mit seinem dämlichen Flugmanöver dafür gesorgt hat, dass wir überhaupt hier gelandet sind, spielt sich wie der Oberboss auf. Das ist doch echt ein Witz.«
»Dämliches Flugmanöver? Ich glaube, er hat uns das Leben gerettet. Was, wenn es überall so aussieht wie hier? Hast du dir das mal überlegt?« Sie senkte den Kopf, ließ ihn dabei aber nicht aus den Augen.
Jem schien sich ihre Worte tatsächlich durch den Kopf gehen zu lassen. Zumindest rastete er nicht gleich wieder aus, sondern beruhigte sich und konnte sogar wieder ein bisschen lächeln.
»Vielleicht hast du ja recht«, lenkte er ein.
»Kann es sein, dass es gar nicht um Bennett geht?«
»Wie meinst du das?«
»Ich könnte mich täuschen, aber ich habe den Eindruck, dass dich etwas ganz anderes wurmt. Habe ich recht?«
»Was sollte das sein?«
»Weiß nicht. Deswegen frage ich ja.«
»Na ja …«
»Magst du es mir erzählen? Wir können uns doch da drüben auf die Bank setzen.«
Er zögerte.
»Ach, komm schon.« Sie nahm seine Hand und zog ihn zu der Bank. »Dann erzähle ich dir auch was von mir.« Sie lächelte schüchtern. Normalerweise redete sie nicht gerne über sich, schon gar nicht über die eine Sache, die ihr das Leben manchmal so schwer machte. Aber sie vertraute Jem und hatte das Gefühl, dass er sich öffnen würde, wenn sie es auch tat.
Offenbar war er neugierig geworden. Mit hochgezogener Braue sagte er: »Echt jetzt? Du zeigst mir dein Geheimnis, ich zeig dir meins? Hast du dir das so vorgestellt?«
Sie lief rot an. »So ungefähr, ja.«
»Okay, Deal.« Er grinste breit. »Dann schieß mal los.«
Sie schluckte. Sie merkte, dass es ihr immer noch schwerfiel, darüber zu reden. »Na ja, dir ist ja sicher schon aufgefallen, dass ich manchmal etwas … seltsam bin.«
»Du scheinst irgendwie einen Farb-Tick zu haben.«
»Das ist kein Tick«, erklärte sie. »Sondern eine Erbkrankheit. Nennt sich Synästhesie.«
Er runzelte die Stirn. »Noch nie gehört. Und was bewirkt sie?«
»Zum Beispiel, dass ich deinen Namen hellgrün sehe. Nicht deine Person, die ist gelb, nur deinen Namen. Kein leuchtendes Grün, eher so ein verwaschenes Petersiliengrün.«
»Meinen … Namen?« Jetzt sah er völlig verwirrt aus. Kein Wunder. Synästhesie war den wenigsten ein Begriff, obwohl das Phänomen recht verbreitet war. Ungefähr jeder Zwanzigste hatte es.
»Ja«, sagte sie. »Es ist nicht so, dass das Wort jetzt irgendwie grün eingefärbt über deinem Kopf tanzen würde. Es ist mehr so, dass Name und Farbe für mich dasselbe sind. Das gilt übrigens auch für einzelne Buchstaben. J hat für mich die Farbe von Karamellpudding, vor allem, wenn man es weich spricht, so wie bei Jem.«
»Und wie ist es mit anderen Buchstaben?«
Sie zuckte die Schultern. »Ganz unterschiedlich. T zum Beispiel ist schieferfarben. H ist wässrig wie eine Pfütze, das I leuchtet wie eine Kerze. Ich sehe СКАЧАТЬ