Moral - aus dem Nichts?. Ulrich Vietmeyer
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Название: Moral - aus dem Nichts?

Автор: Ulrich Vietmeyer

Издательство: Readbox publishing GmbH

Жанр: Афоризмы и цитаты

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isbn: 9783347074330

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СКАЧАТЬ worden wäre, hätte wirklich Beachtung gefunden und diese auch verdient: Der Mensch hat das Antlitz der Erde in dieser Frist grundlegend neugestaltet. Die Revolutionierung von Landwirtschaft und Bergbau waren schon deswegen notwendig, um die explosionsartig ansteigende Weltbevölkerung mit Nahrung, Rohstoffen und Energie zu versorgen. Hinzu kommen die Industrialisierung und das Entstehen der modernen Verkehrswege und Metropolen, die große Flächen der Erde plötzlich in der Nacht zum Leuchten gebracht haben. In der bisherigen Erdgeschichte ist diese Entwicklung ohne Beispiel. Keine bisher auf diesem Planeten lebende Kreatur hat erreicht, dass sich die Erde auch aus einer kritischen Distanz von einigen Kilometern so sehr verändert hat, wie das die Menschheit in den letzten zwei Jahrhunderten geschafft hat. Bei ihrem letzten Anflug zu unserem Planeten hätten die hier erdachten Außerirdischen schon vor Eintritt in die Atmosphäre darauf achten müssen, nicht mit Satelliten oder Weltraumschrott zu kollidieren. Wären sie dann auf ihrer Forschungshöhe von 10.000 Metern angekommen, hätten sie zahlreiche andere Flugzeuge bemerkt und wären von unseren Flugleitzentralen gebeten worden, mitzuteilen, wer sie eigentlich sind. Außerirdische, die so etwas beobachtet hätten, hätten unserem Planeten deswegen wahrscheinlich auch größere Beachtung geschenkt. Sie wären tiefer geflogen oder eventuell sogar gelandet, um sich uns einmal aus der Nähe anzuschauen.

      Viele Menschen, die an Ufos glauben, berichten übereinstimmend, dass sie an Bord verschleppt und dort eingehend untersucht worden seien. Es gibt aber keine antiken oder mittelalterlichen Quellen, die Vergleichbares berichten: Zu dieser Zeit waren die Menschen für die Außerirdischen einfach noch nicht interessant genug. (Und vielleicht ist der Umstand, dass bisher immer nur die Ufo-Gläubigen untersucht wurden, auch der Grund dafür, dass man im Rest des Weltalls das Interesse an uns inzwischen wieder verloren hat.)

      Wie dem auch sei, wir wissen alle, dass sich die Menschheit, wenn sie so weitermacht, in naher Zukunft selbst vernichten könnte und damit wieder vollständig von diesem Planeten und aus der Geschichte verschwinden würde. Doch selbst wenn das so käme, hätten wir diese Erde bis dahin schon in einer Art und Weise verändert, die kommende Forscher vor schwierige Rätsel stellen würde: Wenn ein Außerirdischer in 10.000 Jahren die zerstörten Reste von Mega-Metropolen, Autobahntunneln, Großflughäfen oder Atommüll-Endlagern als archäologische und geologische Phänomene erklären müsste, dann hätte er sicherlich Probleme, diese Relikte unseres Daseins vernünftig in den bisherigen Ablauf der Erdgeschichte einzufügen. Und wenn seine Erklärung dann richtigermaßen lauten würde, dass es vor 10.000 Jahren auf diesem Planeten einmal eine Lebensform gab, die diese Reste und Ruinen in und auf der Erde angelegt hat, dann wäre es für ihn naheliegend, diese Phase der Erdgeschichte nach eben dieser Lebensform zu benennen.

      Sollte es so kommen, dann lebten wir heute im Zeitalter des Anthropozän. Genau so wurde bereits 1873 dieses Erdzeitalter von dem italienischen Geologen Antonio Stoppani beschrieben: als die Zeit, in der es die Menschheit unternahm, es mit den großen Gewalten der Natur aufzunehmen. Als damals dieser Vorschlag gemacht wurde, gleich ein ganzes Erdzeitalter nach den Menschen zu benennen, hielt man ihn noch für unangemessen. Erdzeitalter sind Zeiteinheiten von vielen Jahrmillionen. Verglichen mit solchen Zeitspannen ist der knappe Zeitraum, in dem es überhaupt Menschen der Art Homo Sapiens auf dieser Erde gibt, und die noch sehr viel kürzere Zeitspanne, in der dieser Homo Sapiens diese Welt wirklich spürbar verändert hat, eigentlich zu vernachlässigen.

      Aber die Einstellung hierzu hat sich in letzter Zeit geändert, denn wir fragen uns mit immer größerer Sorge, was wir inzwischen aus unserem Planeten gemacht haben. Die Aussage, dass wir mittlerweile tatsächlich im Anthropozän leben, nehmen wir immer ernster. Mit ihr verstärkt sich zugleich unsere Befürchtung, dass es für uns und für diesen Planeten in Zukunft kritischer werden könnte.

      Ob das tatsächlich alles richtig und eine angemessene Betrachtungsweise ist, wissen wir nicht, denn wir können nicht in die Zukunft schauen. Dass wir in einem überaus rasanten und schon deswegen wirklich erstaunlichen Erdzeitalter leben, ist offenkundig. Ob es eines Tages tatsächlich Anthropozän genannt werden wird, ist nicht so wichtig. Wichtig ist aber, in den nächsten Kapiteln der Frage nachzugehen, wie es dazu kommen konnte, dass wir heute in einer Zeit leben, für die die Bezeichnung Anthropozän zumindest plausibel ist.

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      2. Die biologischen Grenzen

      Im Zoo von Pjöngjang gibt es eine Schimpansin, die sich Zigaretten ansteckt und sie dann raucht. Dieses Tier war offensichtlich zu lange in direktem Kontakt mit Menschen, denn es kann jetzt etwas, was uns sehr irritiert: Es hat absichtlich ein Feuer entfacht und läuft vor diesem Feuer nicht weg. Auch der Tiger im Zirkus springt durch einen brennenden Reifen. Sein Fluchtinstinkt, der Shir Khan im Dschungelbuch noch zum Verhängnis wurde, ist bei ihm durch Dressur unterdrückt. Von Tieren erwarten wir aber eigentlich, dass sie sich instinktiv in ihren Grenzen bewegen. Dazu gehört bei Schimpansen, dass sie Nichtraucher sind und es bleiben.

      Die Evolutionstheorie beschreibt die Entstehung der Arten. Sie erklärt uns, wie Lebewesen neben anderen Lebewesen entstehen und wie sie wieder von diesem Planeten verdrängt werden und aussterben. Verdrängen ist etwas, das Räume verändert. Die Evolution zeigt uns auf, dass, wie und warum sich eine Art in einem Gebiet durchsetzt. Diese Lebensräume sind durch biologische Grenzen markiert. Es ist einleuchtend, dass ein Fisch auf dem Land keine Überlebenschance hat, ebenso wenig wie der Schmetterling im Wasser. Bestimmte Gebiete der Erdoberfläche scheiden für diese Tiere aus, sie können dort nicht überleben, sind da verloren. Deswegen verläuft für sie am Rande dieser Räume ihre biologische Grenze. Schön beobachten kann man das bei den Pflanzen an den Vegetationszonen im Hochgebirge oder beim Reisen durch mehrere Klimazonen. Weil es diese biologischen Grenzen gibt, wachsen in unseren Breiten keine Zitrusfrüchte und hier leben auch keine Elefanten in freier Wildbahn. Sie vermeiden schon instinktiv die kalten Winter bei uns. Und natürlich rauchen Tiere normalerweise auch nicht, sondern fliehen vor dem Feuer. Es muss nicht immer gleich die schmerzhafte Erfahrung des sich Verbrennens sein, die sie hierzu veranlasst. In der Regel ist es schon der Instinkt, der den Lebewesen sagt, wo ihre Grenzen sind.

      Wenn die Population einer Art wächst, wenn die Nahrung knapper wird oder wenn sich Lebensräume verändern, entwickeln alle Lebewesen den Drang, die für sie bisher bestehenden biologischen Grenzen auszudehnen. Alles Leben reagiert auf geographische und klimatische Veränderungen durch Anpassungsleistungen. Pflanzen und Tiere erschließen sich so durch die Weiterentwicklung ihrer Arten neue Regionen zum Leben. Auch die Instinkte der Tiere verändern sich im Laufe der Zeit, denn dadurch eröffnen sich ebenfalls neue Chancen, andere Gegenden zu bevölkern. Es gibt lungenatmende Landtiere, beispielsweise Meeresschildkröten oder Robben, die den Wechsel zwischen Land und Wasser perfektioniert haben. Sie haben den abgrenzenden Instinkt, das lebensfeindliche Element zu meiden, völlig überwunden und leben gerade deswegen erfolgreich in beiden. Hingegen ist nicht damit zu rechnen, dass sich die einmalige Instinktüberwindung im Zoo von Pjöngjang bei anderen Angehörigen dieser Art durchsetzen wird. Das Rauchen konnte sich aber in der Evolution der gesamten Menschheit durchsetzen, zumindest in dem Zeitraum von der Entdeckung Amerikas bis in die Mitte des vorigen Jahrhunderts.

      Diese, manchmal sehr seltsamen, Vorgänge untersucht die Evolutionslehre und versucht, solche Entwicklungen zu erklären. Durch das Überschreiten biologischer Grenzen und die Anpassung an neue Gegebenheiten entstehen neue Rassen, hieraus neue Arten und so werden immer neue Möglichkeiten gefunden, diese Erde mit Leben zu erfüllen.

      Tatsächlich ist die Erweiterung biologischer Grenzen für einzelne Lebensformen unterschiedlich aufwendig. Pflanzen haben den Nachteil, dass sie sich nicht fortbewegen können. Um sich räumlich weiterzuverbreiten werden deswegen interessante Wege gewählt. Wind und Wetter sind naheliegende Wege, das Überleben der Samen der eigenen Art im Verdauungstrakt von Tieren ist ein weniger naheliegender Weg. Aber auch ihn gibt es, sogar ziemlich häufig.

      Tiere haben die Fähigkeit, sich auf der Erdoberfläche zu bewegen, und СКАЧАТЬ