Rose of India. Eveline Keller
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Название: Rose of India

Автор: Eveline Keller

Издательство: Readbox publishing GmbH

Жанр: Триллеры

Серия:

isbn: 9783748216858

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СКАЧАТЬ kochte.

      „Ach komm, mach mir jetzt keine Szene, ja. Eine Frau, die mich mit Vorwürfen eindeckt, reicht mir.“ Er warf in einer einnehmenden Geste die Arme hoch. „Ich weiß nicht, was du hast. Wir sind zusammen, können uns täglich treffen. Ich habe bereits Privatstunden in Yoga gebucht. Verstehst du?“, kicherte er und bewegte seine Hüften vor und zurück. „Jeden Morgen, zehn Uhr dreißig bin ich bei dir.“

      Bisher hatte sie sich nie an seinen blöden zweideutigen Sprüchen gestört, jetzt bekam sie Gänsehaut davon. War sie so blind gewesen? Amber stieß ihn angewidert von sich, als er sie umarmen wollte. „Bist du übergeschnappt! Das sollte unsere Traumreise werden, erinnerst du dich: Zusehen, wie der Wind die Wellen kräuselt und die Sonne sich im Wasser spiegelt“, zischte sie, seine Worte wiederholend, die er ihr schwärmerisch ins Ohr geflüstert hatte. „Nur wir zwei, den ganzen Tag, wie uns Gott schuf. Nicht nur ein Quickie zwischendurch!“ Jetzt nur nicht in Tränen ausbrechen. „Wie hast du dir das vorgestellt: Du machst mit deiner Frau eine Kreuzfahrt, und ich soll mich jederzeit bereithalten. Etwa so?“ Sie spreizte provozierend die Beine, und er bekam Stielaugen. „Vergiss es!“

      Er sah das anders: „Aber Mausi – komm, das wirst du kaum merken. Wir richten uns gemütlich ein, und ich komme zu dir, so oft es geht. Vergiss alles andere und genieße einfach die Reise.“

      Etwas zwischen den wild in den Koffer geworfenen Kleidern weckte plötzlich seine Neugierde. „Zeig mal her. Was hast du da Nettes. Ah, das ist mein Mädchen! Komm, lass uns das ausprobieren.“ Strahlend vor Freude betrachtete er ein Sexspielzeug nach dem anderen. „Ein Mundknebel …, Ah, das sind asiatische Perlen? Da bleibt kein Auge trocken, wirst sehen. Oh, ein Mieder für mich, hm. Du machst mich fertig. Was ist d…?“ Weiter kam er nicht.

      Sie packte alles in die Tüte zurück und warf sie auf den Flur hinaus.

      „Was machst du da?“ Bevor er sich versah, ereilte ihn dasselbe Schicksal und er hörte, wie innen der Riegel vorgeschoben wurde. „Los, mach auf! Böses Mädchen! Ich versohl dir den Hintern!“, grinste er, während er an die Tür pochte.

      Der Passagier, der just in dem Moment vorbei kam war David. Immer hellhörig bei Streitereien, fragte er: „Na, Herr Reber, was verloren?“

      Der flüsterte zur Tür gewannt, hinter der er Amber wähnte: „Ich komme wieder heute Nacht. Bis dann.“

      Sie antwortete mit einem Tritt gegen die Tür.

      “Weiber“, murmelte Raul, schnappte sich die Tüte und ging kopfschüttelnd davon.

      Amber verbarrikadierte am Abend die Tür mit einem Stuhl und überstand die erste Nacht soweit unbehelligt. Nach dem Frühstück betrat sie gestärkt das Deck. Hier ließen sich teigig weiße Gäste von der Sonne mehr Farbe verleihen und warteten darauf, dass die würzige Meeresluft ihre Bäuche wieder zum Knurren brachte. Amber hoffte, dass Raul es nicht wagen würde, sie inmitten der anderen zu belästigen. Die warme Sonne würde ihren Seelenschmerz etwas lindern. Sie rückte sich etwas abseits einen Liegestuhl zurecht. Seufzend streckte sie sich aus, rutschte nach rechts, nach links, bis sie eine bequeme Position fand. Sie entnahm ihrer Badetasche ein Buch und blätterte interessiert darin. Wann hatte sie das letzte Mal gelesen? Vor einem Jahr? Als Kind hatte sie dauernd ihre Nase in Büchern gehabt - was war bloß aus ihr geworden.

      In freudiger Erwartung schlug sie es auf und war bald in eine mittelalterliche Welt mit Fürsten und Prinzessinnen versunken. Ein geheimnisvoller, schwarzer Ritter gewann wichtige Schlachten für den König und rettete Hofdame samt Hofstaat. Endlich hatte er seinen Widersacher gestellt, holte aus, um ihn mit dem Schwert zu durchbohren…

      „Spürst du das, Baby?“, drang da Davids Stimme zu ihr hinüber. „Schau, Liebling, ich stell dir die Liege in den Schatten.“ Er half seiner Frau, sich hinzusetzen, obwohl ihr Bauchumfang noch sehr moderat war und sie sich normal bewegen konnte. Überhaupt schien Jessica die Schwangerschaft gut zu bekommen, sie sah frisch wie der Morgentau aus. Keine Spur von aufgeschwollenen Füssen oder roten Flecken im Gesicht. Ihr honigfarbener Teint schimmerte samtweich, und die blonden Haare hätten für eine Shampoo-Werbung Verwendung finden können – , die perfekte Spannkraft. Amber hatten die Haare wie müder Schnittlauch dauernd im Gesicht gehangen und sie fast wahnsinnig gemacht. Neidisch dachte sie: Manche Frauen haben das Glück, Supergene in die Wiege gelegt zu bekommen. Und obendrauf kriegen sie auch noch die nettesten Männer ab.

      Dagegen sah der werdende Vater aus, wie durch den Wolf gedreht und wieder zusammengesetzt. Seine ständige Sorge um ihr Wohlergehen hatte etwas Asthmatisches.

      „Pass auf, dass du nicht ausgleitest! Hast du die Flipflops eingepackt?“

      Seine liebevolle Aufmerksamkeit stach Amber wie ein Messer in die Brust. Damals hatte sie niemand begleitet. Keiner hatte sie verhätschelt während der Schwangerschaft, und es war die Pflegerin gewesen, die ihr bei der Geburt Mut zusprach und ihr die Hand hielt.

      „Süß, wie sich Herr Maler um seine Frau kümmert. Nicht? Wenn das nicht echte Liebe ist! Bei so viel Glück wird einem richtig warm ums Herz. Finden Sie nicht auch?“, seufzte Mia alias Miss Marple neben ihr. Ihr Doppelkinn wackelte mit ihrem Busen um die Wette, während sie an ihrem Bikini herumzupfte. Er musste ihr einmal gepasst haben, als sie dreißig von den hundertsechzig Pfund leichter war.

      Amber sank etwas tiefer in ihren Stuhl und zog es vor, sie zu überhören. Sie hätte sowieso kein Wort herausgebracht, um den Kloss herum, der ihr im Hals steckte.

      Warum mussten sie auch alle in ihre Ecke kommen?

      Später, am Abend, plagten Amber Zweifel. Hätte es eine andere Lösung gegeben, damals? David war stur geblieben, und ihr war die Schwangerschaft so peinlich, weil sie damit genau die Vorurteile der anderen bestätigte.

      Nachdem sie von der Polizei weggegangen war, hatte sie bis zur Geburt gejobbt. Melanie konnte gerade krabbeln, als Amber ein Stipendium aus dem Fond für alleinerziehende Mütter zugesprochen wurde, um Rechtswissenschaften zu studieren. War sie vorher schon gut beschäftigt gewesen, so war nun ihr Leben zum Bersten ausgefüllt mit ‚Räbeliechtli‘ Schnitzen, Semesterarbeiten schreiben, Muki-Turnen und Büffeln für die Zwischenprüfungen. Sie war nie ganz da, immer müde, kam überall zu spät und entschuldigte sich reflexartig für alles Mögliche. Anfangs des achten Semesters wurde Melanie krank und bekam sehr hohes Fieber. Amber wagte es nicht, von ihrer Seite zu weichen. Sie machte ihr Essigsocken und Zwiebelwickel, sang ihr vor, bis es Melanie wieder besser ging. Inzwischen hatte sie wichtige Prüfungen und den Termin für ihre Diplomarbeit verpasst. All das aufzuholen, fehlte ihr die Kraft, außerdem war sie inzwischen pleite. Sie brach das Studium ab und begann bei der Staatsanwaltschaft zu jobben. Nach und nach konnte sie ihre Schulden abzahlen, die Situation beruhigte sich langsam, und als Melanie in die Schule kam, entschloss sich Amber, wieder bei der Polizei einzusteigen, diesmal in die Kriminalabteilung.

      Auch heute kollidierte ihre Mutterrolle viel zu oft mit ihren Dienstzeiten. Dann pflügte sie hektisch durch die Aktenberge, um anschließend nach Hause zu eilen, weil Melanie die Grippe plagte oder ein Lehrergespräch fällig war.

      Sie waren eine glückliche, kleine Familie, die meiste Zeit wenigstens. Ihre Tochter sehnte sich zwischendurch einmal nach einem Vater, und Amber nach einem Mann. Doch die Partnerwahl gestaltete sich mit Kind leider komplizierter, spontane Feiern konnte sie vergessen. Alles musste geplant werden, und sie bedauerte es hinterher umso mehr, wenn ein Rendezvous langweilig war und kein Funken springen wollte.

      Als die Sonne allmählich ins Meer sank und sich der Himmel über dem Horizont, von orange bis schiefergrau verfärbte, lehnte Amber an der Reling. Sie schaute auf die endlose Weite des Wassers hinaus, das so spiegelglatt war, dass man meinte, СКАЧАТЬ