Hinter jeder Tür wartet neues Glück: Liebesgeschichten. Eva Joachimsen
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      „Verstehen Sie sie? Können Sie das Bett zusammenbauen?“

      Ich las die Gebrauchsanweisung, dann kontrollierte ich, was mein Nachbar schon geleistet hatte.

      „Das stimmt bisher.“

      „Trotzdem passen die Schrauben nicht hinein.“

      Ich glaubte ihm nicht, kniete mich neben die Einzelteile und versuchte es selbst. Es klappte wirklich nicht.

      „Die Löcher sind noch nicht vorgebohrt“, erklärte er, als ich wieder aufstand.

      „Beanstanden Sie es und bringen Sie das Bett zurück“, sagte ich und weil er nicht so begeistert aussah, bot ich an: „Ich setzte Ihnen notfalls auch ein Schreiben auf.“

      Jetzt lachte er laut. „Ich habe es in Berlin gekauft. Außerdem möchte ich heute noch darin schlafen. Also bohre ich lieber ein paar Löcher, als das Bett zurückzubringen.“

      Er nahm die Bohrmaschine, setzte den Holzbohrer ein und grinste mich herausfordernd an.

      „Natürlich verstoße ich damit gegen die Ruheverordnung.“ Dann bohrte er an allen Pfosten die fehlenden Löcher. Jetzt ließ sich das Bett einfach zusammenbauen, und da ich die Teile hielt, war er schnell fertig.

      „Sehen Sie, manchmal macht man halt Lärm, bei einem Umzug lässt es sich nicht vermeiden. Aber lieber an einem Tag etwas länger arbeiten als an den nächsten Tagen auch noch. Oder?“

      Ich murmelte eine unverständliche Antwort, dann flüchtete ich. Wieder schallte das Klacken meiner Absätze laut durch das Treppenhaus.

      Am Freitagmittag rief Ines an und sagte unser Treffen ab. „Tut mir leid, aber Jonas ist krank geworden. Er hat Fieber und jammert. Ich glaube, er bekommt Scharlach. So kann ich ihn auf keinen Fall der Babysitterin zumuten.“

      Ich bemitleidete meine Schwester und wünschte meinem Neffen gute Besserung, dann versuchte ich, noch eine Freundin aufzutreiben, aber so kurzfristig hatten alle etwas vor. Also bummelte ich durch die Geschäfte, doch gegen sieben Uhr hatte ich keine Lust mehr, die Zeit totzuschlagen. Sicher hatte Raoul längst aufgegeben und ich konnte unbesorgt nach Hause gehen. Doch ich hatte mich getäuscht. Als ich in die Tiefgarage einbog, sah ich seinen Porsche auf der anderen Straßenseite stehen. Aber jetzt war es zu spät, wieder umzudrehen, bestimmt hatte er mich schon entdeckt.

      Seufzend lief ich die Treppe zur Wohnung hoch. Raoul stand wartend vor der Tür. Sein wütender Gesichtsausdruck versprach nichts Gutes.

      „Hättest du mich nicht anrufen können, wenn es bei dir länger dauert!“, kanzelte er mich ab.

      „Ich habe eine Verabredung“, erwiderte ich kühl.

      „Ja, mit mir.“

      „Nein, ich will mit einem Bekannten ins Kino“, log ich.

      „Und warum sagst du dann bei mir nicht ab?“ Raouls Kiefermuskeln verkrampften sich, gleich würde er explodieren. Ich hasste es und ich hatte Angst vor seinen Wutanfällen.

      „Du hast mich nicht gefragt, dann hättest du es erfahren.“ Leider wirkte ich nicht besonders selbstsicher.

      „Wer ist es?“, fragte Raoul und trat auf mich zu, sodass er mich fast berührte. „Wen ziehst du mir vor?“

      Fieberhaft überlegte ich, wen ich nennen sollte. Doch bevor ich antwortete, kam der neue Nachbar pfeifend die Treppe heruntergelaufen.

      „Bist du dann so weit? Ich muss nur noch die Waschmaschine abstellen, dann können wir losgehen“, erklärte er. Dann küsste er mich rechts und links auf die Wangen.

      Raoul sah aus, als würde er sich gleich auf den Fremden werfen, allerdings war mein Nachbar fast genauso groß wie Raoul, sah aber wesentlich muskulöser aus.

      „Darf ich mich vorstellen? Ich bin Fabian Wittig und wohne seit ein paar Tagen über Miriam.“

      „Ich habe Fabian neulich beim Möbelaufbauen geholfen, deshalb hat er mich ins Kino eingeladen“, soufflierte ich.

      „Wie kommen Sie dazu, meine Verlobte anzumachen?“ Raoul trat drohend einen Schritt vor und stand jetzt direkt vor Fabian. Gleich würde er die Beherrschung verlieren. Ich zitterte vor Angst.

      Doch Fabian lächelte ihn nur an. „Auch ihre Verlobte darf frei entscheiden, ob sie mit mir ins Kino will oder nicht. Ich habe sie nicht gezwungen.“ Dann legte er Raoul eine Hand auf die Schulter und drückte so stark zu, dass Raoul einen Schmerzensschrei ausstieß und in die Knie ging. „Sie sollten sich nicht auf Ihre Körperkräfte verlassen. Dafür sind Sie einfach zu untrainiert.“

      „Ich zeige Sie an!“ Raoul sah aus, als ob er gleich einen Mord begehen würde.

      „Warum? Weil ich eine Frau ins Kino eingeladen habe?“

      „Wegen Körperverletzung!“, stieß Raoul zwischen den Zähnen hervor.

      Fabian lachte. „Weil ich Ihren Arm freundschaftlich gedrückt habe? Sind Sie so zimperlich? Na gut, dann zeigen Sie mich eben an.“ Er wandte sich mir zu: „Kommst du?“ Ich nickte und folgte ihm in seine Wohnung.

      Nachdem er die Tür geschlossen hatte, entschuldigte er sich: „Ich hatte das Gefühl, dass Sie Hilfe brauchten. Ich habe das Gespräch mitbekommen, weil ich mein Namensschild angeschraubt habe.“

      „Danke, Sie haben mich gerettet. Aber wir sollten jetzt wirklich aus dem Haus gehen. Raoul wird uns kontrollieren.“

      „Oh, hier im Kino gibt es eine Komödie. Die habe ich noch nicht gesehen. Wollen wir dahin gehen?“

      Ich nickte nur.

      „Hat Ihr Verlobter einen Schlüssel zu Ihrer Wohnung?“

      Ich schüttelte den Kopf. „Zum Glück nicht mehr. Vor zwei Wochen klemmte das Schloss und ich brauchte ein neues.“

      „Ich traue diesem Mann nicht über den Weg. Ich habe schon viel Aggression erlebt, aber nicht solchen unkontrollierten Hass.“

      Er zog sich schnell ein neues T-Shirt an. Und gab mir dabei die Gelegenheit, seinen durchtrainierten Oberkörper zu bewundern.

      „Bist du Bodybuilder?“

      „Ex-Handballer. Aber damit ist es vorbei. Mein Knie ist kaputt. Ich kann nie wieder als Profi spielen.“

      Wir gingen zusammen los. Vor dem Kino lud er mich noch in die Pizzeria daneben ein. Nicht gerade das, wohin ich sonst ging. „Sie gehen nur in französische Restaurants?“, fragte er.

      Ich errötete.

      „Ich fühle mich in den piekfeinen Restaurants nicht wohl. Außerdem werde ich da nicht satt.“

      Verlegen schaute ich aus dem Fenster. „Raoul ist anscheinend doch nach Hause gefahren“, sagte ich, um abzulenken.

      „Nein, er sitzt drüben im Imbiss und beobachtet uns durch die Scheibe.“ Dann lachte er laut. „Das ist wohl schon eine ziemliche Strafe für sein Verhalten, dass der feine Herr sich in so einem Schuppen aufhalten СКАЧАТЬ