Название: Die Geschichte eines hässlichen Mädchens
Автор: Charlotte Peter
Издательство: Bookwire
Жанр: Общая психология
isbn: 9783907301036
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Schönheit ist ein Milliardengeschäft, Schönheit und Geld können bei einer Frau wie Gabriela manche kleine Mängel überstrahlen. Die Glamourfrau schaffte nie einen Schulabschluss, hat nie einen Beruf ausgeübt, brauchte weder sie noch die Annabelle- Frauen. Ihre Ehe mit einem deutschen Baron erwies sich als Irrtum, Kinder hatte sie keine und eine gute Hausfrau war sie schon gar nicht. In ihrer Villa herrschte Chaos, Bücher und Fotos lagen überall herum, das Silberbesteck bewahrte sie in Schuhschachteln auf und neue Kleider packte sie manchmal gar nicht aus. Unordnung störte sie nicht, Unordnung konnte sie sich wie vieles andere leicht leisten. Vielleicht genoss sie das Durcheinander von schön und hässlich, kostbar und banal, sah darin das Markenzeichen eines ganz besonderen Wesens. Entschuldigt für die Unordnung hat sie sich jeweils mit lässiger Fröhlichkeit zum Beispiel: «Der Mann, der aufzuräumen versprochen hat, ist momentan beim Golfen in Südafrika, da muss ich eben warten.» (Mir krabbelte es in den Fingern, ich hätte die chicen Blusen gerne selbst in den Spiegelschrank gehängt, doch das wäre wohl schlecht angekommen.)
Kennengelernt habe ich Gabriela an einer Vernissage, wo sie eigene, recht originelle Fotos zeigte. Sie hatte beim Spazieren auf Grossveranstaltungen ihre Kamera laufen lassen, später aus vielen tausend Bildern die interessanten und attraktivsten ausgesucht und zu einer Schau zusammengestellt. Das Resultat war ungewohnt, ebenso die Organisation. Um den Besuchern den Kunstgenuss zu versüssen, gab es Schokoladentorte, es waren Vertreter weltbekannter Galerien und Museen eingeladen, die natürlich nicht kamen, es fehlten die Informationen und bald auch die Drinks, mir aber dämmerte ein Problem. Hier ist kein Profi am Werk, sondern jemand, von dem nicht viel verlangt wird, den die Banalitäten des Alltags kaum kümmern (Die Ausstellung war dank guter Beziehungen zustande gekommen und blieb die einzige).
Gabriela war ein Paradiesvogel, ein Mädchen, das alles hat, dem alle Türen offen stehen, das stets ein Champagnerglas hoch über der Erde schwebt, ein Schmetterling, der von einem Honigtopf zum nächsten flattert, von der Jugend in einer prächtigen Jugendstilvilla entschwebte sie bald in die Arme eines noblen Herrn. Dass die Ehe nicht von Dauer war, belastete sie kaum. Es warteten schliesslich viele andere verlockende Möglichkeiten, zum Beispiel das Reisen und auf Reisen traf ich Gabi bald öfters, so in Ecuador, Peru, Venezuela, Osttibet, der Mongolei und in der Volksrepublik Korea.
Schwierige Reisen führe ich gern, nicht zuletzt, weil man unterwegs immer wieder neue und oft ganz ungewöhnliche Leute trifft, zum Beispiel Gabriela. Sie war an allem interessiert, oft enthusiastisch, sprach in Südamerika fliessend Spanisch und setzte sich in der Mongolei frohgemut auf ein Pferd. Sie hätte der Darling jeder Gruppe sein können, doch sie war zu hübsch und zu reich. Man belächelte ihre Einkaufsfreude – fünf Panamahüte in Ecuador und mehr als ein Dutzend Kaschmirpullis in der Mongolei, zwei Hängematten in Venezuela, Mengen von Seide und Jade in China. Es sah für Sparsame nach Verschwendung oder gar nach Angeberei aus. Ich habe das anders gesehen, die verwöhnte Gabi spielte mit den schönen Dingen, freute sich, wenn ein goldfarbener Schal mit ihren kupferroten Haaren harmonierte oder wenn ein resedagrüner Pulli ihre grünen Augen noch heller strahlen liess und sie machte sich einen Spass draus, verschiedene Hüte auf ihre Wirkung zu testen. Eine finanzielle Bremse aber gab es für sie nicht. Nein, ich war nie neidisch, auch nicht am Airport von Ulan Bator, wo ich kurz vor dem Abflug einen schwarzen Kaschmirpullover entdeckte. Ich hätte ihn gut brauchen können, doch er gefiel auch Gabriela und so verzichtete ich. (Freundschaften sind für mich wichtiger als Klamotten.) Dann die Überraschung: eine Woche später erhielt ich in Zürich ein kleines Paket mit einem Brief: «Liebe Charlotte, der schwarze Pulli ist mir zu eng, du kannst ihn gerne haben.»
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