Rurschatten. Olaf Müller
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Название: Rurschatten

Автор: Olaf Müller

Издательство: Автор

Жанр: Триллеры

Серия:

isbn: 9783839258309

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СКАЧАТЬ gelebt. Sie müsse nun zum Tennis, ob er denn noch Fragen habe.

      »Wir müssen das jeden fragen, Frau Utzerath. Wo waren Sie am Freitagabend, als der Mord passierte?«

      »Mit meinen Freundinnen aus dem Tennisklub haben wir im Klubhaus einen Damenabend gefeiert. Es war sehr kurzweilig. Das dauerte etwa bis Mitternacht.«

      »Eine letzte Frage. Rurschatten, sagt Ihnen das Wort etwas?«

      Marie Utzerath hielt einen Moment inne.

      »Nein. Nie gehört. Was soll das sein?«

      »Nichts. Nur so ein Wort. Danke. Melde mich nochmals. Und viel Erfolg beim Aufschlag. Sie sehen sehr gut aus.« Da wurde Marie Utzerath rot. Michael Fett biss sich auf die Zunge. Er war überrascht. Über sich selbst.

      Tennis – eigentlich kein Sport für eine Hausbesorgerin, arbeitete es nach im Gehirn von Fett. Obwohl – vom Aussehen her, da passt es. Alle können Tennis, nur ich wieder nicht. Fett erinnerte sich an sein Versagen im Sportunterricht. Wen man beim Tennis alles treffen kann, könnte, hätte treffen können. Fett konjugierte es durch. Sein Blick fiel auf die Bücherwand: Simmel, Böll, Grass, Lenz, dazwischen eine Goethe-Ausgabe, Hemingway, Faulkner, am Ende einige Franzosen. So viel konnte er an den Schutzumschlägen erkennen. Und Kataloge von Ausstellungen des Leopold-Hoesch-Museums. Ungewöhnlich für eine Hausverwalterin, dachte Fett. Oder von Rütters übrig geblieben. Nun, sie hat sich wohl selbst weiter gebildet. Warum sonst das Seniorenstudium. Marie Utzerath – Fetts Gedanken gingen in viele Richtungen. Diese Frau war für ihn nicht so einfach fassbar. Die Art, wie sie sich bewegte, die Freundlichkeit, die Ausstrahlung – faszinierend und geheimnisvoll. Er kehrte zurück von seinem gedanklichen Ausflug.

      »Eine allerletzte Frage, Frau Utzerath. Verzeihen Sie, haben Sie Kinder?«

      »Herr Kommissar«, ihr Ton bekam eine andere Färbung, härter und kälter, »mein Sohn Robert ist 1965 im Alter von fünf Jahren tödlich verunglückt. Das ist die Tragik meines Lebens. Er wuchs ohne Vater auf. Mehr werden Sie darüber nicht von mir hören. Guten Tag.«

      »Entschuldigung, Frau Utzerath. Das tut mir sehr leid. Guten Tag«, sagte Fett relativ leise und mit gesenktem Kopf. Er ging nachdenklich davon.

      Ölig, etwas ölig

      »Schmelzer, neu denken.«

      »Was?«

      »Neu denken.«

      Fett buchstabierte.

      »Vielleicht ein Geisteskranker aus der Forensik. Hat Rütters mal einen beschäftigt? Kümmerte er sich um Resozialisierung? Hat er schwererziehbaren Jugendlichen geholfen? Alles checken. Kontoauszüge noch mal durchforsten. Wohin ging die Knete? Auch wenn das alles nicht so richtig zu der professionellen Ausführung des Mordes passt, wir müssen immer noch alle Möglichkeiten und Motive überprüfen.«

      Schmelzer maulte. Dann legte er los. Am Nachmittag meldete er sich fast triumphierend in Fetts Büro.

      »Das Superluxusseniorenwohnheim, das kostet rund 4.000 Euro im Monat. Meister Rütters hat jeden Monat 5.000 überwiesen. Seltsam, oder?«

      »Termin mit der Leitung machen, rapido«, sagte Fett. Mehr als drei Wochen waren seit dem Mord vergangen.

      Ölig, etwas ölig und tiefengebräunt saß der Leiter des Seniorenstifts, Fred Strack-Zimmermann, vor den beiden Kommissaren aus Aachen, wie er mehrfach betonte. Der Anzug war zu groß, die Uhr zu golden, die Haare zu ölig. Alles an dem Mann missfiel dem Kommissar. Nicht dem ersten Eindruck hingeben, sagte er sich.

      Nein, warum Herr Rütters die 5.000 überwiesen habe, immerhin über zwei Jahre, vorher nur 4.000 und seit Mai dann wieder nur 4.000, da könne er sich jetzt keinen Reim drauf machen.

      »Gut, jetzt nicht, später schon«, sagte Fett, »Betriebsprüfung hilft bestimmt. Heimaufsicht plus Durchsuchungsbeschluss, ob die Presse davon Wind bekommt, kann ich nicht ganz auszuschließen.«

      »Moment mal«, stockte der Ölige, »doch, ja, jetzt kommt die Erinnerung.«

      Der Herr Rütters selig, der sei sehr sozial gewesen. Klar, warum habe er das nur vergessen.

      »Wir haben vor zwei Jahren einen Aufruf gemacht. Damals boten wir einigen schwererziehbaren Jugendlichen Jobs an. Dafür suchten wir Paten. Und Herr Rütters wurde Pate. Pate von Johnny.«

      »Johnny«, sagte Fett, »wer zum Teufel ist Johnny, was heißt Pate und was hat das mit der Knete zu tun?«

      »Nun ja, mit den 1.000 Euro zusätzlich wurde der Johnny gefördert, konnte sich eine Wohnung leisten, war sozusagen Resozialisierung«, meinte der Ölige.

      »Wo finden wir denn den Johnny? Warum hörte denn die Zahlung im Mai auf?«, grätschte Schmelzer in das Gespräch.

      »Herr Rütters, der wollte nicht mehr.«

      »Ach so, warum denn und wo ist Johnny?«

      »Moment mal. Schwester Irmgard, wo ist noch mal der Johnny Kaiser«, knurrte der Ölige ins Telefon. »Stimmt, hatte ich vergessen. Danke. Also«, setzte er an, »Herr Kaiser fehlt seit rund drei Wochen, genauer, seit das mit Herrn Rütters hier bei uns bekannt wurde. Vielleicht weil Rütters nicht mehr zahlen wollte, warum, warum. Keine Ahnung.«

      Fett spürte etwas hochsteigen. So aus dem Bauch nach oben. Wie beim Wasserkessel kurz vor dem Pfiff. Er zählte bis fünf. Eine Kombination aus Wut und Ärger. Er hatte etwas übersehen, und das ärgerte ihn. Zudem verbarg Strack-Zimmermann etwas. Und leise sagte er ihm ins Ohr: »Wenn Johnny auch nur irgendwas mit dem Mord zu tun hat, sind Sie am Arsch. Und zwar richtig. Behinderung, Vertuschung. Sie kommen nach Aachen, wo die schweren Jungs einsitzen. Die freuen sich auf so einen Öligen wie Sie. Und jetzt die Adresse, sonst fahren Sie noch heute ein.«

      Josef genannt Johnny

      In der Rütger-von-Scheven-Straße 319 stand »Kaiser« an einer Klingel in krakeligen Buchstaben geschrieben. Die Tür zum Block war offen. Oben roch es nach angebrannten Pfannkuchen. Johnny Kaiser öffnete. Ein ungewaschener junger Typ, dem man all seine Vorstrafen und Aufenthalte in Erziehungsheimen irgendwie ansah. Johnny rülpste seine Begrüßung wie nach drei Flaschen Wicküler.

      Über den Besuch der Polizei schien er nicht erstaunt, gehörte bei einem wie ihm wahrscheinlich zum Tagesgeschäft.

      »Morgen, Herr Kaiser, Fett, Mordkommission Aachen. Wie war denn Ihr Verhältnis zu Herrn Rütters?«

      »Was wollen Sie denn von mir?«

      »Blöd, so ein Mordfall. Und das direkt, nachdem die Knete nicht mehr kommt. Wo waren Sie denn am Feuerwerksfreitag der Annakirmes? Jaguarbahn, Schießbude oder Autoscooter? Oder Lust auf Geisterbahn? Wir kommen mal rein. Keine Umstände.«

      Josef Kaiser, genannt Johnny, hatte Erinnerungslücken. Nur, dass Rütters von heute auf gleich die Knete gestrichen hatte, das wurmte ihn. Die 500 Oschen von seinem Paten waren nötig.

      »500, ick glob ick spinne, sagen da die Berliner.« Fett wurde ungehalten.

      »1.000 mein Junge. Und dann Ende. Da kann man sauer werden.«

      »Ich höre immer 1.000. СКАЧАТЬ