Mordsklamm. Mia C. Brunner
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Название: Mordsklamm

Автор: Mia C. Brunner

Издательство: Автор

Жанр: Триллеры

Серия:

isbn: 9783839265727

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СКАЧАТЬ kann so etwas nicht unkorrigiert lassen«, belehrte ihn Lenz. »Bier ist es erst später, wenn die Hefezellen –«

      »Herr Lenz«, unterbrach Florian Forster den erneuten Monolog des Brauereibesitzers unwirsch. »Wo waren Sie zu dem Zeitpunkt, den ich Ihnen eben genannt habe? Oder war Ihr Kollege Hubertus für diesen besonderen Sud ganz allein zuständig?«

      »Weder noch«, gab Lenz bereitwillig Auskunft. »Wir hatten beide Urlaub. Meinen Angestellten hatte ich bereits eine Woche vor dem besagten Sud in den Urlaub geschickt mit der Bitte, das Sommerfest ein paar Wochen später allein zu managen. Ich selbst flog am folgenden Tag nach Thailand.«

      »Und wer bitteschön hat dann das Bier gemacht?«, wollte der Hauptkommissar wissen, machte sich weitere Notizen auf seinen Zettel und wartete ungeduldig auf eine adäquate Erklärung.

      »Der Computer«, antwortete Lenz und lächelte überheblich. »Ich hatte ihn so programmiert, dass alles von allein lief. Über meinen Laptop konnte ich noch am Flughafen München sehen, dass alles vernünftig eingestellt ist und sich keine Fehler eingeschlichen haben. In Phuket, Thailand, habe ich dann Tage später das Ergebnis überprüft. Mit dem Sud war alles in Ordnung. Keine Fehlermeldung. Ansonsten hätte Markus kommen und manuell eingreifen müssen. Doch das war, wie gesagt, nicht nötig.«

      »Verstehe. Also hat in dieser Zeit – in über drei Wochen – niemand nach Ihrer Brauerei geschaut?«

      »Ich gebe zu, das war ein großes Risiko, denn der Gärprozess müsste durchaus täglich überprüft werden. Ich habe so etwas auch noch nie zuvor riskiert, aber es ging nicht anders. Der Urlaub sollte meine Ehe retten, den musste ich nehmen. Und meistens geht mit den Suden alles gut. Auch dieses Mal – dachten wir. Markus hat mir vor ein paar Tagen per Mail geschrieben, dass alles reibungslos funktioniert hat. Wäre das nicht der Fall gewesen, hätten wir für das anstehende Fest auf Lagerbestände für den Ausschank zurückgegriffen. Aber das Bier war perfekt.«

      »Trotz der zersetzten Leiche im Sudvorgang?« Florian rümpfte die Nase und sah den Brauereibesitzer entsetzt an. »Gibt es nicht irgendwelche Messwerte, die durch einen mitgekochten Körper von der Norm abweichen?«

      »Herrgott, das weiß ich nicht. Damit habe ich absolut keine Erfahrung, wie Sie sich denken können. Hätte ich gewusst, dass wir einen Menschen mitgekocht haben, dann hätte ich den kompletten Sud in den Kanal gelassen, das können Sie mir glauben, Herr Hauptkommissar. Doch sensorisch war alles perfekt. Das hat jedenfalls Markus gesagt, und der ist ein erfahrener Braumeister, dem ein Fehlgeschmack durchaus aufgefallen wäre.« Der smarte Brauereibesitzer Sebastian Lenz lehnte sich auf dem Stuhl zurück und fuhr sich mit beiden Händen durchs Haar. Dann lächelte er verlegen.

      »Bei all der Tragik, die dieser Vorfall hat, Herr Hauptkommissar«, begann er, setzte sich wieder aufrecht hin, beugte sich vor und legte die Unterarme auf den Schreibtisch vor ihm. »Als ich erfahren habe, dass in meinem Bier ein Mensch mitgekocht wurde, ist mir eine Geschichte eingefallen, die ich während meines Studiums vor vielen Jahren gehört habe.«

      Als Hauptkommissar Forster nicht nachhakte und ihn nur ausdruckslos ansah, fuhr er fort: »Es soll hier in Süddeutschland im späten Mittelalter einen Bräu, also einen Brauer, gegeben haben, der seinen Konkurrenten ermordet und anschließend den Kopf der Leiche bei all seinen Suden mitgekocht haben soll. Sein Bier war gefragt, er kam mit dem Brauen kaum hinterher und wurde reicher und reicher. Erst als der Bräu starb, fanden die Dorfbewohner die Überreste des bis dato vermissten Konkurrenten.« Lenz lachte laut auf. »Wenn einer der konkurrierenden Braumeister aus der Nachbarschaft in meinem Bier schwimmt, dann muss ich mir um meine Zukunft keine Sorgen mehr machen. Oder, Herr Forster? Vorausgesetzt, diese abstruse Legende stellt sich als Wahrheit heraus.«

      »Das finde ich nicht witzig, Herr Lenz«, entgegnete der Hauptkommissar angewidert, sah Lenz ärgerlich an und schüttelte den Kopf. »Ein Mensch ist brutal zu Tode gekommen. Ihre Bemerkung ist mehr als pietätlos.«

      »Ja, Sie haben recht. Das war geschmacklos«, bedauerte der Brauerei-Inhaber, nickte und schaute beschämt zu Boden. »Ich hoffe natürlich sehr, dass Sie schnell einen Schuldigen finden.«

      *

      Dieser Mordfall war völlig undurchsichtig. Auch nach einer weiteren Stunde Befragung kam Florian der Aufklärung keinen Schritt näher. Er hoffte, dass Ewe ihm Anfang nächster Woche sagen konnte, wer der Tote in der kochenden Würze war. Hoffentlich ließ sich nach dem stundenlangen Kochvorgang die DNA noch bestimmen. Und selbst dann musste es einen registrierten Vermissten geben, dem die DNA zugeordnet werden konnte, sonst nutzte die genetische Information wenig. Fingerabdrücke wurden in der Umgebung des Sudkessels keine gefunden. Doch vielleicht hatten sie ausnahmsweise einmal Glück im Unglück. Nächste Woche würde er zusammen mit Berthold die umliegenden Brauereien abklappern. Vielleicht fand er nicht sofort einen Täter, aber wenigstens ein Motiv wollte er so schnell wie möglich feststellen. Wenn es keine Richtung gab, in die man ermitteln konnte, vermutete man immer nur ins Blaue hinein, und dann war ein Mordfall neben all seiner Dramatik einfach nur frustrierend.

      8

      Die Fahndung nach der vermissten Ehefrau von Herrn Guggenmoos, den Hauptkommissar Kern und Jessica vor über einer Woche in dem kleinen Missener Hotel ermordet vorgefunden hatten, lief erst seit drei Tagen. Das lag vor allem daran, dass es Jessica nicht gelungen war, die Hamburger Kripobeamten von der Dringlichkeit zu überzeugen, ihr schnell ein Foto der Frau zu besorgen. Die Hauptkommissarin hatte die Hamburger Beamten schließlich regelrecht mit Anrufen bombardiert, doch ihre norddeutschen Kollegen ließen sich Zeit, die ihnen hier im Allgäu jetzt fehlte.

      Jessica glaubte nach wie vor nicht daran, dass Frau Guggenmoos ihren Mann getötet hatte. Ihre Ermittlungen ergaben, dass die Verdächtige das Hotel, sollte sie geflohen sein, nur zu Fuß verlassen haben konnte. Ein Taxi hatte sie nicht genommen. Auch mit dem Bus war sie nicht gefahren, da die Buslinie 23, die durch Missen führte, aufgrund einer Straßenreparatur für mehrere Tage unterbrochen gewesen war.

      Hätte Frau Guggenmoos dann nicht ihr eigenes Auto genommen, um schnellstmöglich wegzukommen? Der dunkelrote Mercedes allerdings stand noch immer vor dem Gasthof. Ihr gesamtes Gepäck befand sich im Hotelzimmer. Und die Jacke, die sie laut Auskunft des Hoteliers ständig getragen hatte, hing am Haken neben der Zimmertür. Das Einzige, was die Beamten der Spurensicherung nicht gefunden hatten, waren ihre Geldbörse und ihr Ausweis.

      Hatte sie vielleicht einen Komplizen? Oder war die Frau entführt worden? Doch warum? Das Ehepaar Guggenmoos hatte keine Kinder und aufgrund ihres fortgeschrittenen Alters vermutlich auch keine Eltern mehr. Eine eventuelle Lösegeldforderung machte dementsprechend keinen Sinn.

      Um nähere Informationen über den finanziellen Hintergrund des Ehepaares und Auskunft über mögliche Verwandte zu bekommen, hatte sich Jessica am heutigen Vormittag erneut an die Hamburger Dienststelle gewandt, die sich um die Beschaffung des Fahndungsfotos gekümmert hatte. Sie glaubte nicht daran, dass die Hamburger Kollegen diese Aufgabe schneller erledigten als die erste.

      Als bereits eine Stunde später ihr Diensttelefon klingelte und das Display eine Hamburger Nummer anzeigte, traute sie ihren Augen kaum.

      »Hauptkommissarin Grothe«, meldete sich Jessica, schlug die Akte zu, die aufgeschlagen auf ihren Beinen lag, und legte sie auf die Ordner auf ihrem kleinen Schreibtisch. Außer der Tastatur und dem Bildschirm passte kaum noch etwas auf die Arbeitsfläche des winzigen Tisches.

      »Jessica? Bist du das?«

      Die Stimme, die ihr aus der Leitung entgegenschallte, erkannte sie nicht auf Anhieb, doch sie kam ihr bekannt vor.

      Der junge Mann am anderen Ende lachte. »Jessica СКАЧАТЬ