Название: Familie Dr. Norden 732 – Arztroman
Автор: Patricia Vandenberg
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Familie Dr. Norden
isbn: 9783740965693
isbn:
»Das ist ja ein sehr glücklicher Zufall, daß sie ausgerechnet hier gelandet ist«, stellte Daniel beruhigt fest.
»Das war wohl kein Zufall«, konnte Jenny auch dazu etwas sagen. »Der Mann, der den Unfallhergang beobachtet hat, war selbst einmal Patient und hat direkt hier angerufen.«
»Da siehst du mal, was gute Erfahrungen ausmachen.«
»Ich habe nie daran gezweifelt«, gab Jenny zufrieden zurück.
Daniel warf einen kurzen Blick auf die Uhr. Sein Besuch bei Frau Bergmann war kürzer ausgefallen als gedacht, und so blieb ihm noch Zeit, bis er zu Fee und den Zwillingen zurückkehren würde.
»Dann werde ich die Gelegenheit gleich nutzen und nach Camilla schauen«, erklärte er zu Alice Rosen gewandt. »Schließlich werde ich sicher die Nachbehandlung übernehmen, wenn der stationäre Aufenthalt beendet ist.«
»Millie ist gerade eingeschlafen. Der Streß der vergangenen Wochen und der Unfall haben sie sehr mitgenommen«, erklärte Alice entschuldigend.
»Ich werde trotzdem mal nach ihr sehen. Natürlich, ohne sie zu wecken«, versprach Dr. Norden lächelnd und verließ die beiden Frauen, die zurückblieben, um sich noch einen Augenblick über Camillas Verletzungen zu unterhalten, mit einem kurzen Gruß. Er fand Camilla unterdessen, wie ihre Mutter vorhergesagt hatte, tief schlafend. Zufrieden stellte er fest, daß es ein erholsamer Genesungsschlaf war. Ihr Atem ging ruhig, und ihr verletztes Gesicht war entspannt. Ja, sie lächelte sogar im Schlaf. Daniel betrachtete die Züge der jungen Schauspielerin eingehend. Sie war eine hübsche Frau, die trotz ihres großen Erfolges auf dem Boden der Tatsachen geblieben war, ohne Allüren und mit einer gesunden Portion Realitätssinn. Auch mit diesem unwillkommenen Ereignis würde sie problemlos fertig werden und weiterhin unbeirrt ihren Weg gehen. Mit dieser beruhigenden Gewißheit zupfte Daniel Norden die Bettdecke zurecht, um danach endlich in das wohlverdiente Wochenende mit seiner Familie zu starten.
Wider Erwarten konnte Camilla die ungewohnte Ruhe tatsächlich genießen. Sie hatte kaum Schmerzen, und nachdem sie lange und ausgiebig geschlafen hatte, fühlte sie sich viel besser. Mit Hilfe einer Schwester wagte sie sogar einige Schritte mit Stütze. Doch der Anfang war schwierig, und nach einer Runde im Krankenzimmer war sie so außer Atem, daß sie gern wieder ins Bett zurückkehrte. Dort saß sie und schmökerte, ganz gegen ihre Gewohnheit, in einer Zeitschrift, als sich die Tür zu ihrem Zimmer öffnete. Erwartungsvoll schaute Camilla auf, und ihr Herz machte einen unvermuteten Satz. Konnte das ihr unbekannter Retter sein?
»Hallo, schöne Frau. Darf ich Ihnen meine Aufwartung machen?« Es war Kai Fürmann, den nach seiner wohlverdienten Ruhepause keine zehn Pferde mehr zu Hause gehalten hätten.
»Na, von schön kann ja wohl im Moment keine Rede sein.« Camilla hatte alle Mühe, ihre Enttäuschung zu verbergen. Aber sie war nicht umsonst Schauspielerin. »Trotzdem nett, daß Sie mich besuchen.« Lächelnd legte sie die Zeitschrift beiseite und musterte ihren Besucher kritisch. Statt der weißen Klinikkleidung trug er jetzt Jeans und ein schlichtes T-Shirt, unter dem sich seine trainierten Muskeln abzeichneten. »Gut schauen Sie aus.«
»Ein Lob aus Ihrem Munde? Das ist mehr, als ich mir je erhofft hatte«, entgegnete Kai und verdrehte die Augen schwärmerisch zum Himmel.
»Sie sind wohl ein Charmeur der alten Schule«, lachte Millie belustigt.
Diese Bemerkung sollte fröhlich klingen, doch Kai verstand sie offensichtlich falsch. Mit einem Schlag wurde er ernst. Seine Mundwinkel zogen sich nach unten, und ein gefährlicher Ausdruck blitzte in seinen Augen auf.
»Machen Sie sich bitte nicht lustig über mich«, entfuhr es ihm etwas herrisch.
»Aber das tue ich doch gar nicht. Es war nur so originell gerade. Sie haben Talent zur Komödie«, wollte sie ihn beschwichtigen, doch das waren wiederum genau die falschen Worte.
»Sie halten die Gefühle anderer Menschen also für komisch? Eine interessante Einstellung«, erklärte er mit eisiger Stimme, ohne Camilla aus den Augen zu lassen. Plötzlich schien er ein anderer Mensch zu sein, grausam und kalt. Unter seinem Blick fühlte sie sich eingeschüchtert und ängstlich.
»Aber das stimmt doch gar nicht«, flüsterte sie und drängte sich schutzsuchend in die Ecke ihres Bettes. »Ganz im Gegenteil. Ich freue mich darüber, daß Ihnen meine Arbeit gefällt. Außerdem wollte ich mich dafür bedanken daß Sie meine Mutter sofort angerufen haben«, beeilte sich Camilla zu versichern. Kai musterte sein Gegenüber. Langsam entspannten sich seine Züge wieder. Der Respekt, den Camilla ihm ganz offensichtlich entgegenbrachte, stimmte ihn versöhnlich. Seine Miene wurde weich, die vollen Lippen lächelten spöttisch.
»Sie wissen doch, daß ich Ihnen jeden Wunsch erfülle.« Er zog ihre Hand an seine Lippen und hauchte einen vollendeten Kuß darauf.
Camilla beobachtete ihn verdutzt dabei. Jetzt war er wieder ganz der freundliche junge Mann, der sich auf Frauen verstand. Litt sie unter Wahnvorstellungen, oder hatten sie diese eindrucksvollen blauen Augen noch vor Sekunden eisig und bedrohlich angestarrt?
»Woran denken Sie denn?« fragte er jetzt beinahe liebevoll und holte sie mit seiner Frage in die Wirklichkeit zurück
»Ach, nichts.« Camilla zog ihre Hand zurück, um sich über die Augen zu fahren. Der Unfall war vermutlich doch nicht ganz spurlos an ihr vorbeigegangen.
»Sie können mir alles anvertrauen. Ich habe immer ein offenes Ohr für Ihre Probleme«, erklärte er herzlich, doch seine warmen Worte klangen wie eine Drohung in ihren Ohren. »Als Schauspielerin sind Sie doch sicher oft sehr einsam.«
»Eigentlich nicht.« Camilla wußte nicht, wie sie sich Kai gegenüber verhalten sollte. »Meine Mutter begleitet mich fast immer«, erklärte sie vorsichtig.
»Aber Freunde? Haben Sie Freunde?«
»Ein paar Jugendfreunde, aber die habe ich lange nicht mehr gesehen. Es fällt eben schwer, Kontakte zu pflegen, wenn man soviel unterwegs ist.«
»Fehlt Ihnen nicht manchmal jemand, dem Sie Ihr Herz aussschütten können. Jemand, mit dem Sie Erfolge und manchmal auch vernichtend Kritiken teilen können?« forschte Kai ungewöhnlich feinfühlig weiter. Der Ausdruck in seinen Augen war jetzt unglaublich zärtlich. Noch nie zuvor hatte ein Mann Camilla so angeschaut. Ein Schauer rann ihr über den Rücken.
»Manchmal schon. Aber warum fragen Sie?«
»Weil ich dieser Freund sein möchte.« Er lächelte sie mit seinen vollen Lippen gewinnend an. »Darf ich?«
»Aber wir kennen uns doch kaum«, wagte sie einen leisen Einspruch, was für ein widersprüchlicher Mann, dachte sie bei sich.
»Wir können uns kennenlernen. Denken Sie doch daran, wie allein Sie in der nächsten Zeit sein werden. Die Genesung wird Wochen, wenn nicht Monate in Anspruch nehmen, in denen Sie nicht arbeiten können. Was für eine Gelegenheit, um Freundschaft zu schließen!«
Dem konnte Camilla nichts entgegensetzen. Abgesehen von dem kurzen Moment, in dem sie sich von ihm auf subtile Art und Weise bedroht gefühlt hatte, war ihr seine Gegenwart recht angenehm. Er schien kultiviert und gebildet und verstand es, ihr die Zeit zu vertreiben. Meine lebhafte Phantasie hat mir sicher nur einen Streich gespielt, beruhigte sich Camilla in Gedanken und lächelte СКАЧАТЬ