Tödliche K. I.. Markus Warken
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Название: Tödliche K. I.

Автор: Markus Warken

Издательство: Автор

Жанр: Триллеры

Серия:

isbn: 9783839263563

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      Allahu akbar

      Jana schluckte. Mit so einer Antwort hatte sie nicht gerechnet. Und sie würde mit diesen Leuten ganz sicher nicht direkt verkehren, selbst wenn sie nichts in Erfahrung brächte. Mit geringeren Erwartungen öffnete sie den zweiten Eingang.

      von: Kameradschaft Achatz Hilger <[email protected]>

      an: [email protected]

      Betreff: Treffen

      Kamerad, willst du mit uns für die gemeinsame Sache eintreten und die Ehre Deutschlands wiederherstellen?

      Schließ dich uns an! Antworte auf diese E-Mail, damit wir wissen, wo wir dich treffen können.

      HH, Achatz

      Jana schüttelte den Kopf und löschte die beiden E-Mails. Sie stellte den Laptop auf Stand-by und klappte den Deckel zu. Der Lüfter schaltete auf höchste Drehzahl und pustete heiße Luft gegen ihre linke Hand, die auf der Schreibtischplatte lag. Der neue Rechner war doch nicht etwa kaputt? Um das herauszufinden, hatte sie jetzt keine Zeit. Wollte sie rechtzeitig zu ihrem Vorstellungsgespräch in der Bar sein, musste sie sich sputen.

      Als Jana die Wohnung verließ, hatte sie das merkwürdige Verhalten des Rechners schon vergessen. Auf dem Weg nach unten rief sie ihre Tante Greta an, um von ihr noch schnell so viel wie möglich über Whisky zu erfahren. Greta war die einzige Person, die sie kannte, mit der sie über Kaffee fachsimpeln konnte, und Jana wusste, dass sie auf den Gebieten Käse, Wein und eben Whisky ähnlich gut beschlagen war.

      Kapitel 3

      Samstag, 10. Oktober 2020 – Friedrichshain, Berlin

      Als Jana an der Whiskybar ankam, blieben ihr fünf Minuten Zeit bis zum vereinbarten Termin. Im spiegelnden Rauchglas der Eingangstür überprüfte sie ihr Äußeres und zupfte den Schal zurecht, mit dem sie für diesen Anlass frische Farben in ihre übliche bequem-lässige, eher schlichte Kleidung aus Kuschelpullover und Jeans brachte. Du hast genau eine Gelegenheit, einen guten ersten Eindruck zu machen, sagte Tante Greta immer. Neben der Tür hing die Getränkekarte. Jana stellte fest, dass das »Fàilte!« 117 verschiedene Whiskys, neun verschiedene Mineralwasser und drei reinsortige Kaffees führte. Entweder war das ein Laden ganz nach ihrem puristischen Geschmack oder völlig abgedreht. Sie sah auf die Uhr: zwei Minuten vor zwölf. Jana atmete tief durch und öffnete die Tür. Drinnen empfing sie eine gediegene Atmosphäre: dunkles Holz, lederne Clubsessel, Bilder von Golfspielern und Fliegenfischern.

      Das sieht nach guten Trinkgeldern aus, freute sie sich.

      »Fàilte, Jana!«, rief eine rauchige Stimme vom Tresen. »Ciamar a tha thu?«

      »Wie bitte?« Jana krauste die Stirn und spähte zur Theke, doch sie konnte niemanden entdecken. Hinter dem Ausschank stand eine Tür offen, die in einen Lagerraum führte. Sie wollte gerade darauf zugehen, als ein Mann Anfang 40 in der Tür auftauchte, die Theke umkurvte und mit ausgestrecktem Arm auf sie zukam.

      »Das ist Gälisch, die Sprache meiner Heimat Islay, und heißt ›Willkommen, Jana, wie geht es dir?‹«

      Sein Deutsch war fehlerfrei, wenngleich mit einem starken Akzent, wobei sein gutturales R am meisten auffiel. Er überragte Jana fast um einen Kopf, seine roten Haare wallten ihm offen über die Schultern – und er trug einen Kilt. Seine Pranke packte ihre Hand, und Jana unterdrückte einen Schmerzenslaut.

      »Danke, mir geht es gut«, erwiderte sie und knetete verstohlen ihre Fingerknöchel. »Und ich bin beeindruckt: Sie haben ja eine imposante Karte, Herr Bayne. Ich bin wirklich beeindruckt.«

      »Das freut mich zu hören! Nenn mich bitte Iain und sag du zu mir. Förmlichkeiten vertragen sich nicht mit dem Genuss edlen Whiskys.«

      Iain und seine Bar gefielen Jana immer besser, und sie hatte den Eindruck, dass auch er sie mochte. Er bat sie mit einer einladenden Geste an den Tresen, was ihr das Gefühl gab, den Job so gut wie in der Tasche zu haben. Jana setzte sich auf den Stuhl, den Iain ihr zurechtschob, reckte den Hals und sah ihn offen an.

      »Ich hoffe, du kennst dich mit Whisky aus?«

      »Hmm, ich denke schon.«

      »Malt, Single Malt, Blend, Bourbon?«

      Bei jedem der Begriffe nickte Jana zustimmend.

      »Kennst du den Unterschied zwischen Whisky und Whiskey mit ›e‹?«

      »Klar, der mit ›e‹ ist aus Irland«, antwortete sie.

      »Und, kannst du darüber ein bisschen ausführlicher erzählen?«

      Sie sah Iain fragend an.

      »Irischer Whiskey, schön, aber das reicht mir nicht. Was ist das Besondere daran? Pot Still? Grüne Gerste?« Seine Stimme bekam einen ungeduldigen Unterton, der Jana unwillkürlich an die des Fremdprüfers in ihrer mündlichen Abiturprüfung erinnerte. Als sie nicht antwortete, sah er fast enttäuscht auf sie herab. Janas Gesicht glühte auf. Nach der halbstündigen Druckbetankung in Sachen Whisky-Wissen durch Tante Greta hatte sie sich als Expertin gefühlt. Jana versteifte sich. Kampflos wollte sie trotzdem nicht aufgeben.

      »Okay, als Whisky-Expertin kann ich vielleicht nicht durchgehen.« Sie setzte ihr gewinnendstes Lächeln auf. »Aber unter Umständen kann ich Sie, äh, dich auf eine andere Art beeindrucken …«

      Iain zog die rechte Augenbraue empor.

      »Ich habe gesehen, dass du drei reinsortige Kaffees auf der Karte hast.«

      »Ja, sicher. Meine Gäste sind anspruchsvoll.«

      »Warum führst du drei sehr kräftige, eher säurereiche Sorten und keine einzige milde?«

      »Was würdest du denn vorschlagen?«

      »Vielleicht einen Maragogype, zum Beispiel aus Mexiko?«

      »Oha, keine Whisky-, aber dafür Kaffeeexpertin? Haben deine Eltern eine Rösterei?«

      »Nein«, erwiderte Jana, »das ist ein Tick von mir, den ich mir eigentlich nicht leisten kann. Faule Kompromisse hasse ich.«

      »Du hasst also faule Kompromisse«, wiederholte der Barbesitzer und griff hinter sich in einen Schrank. Wortlos stellte er sechs Gläser vor sie und goss aus verschiedenen Flaschen ein.

      »Ardbeg aus meiner Heimat Islay, The Glenlivet, Slyr, Yamakazi, Jameson – einer mit ›e‹.« Dabei lächelte er sie auf eine Art an, von der sie nicht hätte sagen können, ob sie spöttisch oder verschwörerisch war. »Und der Vollständigkeit halber etwas von dem grauenvollen Zeugs, das die Amis brennen.«

      »Ein Bourbon?«

      »Ja, Kentucky, Sour Mash. Probier den zuerst. Dann hast du es hinter dir.«

      »Soll das heißen, dass ich den Job habe?«

      »Wir können es ja mal miteinander versuchen«, sagte er gedehnt. »Aber du musst wissen, wovon du redest, dich mit Whisky solide auskennen. Mit zusammengegoogeltem Halbwissen vergraulst du mir meine Gäste.«

      Geraume Zeit später trat Jana ins Freie. Der СКАЧАТЬ