Название: Die POPkörner (1). Ein Stern für Lou
Автор: Stefanie Taschinski
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Учебная литература
Серия: Die POPkörner
isbn: 9783401802633
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»Und warum…«, Lou senkte ihre Stimme, »… erzählt eure Mutter, dass Motte Dünnpfiff hat?«
»Weil sie nicht will, dass ihr wisst, dass Motte sich gerne versteckt«, lautete Tills prompte Antwort.
Lou krauste die Stirn. Das wurde ja immer rätselhafter.
Die Zwillinge rissen das Geschenkpapier auf.
»Sieh mal!«, rief Ole.
»Hammer!«, sagte Till.
Er hielt ein schwarzes Lederband hoch, an dem ein großer polierter Zahn hing. »Megacool!«
Die Zwillinge legten ihre neuen Ketten um.
»Und die sind echt von einem Killerwal?«, fragte Ole atemlos.
»Es sind Orcas«, erklärte Lou. Nur weil die schwarz-weißen Wale Lachs und Robben fraßen, waren sie noch lange keine Killer.
»Hast du auch mal lebendige Wale gesehen?«, wollte Till wissen.
»Na klar, jeden Tag«, nickte Lou lässig. »An manchen Tagen habe ich sogar mehr Wale als Menschen gesehen.«
»Wahnsinn«, sagte Ole.
Mehr Wale als Menschen? Was erzählte ihre Cousine denn da für einen Schwachsinn? Motte stand im Schatten der Tür zum Speisezimmer. Sie wartete auf den richtigen Moment, um unauffällig zu ihrem Platz zu huschen.
»Orcas schwimmen ihr ganzes Leben als Familie«, fuhr Lou fort. »Jede Familie hat ihre eigenen Laute, an denen die Tiere sich wiedererkennen.«
Die Zwillinge und auch Grandmère hörten gespannt zu. Lou kam richtig in Fahrt. »Ein paar von ihnen sind fast zahm – und ich konnte sie von meinem Kajak aus streicheln.«
Ole und Till staunten mit offenem Mund. »Du warst in deinem Kajak und der Killerwal direkt neben dir?«, fragte Till.
Lou nickte. »Seine Rückenflosse war so hoch, dass sie von hier bis zur Zimmerdecke gereicht hätte!«
»So große Orcas gibt es gar nicht!«, sagte mit einem Mal eine kühle Stimme hinter Lou.
»Motte?!«, rief Lou und sprang aufgeregt von ihrem Stuhl. Endlich, endlich sah sie Motte wieder! Am liebsten hätte sie ihre Cousine sofort umarmt und fest gedrückt. Aber etwas in Mottes blassem Gesicht ließ Lou im letzten Moment innehalten. »Da bist du ja!«, sagte Lou stattdessen nur und strahlte sie an.
»Sieht so aus«, erwiderte Motte, schob die Hände tief in die Hosentaschen und setzte sich auf ihren Platz.
Für ein paar Sekunden blieb Lou noch stehen. Warum sah Motte sie nicht an? Langsam setzte auch Lou sich wieder an den Tisch. Hatte Tante Vanessa doch recht? War Motte krank? Ihr blasses Gesicht und die aufgesprungenen Lippen sahen jedenfalls nicht gerade gesund aus.
Motte fühlte, wie ihre Cousine sie unentwegt von der Seite anstarrte, und rückte ein Stück zu Grandmère hinüber.
»Lou hat dich etwas gefragt, Cherie«, sagte Grandmère und legte Motte ein Stück Brot auf den Teller. Motte biss hinein.
»Tatsächlich?«, knurrte sie wütend.
Grandmère hob die Augenbrauen, doch da bemerkte Frau Jacobi ihre Tochter. »Karlotta-Sophie! Wo kommst du denn her? Ich meine… wo bleiben deine Manieren? Sag deinem Onkel und deiner Tante Guten Tag!«
Motte kaute weiter.
»Schön, dich zu sehen, Karlotta«, sagte Frau Blum herzlich. »Geht es dir besser?«
»Hallo, Karlotta«, lächelte Herr Blum.
Motte schwieg weiter hinter ihrem dunklen Haarvorhang.
»Karlotta!« Nun klang die Stimme ihrer Mutter richtig schrill. »Antworte!«
Da stand Motte so abrupt auf, dass der Stuhl wackelte. Sie blinzelte zwischen ihren Haaren hindurch. »Guten Abend, sehr verehrte Tante! Guten Abend, sehr verehrter Onkel«, sagte sie, machte einen Knicks und ließ sich wieder auf ihren Stuhl plumpsen. »Darf ich jetzt weiteressen?«
Lou sah zu ihrer Tante. Auf ihrem Hals und ihrem Gesicht leuchteten rote Flecken. »Oh nein! Du…«
Onkel Oliver legte seine Hand auf den Arm seiner Frau und lächelte bemüht in die Runde. »Keinen Streit, bitte. Nicht heute Abend.«
Tante Vanessa holte tief Luft. »Du hast recht.« Sie warf ihrer Tochter einen letzten wütenden Blick zu. »Das klären wir später.«
Lou fühlte, wie ihr ein kalter Schauer über den Rücken lief. In der Haut ihrer Cousine wollte sie jetzt nicht stecken. Motte indessen verbarg das Gesicht hinter ihren Haaren, sodass Lou nur ahnen konnte, was in ihr vorging. Ein bisschen Ablenkung konnte bestimmt nicht schaden. Vorsichtig rückte Lou ein Stück näher. »Weißt du, eben mit der Orcaflosse hab ich wohl ein bisschen übertrieben«, versuchte sie, den Faden wieder aufzunehmen. »Aber…«, Lou griff nach ihrer Umhängetasche und zog ein paar Fotos heraus, »… Orcas habe ich wirklich gesehen!«
Till und Ole rissen ihr die Bilder aus der Hand.
»Ist in Kanada ja wohl auch nichts Besonderes«, murmelte Motte und warf einen kurzen Blick auf das Bild: Das Foto war vom Wasser aus aufgenommen worden. Vorne sah man Lou in ihrem kleinen Kajak und gar nicht weit dahinter stachen drei große Orcaflossen aus den Wellen.
Motte funkelte Lou an. »Zu schade, dass sie dich nicht zum Frühstück gefressen haben.«
Für einen Augenblick blieb Lou die Luft weg, dann fing sie an zu grinsen. Das konnte doch wohl nur ein Witz sein.
5. Song
»Du kannst den nehmen«, sagte Motte und zeigte auf den lilafarbenen Sitzsack, der vor ihrem Bücherregal lag. Dann hockte sie sich auf die Fensterbank und zog die Beine an.
Lou stand noch immer im Türrahmen und rührte sich nicht. Nach dem Essen hatte Onkel Oliver sie beide hochgeschickt – damit sie sich »in Ruhe beschnuppern« konnten. Motte war mit eisiger Miene vor ihrer Cousine die Treppe hinaufgegangen.
»Wenn du lieber allein sein möchtest, kann ich auch zu den Jungs gehen«, schlug Lou vor.
»Unmöglich«, stöhnte Motte und erklärte gereizt: »Unsere Eltern erwarten, dass wir uns jetzt über unsere Lieblingsfilme und Lieblingsmusik austauschen, und wenn du jetzt schon drüben bei den Gnomen auftauchst, werden sie hundertpro eine ganze Reihe unangenehmer Fragen haben.«
Lou konnte sich kaum vorstellen, was das für Fragen sein sollten. »Hm und was möchtest du dann?«
Motte zeigte zum zweiten Mal auf den Sitzsack. »Louise, du setzt dich jetzt einfach dahin, kommst mir nicht in die Quere und in einer halben Stunde haben wir es hinter uns.«
Lou СКАЧАТЬ