Sophienlust 312 – Familienroman. Bettina Clausen
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Название: Sophienlust 312 – Familienroman

Автор: Bettina Clausen

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Sophienlust

isbn: 9783740965044

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СКАЧАТЬ von Wellentin-Schoenecker, den alle nur Nick nannten, suchte seinen Halbbruder Henrik. Er fand ihn schließlich im Eisenbahnzimmer und trieb ihn zur Eile an.

      »Wir haben Mutti versprochen, zum Abendessen zu Hause zu sein. Also, komm schon!«

      Henrik – viel jünger als Nick – hatte keine Lust, nach Gut Schoeneich zurückzuradeln. »Können wir nicht hier übernachten?«

      »Dann hätten wir Mutti und Vati vorher Bescheid sagen müssen.«

      »Wir könnten doch zu Hause anrufen?«

      Nick schüttelte den Kopf. »Das geht nicht. Erstens haben wir unsere Schulsachen nicht dabei, und die brauchen wir morgen früh. Zweitens sind wir nicht für die Schule angezogen. Oder willst du morgen in Turnhose und T-Shirt zur Schule fahren?«

      »Mir wäre das egal.«

      »Das kann ich mir vorstellen.« Nick gab seinem Halbbruder einen gut gemeinten Rippenstoß. »Also, komm schon, bevor’s Ärger gibt.«

      Chris Schubert saß auf den Treppenstufen vor dem Herrenhaus. »Bis morgen, Chris«, rief Henrik, bevor er auf sein Fahrrad stieg. Henrik und Chris besuchten als einzige die Volksschule in Wildmoos. Alle anderen Kinder gingen schon auf das Maibacher Gymnasium.

      Während Chris den beiden Brüdern nachschaute, dachte er daran, dass dieses ganze Kinderheim mit seinem großen Park, mit den Pferden und Weiden Nick gehörte. Das hatte Henrik erzählt.

      Ob er gelogen hatte? Kaum, denn die anderen, die zugehört hatten, hatten zu allem genickt. Chris überlegte, ob man sich wie ein König fühlte, wenn einem das alles gehörte? Aber Nick benahm sich ganz normal. Er gab auch nicht an.

      »He, träumst du?«

      Chris drehte sich um. Vor ihm stand ein Junge, der zwei oder drei Jahre älter war als er – Fabian. Er sagte: »Es gibt Abendessen.«

      »Ich habe keinen Hunger.«

      »Du musst trotzdem in den Speisesaal kommen.«

      »Warum?«

      »Weil das nun einmal bei uns so üblich ist. Wenn du nicht kommst, gibt’s bloß Ärger.«

      Trotzig schob Chris sein Kinn nach vorn. »Dann soll’s eben Ärger geben.«

      Das verstand Fabian nicht. »Du kannst dich doch wenigstens in den Speisesaal setzen. Wenn du dann wirklich nichts isst, ist es halb so schlimm.«

      »Nein.«

      »Nun komm schon«, drängte Fabian. »Ich will dir doch bloß helfen.«

      »Ich will nicht, dass mir jemand hilft.«

      »Du bist wirklich komisch.« Fabian war ratlos. Einen Moment blieb er noch neben Chris stehen, dann zuckte er mit den Schultern und ging ins Haus.

      Beim Austeilen des Essens durfte jeden Tag ein anderes Kind helfen. An diesem Sonntag war Irmela, das älteste Mädchen unter den Kindern, an der Reihe.

      »Der Neue fehlt«, sagte sie zu Schwester Regine. »Soll ich ihn suchen?«

      »Ich mache das selbst.« Schwester Regine gab Irmela die Suppenschüssel und verließ den Speisesaal.

      Sie fand Chris vor dem Haus. »Hast du keinen Hunger?«

      Der Junge schüttelte den Kopf.

      »Ins Haus kommen musst du trotzdem.« Schwester Regine nahm Chris einfach bei der Hand.

      »Ich will aber nichts essen.«

      »Du brauchst nichts zu essen, wenn du keinen Hunger hast. Niemand zwingt dich dazu.« Die Kinderschwester brachte Chris in den Speisesaal. Dann beachtete sie ihn nicht weiter. Sie wusste, jeder Zwang war hier fehl am Platze, würde den Jungen nur noch störrischer machen. Wenn er Hunger hat, dann isst er auch, dachte Schwester Regine, und sie behielt recht.

      Chris sah die anderen Kinder essen. Noch dazu Sachen, die so gut aussahen. Er schluckte, überlegte: Wem hatte er gesagt, dass er nichts essen wolle? Eigentlich doch nur Fabian und der Kinderschwester. Er schielte zu Fabian hinüber. Der sah ihn nicht. Und die Kinderschwester war jetzt gar nicht da. So griff er nach seinem Löffel. Mit gesenktem Blick begann er zu essen. Hastig und hungrig.

      *

      »Noch einen Kaffee?«, fragte Robert Schubert.

      »Nein, danke, Robert.« Sandra Kranz schaute auf die große Uhr an der Wand des Steakhauses. »Ich muss zurück ins Büro. Meine Mittagszeit habe ich ohnehin schon überzogen. Aber es war schön, dich zu sehen, Robert.« Sie berührte seine Hand, die auf dem Tisch lag.

      Robert hielt ihre Finger fest. »Wann sehen wir uns wieder?«

      Sandra überlegte. Dabei schaute sie zum Fenster hinaus, ohne zu sehen, was dort geschah.

      Ihre kurze Bubikopffrisur ließ sie jünger als fünfunddreißig erscheinen. »Wie sehen deine Pläne fürs Wochenende aus?«

      Robert lachte kurz. »Ich habe keine. Meine amerikanischen Kollegen hören freitags am frühen Nachmittag auf zu arbeiten. Ab drei Uhr sind sämtliche Büros verwaist, die Computer stehen still.«

      Robert Schubert war Maschinenbau-Ingenieur und von seinem deutschen Arbeitgeber für vier Monate zu einer amerikanischen Schwesterfirma versetzt worden. Genauer gesagt, er hatte um die Versetzung gebeten, um Sandra Kranz wiedersehen zu können. Vor einem Jahr hatte er sie in Deutschland kennen gelernt. Zufällig.

      Sandra sagte: »Dann schlage ich vor, wir treffen uns am Freitagabend. Ich höre um vier auf zu arbeiten.« Sie sprach Deutsch mit einem leichten amerikanischen Akzent. Das war kein Wunder nach einem Aufenthalt von fast zwanzig Jahren in Amerika. Sie hatte vor fünfzehn Jahren in Deutschland geheiratet und war ein Jahr später mit ihrem Mann in die Vereinigten Staaten ausgewandert. Zwei Jahre nach dem Tod ihres Mannes hatte sie zum ersten Mal wieder Deutschland besucht und dabei Robert Schubert kennen gelernt. Jetzt war Robert in Kalifornien, und sie sprachen über eine gemeinsame Zukunft. Sandra konnte das noch immer nicht ganz glauben.

      Robert nahm die Rechnung. Sandra und er standen auf. Die Kasse war neben dem Ausgang. Dort bezahlte er.

      Sonnenschein empfing die beiden, als sie aus dem luftgekühlten Lokal traten. Sandras Büro war ganz in der Nähe.

      »Ich gehe zu Fuß«, sagte sie und reichte Robert die Hand. »Bis morgen Abend, Robert.«

      »Bis morgen! Ich freue mich schon.« Er küsste sie auf die Wange. Dann ging er zu dem Parkhaus, in dem sein Wagen stand. Der Wagen, den die amerikanische Firma ihm zur Verfügung gestellt hatte.

      Robert fuhr zurück zum Bürohaus der Company. Eigentlich hatte er um den Aufenthalt in Kalifornien gebeten, um Sandra wiedersehen zu können. Doch jetzt machte ihm die Arbeit selbst Spaß. Er frischte sein Englisch auf und lernte in seinem Fach eine Menge dazu. Außerdem verfolgte er seinen Plan. Er wollte Sandra bitten, ihn zu heiraten und mit ihm nach Deutschland zurückzukehren. Darüber gesprochen hatten sie schon. Sandra war auch nicht abgeneigt, aber sie war der Meinung, sie würden einander noch zu wenig kennen. Also lernten sie sich jetzt besser kennen.

      Als Robert am Freitagabend СКАЧАТЬ